hat jemand Erfahrung mit ziemlich impulsiven Hunden wie Betty, die beim Spiel mit Artgenossen solch ein hohes Erregungslevel entwickeln, dass sie meist mittendrin abdüsen und jagen gehen? Die meisten Hunde kommen eh nicht mit, wenn Betty losprescht....ich sag ja: Kugelblitz
Wenn ja: wie geht ihr damit um?
Ich habe mir überlegt, ob es sinnvoll sein könnte, wenn wir sie vor dem Spiel erstmal etwas runter fahren und möglichst entspannt ins Spiel entlassen? Ob wir das überhaupt schaffen ist fraglich, denn wenn unsere impulsive Nudel einen Spielpartner vor der Nase hat, dann wird es vermutlich eher schwer werden, sie noch zu entspannen. Immerhin kann sie inzwischen so lange warten bis ich das "ab" gebe (allerdings nur, wenn sie an der Leine ist....ohne Leine würde sie einfach losflitzen).
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Corazón dreht anfangs völlig auf, ist wie bekloppt, nach ca.1 min geht's dann, sie verliert dann je nach Spielpartner sogar die Lust am Spiel. Leider ist es wahnsinnig schwer die erste Minute zu überstehen. Viele Hunde können das überdrehte nicht ab und treten die Flucht an Mir gelingt es auch nie sie vorher runterzufahren, daß sie nicht über den anderen Hund herfällt (auch ohne zu beißen). Sie ist sehr distanzlos, auch Menschen gegenüber. Viele Hunde können das nicht ab.
Betty findet aufdringeliche Hunde schrecklich, ist extrem empfindlich wenn sie grob werden oder gar bellen während des Spiels, da geht sie dann direkt auf Jagdtour und spielt erst gar nicht. Wenn der Partner passt, spielt oder catcht sie gerne mal, aber zwischendurch geht es dann ab. Wir können sie dann nicht mehr abrufen. Deshalb ist es für uns sehr schwierig, ihr das freie Spiel mit anderen Hunden zu erlauben. Da muss die Umgebung top stimmen, denn sie legt weite Wege zurück.
Steffi...eine Minute kann ja auch lang sein, wenn der Hund dann außer Rand und Band ist, das kann ich mir vorstellen.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Sonora
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06.01.2009 17:14
#4 RE: Runterfahren vor dem Spiel mit Artgenossen?
Was Du hier beschreibst kenne ich zu gut, wir haben sehr lange daran gearbeitet. Bei Kepri zeigte sich folgendes Muster: sie spielte zunächst erstmal "normal", dann schaltete sich der Düsenantrieb dazu, die Augen schwarze Löcher vor Adrenalin, nix ging mehr, alle rieten mir sie einfach laufen zu lassen (meist hatten diese Menschen schnarchnasige Hunde ), ich wollte dies verständlicherweise nicht laufen lassen, zumal Kepri dabei andere Hunde verletzen kann. Ich übte den Spielabbruch, rief sie immer und immer wieder aus verschiedenen Sequenzen des Spiels ab, so wurde erstmal der Abruf zuverlässig, dann achtete ich vermehrt darauf, wann Kepri ihren Turbo anwarf und rief sie dann sofort ab und beendete damit das Spiel für sie, bei mir wurde der Podi mit den schwarzen Augen im Anfangsstadium sofort runtergefahren, sie genoss dies sehr schnell. So bald Kepri wieder ganz bei sich ist, darf sie wieder eine Runde spielen gehen oder wir machen ein ruhiges Suchspiel, je nach Lage.
Hm....ich kann nicht wirklich eine erkennen. Sobald ich "ab" sage, rennt sie los wie eine Rakete, dann noch kurz spielen, wenn der Partner interessant ist und ab geht es in die weite Welt Ich beobachte das ganze nochmal genauer.
Abrufbar ist sie auf keinen Fall mehr nach dem frei geben, wenn ein anderer Hund im Spiel ist, der sie nur ansatzweise interessiert.
Wo hast du denn da angesetzt?
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Bei Corazón gibt's auch nur die Stellung 0 oder 100 (am Anfang). Sie ist nicht fähig ein abgestuftes Verhalten zu zeigen Deswegen reagiert sie sich dann auch in den Übersprungshandlungen an unsicheren Hunden ab.
