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Dieses Thema hat 61 Antworten
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Das Neueste auf einen Blick



 Behaviour (öffentlich)
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
Vera Offline




Beiträge: 91

23.06.2008 11:13
#1 Was ist Dominanz? Zitat · Antworten
Hallo Greylove,

ich habe den tiefsten Respekt vor Leuten, die Dominanz bei Windhunden in den Griff bekommen. Ich definiere Dominanz als ein Mittel, vorhandene Ängste nicht wahrzunehmen. Natürlich muss immer noch behutsam mit dem Hund umgegangen werden, weil er ja im Grunde ängstlich ist, das aber nicht zeigt/wahrnimmt.

Deine Hündin ist mit Sicherheit keine so große Ausnahme unter den Greyhounds. Ein wenig zimperlicher Umgang mit dem für viele "Nutzvieh" Greyhound, oft über Generationen, stellt diese Weichen. Dominanzprobleme sind auch bei manchen VDH Greys bekannt. Das steckt also relativ dick drin in der Rasse.

Sicher lernen die "Profi"-Greys während Ihrer "Laufbahn" nichts von der Welt draußen kennen, erst recht keine fremden Hunderassen. Das Attackieren kleiner Hunde kann, muss aber nicht auf den Jagdtrieb zurückzuführen sein.

Durch ein striktes Unterbinden übertriebenen Markierens zeigst Du Deiner Hündin, dass Du den starken Part übernimmst, zuletzt auch wenn nötig gegen Gefahren verteidigst. Ich denke, das macht Sinn.

LG Vera

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Lieber Orangenhaut als gar kein Profil! -

Ina Müller

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

23.06.2008 18:49
#2 RE: Was ist Dominanz? Zitat · Antworten
Zitat von Vera
ich habe den tiefsten Respekt vor Leuten, die Dominanz bei Windhunden in den Griff bekommen. Ich definiere Dominanz als ein Mittel, vorhandene Ängste nicht wahrzunehmen. Natürlich muss immer noch behutsam mit dem Hund umgegangen werden, weil er ja im Grunde ängstlich ist, das aber nicht zeigt/wahrnimmt.


????

Dominanz hat mit Angst nullkommanichts zu tun. Du setzt hier anscheinend Dominanz mit Aggression gleich. Es gibt Hunde, die aus Angst aggressiv sind. Es gibt keine Hunde, die aus Angst dominant sind. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe.

Im Aggressionsbereich wird, wenn Unterscheidungen gemacht werden (es gibt Ansätze, die sagen, Aggression ist Aggression, egal, woraus sie resultiert) zwischen Aggression aus Angst, Aggression aus Frustration und Aggression aus Dominanz unterschieden. Mit keinem würde ich "behutsam" umgehen, sondern an die Aggression angemessen an alternativem Verhalten arbeiten.

Das heißt für die erste, daß ich dem Hund durch klare Führung, auf die er sich verlassen kann, versuchen würde, die Angst zu nehmen, beim zweiten versuchen würde, dem Hund möglichst Frustrationen zu ersparen, wenn dies nicht geht, weil das Verhalten, das zur Frustration führt, unerwünscht ist, ihm Ersatz für das Verhalten, das ich unterbinde, anzubieten und im dritten Fall eindeutig den Führungsanspruch erhöhen will.

Sorry, aber bei aller Psychologie und aller Therapie am Hund - einen dominanten Hund muß der ihn führende Mensch eindeutig in Grenzen weisen. Tut er das nicht, bekommt er einem dominanz-aggressiven Hund. Und der ist ein wirklich gefährliches Gegenüber, für Mensch und Tier. Behutsamkeit ist an dieser Stelle absolut fehl am Platze.

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

----

"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

Mielita Offline



Beiträge: 1.325

23.06.2008 18:57
#3  Zitat · Antworten

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

23.06.2008 19:01
#4 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

Ich wußte nicht, daß Selbstbewußtsein überhaupt hormonell entsteht. ;-)

Ich ketzere mal, daß ein Hund überhaupt kein Selbstbewußtsein hat, d.h. kein BEWUSSTSEIN seiner selbst. Diese Form kognitiver Leistung ist dem Nicht-Homo-Sapiens, fürchte ich, verwehrt.

