Ich finde deine Gedanken genial, weil du selbst Dinge als nicht so gut erkennst, wie zum Beispiel ein eingeforderter Blickkontakt, den der Hund dann auch noch halten soll. Wie du ja schon geschrieben hast, ist es fuer eine unsicheren/aengstlichen Hund sicher schlimm, den "Feind" aus den Augen zu lassen.
Das mit dem Hand/Nasentouch finde ich da besser, weil sie immer noch die Moeglichkeit hat, zum Reiz zu schauen. Und ja es stimmt, das es Hunden hilft, wenn sie etwas zu tun haben.
Wegen dem Bestaetigen: Vielleicht koenntest du ja mit der intermediäre Brücke bestaetigen.
Oder du lobst sie moderat bei der Ausfuehrung.
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
Na, da biste ja mit Deinem Problem hier in allerbester Gesellschaft
Die Anderen haben ja schon Vieles geschrieben und erklärt. Es gibt ein paar Dinge, die man einfach wissen muss. Angst ist nichts, was man für ein anderes Lebewesen definieren kann. Jedes Lebewesen hat andere genetische Veranlagungen, andere Prägungen, andere Erfahrungen und Erlebnisse. Was ein Lebewesen als Gefahr einstuft, ist sehr subjektiv. Aggression ist nicht nur logisch, es ist für ein Lebewesen überlebenswichtig. Aggression entsteht in einer sehr alten Hirnregion, die z.B. auch Sexualverhalten steuert, also der Arterhaltung dient. Beides ganz elementare Dinge. Sieht ein Lebewesen einen Reiz, der als Gefahr eingestuft wird, schüttet der Körper augenblicklich Streßhormone aus. Diese Hormone sorgen dafür, dass alles, was für das Überleben des Lebewesens notwendig ist, funktioniert. Das heisst, die Muskeln werden besser durchblutet, das Herzkreislauf-System arbeitet auf Hochtouren - eben alles, was man für eine Flucht oder einen Kampf benötigt. Der Fokus liegt dann ganz explizit auf der Gefahr und der Gefahrenabwehr. Alles, was in dieser Phase unwichtig ist, wird ausgeblendet. Ob ein Lebewesen sich für Flucht oder Kampf entscheidet, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Einen natürlich von der Situation selbst. Kann man nicht fliehen, kämpft man. Auch genetische Aspekte spielen eine Rolle, so wird ein Fluchttier eher flüchten, während ein Raubtier sich eher für einen Kampf entscheiden wird. Und genauso gibt es auch bei Hunden Rassedispositionen. Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Erfahrung. Der Hund hat gelernt, dass Flucht nicht funktioniert, da ihn z.B. eine Leine daran hindert. Er kann nur kämpfen und versuchen sich den anderen Hudn vom Leib zu halten. Dabei würden vermutlich viele Hunde gar nicht wirklcih kämpfen im Sinne von Beissen. Viele machen einfach Radau, um dem anderen eindrucksvoll zu signalisieren, dass es keine gute Idee ist sich zu nähern. Denn eins ist Aggression auch: Kommunikation.
Das erklärt auch, warum man Aggression nicht belohnen kann, Du bestätigst sie also nicht in ihrem Verhalten, wenn Du entsprechende Maßnahmen ergreifst. Wichtig ist, dass Du ihr in erster Linie Distanz verschaffst. Wenn Du nicht ausweichen kannst, dreh um. Damit das für sie nicht überraschend kommt und sie auch weiß, was Du in der Situation von ihr willst, ohne dass Du sie an der Leine hinter Dir her zerren musst, kannst Du mit ihr als Trockenübung ein "Kehrt" aufbauen. Bei uns funktioniert das super. Signal "kehrt" ein paar Schritte gehe ich rückwärts und nehme die Hunde quasi mit. Das hat auch einen psychologischen Effekt. Der Hund muss der Gefahr den Rücken zudrehen. Wenn Du rückwärts gehst, hast Du die Gefahr aber noch im Blick und dem Hund wird es leichter fallen Dir zu folgen.
