Wie schon berichtet, habe ich mit Mia Aggressionsprobleme an der Leine sowohl Hunden als auch Menschen gegenüber. Des weiteren verhält sie sich gegenüber Besuchern aggressiv. Auch aus dem Autofenster wird teilweise aggressiv gebellt und geknurrt. Da ich von den ganzen Zwangsmethoden nichts halte, habe ich angefangen zu trainieren mit dem Wort Schau, erst Mensch oder Hund anschauen, dann mich anschauen und dann Leckerchen bekommen. Zuhause wird jedes Aufstehen und Bewegen des Besuchers schön gefüttert. In vielen Fällen klappt das ja auch gut und wir gehen friedlich vorbei oder zu Hause guckt mich Mia teilweise schon von alleine an, als wenn sie sagt, Ok, ich habe gesehen, der hat sich bewegt, jetzt her mit dem Leckerchen. Oder z. B. klappt es auch gut, wenn z. B. ein Jogger vorbeikommt, als Alternativverhalten ein Sitz zu verlangen. Ich will das ganze jetzt umstellen auf Clicker, weil ich denke, das ist noch wirksamer.
Was mich aber noch total ratlos macht, ist, wie ich mich richtig verhalte, wenn Mia eben nicht friedlich reagiert. Wie verhalte ich mich dann richtig? Ich frage mich, ob ich nicht dann teilweise mit einer Korrektur eingreifen muß. Ich kann doch nicht jedes aggressive Verhalten ignorieren oder? Verstärken sich dann nicht solche Aktionen durch Selbstbelohnung, weil das Kind z. B. erschrocken zurückweicht? Muß ich dann irgendwie, z. B. mit nein eingreifen und wie verhalte ich mich angemessen?
Oder z. B. ich sitze auf einer Bank, ein alter Mann setzt sich daneben und Mia will nach dem Mann schnappen? Muß ich Mia da nicht auch irgendwie in ihre Schranken verweisen?
Außerdem frage ich mich, man soll bei Leinenaggression ja die Leine nicht zu kurz nehmen und nicht daran rumziehen, weil das teilweise noch die Aggression anstachelt. Was mache ich auf engen Wegen, wenn ein Ausweichen nicht möglich ist? Wenn ich die Leine zu lang lasse, wäre ja die Gefahr, dass sie auf einmal tatsächlich nach dem Hund oder den Menschen schnappen kann. Außerdem habe ich hier irgendwo gelesen, man soll den aggressiven Hund dann nicht einfach weiter ziehen. Was dann?
Nicht jedes Verhalten geschieht ja aus Angst, teilweise vielleicht ja auch aufgrund territorialer Aggression oder aufgrund Ressourcenverteidigung. Muß ich dem Hund da nicht auch irgendwie mitteilen, dass ich das nicht möchte. Mir ist schon klar, dass so Tipps, die man in manchen Hundeschulen bekommt, z. B. Hund auf den Rücken werfen etc. die Aggression höchtens verstärken. Aber wie reagiert man richtig?
Es gibt bei aggressivem Verhalten durchaus andere Wege als ignorieren oder korrigieren. Mal ein Wort zur Korrektur bei Aggression. Korrektur kann man ja unterschiedlich auffassen. Falsch ist es jedenfalls die Aggression "verbieten" zu wollen. Du nimmst Mia damit die Möglichkeit zur Kommunikation mit dem Ergebnis, dass sie das nächste Mal vielleicht sofort beisst. Meine erste Hundetrainerin hatte einen Hund im Training, dem das Knurren immer "korrigiert" wurde - bis er nicht mehr knurrte. Dann wusste aber keiner mehr, wann er zu viel hatte und er biss für dne Menschen völlig unvermittelt zu. Dieser Hund musste Knurren erst wieder lernen.
Was Du im ersten Teil Deines Beitrags geschrieben hast, beantwortet eigentlich Deine Fragen schon. So ist "Korrektur" richtig denn Du korrigierst ihr Verhalten, indem Du ihr Alternativverhalten beibringst.
Zitat Oder z. B. ich sitze auf einer Bank, ein alter Mann setzt sich daneben und Mia will nach dem Mann schnappen? Muß ich Mia da nicht auch irgendwie in ihre Schranken verweisen?
