Ich lerne ja gerade bezüglich Hundebegegnungen dazu. Nun geht mir eine Frage durch den Kopf. Was ist für den Hund artgerechter, besser, sinnvoller: Hundekontakte oder ein hündisches Rudel daheim. Hier sind ja viele die mehr als einen Hund halten. Auch wir denken darüber nach, wenn Finja an der Leine und bei Hundebegegnungen etwas besser handhabbar ist.
Ich möchte negative Hundekontakte für Finja meiden. Nun scheint das Freispiel in der Hundeschule unnatürlich zu sein und bedeutet für die Hunde Stress. Ein positiver Kontakt ist schon das gemeinsame Schnüffeln auf einer Wiese - richtig (klar, es gibt mehrere Meinungen, ich versuche nur die hier gelesene Ansicht wiederzugeben)? Mir leuchtet das auch ein. Ich habe noch nie erwachsene Wölfe so richtig spielen gesehen, das machen nur die Jungen. Ist sicherlich auch rasseabhängig.
Nun stelle ich mir die Frage, was für Finja gut wäre. Gemeinsames Schnüffeln auf der Wiese mit einem friedlichen Hund. Vielleicht auch ein kurzes Spiel?
Wie sieht es mit einem Zweithund aus? Es heißt in vielen Hundebüchern, dass Hunde Kontakt zu Artgenossen brauchen und ein Zweithund diese nicht ersetzen kann. Wobei sich wieder die Frage stellt, ab wann ist ein Rudel ein Rudel...? Sind zwei Hunde (plus Zweibeiner) ein Rudel?
weiß mit pubertierendem durchgeknalltem Mali mit Schäferhund-Exterieur, was Geduld heißt und hütet den wohl tollpatschigsten und knuffeligsten Holländer seit es Herder gibt
Meiner Meinung nach kann man das nicht eindeutig beantworten. Es gibt Hunde, die kommen mit jedem klar, welche, die nur mit einigen wenigen können und andere, die auf Artgenossenkontakte verzichten können. Dann wieder gibt es die, die draussen andere Hunde toll finden, aber auf gar keinen Fall die Zuwendung zuhause teilen wollen. Das muss man immer individuell entscheiden, ich würde aber immer mit einem Zweithund warten, bis der erste einigermaßen unproblematisch ist, sonst hast Du eventuell zwei "Problemhunde", die sich vielleicht auch noch gegenseitig anstacheln.
Ich habe den nächsten immer erst geholt, wenn der erste ohne Probleme frei laufen und auch mal alleine bleiben konnte. Die meisten Spaziergänge in der ersten Zeit habe ich mit dem Neuzugang alleine gemacht, und wenn zu zweit, dann konnte ich mich auf den Neuen konzentrieren, wiel der erste zuverlässig war.
Denn zwei Leinenpöbler von der Größe sind fast nicht zu händeln, und leider schauen sie sich meist die schlechten Sachen von einander ab.
Ich spreche nur für mich ; meine Hunde sind kein Rudel, sondern eine Lebensgemeinschaft, die ich ihnen aufgezwungen habe.
Ein Rudel besteht aus Familienmitgliedern; einige Kinder bleiben im Rudel und steigern sich dort im Rang, andere wandern ab (Und werden Einzelgänger, oder gründen ein neues Rudel...was sich dann ebenfalls durch spätere Familienmitglieder ergänzt). Tatsache ist aber, die Hunde (Wölfe, oder was auch immer für eine Tierart man zum Vergleich heranzieht) entscheiden selbst wo sie bleiben.
Das konnte meine Hunde nicht, die mussten sich hier bei mir und mit mir zusammen raufen, weil ich das so bestimmt habe. Wenn Charly die Wahl gehabt hätte, wäre Paula niemals hier. Und ebenfalls hätte sie eher kein Problem, wenn er ausziehen würde. Ich hab also zwei Einzelhunde, die sich ganz gut ergänzen.
Einig sind sie sich allerdings, wenn ein Gasthund hier ist; der hat hier nur Gastrecht, weil ich das bestimme. Würden meine Hunde bestimmen, wäre er schnellstens weg hier.