Das Allerwichtigste ist: Ruhe bewahren. Lupa merkt, wenn Du selber sauer bist und das macht die Sache nicht besser. Clickern mag für Dich augenscheinlich nicht bei ihr "ankommen", weil Du keine Veränderung bemerkst. Tatsächlich kommt das Geräusch aber unterbewusst an. Ein Clickergeräusch, das immer wieder positiv aufgeladen wird und gut konditioniert ist, ist tatsählich in der Lage im Körper des Hundes die Ausschüttung von Glückshormonen anzuregen. So kann es auf Dauer gelingen auch in Aggressionssituationen die Stimmung des Hundes positiv zu beeinflussen.
Ich brauche selbst immer eine Strategie für ein gutes Management. Umdrehen und gehen, wenn man gar nciht mehr anders kann, Hund wirklcih z.B. umdrehen und ihm die Sicht nehmen, Futter vor´s Maul halten, wenn nix anderes geht, Leberwursttube geht meist. Aber noch wichtiger ist natürlich eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Und nicht nur eine Verhaltensänderung, sondern es soll ja erreicht werden, dass sie nicht nur die "Klappe hält", sie soll ja auch ihre dahinterligenden Emotionen ändern. Dafür brauchst du Trainingssituationen, die ihrer Situation angemessen sind. Der Hund muss weit genug weg sein, um für sie noch ok zu sein. Jeder Blick zum Hund wird geclickert udn belohnt. Wenn sie kein Leckerchen mehr nehmen will, muss sie das nicht. Belohnung kann auch sein noch mehr Distanz aufzubauen. Sie muss lernen, dass Du ihre Not erkennst und ihr das gibst, was sie braucht: Distanz. Das geht nicht von heute auf morgen. Und auch ein reines Schönclickern wird allein nicht funktionieren. Souveräne und ruhige Führung ist da sehr wichtig. Das bedeutet, dass Du die Situation im Griff haben musst, die Ruhe bewahrst, auch wenn´s mal schief geht.
Zitat Kräftemäßig halten kann ich sie gut, ich hab da eher Angst, dass sie mir aus dem Geschirr flutscht (Lupa ist schon doppel gesichtert, Geschirr und Halsband).
Wie wäre es mit einem ausbruchssicheren Geschirr? Ich habe eins für Nils, das hat einen zweiten Bauchring. Schau mal da: Halsbänder+Geschirre von Pauly (34) Das ist echt Gold wert!
Das mit dem Touch ist keine blöde Idee, allerdings sollte momentan erstmal der Fokus darauf liegen Dich langsam ranzutasten, heisst besser einmal zu viel als einmal zu wenig ausweichen oder zurückgehen. Durch langsames Verringern der Distanz zu anderen Hunden erstmal eine Basis schaffen, ihr Vertrauen in Dich aufzubauen. Das soll keine Dauerlösung sein, sondern der Beginn einer gründlich aufgebauten Gegenkonditionierung. Wichtig ist, dass Du bei einem "Kehrt" nicht lange rumzubbelst, zig mal ein Signal gibst, sondern einmal Kehrt, Hund kurz nehmen, zwei Schritte rückwärts und gehen. Wenn das Rückwärtsgehen unpraktikabel ist, auch ohne.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Und das ist auch was, was ich in solchen Situationen nicht wirklich hinbekomme: Ruhige und souveräne Führung.
Wenn wir einen angeleinten Hund auf der anderen Straßenseite sehen, bin ich sicher ganz ruhig und wohl auch souverän.
Wenn´s aber eng wird oder wir sogar noch auf freilaufende Hunde (mein Horror) treffen, bin ich sicher nicht mehr ruhig und ganz klar auch nicht mehr souverän. Da weiß ich aber wirklich nicht, wie ich daran arbeiten kann (an mir). Denn wie soll ich noch ruhig bleiben, wenn ein freilaufender Hund daherkommt, ich den nicht kenne, nicht weiß, wie der drauf ist ... Ich hab da weniger Angst, dass Lupa dem was tun würde, denn ich hab sie an der Leine soweit unter Kontrolle. Sondern eher, dass der andere sich Lupas Pöbelei nicht gefallen lässt ...
