Hallo, hier ist die Neue! Einige von euch haben mich nach meiner Vorstellung hier gefragt was die Cockerwut (engl. Cockerrage-Sydrom) ist, da sie nie davon gehört haben. Nun ja, ich will´s mit meinen Worten erklären. Wer nähere Info´s will muss sich über´s Internet schlau machen. Cockerwut (kommt auch bei anderen Hunderassen vor - heißt nur so weil in den 70er Jahren viele Cocker gezüchtet wurden und vor allem die Roten betroffen waren - man vermutet auch, dass es was mit dem roten Pigment zu tun hatte) ist ein Anfall in dem der Hund ohne jegliche Vorwarnung Menschen oder auch Tiere attackiert und meist auch sehr verletzt. Die Heftigkeit und Form dieser Attacken sind nicht immer gleich, ich glaube dass es deshalb auch sehr schwierig ist zu diagnostizieren und event. zu behandeln (ist aber angeblich unheilbar). Es gibt Hunde mit Cockerwut die z.B. wenn es dunkel wird zur "Bestie" werden, andere zerstören Inventar, da gäbe es so viele verschiedene Formen zu erklären. Mein Hund hat bisher "nur" auf 3 verschiedene Situationen diese Attacken gezeigt. Wenn sein Streßpegel zu hoch ist entlädt sich das blitzartig in einer Wutattacke. Wenn er sich erschrickt, und wenn man seine Hand in Richtung seines Kopfes bewegt. Dann wird er ohne Vorwarnung ein reißendes Tier und beißt richtig heftig zu. Es fließt auch Blut, wenn er zubeißt. Typisch für die Cockerwut ist, dass diese Tiere nach so einer Attacke nicht zu wissen scheinen was gerade eben passiert ist. Es ist wirklich wie ein Black Out, der Hund ist während so eines Anfalls nicht er selbst, ist als ob er abwesend ist. Meist bekommen diese Hunde auch vorher einen starren, gläserenen Blick. Nur wenn man es sieht ist es meist schon zu spät. Diese Hunde können nach so einem Anfall wieder die tollsten Schmuser sein. Meinen Hund scheint die Situation die nach einer Attacke herrscht zu verunsichern und er verkriecht sich für Stunden. Ich bin hier im Forum auf "bullitesse" gestoßen, die Art wie ihr Hund austickt kenn ich. Nur geht mein Hund bisher "nur" auf Menschen los. Leider herrscht scheinbar bis Dato viel zu wenig Intersse von Seiten der Medizin, deshalb ist diese Krankheit relativ unerforscht und es ist nicht klar ob die Hunde einen Gehirnfehler (Anomalie?, Zuchtfehler?Gendefekt?) haben oder die Verstoffwechselung nicht funktioniert. Man liest auch von Serotoninmangel. Ich versuche also meinen Hund so gut wie möglich streßfrei zu halten, vorsorglich zu agieren damit er niemanden verletzt. Und ich habe mir von "bullitesse" die Kohlehydratgabe bei der Ernährung abgeschaut. Wenn´s nicht hilft, schadet es auch nicht. Dennoch wird er immer gefährlich bleiben, das darf man nicht vergessen, auch wenn er mal über längere Zeit ruhig bleibt. Ich habe keine Kinder mehr im Haus, aber wenn Kinder da wären müsste Niko eingeschläfert werden, denn das Risiko wäre mir eindeutig zu hoch.
Bitte sehen Sie nicht jeden Hund der aggresiv ist als Cockerwut-Hund an! Viele Hunde sind aus anderen Gründen aggresiv, sei es falsche Haltung oder Dominanzverhalten.
Ich habe versucht kurz die Cockerwut zu beschreiben, aber dieses Thema ist sooooooooo komplex. Bei mir hat es ein dreiviertel Jahr gedauert, bis die Diagnose feststand.
Zitat von Niko2208 Mein Hund hat bisher "nur" auf 3 verschiedene Situationen diese Attacken gezeigt. Wenn sein Streßpegel zu hoch ist entlädt sich das blitzartig in einer Wutattacke. Wenn er sich erschrickt, und wenn man seine Hand in Richtung seines Kopfes bewegt. Dann wird er ohne Vorwarnung ein reißendes Tier und beißt richtig heftig zu. Es fließt auch Blut, wenn er zubeißt.
Grüße,
das spricht aber eigentlich nicht für das Verhalten bei der sogenannten "Cockerwut" sondern für ein Verhaltensproblem.
Bei den Beißattacken durch "Cockerwut" gibt es eben keinerlei auslöser, sondern oft genug geschieht es aus dem liegen oder schlafen heraus, dass die Hunde durchdrehen.
Oft genug ist es so, dass die Bezeichnung gerne dafür Herhalten muß, wenn Besitzer selber nicht die Probleme sehen. Auch Tierärzte sind dann gerne schnell dabei es auf "Cokerwut" zu schieben.