Die Entscheidung zum Zweithund sehe ich genauso wie Hanne; es ist eine ganz individuelle Sache. Und nicht jeder Hund profitiert automtisch von einem Zweithund. Im günstigsten Fall kennt man den potenziellen Zweithund schon gut, und kann ungefähr einschätzen was draus wird. Ansonsten kann man eh nur "learning by doing" betreiben; bei einigen muß man regeln und eingreifen, bei anderen ist das ein Selbstgänger zwischen den Hunden.
Zu "die gucken sich alles voneinander ab" finde ich -in deinem Fall- bedenkenswert; du hast nämlich im schlimmsten Fall zwei Hunde an Schleppleinen, weil sie sonst gemeinsam hinter Hasen herjagen (und jagen ist zu zweit noch viiieel toller!). Und AJT ist mit zwei Hunden echt nicht einfach; Einzeltraining muß man massenhaft einplanen (ich bin jedenfalls sehr froh, das ich meinen "alten Jäger" da sehr routiniert im Griff habe, sonst wäre das hier wiklich ganz, ganz blöd)
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Ich möchte jetzt gar nicht darüber diskutieren, wann der beste Zeitpunkt wäre und ob ein Zweithund sinnvoll ist. Wenn wir uns für einen Zweithund entscheiden sollten, dann später. Wir warten ohnehin noch, denn jetzt wäre es zu stressig.
Ich möchte hingegen versuchen zu verstehen, was/wie Hunde über Artgenossen denken. Wie nimmt ein Hund andere Hunde draußen wahr? Was schätzt ein Hund an einem Rudel? Braucht ein Hund wirklich Kontakt zu Artgenossen? Will er spielen oder ist es ihm wichtig im Rudel zu liegen?
Beispiel der Mensch: Eine (von mehreren) Lebensform ist das Zusammenleben von Mann und Frau plus ggf. eigene Kinder. Es bestehen diverse Kontakte zu anderen Menschen, jedoch ist die Distanz größer als zur "Hausgemeinschaft".... Hunde haben ja schon mal andere "Ansichten", denn Hunde führen keine Partnerschaft.
Was würden sich Hunde wünschen?
Natürlich können das nur Spekulationen sein, aber was ist dran an den Meinungen in den Basis-Hundebüchern ("ein Hund braucht Kontakt zu Artgenossen" und "ein Zweithund kann den Kontakt nicht ersetzen")?
Hintergrund: Ich mache mir halt Gedanken, ob Finja wirklich die Kontakte braucht und wie diese aussehen sollten. Wäre es Tierquälerei, wenn sie keinen Kontakt mehr hätte? Ist Freispiel wirklich Stress?
weiß mit pubertierendem durchgeknalltem Mali mit Schäferhund-Exterieur, was Geduld heißt und hütet den wohl tollpatschigsten und knuffeligsten Holländer seit es Herder gibt
Das kannst Du nur durch genaue Beobachtung Deines Hundes herausfinden. Wie schon gesagt, auch Hunde sind Individualisten, wir können Dir da wenig helfen, weil wir Finja nicht kennen. Es gibt Hunde, die mögen und brauchen (Fremd-)Kontakte und andere können gut darauf verzichten.
Zitat von Nordlicht Hintergrund: Ich mache mir halt Gedanken, ob Finja wirklich die Kontakte braucht und wie diese aussehen sollten. Wäre es Tierquälerei, wenn sie keinen Kontakt mehr hätte? Ist Freispiel wirklich Stress?
Ich denke, du unterscheidest da zwischen schwarz (keine Kontakte) und weiß (kein Spiel). Da fehlen die Zwischentöne. Du wirst Finja nicht von anderen Hunden dauerhaft isolieren wollen. Du möchtest nur, dass sie nicht irgendwelche zufälligen Kontakte hat, sondern zunehmend gute. Vom Kontakt bis zum gemeinsamen Spiel ist es dann noch ein weiter Weg, den beileibe nicht jeder Hund gehen will.
Richy ist z. B. so ein Einzelgänger. Er hat jede Menge Kontakte mittlerweile. Unser Rekord hier liegt bei 36 Hunden in 90 Minuten. Da hat er aber mit keinem anderen Hund gespielt. Es wurde geschnüffelt, markiert, kurz ein gemeinsames Stück gelaufen und dann ging jeder seines Weges. Mehr ist von seiner Seite aus nicht erwünscht.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Zitat von Nordlicht Ich möchte hingegen versuchen zu verstehen, was/wie Hunde über Artgenossen denken. Wie nimmt ein Hund andere Hunde draußen wahr? Was schätzt ein Hund an einem Rudel? Braucht ein Hund wirklich Kontakt zu Artgenossen? Will er spielen oder ist es ihm wichtig im Rudel zu liegen? ?