Zitat von Lotte im Beitrag #11 Wisst ihr was mich auch oft noch sehr ärgert (ich ärger mich schon wieder ;-)) die anderen HH!
Dafür brauchst Du das dickere Fell!!
Glaub mir, Du wirst Übung bekommen im Umgang mit blöden Situationen, Du selbst lernst dabei jedesmal, z.B., wie man beim Nächstenmal besser handeln könnte. Aber es ist auch ein Prozess, welcher viel Zeit in Anspruch nimmt. Bei manchen hier kann man nichtmal von Monaten sprechen, bis man ganz entspannt und locker dabei wird. Aber es geht! Kopf hoch, Arsch in den Sattel und dranbleiben, ohne Zeitdruck und Ansprüche an euch beide!
Zitat von Lotte im Beitrag #18Wenn´s aber eng wird oder wir sogar noch auf freilaufende Hunde (mein Horror) treffen, bin ich sicher nicht mehr ruhig und ganz klar auch nicht mehr souverän. Da weiß ich aber wirklich nicht, wie ich daran arbeiten kann (an mir). Denn wie soll ich noch ruhig bleiben, wenn ein freilaufender Hund daherkommt, ich den nicht kenne, nicht weiß, wie der drauf ist ... Ich hab da weniger Angst, dass Lupa dem was tun würde, denn ich hab sie an der Leine soweit unter Kontrolle. Sondern eher, dass der andere sich Lupas Pöbelei nicht gefallen lässt ...
Das ist und bleibt schwierig und es gibt keine Standardlösung, leider.
In jedem Fall kann ich Dir aus eigenen Erfahrungen sagen, dass die Sache, welcher Hund wem was tut, in keinem Fall mit der Leine zu regeln ist. Ich hatte Lenny auch an der Leine und trotzdem hat sowohl er den Freiläufer als auch der Freiläufer ihn gelocht.
Nicht umsonst gibt es ja auch den Vorschlag, bei einer Begegnung mit einem Freiläufer die Leine fallen zu lassen. Aber auch das ist in keinem Fall allgemein gültig.
Aber so viel denke ich hat allgemeine Gültigkeit: - Begegnung verhindern (umdrehen, ausweichen) hat Vorrang, das wurde ja bereits diskutiert. - Wenn noch die Zeit ist: Je nach Freiläufer-Rasse hilft eventuell ein lautes "STOP, HALT, AB, NEIN, SITZ, PLATZ" oder eine Handvoll geworfene Leckerlies (natürlich weit genug weg, nicht dass die beiden Hundis sich dann über die Leckerlies erst recht ins streiten bekommen) - Wenn die Begegnung zwischen Lupa an der Leine und einem Freiläufer nicht zu verhindern ist, und Du die Leine nicht los lassen möchtest, dann probiere auf Teufel komm raus die Leine so lange wie möglich locker zu halten und kein Zug/Management mit der Leine auszuüben. Gilt natürlich nur, wenn sich die Hunde normal beschnuppern sollten. - Und jetzt dauerclickern (sofern der Clicker konditioniert wurde) und probieren wegzulocken
Und wenn es denn abgehen sollte, dann hoffe ich für Dich, dass der andere HH bei Fuss steht, damit jeder seinen Hund gleichzeitg packen und raus nehmen kann.
Liebe Grüße aus Berlin, Lenny und Sebastian _______________________________________________________________________________________ "Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!" - Gorch Fock
Zitat Wenn´s aber eng wird oder wir sogar noch auf freilaufende Hunde (mein Horror) treffen, bin ich sicher nicht mehr ruhig und ganz klar auch nicht mehr souverän.