Sonora
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06.01.2009 17:49
#9 RE: Runterfahren vor dem Spiel mit Artgenossen?
wir konnten anfangs keinem Hund "begegnen", Kepri stand sofort auf den Hinterläufen und ,ich klau mal eben, "töste" so fing es bei uns damit an die Annährung zu üben, immer und immer wieder abrufen, warten bis Kepri ansprechbar wurde, einen Schritt weiter... wir liessen Kepri immer erst langsam und kontrolliert zu anderen Hunden, erst kam eine sehr vorsichtige (auch oft genug abgebrochene) Kontaktaufnahme, dann musste Kepri aber wieder zu uns kommen, musste sitzen, bis sie ruhig war, dann erst entliessen wir sie lapidar mit einem "na dann lauf", lief sie dann wieder tänzelnd, riefen wir sofort ab, knibbelte sie ala Windi, Abbruch, wir hatten und haben sie auch heute noch meist an der Schleppe, ist es für Kepri ein hibbeliger Tag, lasse ich meist keine Spiele zu, dann machen wir Pfeifentraining :
Michael und ich stellen uns in einer Entfernung von gut 100- 200 m auf und lassen Kepri nach einer strengen Regel hin und her düsen, verstecken uns dabei, das schafft sie meist schneller als ein Spiel mit einem Hund, schüttet sie dabei Adrenalin aus, so erlebt sie diesen Kick mit uns und ich kann mir sicher sein, dass sie nicht abdüst.
Neulich habe ich mal den Punkt verpennt, ein Weimi nervte sie ein wenig, schwupps verschwand die Dame ausser Sichtweite im Wald (gleich 2 absolute Tabus!), sie drehte tatsächlich nur eine riesige Runde und kam mit blutendem Ohr nach 2 Min. wieder, auch hier hörte sie nicht auf den absoluten Abbruch.
ja gut, dann muss ich damit weiter machen. An der Leine lassen und abrufen. Wir sind schon einen riesen Schritt weiter gekommen, in dem sie vor dem abdüsen nochmal etwas machen kann wie z. B. mich ansehen oder hinsitzen oder was wir auch verlangen. Das kostet sie aber wahnsinnig viel, sich da zu beherrschen.
Impulskontrollübungen beherrscht sie aber aus dem Stand. Da schlägt sie so manchen Hund. Aber wehe es kommt darauf an....dann ist meist nichts mehr zu machen.
Danke für deine Erläuterung.
Alles auf einmal können wir nicht üben, aber so habe ich dann wenigstens Ansätze sobald wir die momentane Situation stabilisiert haben.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Was für ein interessantes Thema !An dieser Baustelle arbeiten wir auch.
Beide Probleme ,das Aufdrehen bei Hundebegegnungen als auch das Abdriften ,wenn sie eigentlich immer innerhalb sehr kurzer Zeit das Interesse verliert , entweder allein oder zusammen mit dem Spielpartner ,den sie dann womöglich noch zum Mitjagen animiert, haben wir auch .Daher ist bei uns derzeit Schleppleine angesagt .
Das Runterfahren habe ich bislang bei provozierten Begegnungen mit anderen Hunden trainiert , die Juno gut kennt und mit denen sie sich gut verträgt. Erster Sparringspartner war Luzie. Da war anfangs auch freudiges Draufzubrettern und Rempeln angesagt . Luzie gibt keine Widerworte,Juno ist der Chef .Der entsprechende menschliche Partner bekam dann auch gleich eine Portion Zuneigung mit,allerdings sehr viel zurückhaltender.Juno ist Menschen gegenüber eher distanziert .Ihre Bereitschaft,sich von Fremden berühren zu lassen habe ich daher eher immer gefördert . Wir haben beide Juno auf Blickkontakt zum Hundeführer mit C&B trainiert und sind auf lang einsehbaren Wegen aufeinander zumarschiert und aneinander vorbeigegangen , sind umgekehrt und sind nochmal aneinander vorbeigegangen .Nach nochmaligem Umkehren bei der Dritten Begegnung mußte Juno absitzen und durfte dann erst Luzie begrüßen .Da dann die Luft raus ist ,fällt die Begrüßung sehr gesittet aus . Das ganze klappte innerhalb kurzer Zeit- drei,vier Tage - sehr gut.Jetzt übe ich mit fremden befreundeten Hunden . Leider fehlen mir wirklich geeignete Trainingspartner .Es gibt zwar viele befreundete Hunde , leider aber wenig kooperative Hundeführer, die ihren Hund bei Hundbegegnungen im Griff haben und ihn nicht vorzeitig entlassen oder womöglich auf Entfernung auf uns zudonnern lassen .