Weniger ketzerisch: Die Form Selbstbewußtsein, die hier gemeint war, würde ich vielleicht als Stärke oder Souveranität beschreiben, vielleicht auch mit dem althergebrachten Dominanzverhalten umschreiben. Ich ich glaube, hierzu gibt es hauptsächlich zwei Faktoren: Genetische Disposition und Erfahrungswerte.

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

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Gini Offline




Beiträge: 43

23.06.2008 20:14
#5 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

Mich würde zu diesem Thema interessieren, was ihr unter Dominanz beim Hund versteht.

Dominanz ist das vorherrschen bestimmter Merkmale. Dominieren entspricht (vor)herrschen, beherrschen.

In meinen Augen ist das Dominieren eines anderen nur bei der eigenen Gattung möglich.

Ich lasse mich nicht von meinem Hund beherrschen. Und schon garnicht indem er oder sie viel oder häufig markiert. Es tangiert mich doch eigentlich nicht.
Der Hund steht doch nicht mit mir im Wettstreit sondern mit (s)einem Artgenossen.
Mit mir kann er nicht in Konkurrenz treten (z.B. beim drüberpinkeln), da ich die Toilette benutze und der Hund kaum in der Lage ist, diese im Sinne des Menschen zu benutzen.

Ein Hund, der über die Markierung anderer drüberpieselt ist in meinen Augen selbstsicher. Warum soll er das einem (vorpieselnden) Artgenossen nicht mitteilen?


LG Gini

EssenerRudel Offline

Stehauf-Frau


Beiträge: 1.005

23.06.2008 21:14
#6 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

ich habe da noch nie drüber nachgedacht. Allerdings unterbinde ich auch diverse Makierversuche, insbesondere bei Busky. Als Rüde hat er anfangs sämtliche Hauswände bevorzugt. Das fand ich einfach nicht nett und habe ihn da gar nicht erst rangelassen. Wenn er es aber wollte bin ich weitergegangen, habe ihn also quasi mitgezogen. Heute nach einem Jahr geht er mit mir an jeder Hauswand vorbei (zu 99%), er bevorzugt nun Grünflächen, aber auch keine Vorgärten. Ich habe ihm dieses aus Rücksicht auf meine Umwelt so beigebracht, ohne dabei an ihn zu denken....

Zum Thema Kastration und Selbstbewusstsein: Vor der Kastration hatte er fast kein Selbstbewusstsein, mittlerweile entwickelt er immer mehr. Also für mich persönlich ist diese These aus eigener Erfahrung wiederlegt.

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

23.06.2008 22:06
#7 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten
Zitat von Gini
Mich würde zu diesem Thema interessieren, was ihr unter Dominanz beim Hund versteht.

Dominanz ist das vorherrschen bestimmter Merkmale. Dominieren entspricht (vor)herrschen, beherrschen.

In meinen Augen ist das Dominieren eines anderen nur bei der eigenen Gattung möglich.

... Ein Hund, der über die Markierung anderer drüberpieselt ist in meinen Augen selbstsicher. Warum soll er das einem (vorpieselnden) Artgenossen nicht mitteilen?


Ich denke, Dominanz ist das Ergebnis eines Verhaltens, also eines dominanten bzw. dominieren wollenden, in diesem Fall. Das heißt, Dominanz als solche ist keine Eigenschaft, es könnte höchstens sein, daß dominantes Verhalten das vorherrschende eines Hundes ist, sozusagen.

Dominantes Verhalten kommt tatsächlich in den meisten Fällen nur interartlich vor, ebenso wie die daraus gelegentlich resultierende Aggression, die dann auftritt, wenn sich das Gegenüber nun einmal nicht dominieren lassen will. Es gibt sie aber auch zwischenartlich, diese Aggression bzw. dieses Verhalten tritt auch zwischenartlich auf, dann, wenn zwei Arten eng zusammenleben. In diesem Fall: Hund und Mensch leben in Lebensgemeinschaften, und es passiert, daß ein Hund keine Angst hat, nicht frustriert ist und trotzdem etwas unbedingt durchsetzen will - was dann dominantes Verhalten bzw. Dominanz-Aggression genannt werden kann.