Deswegen mal die Frage: hat sich ein vernünftiger Trainer euren Hund angeschaut? Ist gesundheitlich alles durchgecheckt worden? CT gemacht worden? Wo stammt der Hund her? Wie aufgewachsen? Falls mit Stammbaum welche Zuchtlinien? (Epilepsie ist bei Cockern stark vertreten, da ein früherer sehr begehrter und oft eingesetzter Deckrüde, wie später rauskam, Epilepsie vererbt hat)
Meine Mutter hat früher jahrelang Cocker Spaniel gezüchtet, deswegen kenne ich mich bei dem Thema ganz gut aus
lg
sabine
****Jeder bekommt genau den Hund, der ihn zu der Zeit in seinem Leben weiter bringt****
Diese Krankheit ist sehr komplex, dass weiß ich. Ich habe in den letzten 9 Monaten einen Marathon hinter mir. Verhaltenstherapeuthen, Verhaltensmediziner, TÄ etc. Ich würde mich freuen, wenn es "nur" ein Verhaltensproblem wäre. Und ich habe in meinem Beitrag davor gewarnt alle verhaltensauffälligen Hunde der Cockerwut zuzuschreiben! Du sagst: Bei den Beißattacken durch "Cockerwut" gibt es eben keinerlei auslöser, sondern oft genug geschieht es aus dem liegen oder schlafen heraus, dass die Hunde durchdrehen. Ich sage:Sehr wohl gibt es Auslöser, nur werden die nicht immer gesehen! Mein Hund würde auch aus dem Schlaf heraus zubeißen, wenn er sich erschrickt Z.B (hatten wir auch schon) Aber das ist nur meine Meinung. Glaubt irgendjemand hier, das man so einfach sagt der Hund hat die Cockerwut wenn man sich nicht wirklich sicher ist? Man tritt da wie man sieht etwas los. Es wird einem das Urteilsvermögen von Ärzten und Therapeuten streitg gemacht. Ich hätte lieber einen Hund, der "nur" Verhaltensauffällig wäre, daran könnte ich gezielt arbeiten. Mein Hund ist aus einer kleine Zucht in Ungarn, mit Stammbaum (kann ich gerne mal einstellen in den nächsten Tagen)
Danke für die Ausführliche Erklärung! Ich habe wirklich noch nie von dieser Krankheit gehört! Ich kann sehr gut verstehen, was dies für Euch bedeuten muss! Aber wenn man weiß, dass der Hund ja nichts dafür kann ist, es leichter zu ertragen, oder?
Zitat von maliAber wenn man weiß, dass der Hund ja nichts dafür kann ist, es leichter zu ertragen, oder?
Das kann ich mir jetzt nicht so vorstellen. Die Hunde können ja auch bei Verhaltensauffälligkeiten oft nichts dafür, dass sie sind wie sie sind. Ich stelle es mir eher schwierig vor, zu wissen, dass mein Hund so eine Krankheit hätte, die nicht heilbar ist und man keine Chance hat das durch Training oder Verhaltenstherapie oder sonstiges zu ändern. Kann man da eigendlich was machen?
Keiner zweifelt an Deinem Urteilsvermögen, ganz bestimmt nicht. Aber wir kennen Dich eben nicht und wir sind neugierig . Deshalb stellen wir natürlich auch erstmal Fragen Ich kann mir gut vorstellen welche Belastung das sein kann - vor Allem muss man sich vermutlich von vielen Leuten anhören, man hätte den Hund einfach nur nicht erzogen. Das geht ja vielen von uns hier auch schon so. Mein Hund Lumpi ist sehr skeptisch Fremden gegenüber und andere Hunde mag er meistens eher nicht. Ich musste mir wer weiß wie oft anhören, das läge einfach an der "Erziehung". Aber dass ein Verhaltensproblem, das aufgrund fehlender Erfahrungen in der Welpenzeit und sehr schlechter Haltung im Anschluß nicht mit jedem "einfachen" Erziehungsproblem zu vergleichen ist, will eben keiner wissen. Wenn dann noch eine solche Erkrankung vorliegt, muss es doppelt schwer sein. Vor Allem, weil diese Krankheit im Normalfall keiner kennt. Ich finde Deine Ausführungen sehr interessant, weil ich davon auch nur sehr wenig gehört habe.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Ja, endlich zu wissen was los ist war wichtig für mich. Weil du ja an dir zweifelst und dich frägst was du falsch machst, dass dein Hund so ist. Mal schauen was die Zeit so bringt.... ein Bisschen Angst hab ich schon. Aber in diesem Forum gibt es genügend Leute die mit ihrem Hunden vieles erlebt haben. Das gibt Mut. Liebe Grüße, Sabine
Zitat Aber dass ein Verhaltensproblem, das aufgrund fehlender Erfahrungen in der Welpenzeit und sehr schlechter Haltung im Anschluß nicht mit jedem "einfachen" Erziehungsproblem zu vergleichen ist, will eben keiner wissen.
