Bisher war nur von Feinden im Park die Rede. Heute bin ich eines Besseren belehrt worden.
Morgenrunde in der Dämmerung. Wir kommen vom Feld, Richy läuft frei, wir machen Suchspiele. Plötzlich wird er sehr aufmerksam in Richtung Feldweg. Etwa 30 m entfernt rennt ein etwa gleichgroßer Hund und kommt zu uns ins Feld. Wir bewegen uns auf ihn zu.
Plötzlich wird mir klar, das ist Tommy mit dem sich Richy im Park nicht versteht. Da stehen sich aber beide Hunde schon gegenüber. Umkreisen und beschnüffeln sich, markieren und scharren um die Wette. Tommy beschwichtigt immer wieder. Richy ist aufgeregt, grummelt aber nicht. Jetzt kommt der Besitzer - ein ganz ruhiger - zu uns. Sagt noch: "na das geht ja" und kaum steht er neben seinem Tommy wirds laut. Richy knurrt, Tommy vergrößert den Abstand, Richy knurrend hinter ihm her. Abruf nicht möglich, auch die Pfeife wird ignoriert.
Da packt der Besitzer (ich bin Richtung Feldweg vorausgegangen, um Richy dorthin abrufen zu können) Richy am Geschirr. Ich rufe: "Vorsicht, er schnappt." Aber es passiert nichts. Richy knurrt erregt weiter, schnappt aber nicht. Ich übernehme. Und sofort versucht er, nach mir zu schnappen, so dass ich die Leine nicht einhaken kann. Nach meinen letzten Schnapperfahrungen habe ich ihm erstmals eine Kopfnuss verpasst. Richy beruhigte sich fast sofort. Ich leinte ihn an, konnte endlich das Geschirr loslassen. Er war wieder ansprechbar, so dass er sich sitzend ganz beruhigen konnte (und ich auch) und tat danach als wäre alles in Ordnung.
Was bei mir bleibt sind viele Klar hätte ich früher reagieren müssen und ihn rufen. Aber, wäre er wirklich auf den anderen Hund losgegangen? Wollte er ihn nur 'loswerden' oder Überlegenheit zeigen? Kann oder will er die Beschwichtigungsgesten des Gegenübers nicht sehen? Warum war er bei diesem Mann realtiv friedlich während er ihn hielt? Und bei mir nicht? Wiese regt er sich nach der Strafaktion ab? (Gottseidank, ich hatte auch das Gegenteil eingeplant!) Und wieder (wie bei der Ressourcenverteidigung) war er hinterher kaum noch erregt.
Das Anfassen am Geschirr kennt und duldet er sonst ohne Murren.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
abgesehen von deinem Problem, bei dem ich dir nicht helfen kann, ist mir der Gedanke gekommen, ob du den Geschirrgriff nicht - wie ich bei Betty - positiv aufbauen möchtest. Das kann sehr hilfreich sein. Falls du es nicht sowieso schon getan hast, das war einfach ein spontaner Gedanke von mir.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Och Iris - das ist ja wirklich saudumm gelaufen - bitte versuch es unter "Tage wie dieser" zu verbuchen. Wir sind keine Maschinen und unsere Schnuffels auch nicht. Aber: Es kommen auch wieder die anderen Tage, an denen alles so gut läuft, wie es nur laufen kann. Und mit Deiner Beharrlichkeit und Deinem Einsatz Iris - wird das!
Ich weiß gar nicht mal, ob das wirklich so dumm gelaufen ist. Iris hat aus ihrem Instinkt heraus gehandelt, und ich glaube, das war der allerbeste Berater, den sie in diesem Moment haben konnte.
Ich sehe es wie Sady: Manchmal ist eine klare Ansage Gold wert, vor allem, wenn sie das Hundetier zur richtigen Zeit "kalt erwischt". Ich wette, Frauchens Sozialstatus ist bei Richy dadurch ziemlich aufgewertet worden, er hat sie ja sichtlich ernster genommen als vorher.
Bei aller Liebe zum Hund, und ich plädiere damit jetzt nicht für dauernde sozio-negative Kontakt, muß ab und an auch mal klar "Nein" gesagt und durchgesetzt werden. Ich glaube, der Schock-Effekt war für Richy genau das, was er in diesem Moment brauchte.
Übrigens, gerade frisch vom Gansloßer-Vortrag mitgebracht, der Herr Professor taten kund, daß allein positive Verstärkung/Motivaton NICHT der erfolgreichste und effektivste Weg in der Hundeausbildung sei. Es gehöre, so erklärte der Verhaltensforscher, zu erfolgreichem Lernen auch dazu, unerwünschtes Folgen durch erwünschtes Verhalten vermeiden zu können. Sprich: Wenn Hund weiß, auf Handlung A folgt unerwünschte Konsequenz wird er lieber Handlung B zeigen, weil die zu einer erwünschten Folge führen. Wobei er nicht der Gewalt am Hund Vorschub leistet, sondern erklärt, daß ein Moment sozialer Isolation (Ben geht ab und an in die stille Ecke, bis er von sich aus wieder arbeiten will, weil er es saulangweilig findet, wenn Trainer und Frauchen einfach an ihm vorbei miteinander reden) durchaus eine Konsequenz sein kann, die ein Hund vermeiden wollen würde.
Iris, ich glaube, Du hast das von Deinem Instinkt her gemacht, wie Du es gemacht hast, und das war gut und richtig so. Du hast Deinen Hundekerl nachhaltig beeindruckt, und das war gut so.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
----
"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)