Generell halte ich interartliches dominantes Verhalten auch nicht für ein Problem. Aber: Wenn man es zuläßt, kann es in Gesellschaften, die sich aus mehreren Arten zusammensetzen und die Gesetze haben, die nur eine der Arten macht, die nur das Verhalten und die Werte dieser einen Art reflektieren, dabei zu großen Schwierigkeiten für die andere Art geben und damit die Notwendigkeit, dieses -eigentlich natürliche- Verhalten zu unterbinden, insbesondere, wenn es in Folge des dominanten Verhaltens, einmal zugelassen, zu Dominanz-Aggression und einer entsprechenden Reaktion bzw. zu Verletzungen des Gegenübers kommen kann.

Es geht also nicht nur darum, ob Du Deinen Hund Dich dominieren läßt oder nicht, sondern ob Du ihn andere, interartlich nämlich dominieren läßt und ob das dann richtig sein kann.

Ich sage: Es kann dominantes Verhalten geben, das unterbunden werden sollte, nämlich, wenn es zwischenartlich auftritt (mein Hund mich dominieren will) oder wenn es interartlich auftritt und das Gegenüber dabei Schaden nehmen könnte, auch dann, wenn dieser Schaden nur subjektiv durch dessen Halter gefühlt wäre.

Ein Beispiel von heute, mit meinem Hund, der sich a) mir gegenüber ab und an dominant verhält (was ich unterbinde) und der sich b) anderen Hunden gegenüber gerne dominant verhält. Ein güldener Rüde, unkastriert, kam entgegen. Mein Herr Hund würde diesen normalerweise, ließe ich ihn, mit einer Rempelei umgehend darauf hinweisen, daß er die Veranstaltung zu dominieren gedenkt. Zeigt der andere, daß er das akzeptiert, passiert nicht mehr, wehrt sich der andere, gibt es einen normalerweise nicht beschädigenden, aber gefährlich aussehenden Kampf. Sagt der andere Halter, darauf so hingewiesen, entweder, sein Hund unterwerfe sich eh oder sein Hund kriege das schon gebacken, bin ich gerne bereit, das dominante Verhalten meines Hundes zu akzeptieren. Sagt der andere Halter, er will das nicht, unterbinde ich das Verhalten meines Hundes. Hat der andere Halter angeleint, unterbinde ich es ebenso. Kommt es zu einem ernsteren Kampf, schreite ich ebenfalls ein, weil ein Hund, der positive Erfahrungen mit dem Einsatz von Aggression sammelt, dazu neigt, diese auch weiterhin zu zeigen, eventuell dann auch zwischenartlich, also mir gegenüber.

Fazit: Klar, ein Hund der drüberpieselt, kann selbstsicher sein. Er kann auch ein Flegel sein, der sich selbst überschätzt. Normalerweise sage ich in beiden Fällen: Pinkele, was das Zeug hält.

Aber: Habe ich in einem Territorium, in dem ich oft laufe, zwei Rüden, die sich auf diese Weise eine Art "Pieselschlacht" liefern und weiß ich, daß sie sich keilen, sobald sie sich sehen, nehme ich meinen Hund aus dieser "Schlacht" raus und teile meinem Hund mit, daß ich nicht will, daß er dominiert.

Habe ich in der Beziehung zu meinem Hund eh ein Dominanz-Problem, weiß also, daß er zwischenartlich tatsächlich dominieren will, unterbinde ich es ebenso, weil ich nicht irgendwann einen dominanz-aggressiven Hund haben möchte.

Ich glaube, es kommt immer auf den einzelnen Hund an und sein Verhalten, inter- wie zwischenartlich, um sagen zu können: Da sollte man unterbinden, da muß man es nicht.