Das Problem hatte ich zusätzlich. Niko war ein "Einzelkind" und die Hündin ist ihm nicht Herr geworden. Deshalb habe ich ja 2 Problemseiten. Die eine mit dem Dominanzverhalten und Aggressionen (konnte in den Griff bekommen werden) und die andere mit der Cockerwut. Deshalb war es auch sooooooo schwer das zu analysieren. Mit einer Verhaltensmedizinerin ist uns das aber dann letztendlich gelungen. Durch Auflistung und Tagebuch führen. LG Sabine
Hallo Sabine! Oh Mann, ich kann Euch sooo gut verstehen! Mein erster Hund hatte chronische Borreliose. Die Toxine gingen bei ihm leider ins Gehirnwasser. Wir wußten jahrelang nichts von der Krankheit, dokterten an seinem Verhalten rum, ohne zu ahnen daß es ein gesundheitliches Problem war. Ich konnte den Hund frei laufen lassen, denn er hörte perfekt und ich konnte ihn verdammt gut lesen, aber im letzten halben Jahr seines Lebens, standen wir zunehmend hilflos und überfragt da. Er konnte kaum noch laufen, erkannte immer öfter Familienmitglieder nicht mehr, bekam dann einen ganz merkwürdigen Blick und schnappte zu. Er konnte Situationen oft nicht mehr einordnen, z.B. wenn er hinter dem Esstisch lag und es stand jemand auf, um sich aus der Küche noch was zu holen. Dann sah er nur Beine, wußte damit offenbar nichts anzufangen und knurrte und schnappte um sich. Wenn man ihn dann laut ansprach, war es fast, als würde man ihn aufwecken: er guckte noch verwirrter, schüttelte sich und dann war es, als wäre ein Schalter umgelegt und man hatte wieder einen ganz normalen Hund vor sich. Da wir ihm alle medizinische Hilfe zukommen ließen, die möglich war unn es trotzdem keine Hoffnung auf Verbesserung gab, mußte ich ihn leider einschläfern lassen. Alles andere wäre fahrlässig gewesen im Hinblick auf meine Kinder.
Du hast mein vollstes Mitgefühl, denn einfach ist es wahrhaftig nicht, mit einem solchen Hund, ohne Hoffnung auf Gesundung zu leben!
~~~Nach manchen Gesprächen mit Menschen hat man den Wunsch einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzulächeln und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen! (Maxim Gorki)~~~
Zitat von maliAber wenn man weiß, dass der Hund ja nichts dafür kann ist, es leichter zu ertragen, oder?
Das kann ich mir jetzt nicht so vorstellen. Die Hunde können ja auch bei Verhaltensauffälligkeiten oft nichts dafür, dass sie sind wie sie sind. Ich stelle es mir eher schwierig vor, zu wissen, dass mein Hund so eine Krankheit hätte, die nicht heilbar ist und man keine Chance hat das durch Training oder Verhaltenstherapie oder sonstiges zu ändern. Kann man da eigendlich was machen?
Ich meinte das auch eher in die Richtung, dass man nun weiß, was mit dem Hund los ist und warum er so reagiert und sich nicht andauert die Frage stellen muss: Was hab ich Falsch gemacht bzw. ist Falsch gelaufen, dass so ein Verhalten bei meinem Hund auftaucht. In diesem Fall denke ich schon, dass eine Erklärung für das Verhalten erleichternd wirkt.
Danke für deine lieben Worte! Ich habe beim Recherchieren von Hunden gelesen, die durchaus älter wurden. Heilen kann man es nicht, aber vielleicht ist durch Vorsorge etwas zu erreichen. Was kommt wissen wir nicht ... wenn diese Hunde älter werden sollen sich diese Anfälle häufen. Mal sehen was kommt und jeden "normalen" Tag mit NIKO genießen.
Zitat von maliAber wenn man weiß, dass der Hund ja nichts dafür kann ist, es leichter zu ertragen, oder?
Das kann ich mir jetzt nicht so vorstellen. Die Hunde können ja auch bei Verhaltensauffälligkeiten oft nichts dafür, dass sie sind wie sie sind. Ich stelle es mir eher schwierig vor, zu wissen, dass mein Hund so eine Krankheit hätte, die nicht heilbar ist und man keine Chance hat das durch Training oder Verhaltenstherapie oder sonstiges zu ändern. Kann man da eigendlich was machen?
Ich meinte das auch eher in die Richtung, dass man nun weiß, was mit dem Hund los ist und warum er so reagiert und sich nicht andauert die Frage stellen muss: Was hab ich Falsch gemacht bzw. ist Falsch gelaufen, dass so ein Verhalten bei meinem Hund auftaucht. In diesem Fall denke ich schon, dass eine Erklärung für das Verhalten erleichternd wirkt.