Durch Katrins Thread angeregt , mal folgende Frage:
Sagt mal, einige haben dich gezielt das Weggucken vom Reiz trainiert bzw. aufgebaut. Habt ihr das nur durch Bestätigung im richtigen Moment gemacht oder irgendwie strukturierter aufgebaut?
Da ich Dich ja inspiriert habe fange ich mal an, auch wenn wir nicht explizit "Weggucken" trainieren.
Lotte kennt das Kommando "Schau" von der Fußarbeit. Dieses Komando heisst "Schau mir in die Augen Kleines". Momentan übe ich das allerdings nicht nur im Fuss, sondern in allen möglichen und unmöglichen Situationen, so dass sie als Anker den direkten Blickkontakt hat. Geht sicher nicht mit jedem Hund, aber Lotte ist an und für sich schon ein Blickkontakt Sucher (Gab z.B. gar nicht, der weicht dem direkten Blickkontakt aus wo es geht)
Bei Hundebegegnungen heisst das für uns, sie sieht den Hund auf Entfernung und ich unterbreche diese Blicke zum Hund durch das Kommando "Schau" bevor es in ein Starren übergeht. Ich gehe davon aus, dass wir, wenn dieses "Schau" einmal so selbstverständlich ist, dieses "Schau" sie aus dem Starren herausbekommt. Das klappt momentan noch nicht, und ich muss das unerwünschte Starren unterbrechen, das tue ich mit einem scharfen "Lass es" und dann kommt als Alternative das "Schau".
Ich hab das auf zwei Arten geübt - naja, bewusst waren es wohl zwei bis drei. :)
Einmal dass Milki etwas anschaute, dann sagte ich weggucke und hatte Hand mit Lecker neben ihrem Kopf. Paar Mal. Hab ich nicht soo oft gemacht.
Dann noch, wenn sie vor mir saß, das Zurseiteschauen geclickt. Wäre ich aber mal vorsichtig, denn sie schaute dann auch so oft weg, was ich ja nicht unbedingt will, dass sie von mir wegschaut. Allerdings hat das andererseits auch wohl einiges an Erleuchtung gebracht, was ich mit "weggugge" meine. Bei Milki muss ich sowas bewusstes nicht oft machen, dann kann ich das schon einsetzen. Das hab ich dann gemacht. Zum einen, dass ich es eben sagte und belohnte, wenn sie wegschaute. Zum anderen auch belohnt, wenn sie von sich aus weggeschaut hat von einem anderen Hund. Geübt habe ich das aber nicht nur an Hunden, sondern auch mal so zwischendurch. Mit Futter oder Ball als Hingucker.
Und dann noch intermediäre Brücke beim Hinschauen und terminale Brücke (heißt das so auf deutsch?) dann erst beim Wegschauen.
Das gab dann zwar meistens doch ein Weggucken und zu Frauchen hinlaufen (Belohnung abholen), entwickelt(e) sich aber dann doch ganz gut zu nem Wegschauen, ohne immer zu mir anzutraben.
Und eher unbewusst habe ich noch ein Weggucken trainiert. Und zwar mit meinem Sohn. Da ist der Fokus aber nicht so auf dem Blick, sondern eher auf der Einstellung. Das heißt "lass ihn/sie/es in Ruhe", aber eher in so nem Leiertonfall als in einem strengen. Der strenge kommt erst bei mehrfacher Nichtbeachtung durch. ;) Das kam so nebenher, wenn mein Sohn spielte und Milki ihm dabei auf den Keks ging oder gesteigertes Interesse an den Legos zeigte. :) Das klappt ziemlich gut. Belohnt habe ich da fast ausschließlich durch Lob. Dadurch ist es wohl auch entkoppelt vom Herkommen zu mir. Das geht auch gut mittlerweile beim Lollo, bei Mäusen und auch schon relativ gut bei stärkeren Reizen. Auch bei Hunden, wenn die Distanz groß genug und der Hund inaktiv genug ist. Also bei Agilitytraining direkt neben uns geht das noch nicht, dass ich da 2-3 mal "Lass sie in Ruhe" brabbel und Milki tüdelt ihres Weges. ;)
Vergessen: Wenn das Weggucken mal nicht klappt, dann tippe ich Milki auch an, um besser durchzukommen. Brauche ich aber nicht mehr so oft. Das habe ich auch geübt: "tiptip" -> Leckerchen. Bzw. "tiptip"-> Kommando -> Belohnung.