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

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sallysue Offline

Bauernopfer, geht gar nicht


Beiträge: 1.017

23.06.2008 22:32
#8 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

@ Elektra:

Danke für Deine Ausführungen. Habe jetzt verstanden, worum es geht (bilde ich mir zumindest ein, hihi).

Bei Sally bleibt allerdings immer noch mein Bauchgefühl, welches mir sagt, dass eine Unterbindung ihres Markierverhaltens ein alternatives Dominanzverhalten gegenüber anderen Hündinnen zur Folge hätte. Habe es noch nicht konsequent ausprobiert, doch nach 5 Jahren bilde ich mir ein, Sally´s Verhalten recht zutreffend vorhersagen zu können: sie würde einen anderen Weg suchen, ihren Artgenossinnen mitzuteilen, wer hier die "Chefin" ist. Deshalb habe ich den Standpunkt "Pinkeln tut keinem weh." Da unterbinde ich lieber anderes aggressives Verhalten ihrerseits.

Insofern bin ich 100%-ig bei Dir: Es kommt auf den einzelnen Hund an! Für Sally ist das nix (salop gesagt)!

LG
Sandra

Liebe Grüße
Sandra

Schle Miel ( gelöscht )
Beiträge:

23.06.2008 22:40
#9 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten



In Antwort auf:
Mich würde zu diesem Thema interessieren, was ihr unter Dominanz beim Hund versteht.


Etwas, das der Hund nur zeigen kann, wenn es jemanden zum Dominieren gibt.

Vera Offline




Beiträge: 91

24.06.2008 10:37
#10 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

ich sehe ganz klar einen Zusammenhang zwischen Unsicherheit und Dominanz. Angst ist nicht Dominanz, doch sie entsteht, wenn der Weg in das dominante Verhalten verbaut ist.

Beispiel: Ein Hund, der von Welpenbeinen an körperlich fit und stark ist, aber weder von Artgenossen noch Mensch daran gehindert wird, sich immer und überall notfalls rigoros durchzusetzen. Dieser Hund wird von Anbeginn in seiner Entfaltung verunsichert, weil er keine Grenzen kennen lernt. Ihm fehlt Orientierung. Das ist kein menschlich erdachtes Konstrukt, dass ist ein Gefühl der Sicherheit, das dieser Hund nicht empfindet. Kennt er die Grenzen der Gemeinschaft nicht, wie soll er da wissen, wann er akzeptiert ist? Er kann der Gesellschaft nicht vertrauen - sie ist ihm suspekt. Also bleibt ihm nur eins: Er muss die Gesellschaft beherrschen, alles andere ist zu unsicher. Und er fordert sie wieder und wieder heraus, stochert im Grunde nach der unbekannten Grenze.

In der Denkweise fühle ich mich durch den Anblick dominanter Hunde, aufgeplustert und krampfig, bestätigt.

Dominanz ist eine Antwort auf Unsicherheit, Angst eine andere. Je nachdem pendeln Hunde zwischen diesen Extremen hin und her. Das sehe ich besonders bei Windhunden öfter, weshalb ich da immer anders mit Dominanz umgehen würde, bzw. die Dominanz anders bewerte.

Kastration war lange Zeit das Mittel zum Abbau von zu starker Rüdenaggression. Stammt die Aggression aus Unsicherheit, verstärkt sich die Aggression nach dem Eingriff eher.

LG Vera

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Lieber Orangenhaut als gar kein Profil! -

Ina Müller

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

24.06.2008 14:47
#11 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

Vera, Du schmeißt Dominanz und Aggression durcheinander. Das, was Du beschreibst als Fallbeispiel, ist Aggression, die entsteht, wenn der Hund verunsichert ist/wird.