Frag 20 Hunde, und du wirst 20 verschiedene Antworten bekommen. Diese Fragen kann man einfach nicht allgemeingültig beantworten.
Zitat von Nordlicht Wäre es Tierquälerei, wenn sie keinen Kontakt mehr hätte? Ist Freispiel wirklich Stress?
Unter Tierquälerei verstehe ich schon etwas anderes, als Hundekontakte einzuschränken, egal um welchen Hund es da geht.
Ob es artgerecht ist oder nicht bzw. ob es dem Wesen deines Hundes entgegen kommt, oder nicht...naja,du kennst deinen Hund am besten.
Freispiel ist Stress; aber Stress ist ja nicht immer schlecht. Es sollte nur nicht zuviel auf einmal davon sein. Und da kommt es sicher auch darauf an, mit welchem Hund deine Finja da spielt. Wieviele Eindrücke (positive/nagartive)hatte sie vorher schon zu verarbeiten; auch das beeinflusst ja das Verhalten beim Spiel.
Ich finde Freispiel toll, solange weder ein Hund gemobbt wird -viele sehen das nämlich gar nicht- noch das Spiel in ein bloßes rumprügeln umschlägt. Wobei natürlich auch da jeder Hund anders umgeht.
Mein Rüde findet jegliches Spiel überflüssig. Hundekontakte hat er trotzdem massenhaft. Meine Hündin spielt mit wenigen ausgewählten Hunden (die hat sie sich selbst ausgesucht). Und ich sehe ihr recht deutlich an, ob sie einen Hund nett genug findet, um mit ihm zu spielen. Wird sie ständig bedrängt, nehme ich sie zu mir, und halte dann auch andere Hunde weg von ihr.
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Zitat von stoppel Ich denke, du unterscheidest da zwischen schwarz (keine Kontakte) und weiß (kein Spiel). Da fehlen die Zwischentöne.
Ok, ich hätte deutlich machen sollen, dass diese Frage provokativ gemeint war
Beobachten tue ich, ich werde aus Finja nur noch nicht ganz schlau bzw. mir fällt es schwer daraus etwas abzuleiten. Finja beginnt in der Hundeschule mit ihr bekannten Hunden und bestimmten Charakteren unmittelbar nach deren Zusammentreffen an zu Spielen. Ist das für sie Stress? Woran kann ich das erkennen? Sie fordert auch manche Hunde zum Spiel auf, die Finja dann ignorieren, weil sie grundsätzlich nicht spielen. Es gibt ein paar Hunde, dessen Kontakt sie anscheinend grenzwertig findet. Sie schwankt zwischen freudigem Spiel und "Buckel & Schwanz einziehen" wenn es ihr zu wild und ruppig wird. In der nächsten Sekunde ist der Schwanz wieder oben und sie tobt weiter. Ist dieser Kontakt noch positiv?
Draußen lassen nur wenige Hundebesitzer den Kontakt zur Leinenpöblerin Finja zu. Die wenigen Kontakte waren von Finjas Seite entweder doof (weil sie sich hochgeschaukelt hatte und nix und niemanden sehen wollte) oder gut (wenn es souveräne Hunde waren, die sie runterholen "mach mal langsam, ich tu dir doch nix"). Finja fiept und hat meist eine Bürste. Es beläuft sich dann nur aufs Schnüffeln, sich entfernen, wieder schnüffeln und weiter. Ich denke, mehr möchte Finja in dem Moment auch gar nicht. Sie ist anscheinend unsicher und - die nächsten Tierspuren oder der nächste Vogel ist schon wieder interessanter (oder sind ein Vorwand).
Zitat von Nordlicht Draußen lassen nur wenige Hundebesitzer den Kontakt zur Leinenpöblerin Finja zu. Die wenigen Kontakte waren von Finjas Seite entweder doof (weil sie sich hochgeschaukelt hatte und nix und niemanden sehen wollte) oder gut (wenn es souveräne Hunde waren, die sie runterholen "mach mal langsam, ich tu dir doch nix"). Finja fiept und hat meist eine Bürste. Es beläuft sich dann nur aufs Schnüffeln, sich entfernen, wieder schnüffeln und weiter. Ich denke, mehr möchte Finja in dem Moment auch gar nicht. Sie ist anscheinend unsicher und - die nächsten Tierspuren oder der nächste Vogel ist schon wieder interessanter (oder sind ein Vorwand). Was könnte man daraus ableiten?