Ich habe meiner Hündin auch durch die Fußarbeit von Welpe an das "Guck" beigebracht. Danach ebenfalls in allen möglichen und unmöglichen Situationen das direkte anschauen belohnt. Sie hat von klein an gelernt, sie bekommt nur dann etwas wenn sie mich ansieht. Und das macht sie auch. Bekomme ich bei Hundesichtungen ihre Aufmerksamkeit, und wenn es auch nur ein Ohr ist das in meine Richtung geht, dann bekomme ich sie auch aus dem starren raus und sie sieht sich nach mir um. Geholfen hat uns ungemein der Geschirrgriff und daraus das neben sie hocken. Daraus fällt es ihr bisher noch viel leichter nicht den Hund anzustarren sondern mich an zu sehen. Aber das geht bisher noch nicht 100%ig. Aber wir arbeiten weiter daran. Ach was mir noch einfällt, ich bewege mich in solchen Situationen gerne in ihrem Sichtbereich - also führe ein besonderes Naschi durch ihr starren in meine Richtung. Wenn sie sich dann nach dem naschi umsieht (wo das nun hin ist) dann click ich und sie bekommt eins. Daraus ist es dann leicht sie was anderes machen zu lassen oder das sie mich ansieht.
Hoffe das ist verständlich geschrieben? Ansonsten gerne fragen.
Zitat von kaha im Beitrag #3 Und eher unbewusst habe ich noch ein Weggucken trainiert. Und zwar mit meinem Sohn. Da ist der Fokus aber nicht so auf dem Blick, sondern eher auf der Einstellung. Das heißt "lass ihn/sie/es in Ruhe", aber eher in so nem Leiertonfall als in einem strengen. Der strenge kommt erst bei mehrfacher Nichtbeachtung durch. ;) Das kam so nebenher, wenn mein Sohn spielte und Milki ihm dabei auf den Keks ging oder gesteigertes Interesse an den Legos zeigte. :) Das klappt ziemlich gut. Belohnt habe ich da fast ausschließlich durch Lob. Dadurch ist es wohl auch entkoppelt vom Herkommen zu mir. Das geht auch gut mittlerweile beim Lollo, bei Mäusen und auch schon relativ gut bei stärkeren Reizen. Auch bei Hunden, wenn die Distanz groß genug und der Hund inaktiv genug ist. Also bei Agilitytraining direkt neben uns geht das noch nicht, dass ich da 2-3 mal "Lass sie in Ruhe" brabbel und Milki tüdelt ihres Weges. ;)
KAtharina, das interessiert mich, könntest Du das nohcmal genauer erklären?
Ich würde gerne, weiß aber nicht so wirklich wie, denn das war ja nicht so richtig mit Absicht. :)
Ich versuche es einfach nochmal, vielleicht bringt das ja was. Ansonsten frage noch mal konkret, was Du wissen willst, bitte.
Ah, Erinnerungslücke schließt sich: Es war nicht nur bei Benedikt, sondern auch mit Lollo im Spiel. Stimmt. Ich glaube, der Anfang war so, dass ich das "lass ihn in ruhe" sagte und Milki dann abholte. Also nicht bös, nicht mal aufgebracht, sondern einfach am Halsband genommen und etwas weggeführt. Bei beiden, Lollo und Benedikt. Aber viel, viel öfter habe ich es bei Milki mit Benedikt geübt - was die wesentlich leichtere Umgebung für Milki ist. Später dann beim Gassigehen, als Milki ihre Mäuseobsession schon etwas überwunden hatte, habe ich das dann einfach mal ausprobiert. Das Schöne daran finde ich, dass es so nebenher rüberkommt.