Wobei ich persönlich der Ansicht bin, daß ein Hund, der von Welpenbeinen an "gesund" und neugierig und eher forsch ist, nicht so einfach zu verunsichern ist. Dazu bedarf es nicht einfach des Umstandes, daß er keine Grenzen kriegt, sondern vieler negativer Erfahrungen. Durch Artgenossen wird er sie IMMER erleben, mehr oder minder stark (aber wer hat schon das Glück, daß sein Hund nie auf nicht angeleinte Tut-nixe trifft? ;-)), durch Menschen vielleicht zuwenig oder falsch oder unfair, aber selten "gar nicht". So oder so: Aus solchen Erfahrungen wird keine Dominanz entstehen, sondern Unsicherheit, Angst oder Aggression.

Dominanz beim Hund entsteht nicht einfach mal so, sie ist genetisch klar disponiert. Du kannst mit Hund A das gleiche machen wie mit Hund B, und der eine wird nie im Leben aggressiv werden, der andere aber durchaus. Dominantes Verhalten aber ist keine Reaktion, sondern eine vom HUnd ausgehende Aktion, das ist der wesentliche Unterschied.

Dominantes Verhalten definiert: Individuum A schränkt die Rechte und Freiheiten von Individuum B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten zu, was von B akzeptiert wird. Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig.

Kannst Du da wirklich Unsicherheit bzw. eine Reaktion auf Unsicherheit rauslesen?

Mech, Coppinger, Bloch - die haben sich alle mal die Mühe gemacht, das, was Du hier munter zusammenschmeißt, zu trennen. Unsicherheit hat möglicherweise Aggression zur Folge, NIE dominantes Verhalten. Es mag ähnlich aussehen, wenn ein Hund einen anderen "wegbeißt", aber genau das ist der Punkt, nicht jeder Hund, der das tut, ist dominant oder zeigt dominantes Verhalten. Im Gegenteil.

Übrigens auch hierzu spannend: Man würde es vielleicht nicht denken, aber im Video von Ben und Bandit ist es Ben, der der wirklich (von Natur aus so disponiert) dominante Hund ist. Er will nicht kämpfen, vermeidet das, wo er kann, weil er WEISS, daß ein Kampf kein Spiel ist. Bandit ist hier der Rüpel, der seine Grenzen testet, der aber nicht dominant ist bzw. dominantes Verhalten zeigt, sondern der einfach aggressiv ausprobiert, ob nicht er "der Hecht im Karpfenteich" ist.

Der, der von Natur aus typisch dominantes Verhalten zeigt (und zwar auch zwischenartlich und mittlerweile durch mehrere fachlich versierte Menschen, u.a. Baumann und von Blochs Leuten bestätigt), ist also hier der, der abwehrt, verteidigt, aber nicht verletzen will, sondern erst "loslegt", wenn es keine Alternative mehr gibt, der dann aber "ernstkämpft".

Auch das ist ja mal eine Überlegung wert, weil damit nämlich Dominanz nichts mit dauernder offensiver Aggression zu tun hätte/haben müßte, sondern umgekehrt unnötige offensive Aggression mit Unsicherheit (in diesem Falle der Rangordung auf dem vorhandenen Territorium oder auch in punkto "Ansprüche" auf die anwesenden Hundedamen).

Womit der dominante Hund übrigens auch nicht aufgeplustert und krampfig ist. Du sprichst hier vom aus Angst aggressiven oder imponieren wollenden oder posenden Hund. Der dominante Hund plustert nicht. Wenn er etwas zu sagen hat, dann tut er das ohne großes Geschrei (es war sehr, sehr leise, als Ben Bandit dann später sagte, jetzt reicht's, zum Beispiel, auch ich, als Trennende wurde es instinktiv, weil ich die beiden wirklich beeindrucken mußte und das hätte Lärm nie erreicht) und er kämpft nicht unnötig, dazu ist er viel zu souverän.

Das wären Merkmale eines wirklich dominanten Hundes - Souveränität, Fairness, Vermeidung unnötiger Kämpfe, aber wenn er sie nicht vermeiden kann, sehr heftigen Aktionen, i.d.Regel kurzer Kämpfe, ein schnelles sich durchsetzen, sofortiges Aufhören, sobald die Situation klar ist, kein "nachkarten", nicht von hinten kommen, sondern offensiv und klar von vorn usw..