Das du unter diesen Umständen sie noch nicht in diesem Moment mit einem anderen Hund zusammen lassen solltest. Besser wäre es, sie kommt so weit, dass ihr auf Distanz andere Hunde ruhig beobachten könnt und dann die Distanz langsam verringert. Am besten geht das natürlich, wenn man sich mit den anderen Haltern absprechen kann.
Genau das, was du beschreibst, ist eine Situation, in der Finja nicht entspannt ist und damit eigentlich überhaupt nicht spielen kann. Aus so einer Situation würde ich sie schnell herausbringen.
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Zitat von stoppel Das du unter diesen Umständen sie noch nicht in diesem Moment mit einem anderen Hund zusammen lassen solltest. Besser wäre es, sie kommt so weit, dass ihr auf Distanz andere Hunde ruhig beobachten könnt und dann die Distanz langsam verringert. Am besten geht das natürlich, wenn man sich mit den anderen Haltern absprechen kann.
Genau das, was du beschreibst, ist eine Situation, in der Finja nicht entspannt ist und damit eigentlich überhaupt nicht spielen kann. Aus so einer Situation würde ich sie schnell herausbringen.
Wie meinst du das? In der Praxis sieht das so aus: Finja ist an der Leine wenn wir einem Hund begegnen und macht meist Theater. Ich gehe dann zügig am anderen Hund vorbei (ob nun mit Clicker und Bogen laufen - egal). Einmal hat der andere Hundebesitzer erkannt, dass Finja nicht aggressiv ist, sondern nur pöbelt. Er hat uns freigestellt, ob wir Finja den Kontakt ermöglichen. Es war Finjas "Lieblingsrasse" (Sennenhund) und der andere Hund wirkte souverän. Wir haben Finja hingelassen, sie schnüfelte aufgeregt, ging auf Abstand, schnüffelte und wir gingen langsam weiter. Aus unserer Sicht ein positiver Kontakt - oder irre ich mich?
Ähnlich der Kontakt zum Nachbarshund. Finja stürmt hin - schnüffelt, für ok befunden. Seitdem ist am Zaun Ruhe. Das ist der einzige Hund, dessen Bellen Finja nicht interessiert.
Oder ist es besser bei Unsicherheit (die sie immer hat) keinerlei Kontakt (auch keinen positiven) zu ermöglichen? Der Kontakt geht aus meiner Sicht von Finja aus - sie wurde von den o.g. Hunden nicht bedrängt. Finja ist - nach Kontakt zu den Besitzern - hingelaufen.
Zitat von Nordlicht Oder ist es besser bei Unsicherheit (die sie immer hat) keinerlei Kontakt (auch keinen positiven) zu ermöglichen? Der Kontakt geht aus meiner Sicht von Finja aus - sie wurde von den o.g. Hunden nicht bedrängt. Finja ist - nach Kontakt zu den Besitzern - hingelaufen.
Tanja, genau das kann dir niemand sagen, ohne deinen Hund dabei zu sehen.
Ich würde eher keinen Kontakt zulassen als sie vermeidbare negative Erfahrungen machen zu lassen. Die Gefahr ist in einem solch aufgeregten Zustand jedenfalls groß. Und ich würde sie nicht zu Hunden lassen, die ich nicht einschätzen kann. Da sind Nachbarhunde ein anderes Thema.
Letztendlich sehe ich es so, weil ich bei meinem Hund die Erfahrung gemacht habe, dass er aus Unsicherheit schnell zum Angriff überging. Finja und eure Situation mag da anders sein.
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Die Frage was für Hund besser ist, wird dir so pauschal niemand bewantworten können.
Es gibt Hunde die es lieben draußen mit jedem anderen Artgenossen zu spielen, in ihren eigenen vier Wänden aber dauerhaft keinen Nebenbuhler dulden würden. Andere sind nur wirklich glücklich, wenn sie einen Artgenossen dauerhaft an ihrer Seite haben.