Vermutlich ist dazu wichtig, dass Milki ist gut am Halsband fassen lässt und auch gut mitkommt. Das hatte ich gleich zu Anfang geübt. Halt so das Übliche: Griff in HB -> Click, Lecker, Griff in HB, Lecker... Und dann auch das Nachgeben auf den Zug hin geübt. Also kleinen Zug aufs Halsband, so dass der Hund noch nicht bockt (Oppositionsreflex) und dann Lob/Click+Lecker, sobald der Hund ein kleines Bisschen nachgibt. Wenn ich doch zu arg gezogen habe, warte ich, bis der Hund nachgibt; also ich gebe dann nicht selbst nach, auch wenn es eigentlich ein Trainingsfehler war. Bei Milki war da aber nicht viel nötig ind normaler Situation. In Situationen, in denen sie Angst hat, war sie dafür extrem im "Bocken" und verfällt jetzt auch noch ganz selten mal da rein.
Manchmal belohne ich das auch mit einem Leckerchen, aber sehr selten, weil ich eben keine Erwartungshaltung da reinhaben will.
Also ich könnte glaube ich das "wegschauen" nicht so unter Signal setzen. Also können schon aber ich hätte Angst, dass sie mir da zu viel Erwartungshaltung einbaut. Und mein Fokus liegt definitiv im mich anschauen.
Zuerst habe ich nach einen Workshop auf Barbaras Anraten angefangen das Schau zu trainieren . Also rumgestanden gewartet bis Chucky mich anschaut C&B ,später dann Schau gesagt ,wenn Chucky mich anschaut C&B . Das klappt jetzt in reizarmer Umgebung , aber auch bei der Kuhweide schon ganz gut , wenn Chucky Lust zu arbeiten hat . Wenn er mal so gar keine Lust hat und er seinen Sturkopf auspackt , kann es schon mal ne zeit lang dauern bis er mich anguckt . Ich warte dann das eine mal solang bis er mich dann anguckt , aber dann breche ich dann ab weil es dann keinen Sinn mehr macht weiter zu üben . Jedes Schau würde sich dann weiter herausziehen . Bei stärkeren Reizen funktioniert das Schau nicht bei Chucky .
Bei dem nachfolgenden Training mit Barbara haben wir dann das weggucken entdeckt und heraus gearbeitet . Das haben wir folgendermaßen aufgebaut . Ich geh mit Chucky solang auf den Reiz zu bis er anfängt zu fixieren , dann folgt das Signal Seite und ich geh mit Chucky an den Rand vom weg oder gegebenenfalls ein Stück ins Feld rein . Das Signal Seite kannte Chucky schon . Ich stell mich dann zwischen Chucky und Reiz , Sage weggucken und schiebe sanft den Kopf in eine andere Richtung , wenn der Reiz dann vorbei ist C&B und Fröhlich in die andere Richtung weiter gehen . Bei sehr starken Reizen für Chucky , halte ich auch den ganzen Kopf im Arm fest und erzähl ihm was. Was Chucky sehr gut und gerne annimmt . Es hilft ihm echt sehr .
Mittlerweile sind wir bei Trockenübungen oder bei leichteren Reizen ( das können mittlerweile sogar schon ruhige ausgeglichene Hunde sein oder Fahrräder oder Autos auf dem Feldweg ) soweit das es folgendermaßen läuft .
Reiz kommt uns entgegen , Chucky fängt an zu fixieren ich sag Seite ,Chucky geht an die Seite wenn es ein starker Reiz ist für ich ihn noch ein Stück weiter ins Feld rein . Dann das Signal Sitz ,wenn Chucky dann sitzt stell ich mich zwischen Chucky und den Reiz . Bei leichten Reizen reicht das Mittelwelle aus , und er guckt von allein in eine andere Richtung , wenn es mal etwas länger dauert bis der Reiz vorbei ist schielt er schon mal in Reizrichtung . Dann wiederhole ich das Signal , wenn er dann immer noch zum Reiz schielt , schiebe ich auch hier den Kopf leicht in eine andere Richtung . Bei starken Reizen schiebe ich noch den Kopf weg , und halte ihn auch noch fest . Aber auch hierbei ist Chucky schon viel ruhiger geworden , und er kommt mir irgendwie erleichtert vor wenn ich das so regele . Das wegschieben und halten des Kopfes hat ja was von zwang , aber bei Chucky funktioniert es sehr gut , und er wird davon kein bißchen gestresst .