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Vera Offline




Beiträge: 91

24.06.2008 16:31
#12 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

Zitat von Elektra
Vera, Du schmeißt Dominanz und Aggression durcheinander. Das, was Du beschreibst als Fallbeispiel, ist Aggression, die entsteht, wenn der Hund verunsichert ist/wird.


Das tue ich durchaus nicht. Dominanz fällt durch langsame Bewegung, steil und zittrig getragene Rute, überzogen aufgeplustertes Gehabe etc. auf.

Zitat von Elektra


Dominanz beim Hund entsteht nicht einfach mal so, sie ist genetisch klar disponiert.


Das sehe ich genauso. Ich glaube aber nicht daran, dass ein Hund nur aufgrund seiner Gene Dominanz entwickelt, dann doch eher, dass er aufgrund seiner Gene eher mit Dominanz auf bestimmte Umwelteinflüße reagiert.

Zitat von Elektra
Dominantes Verhalten definiert: Individuum A schränkt die Rechte und Freiheiten von Individuum B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten zu, was von B akzeptiert wird. Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig.


Ich mache Dominanz beim Hund nicht an üblichen Rangordnungsfragen fest. Dominanz ist mehr als das. Es ist eine Störung. Nicht wenige Hundexperten glauben nicht an Dominanz als feststehenden Charakterzug (wolfswinkel). Es ist eine eher seltene Verhaltensstörung.

Zitat von Elektra
Kannst Du da wirklich Unsicherheit bzw. eine Reaktion auf Unsicherheit rauslesen?


Ja.

Zitat von Elektra
Mech, Coppinger, Bloch - die haben sich alle mal die Mühe gemacht, das, was Du hier munter zusammenschmeißt, zu trennen. Unsicherheit hat möglicherweise Aggression zur Folge, NIE dominantes Verhalten. Es mag ähnlich aussehen, wenn ein Hund einen anderen "wegbeißt", aber genau das ist der Punkt, nicht jeder Hund, der das tut, ist dominant oder zeigt dominantes Verhalten. Im Gegenteil.


Letzteres differenziere ich äußerst genau. Ich schrieb nicht, dass aus Unsicherheit Dominanz entsteht, sondern eben aus der Unmöglichkeit, Unsicherheit zu zeigen. Ein entsprechendes Umfeld kann zu dieser "Unmöglichkeit" sicher ihr übriges beitragen.

Zitat von Elektra
Der, der von Natur aus typisch dominantes Verhalten zeigt (und zwar auch zwischenartlich und mittlerweile durch mehrere fachlich versierte Menschen, u.a. Baumann und von Blochs Leuten bestätigt), ist also hier der, der abwehrt, verteidigt, aber nicht verletzen will, sondern erst "loslegt", wenn es keine Alternative mehr gibt, der dann aber "ernstkämpft".


Nochmal: Ich differenziere deutlich zwischen echter Authorität und Dominanz. Dominanz ist und bleibt eine Störung. Aber vielleicht lese ich auch die Fachleute, die es nur so definieren.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Vermischung beider Aspekte den normalen Hundehalter ermahnen sollte, nicht überall "negatives" Dominanzverhalten reinzuinterpretieren.

Zitat von Elektra
Womit der dominante Hund übrigens auch nicht aufgeplustert und krampfig ist. Du sprichst hier vom aus Angst aggressiven oder imponieren wollenden oder posenden Hund. Der dominante Hund plustert nicht. Wenn er etwas zu sagen hat, dann tut er das ohne großes Geschrei (es war sehr, sehr leise, als Ben Bandit dann später sagte, jetzt reicht's, zum Beispiel, auch ich, als Trennende wurde es instinktiv, weil ich die beiden wirklich beeindrucken mußte und das hätte Lärm nie erreicht) und er kämpft nicht unnötig, dazu ist er viel zu souverän.


O.k. - 100iges Definitionsdilemma - laut Mugford ist ein dominanter Hund eine seltene und gestörte Erscheinung. So habe ich den Begriff verwendet.