Naomi z.B. ist eine enorm soziale Hündin, es gibt kaum einen Hund mit dem sie sich nicht versteht. Allerdings ist sie draußen an Artgenossen nicht besonders interessiert. Man kann zusammen spazierengehen, zusammen spielen, aber wirklich interessant findet sie fremde Hunde nicht. Ein Rudelmitglied hingegen ist für sie alles, es wird gespielt, drauf geachtet, dass er nicht verloren geht und im ernstfall wird an seiner Seite gekämpft bzw er mit aller Gewalt verteidigt, wenn er sich selbst nicht wehren kann. Würde ich ihr Spieltreffen draußen verbieten, wäre es ihr egal. Nach Marks Tod jedoch war sie erst wieder happy, als Klein Ekko einzog.
Ich denke, man muß in verschiedene Richtungen trennen.
Hundekontakte sind nicht gleich Freispiel. Leinenpöbelei ist nicht gleich sie mag generell keine anderen Hunde. Hundekontakte sind nicht gleich Hundekontakte.
Fakt ist, daß meine Jungs immer wieder Hundekontakte hatten und haben, egal, ob es anfangs Ben alleine war oder später Seppl und Ben bzw. Ilias, Seppl und Ben oder eben jetzt Athos, Ilias, Seppl und Ben. Fakt ist auch, daß mit Ausnahme von Ilias und auch da ist es selten, nie einer der Jungs im Rahmen zufälliger Begegnungen mit einem Artgenossen, der nicht zu ihnen gehört hätte, gespielt hat. Fakt ist ebenso, daß außer Ilias keiner meiner Hunde unbedingt zu anderen hin will, es mag mal sein, daß man sich beschnüffelt, aber generell sind solche Kontakte nur kurz, danach zieht man seiner Wege, gemeinsam oder eben in unterschiedliche Richtungen. Egal, mit wem wir spazierengehen, es ist dann einfach eine größere Gruppe, die rumläuft und die Welt erkundet, nicht mehr und nicht weniger.
Fakt ist zudem, daß selbst Ben, von dem ich immer glaubte, daß er keine Hundekontakte brauchen würde und schon gar keine Artgenossen an seiner/meiner Seite, mir sehr deutlich zeigt, daß diese meine Annahme nicht stimmt. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, daß wir für unsere Hunde viel tun können, aber trotzdem immer Fremdsprachler, Andersartige, bleiben werden. Wir können ihnen nicht alles geben, was Artgenossen geben können, u.a. sind wir zu schlechte Jäger, rennen viel zu langsam und kuscheln anders als Hunde untereinander. Meine Hunde orientieren sich alle an mir. Aber eben auch aneinander. Seppl konnte anfangs sehr viel cooler bleiben, wenn Ben da war. Ilias liebt seine Kumpels und rennt Ben nur allzu gerne hinterher, während er mit Seppl auf eine Weise spielt wie sie ihm weder ich, noch Seppl ermöglichen konnten. Athos rennt mit Seppl, woraus beide immenses Selbstvertrauen ziehen. Athos kuschelt und rangelt mit Ilias, was den beiden so offensichtlichen Spaß macht, daß ich denke, daß es beiden fehlen würde, hätten sie es nicht. Ben lernte eine Gruppe anzuführen, aber mit Ilias vor allem auch zu spielen. In über zwei Jahren, die er alleine bei mir war und dreien, in denen Ilias nicht da war, war das nicht möglich gewesen.