Vor ein paar Tagen ist was tolles passiert . Es war einen Tag nach seiner Op , und ich war auf der Minigassirunde mit ihm . Da kommt uns jemand auf dem Fahrrad entgegen , ich wollte eigentlich Chucky kurz nehmen und Futter vor die Schnute halten . Bevor ich das aber in die Tat umsetzten könnte , ist Chucky an die Seite gegangen und guckte in die anderer Richtung . Und das alles an lockerer relativ langer Leine ( so 1,5 m ) und ohne irgendein Signal . Da sieht man wie toll Chucky das weggucken angenommen hat .
Wir haben das Hin- und Weggucken abends vorm Sofa geübt, als Tippa noch regelmäßig Kreischanfälle in Richtung Bolle bekam: - beide Hunde liegen mit etwas Abstand - Tippa guckt zu Bolle: Klick/Belohnung (für beide, auch wenn Tippa der trainierte Hund war) - Tippa guckt zu Bolle und erwartet Klick, der kommt aber nicht direkt. Also guckt sie zu mir: Klick/Belohnung - Tippa guckt erst zu Bolle, dann zu mir (oder an einem schlechten Tag auch einfach weg von ihm): Klick/Belohnung - Tippa guckt zu Bolle - "guck weg" - Tippa guckt weg: Klick/Belohnung
In neutraler, reizarmer Umgebung haben wir das auch mal geshapt (oder wie soll man dieses Unwort schreiben?). - Tippa liegt auf dem Bauch - irgendwann bewegt sie die Nase aus Zufall oder Langeweile oder weil ich selbst den Blickkontakt zu ihr nicht halte ein klitzekleines Bißchen: Klick/Belohnung - das wird immer weiter ausgeformt und zum Schluß - "guck weg" in dem Moment, bevor sie die Nase bewegen wird.
Körperliches Wegschieben des Kopfes wird von meinen Hunden als bedrohlich eingeschätzt, das funzt hier also leider nicht.
Beste Grüße, Dörte.
------------------------------------------------ „Erzähle es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun - und ich werde es verstehen und behalten.“ (Konfuzius)
Zitat von schäfi2014 im Beitrag #9Also ich könnte glaube ich das "wegschauen" nicht so unter Signal setzen. Also können schon aber ich hätte Angst, dass sie mir da zu viel Erwartungshaltung einbaut. Und mein Fokus liegt definitiv im mich anschauen.
Das ist es eben, es kommt drauf an, was man für den jeweiligen Hund haben will. Ich will bei Milki keinen Tunnelblick. So für den Notfall ok, aber insgesamt neigt sie mir viel zu sehr dazu, sich - wie es irgendwo formuliert war - in eine Aufgabe zu retten und dann da klemmen zu bleiben. Ich vermute, dass sie den Auslöser dann soweit ausblendet, dass sie nicht wirklich gut lernt, dass es auch anders geht.
Wo Du da allerdings die Erwartungshaltung siehst, verstehe ich nicht. Gib mir mal nen Tip, bitte.
Mh, war vielleicht schlecht formuliert. Ich meinte, dass Biene dann ihre Erwartungshaltung noch mehr steigert wenn ich auch noch das wegschauen unter Signal setze. Sie hat ja eine Erwartungshaltung wenn sie mich ansieht. Das ist gewollt. Das habe ich so trainiert. Erwartungshaltung ist hier, sie möchte einen Keks oder schlecken. Wenn ich dann das wegschauen auch noch unter Signal setze hat sie ja eine doppelte Erwartungshaltung - dann gibt´s was fürs anschauen und wegschauen. Da beide Aktionen sehr nah beieinander liegen - sehe ich hier so ein wenig die Gefahr. Vor allem bei einem schnell gestressten Hund.