Ich hatte heute Gelegenheit, Lotta mit anderen Hunden frei laufen zu lassen. Ein paar mal war ich kurz vor dem Herzinfarkt, aber alles ging gut. Sie hat zwar gebellt und zunächst auch ihr ganzes Repertoire and Drohgesten abgespielt, aber das war es dann auch. Nach ein paar Minuten lief sie eigentlich ganz locker mit, kam auch immer wieder zu mir zurück und holte sich Leckerlis ab. Sie stand zwar etwas unter Strom, war aber ansprechbar und abrufbar. Die anderen Hunde gingen ihr eher aus dem Weg und ich glaube, dass war ihr auch ganz recht so. Allen Menschen gegenüber war sie sehr freundlich, hat jeden mal angestupst und sich auch von allen anfassen lassen.
Folgendes gibt mir allerdings zu denken:
Lotta hat sich schließlich gezielt eine Hündin aus der Gruppe herausgepickt, hat diese sehr geschickt von den anderen Hunden abgesondert, sie in eine Ecke getrieben und da nicht mehr rausgelassen, bis jemand dazwischen gegangen ist. Und das immer wieder. Dazwischen gehen konnte jeder, nicht nur ich, da ist sie nicht aggressiv geworden und sie war auch nicht böse, wenn man sie weg gescheucht hat.
Zuerst dachte ich, dieses absondern und treiben sei Hütehundverhalten, aber inzwischen bin ich der Ansicht, dass das aus ihrer Schutzhundeausbildung kommt: den "Verbrecher" stellen und verbellen und ich möchte das eigentlich nicht zulassen. Einmal kann der andere Hund ja durchaus in Panik geraten kann, wenn ihm so der Fluchtweg abgeschnitten wird und zweitens frage ich mich, ob es vielleicht eine Stressreaktion war, dass sie praktisch in ein ihr vertrautes Verhaltensmuster gefallen ist, weil ihr die Situation zu anstrengend wurde. Wann sollte ich so etwas abbrechen? Wenn sie anfängt einen Hund gezielt vor sich herzutreiben? Oder erst wenn sie ihn irgendwo festsetzt?
Ich will natürlich nicht, dass irgend jemand unter ihrem Verhalten zu leiden hat, aber ich gehe auch oft viel zu schnell dazwischen und denke, dass ich unsere Probleme damit durchaus selbst produziert habe. Was denkt ihr?
In Antwort auf:Lotta hat sich schließlich gezielt eine Hündin aus der Gruppe herausgepickt, hat diese sehr geschickt von den anderen Hunden abgesondert, sie in eine Ecke getrieben und da nicht mehr rausgelassen, bis jemand dazwischen gegangen ist. Und das immer wieder.
Ich bin zwar keine Expertin, aber so ein Verhaltensmuster kommt mir bekannt vor. Deine Lotta mobbt. Sie war verunsichert, mit der Gruppe konnte sie nichts anfangen, also hat sie sich schwächere Hündin ausgesucht und sie gemobbt. Dadurch konnte sie sich selbst überzeugen, dass sie doch "etwas" unter Kontrolle hat - das beruhigt. Ausserdem musste sie ja die Hündin im Schach halten, also das Problem "was soll ich mit allen diesen Hunden" wurde gelöst. Liege ich richtig? Barbara
Zitat von Nina Wann sollte ich so etwas abbrechen? Wenn sie anfängt einen Hund gezielt vor sich herzutreiben? Oder erst wenn sie ihn irgendwo festsetzt?
Wenn sie das eher bei Hündinnen (oder unsicheren Kastraten) macht, dann würde ich außer "Hüten" und "SchuHu-Ausbildung" eben auch das mal beobachten.
Was deine Frage betrifft: Wenn es dich stört oder der betroffene Hund sich damit unwohl fühlt, stell es ab. Und das so früh wie möglich. Heißt: Im Ansatz unterbrechen, ranrufen und loben.
Zitat von Schle MielWas deine Frage betrifft: Wenn es dich stört oder der betroffene Hund sich damit unwohl fühlt, stell es ab. Und das so früh wie möglich. Heißt: Im Ansatz unterbrechen, ranrufen und loben.
Und vielleicht bei 3kg-Fußhupen. Die Besitzer bekommen aus eigener Erfahrung nämlich jedes Mal ein Herzanfall und die Kleinen auch.
Da gebe ich Dir völlig recht. Mit anderen Hunden benimmt sie sich generell unmöglich, daher bin ich ja auch immer so froh, wenn mal ein Hundebesitzer damit einverstanden ist, es mit ihr zu probieren. Im Moment hat sie praktisch null Kontakt zu anderen Hunden. Ich dachte auch, bei mehreren Hunden kann sie sich nicht so auf einen konzentrieren, aber da lag ich wohl daneben.
In Antwort auf: Wenn sie das eher bei Hündinnen (oder unsicheren Kastraten) macht, dann würde ich außer "Hüten" und "SchuHu-Ausbildung" eben auch das mal beobachten.
Eigentlich mag sie überhaupt keine Hunde. Ich will es ihr auch nicht aufdrängen, wenn sie wirklich nicht will, aber irgendwie denkt man ja doch immer, man muss es immer mal wieder versuchen.