Was das schnelle Abdriften nach Kontaktaufnahme anbetrifft , habe ich noch keine Lösung gefunden ,in erster Linie weil ich ein Angsthase bin ,der nicht wagt,die Schleppe loszulassen . Ich fürchte ,es würde wie bei Betty kein Halten mehr geben .Ich habe das in unserer Anfangszeit mit ihr erlebt ,weil die sogenannte Hundetrainerin , bei der ich mit Juno damals war ,meinte,ich müsse dem Hund freien Auslauf gewähren . Das war außerordentlich kontraproduktiv ,abgesehen davon ,daß ich bei jedem ihrer Alleingänge aus Angst um sie und was sie womöglich anstellen könnte, mit den Nerven fertig war. Wir üben seit einiger Zeit das Einhalten eines gewissen Radius - frei nach Bloch ein Jahr an der Schleppe ist wie zwölf Jahre an der Schleppe .Genauer gesagt,sie darf mich nicht nach vorn überholen. Insgesamt wirkt das ihrem Vorwärtsdrang und ihrer Impulsivität- auch in Hundebegegnungen - entgegen . Sie ist insgesamt draußen merklich entspannter . Wir sind heute auf diese Weise an stehenden Rehen in weniger als zwanzig Meter Entfernung vorbeigekommen und haben anschließend eine ihrer Feindinnen im Dorf ohne Theater passieren können ,obwohl die mimisch mächtig drohte.Obwohl ich sie einschränke , scheint sie mich mehr zu respektieren und mir mehr zu vertrauen .Ich hoffe ,daß ich so das eigentlich repektlose Abdriften auf lange Sicht in den Griff bekomme .
Liebe Grüße Dorit
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Tu deviens responsable pour toujours de ce que tu as apprivoisé
(Antoine de Saint-Exupéry)
Wie lang sind eure Schleppleinen? Und: schleppen eure Hunde die Leinen mit sich herum, oder haltet ihr sie fest? Ich trainiere mit Bennie schon seit langem an der Schleppleine, traue mich aber immer weniger, ihn springen zu lassen, weil er schon öfter an Ästen oder Baumwurzeln festgehangen hat.
Bärbel
Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück. (Charles Darwin)
ja OK, dann werde ich das Abrufen bei Hundesicht üben (bisher habe ich "nur" daran gearbeitet, dass sie sich vorher noch zusammenreißt und eine Übung machen kann) und das Runter fahren bei Sicht eines Spielpartners. Gute Ideen! Danke euch
@Bärbel: Im Wald bleibt Betty fest an der Schleppe auf übersichtlichem Gebiet, Felder, Wiesen und Co, lasse ich die Schleppe los. Wenn das Gebiet sehr weit übersichtlich ist und Betty einen guten Tag hat, darf sie ohne anhängende Schleppe spielen, aber das geht leider nur noch selten seit dem Frühjahr.
Wir haben eine 10m Schleppe.
Auf weitläufigem Gebiet, wenn Betty so weit gut ansprechbar ist, aber die Gefahr zu groß wäre, falls sie doch abdüst, machen wir die 20m-Schleppe hin und lassen sie frei. Dann muss sie aber im 20m-Radius bleiben, so dass wir sie rechtzeitig sichern können, wenn sie doch zu weit weglaufen will.
Wir gehen lieber auf Nummer sicher.
Hängen geblieben ist Betty noch nie, außer unterwegs mal an einer Grasnarbe. Dann macht man sie halt frei.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Sonora
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Beiträge:
06.01.2009 21:37
#14 RE: Runterfahren vor dem Spiel mit Artgenossen?
ok, Kepri hat 3 Schleppen, eine 5m, 2x 15 m, eine davon aus Kunststoff ohne Schlaufe (genial im Schnee und Nässe!)
im Wald darf Kepri schleppen, da ist bei uns die Gefahr sehr gering, auf freiem Feld scannt mein Sichtjäger sehr stark und die Gefahr steigt extrem an, ich habe gelernt:
sind die Greife über dem Feld, sind die Kaninchen weg,
Also, dieses auf den Artgenossen zubrettern oder gar in ihn reinrempeln kenne ich auch. bei Ben läuft das so ab: Er sieht den anderen Hund. Er fixiert. Er geht in Schleichschritten geduckt in Richtung anderer Hund. Urplötzlich rast er auf ihn los. Wobei die Sequenz des "Schleichschrittes" früher nicht da war, da fixierte er nur kurz und rannte direkt los.
Ich habe mit Ben ein Signal "langsam" erarbeitet. Das löst zunächst einmal ein Einfrieren und dann besagte schleichende, geduckte Annäherung aus. Während er diesen geht, bin ich neben ihm und clickere. Nimmt er Leckerchen, ist das gut, nimmt er sie nicht, bleibt er trotzdem an meiner Seite und sprintet erst, wenn ich freigebe.
Das zentrale Element, das ich brauchte, war das Verhalten an dem Punkt zu unterbrechen, an dem er vom Fixieren weg- und zum Aggressionsverhalten umschaltete und das Folgeverhalten zu verlangsamen und zu führen.
Mittlerweile gehen wir in aller Regel schlicht gemeinsam auf den "Feind" zu, hier kann ich wirklich von einer unsichtbaren Leine, an der Ben hängt, sprechen. Und genau diese Führung, dieses an meiner Seite sein, gibt ihm jetzt die Sicherheit, gar nicht mehr so hektisch und heftig lospöbeln zu müssen.
Soll heißen: Gäbe es eine Möglichkeit, die Annäherung für Betty zu führen?
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)