Merle hat zwar kein Problem mit Hunden aber mit Menschen, und die laufen bekanntlich häufig frei rum. Und diese Wutanfälle kenne ich sehr gut. Ja, die Blicke anderer Menschen tun dann weh, aber helfen tut es nicht. Und mit tut auch weh, dass Merle dann leidet, also atme ich dann ganz tief durch und schiebe diese ganzen Gedanken beiseite. Wir arbeiten ja daran, ich versuche, solche engen Begegnungen zu vermeiden, aber wenn es mal nicht klappt, dann ist das eben so. Oft rufe ich den Leuten aber ein "Tschuldigung" hinterher, ich fühle mich dann selber wieder wohler.
Ich bin auch heute noch manchmal sehr nervös, aber es wird besser und ist kein Vergleich zu früher. Du wächst mit deinem Hund, du wirst ruhiger werden, weil du musst. Dann, mit den ersten Erfolgen, weil du Vertrauen in die Sache bekommst. Bis dahin, wie Nicole so schön treffen sagte:
Zitat Kopf hoch, Arsch in den Sattel und dranbleiben, ohne Zeitdruck und Ansprüche an euch beide!
wir sind ganz neu in diesem Forum und ich habe gerade dein Problem verfolgt....nachdem dir schon sooo viele gute Tips gegeben wurden (und ich leider auch keine Besseren habe ), wollte ich dir dennoch Mut machen und dir sagen, dass wir mit unserem Ajax GANZ GENAU das GLEICHE Problem haben....
ich denke, manchmal tut es auch ganz gut zu wissen/lesen, dass man nicht allein ist und glaube mir, ich verstehe (wie alle anderen auch) nur allzu gut, wie es dir in solchen Situationen geht Ich drück dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen und wünsche Dir dass du den Mut nicht verlierst - Du wirst sehen, Ihr schafft das!!!!!!!!
Vielen Dank für eure Tipps und eure aufmunternden Worte! Es tut wirklich gut zu fühlen, dass man nicht alleine da steht! :)
Auweia Silke, da haben wir es ja gut, dass Lupa nur bei Hunden so abgeht. Wenn ich mir vorstelle sie würde bei Menschen so reagieren, die noch dazu immer und überall frei herumlaufen ... Hut ab, dass du das gebacken bekommst! (Ich glaub, ich wär da gnadenlos überfordert.)
Mein Hund ging bis vor einiger Zeit fast immer bei Menschen UND Hunden so ab. Und nun wird es immer besser und besser, klar gibt es Rückfälle, aber die Tendenz ist eindeutig positiv! Nur Geduld! Ihr schafft das. Es kann aber dauern.
Zitat Wenn ich mir vorstelle sie würde bei Menschen so reagieren, die noch dazu immer und überall frei herumlaufen ...
Ja, es macht es schon anstrengender, wenn man auch bei Menschen aufpassen muss. Ich wuensche mir bei Tobi auch oft, das er "nur" ein Problem mit Vierbeinern haette.
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
Nicht nur anstrengender. Auch das Entsetzen ist einfach nochviel grösser!
Wenn ich -grundsätzlich- aversiv mit meinem Hund trainiere, dann macht das auch was mit mir - und nichts was auf OMMMM endet. Ines mit Yuri, Freddy und Ursula sowie Lukas im Herzen
Aber wie Eva schon sagte, es ist zu schaffen. Dank Barbara und dem Forum hier sind wir weit gekommen. Und ihr schafft das auch, viel Geduld, Ruhe und Verständnis für die Not deines Hundes (sie gehen ja nicht noch vorn um dich zu ärgern) sind hier sehr wichtig.
Hui, hui, das habt ihr ja ein ganz schönes Päckchen zu tragen.
Habt ihr da noch nie eine Anzeige oder ähnliches bekommen, wenn euer Hund auf Menschen losgehen will?
Wir wurden ja schon von Leuten angezeigt, weil Lupa deren Katze anbellt und die Menschen daneben stehen (sieht für Laien dann so aus, als ob sie auf die Menschen los will).