In Antwort auf: Was deine Frage betrifft: Wenn es dich stört oder der betroffene Hund sich damit unwohl fühlt, stell es ab. Und das so früh wie möglich. Heißt: Im Ansatz unterbrechen, ranrufen und loben.
Es fällt mir einfach immer schwer, zu erkennen, was wohin führt. Bisher habe ich immer alles, was nach Aggression aussah abgebrochen und frage mich jetzt, ob ich sie damit total verunsichert habe. Aber ich denke auch, dass es zu nichts führt, wenn sie denkt, dass es OK ist, andere Hunde herumzuscheuchen.
Zitat von Sanne Und vielleicht bei 3kg-Fußhupen. Die Besitzer bekommen aus eigener Erfahrung nämlich jedes Mal ein Herzanfall und die Kleinen auch.
Nur um das noch mal klar zu stellen, ich möchte nicht zusehen, wie mein Hund andere Hunde tyrannisiert und schon gar nicht Hunde, die ihr nichts entgegen setzen können. Es waren übrigens auch keine Zwerge dabei. Aber immer wenn ich dazwischen gehen wollte hies es "lass sie mal", und da war ich schließlich unsicher, ob ich vielleicht übervorsichtig bin.
Von den Antworten her würde ich sagen, unterbrechen ist richtig.
Hm. Es gibt ne Menge erwachsener Hunde, die sich nicht wirklich viel aus Artgenossen machen. Jedenfalls nicht so viel, dass sie sich permanent mit ihnen beschäftigen müssten. Manchmal denk ich, das ist mehr unser menschlicher Anspruch: Der "arme Hund" muss doch Kontakt zu Artgenossen haben ...
Nu sind viele Schäfer(-artige) darüber hinaus ja Arbeiter, die noch mal lieber gern was mit ihrem Menschen machen als mit anderen Hunden herumzutollen. Meiner beispielsweise lebt das Motto "Bei der Arbeit wird nicht gequatscht." Und "Arbeit" fällt immer an.
Ich tippe, sobald du den "Druck" rausnimmst, es immer wieder neu mit anderen Hunden zu probieren, wird sich die Situation schon mal etwas entspannen. Hat auch ein bisschen damit zu tun, den Hund anzunehmen wie er ist. - War ne Lektion, die ich auch erst lernen musste mit meinem Otter.
Zitat von Schle Miel Der "arme Hund" muss doch Kontakt zu Artgenossen haben ...
Ja, ich fühle mich immer ganz mies, weil Lotta praktisch überhaupt keinen Kontakt zu Artgenossen hat. Vielleicht sollte ich da das schlechte Gewissen einfach mal abstellen.
Zitat von Schle MielDer "arme Hund" muss doch Kontakt zu Artgenossen haben ...
Ja, ich fühle mich immer ganz mies, weil Lotta praktisch überhaupt keinen Kontakt zu Artgenossen hat. Vielleicht sollte ich da das schlechte Gewissen einfach mal abstellen.
Archy lebte so ziemlich genau 11 Monate ohne entspannten Artgenossenkontrakt bzw. keinem. Es hat ihm nicht geschadet, ganz im Gegenteil! Die 3 Monate nach den OPs ganz ohne Hunde haben geholfen, ihn endlich mal runterzuholen.
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
Zitat von Margit Es hat ihm nicht geschadet, ganz im Gegenteil!
Da Lotta bevor sie zu mir kam mit anderen Hunden zusammengelebt hat, dachte ich immer, ihr fehlt das bestimmt. Aber vielleicht ist sie auch froh, dass sie jetzt alle Aufmerksamkeit für sich alleine hat.
Wobei ich schon glaube, dass es einen Unterschied macht, ob ein Hund in einem festen Gefüge lebt oder ob er fremde Artgenossen auf der Straße trifft. Das wird man schlecht vergleichen können ...
Zitat von NinaNur um das noch mal klar zu stellen, ich möchte nicht zusehen, wie mein Hund andere Hunde tyrannisiert und schon gar nicht Hunde, die ihr nichts entgegen setzen können. Es waren übrigens auch keine Zwerge dabei.
Hallo Nina,
wollte nur kurz sagen, dass ich auch nicht Eindruck hatte, dass Du nicht dazwischen gehen würdest, es ist eine Art Reflex bei mir darum zu bitten, bei sehr kleinen Hunden so vorsichtig zu sein.
Zitat von Sanne Es ist eine Art Reflex bei mir darum zu bitten, bei sehr kleinen Hunden so vorsichtig zu sein.
Es gibt ja leider auch genug Leute, die nie einen Grund sehen, ihren Hund zurück zu rufen. Mein Feindbild sind da die Labbie- und Goldie- Besitzer, die noch nicht mal einschreiten, wenn ich schon halb im Schlamm liege, um meine Irre festzuhalten, und ihr Hund gerade eben noch außer Schnappweite steht und sich das Spektakel interessiert ansieht.
Zitat von NinaMein Feindbild sind da die Labbie- und Goldie- Besitzer, die noch nicht mal einschreiten, wenn ich schon halb im Schlamm liege, um meine Irre festzuhalten, und ihr Hund gerade eben noch außer Schnappweite steht und sich das Spektakel interessiert ansieht.
*grins* Nicht doch, nicht doch. Wo sie doch soooooo lieb sind, die güldenen und nicht-güldenen Zurückbringer.