Von daher sage ich: Wenn die Haltung eines zweiten (oder auch dritten oder vierten) Hundes möglich ist, wäre ich immer dafür. Aber: Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Erstens müssen natürlich die räumlichen Gegebenheiten passen. Ich habe hier eine 150 qm Bauernhofwohnung, in den 70 qm Stadtrandwohnung war Ilias' Einzug ein guter Grund, eine neue Wohnung zu suchen, auf Dauer wäre es, meine ich, dort zu eng geworden. Zweitens muß der Mensch (oder müssen die Menschen) mehrere Hunde auch wirklich führen können. Wenn Du mit einem schon nicht klarkommst und schon nervös bist, wenn ein anderer Hund am Horizont auftaucht, weil Deiner pöbelt, dann wirst Du mit zweien sicher nicht besser klarkommen. Drittens mußt Du immer gucken, ob die Hunde, die Du zusammenpackst, auch zusammenpassen. Bei uns war das mehr Glück als Verstand, denn weder Seppl, noch Ilias wollte ich eigentlich "haben". Trotzdem ging es gut, aber auch deshalb, weil ich eben nie etwas zwang. Seppl war Ben zu Anfang arg suspekt. Ich ließ ihnen aber immer genug Möglichkeiten, Distanz wahren zu können, ich fütterte getrennt, sie hatten Liegeplätze, an denen sie Ruhe fanden und liefen fast nur offline, konnten also immer meiden, wenn sie wollten. Als Ilias dazu kam, lief alles problemlos, weil Ilias sich schlicht einfügte. Trotzdem mußte ich anfangs einige Male deutlich machen, daß Ben ihn nicht mal eben "einnorden" durfte, ich mußte da schon in gewisser Weise "Machtansprüche" erheben und Strukturen klarmachen UND durchsetzen. Das Zusammensein mit Athos testeten wir im Vorwege zwei Tage lang, zudem wußte ich über den Mali sehr viel. Ich hatte vorher ein Angebot aus Ungarn gehabt, als ich damals einen Mali suchte und mich in diesen Kerl schon auch verguckt gehabt. Aber ihn zu holen, ohne ihn vorher mit den anderen zusammenbringen zu können, war mir de fakto zu heikel, und ich kann nur jedem raten, der einen zweiten, dritten oder vierten Hund aufnehmen möchte, den, der bereits da ist (oder die, die bereits da sind) in die Entscheidung einzubeziehen.
Generell halte ich, um auf die Frage des Betreffs zu antworten, deutlich mehr davon, eine Hundegruppe zu haben, die Vertrauen aufbauen und miteinander lernen kann, wobei ich den Begriff "Rudel" irreführend finde, da ein Rudel ein Familienverband und eine biologische Reproduktionsgemeinschaft ist. In der Regel sollen unsere Hunde weder Kinder zusammen haben, noch sind sie miteinander verwandt.
Was ich Dir empfehlen würde, wäre, wegzukommen von diesem aus meiner Sicht unseligen Freispiel als Ideal für Hundekontakte. Ich würde mich an Deiner Stelle lieber mit anderen Haltern, die Du vorher informieren und um bestimmte Verhaltensweisen bitten kannst, zu Spaziergängen verabreden. Lasse Finja lernen, daß man in einer Hundegruppe unterwegs sein kann, ohne spielen oder auf zu engem Raum aufeinanderhängen zu müssen. Daß man meiden kann, wenn man will. Ich glaube, mit dieser Strategie und der Einstellung, Finja nicht auf Biegen und Brechen zum Spielen bringen zu müssen, kommst Du viel besser weiter als mit dieser Hundeschul-Konstellation.
Ein Wort noch zu den Mechanismen des Spiels. Hunde, die Angst haben, können nicht spielen. Es ist nicht möglich. Ein Spiel setzt Vertrauen und einen sicheren Umweltraum voraus. Das sagt nicht irgendjemand, sondern ist das Ergebnis von Studien, die Dorit Feddersen-Petersen im Rahmen eines Seminars zum Thema Spiel aufzeigte.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Danke Barbara für diese Antwort! Die ist auch für mich richtig interessant!
Der einzige Hund, mit dem Mali wirklich spielt ist Moritz, der Hund meiner Eltern! Sonst mit keinem! Er ist zwar freundlich zu anderen, freut sich auch über den ein oder anderen aber richtiges spielen entwickelt sich so gut wie nie! Ich fand das bisher immer ein wenig schade, aber nach deiner Antwort kann ich Mali vielleicht besser verstehen! Er verhält sich bei gemeinsamen Spaziergängen mit anderen HH. genau wie deine Jungs (mit Ausnahme von Ilias): Er läuft mit, schnüffelt und das wars! Andere HH haben mir dann auch mal geraten zu einer "Spielgruppe" zu gehen, die sich einmal in der Woche trifft! Ich wollte das aber nicht, da Mali bei unseren Gassirunden ja Hundekontakt haben kann, wenn er will! Und ich wollte ihn auch nicht auf eine Wiese zu anderen Hunden schicken, so wie ein Kleinkind auf den Spielplatz! Wenn er halt nicht will, dann will er nicht!