Zitat von Elektra
Das wären Merkmale eines wirklich dominanten Hundes - Souveränität, Fairness, Vermeidung unnötiger Kämpfe, aber wenn er sie nicht vermeiden kann, sehr heftigen Aktionen, i.d.Regel kurzer Kämpfe, ein schnelles sich durchsetzen, sofortiges Aufhören, sobald die Situation klar ist, kein "nachkarten", nicht von hinten kommen, sondern offensiv und klar von vorn usw..


Das ist für mich ein Alphahund, einer mit Führungsqualitäten.

Ich bemühe mich jetzt, in Zukunft bei der hier üblichen Definition zu bleiben. Das ist ein wenig schwierig, weil es ein wenig an wissenschaftlicher Einigkeit mangelt, man laufend von dieser in jene Version umdenken muss.

LG Vera

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Ina Müller

Schle Miel ( gelöscht )
Beiträge:

24.06.2008 16:43
#13 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten


Spannend !

Kann es sein, dass es um Begrifflichkeiten geht? Mir klingt das, was Vera von "Dominanz" schreibt, sehr nach "Dominanzaggression", die beispielsweise von Herrn O´Heare umbenannt wurde in "Kontrollkomplex". Dann käme auch das mit der

In Antwort auf:
Störung


durchaus nicht von ungefähr. Ansonsten würde mich schon interessieren, warum - @Vera - dies eine Störung sein sollte und woher diese rührt, bzw. was genau bei dem Hund gestört ist.

Dem gegenüber steht Elektras Aussage des souveränen Hundes, den Vera wiederum als "Alpha-Hund" bezeichnen würde.

Sollten wir nicht zunächst die Begrifflichkeiten klären und dann sehen, dass wir uns weiter diesbezüglich austauschen?

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

24.06.2008 23:43
#14 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten
Zitat von Schle Miel
Sollten wir nicht zunächst die Begrifflichkeiten klären und dann sehen, dass wir uns weiter diesbezüglich austauschen?


Würde ich auch sagen. Problem ist aber, daß ja offenbar die Herren Mugford (jaja, die Hundeflüsterer ;-)) und Co. Dominanzverhalten als eine "Störung" bezeichnen, während Leute wie Bloch, Mech, Coppinger und übrigens auch Baumann, wie ich auf dem Seminar lernte, Dominanzverhalten für normales Verhalten halten, mit dem andere Hunde und der den Hund führende Mensch nun einmal für den Hund verständlich umgehen müssen.

Ich persönliche halte dominante Hunde (im o.g. Sinne Blochs usw.) für starke, souveräne, zur Führung geeignete Tiere, die -im Sinne der Evolution- also nicht gestört sind, sondern im Gegenteil die wären, die der Arterhaltung am besten dienten (Stichwort: Darwin).

Nach wie vor sehe ich keinen Zusammenhang zwischen Unsicherheit und dominantem Verhalten, dominante Hunde sind sehr wohl in der Lage, Unsicherheit zu zeigen, empfinden sie aber deutlich weniger Situationen gegenüber als andere. Was dominante Hunde -siehe mein Beitrag zuvor- ebenfalls auszeichnet, ist ja u.a. der Wunsch der Kampfvermeidung und der faire Kampf, wenn einer stattfinden muß. Was daran gestört sein soll, möchte ich zu gerne mal wissen. :-(

Viele Grüße
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Vera Offline




Beiträge: 91

27.06.2008 13:57
#15 RE: Markieren-Hintergrundwissen Zitat · Antworten

Hallo Barbara,

nur nochmal kurz zu dem Begriff Dominanz:

Ich gehe jetzt schon davon aus, dass der Begriff von den verschiedenen Fachleuten sehr unterschiedlich benutzt wird. Ich denke nicht, dass Mugford dasselbe Verhalten mit Dominanz meint, als Bloch.
Ich würde jetzt aber gerne wissen, wie Ihr das Verhalten nennt, dass ich als Dominanz beschrieb, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen!

LG Vera

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