Ich hätte es gar nicht zugelassen, dass diese Situation eintritt. Ich hätte den Mann gebeten kurz zu warten und wäre mit meinen Hunden weitergegangen. Ich denke das wäre für viele Hunde hier ein No go - die Distanz wird an der Stelle wirklcih sehr klein und noch dazu ist es immer schwierig für den Hund sich an der Leine auch noch unbeweglich irgendwo zu befinden. Ich hätte dann das ruhige Weggehen beclickert und gelobt.
Das Problem ist, dass wir uns alle einen friedlichen Hund wünschen, der alles mitmacht. Solche Hunde haben wir aber nicht. Also ist die Lösung, dass wir genau wissen was unsere Hunde vertragen können und was nicht. Und dann heisst es Management. Denn ohne dieses ist ein vernünftiges Training nicht möglich. Wenn wir unsere Hunde immer wieder Situationen aussetzen, in denen sie meinen aggressiv handeln zu müssen, lernt der Hund nur eins: Frauchen "rettet" mich nicht vor solchen Situationen, also muss ich das selber machen - mit Aggression.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Das Problem bei einigen "Korrekturen" ist eben auch, das der Hund sie anders wahr nimmt, als du sie meinst. Und dabei ist es fast egal, aus welchen Grund dein Hund aggressiv wird. Ein Beispiel; es kommt von vorn ein Mensch, der deinem Hund unheimlich erscheint. Mia springt in die Leine und kläfft wütend. Du ruckst an der Leine, ziehst sie zurück, und ruft sehr wütend "Nein, lass das!" Dein Hund denkt nicht zwangsläufig; oha, meine Aggression war falsch. Das nächste mal bin ich leise. Sondern sie könnte denken; oha, solche Menschen sind wirklich sehr gefährlich. Wenn ich einen sehe, tut es mir plötzlich am Hals weh, und Frauchen ist dann auch ganz böse. Das ist doof. Das nächste mal versuche ich lieber noch eher, einen solchen Menschen zu vertreiben.
Bei dem Mann auf der Parkbank das gleiche; beim nächsten Menschen auf der Parkbank wird dein Hund die Situation -in Erwartung was passiert - nicht als angenehm in Erinnerung haben, sondern eventuell noch unsicherer sein, und darum noch eher/noch aggressiver in Erscheinung treten.
Mir wäre also bei den meisten Korrekturmaßnahmen und in den meisten Situationen die Gefahr einer Fehlverknüpfung zu groß. Mit Konzentration auf den Hund, Abstand vergößern, Alternativverhalten anbieten (zum richtigen Zeitpunkt) ist man dagegen m.E. fast immer auf dem richtigen Weg um irgendwann erfolgreich zu sein. Auf jeden Fall bleibt man für den Hund damit ein Ruhepol, eine Vertrauensperson.
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Es gibt sogar Trainer,die den Hund in,ihn ängstigenden,Situationen immer belohnen.egal,was er tut. Man geht in diesem Fall davon aus,dass ein solches Fehlverhalten ohnehin so stark von Emotionen geleitet ist,dass man es kaum falsch belohnen,also verstärken kann. Also wird der Hund jedes Mal dich belohnt,wenn der Reiz auftaucht,selbst ,wenn er tobt,damit beim Auftauchen einfach direkt eine andere Stimmung erzeugt wird und das kann funktionieren.
Das erzähle ich nicht,damit du es so machst,denn da muss man einfach abwägen,was für einen Hund man vor sich hat um die richtige Vorgehensweise zu finden.
Aber es zeigt einfach deutlich,dass man mit einer falschen Belohnung laaange nicht so viel anrichten kann wie mit einer Strafe! Aus den gründen,die dir die anderen bereits genannt haben.
Ansonsten sage ich auch,timing ist alles und nur trainieren,wenn man gewillt und in der Lage ist,vorrausschauend zu handeln. Ansonsten Hund ins Auto packen und entspannt aufs Land fahren,wenn man z.B nicht gut drauf,oder krank,oder,oder ist.
LG Ines
Wenn ich -grundsätzlich- aversiv mit meinem Hund trainiere, dann macht das auch was mit mir - und nichts was auf OMMMM endet. Ines mit Yuri, Freddy und Ursula sowie Lukas im Herzen
Ich denke, wir sollten nie vergessen, daß Angst- und Aggressionsverhalten nur aus unserer Sicht Fehlverhalten sind. Für unsere Hunde sind sie nur logisch und natürlich, aus ihrer Wahrnehmung machen sie keinen Fehler, wenn sie knurren und schnappen, auch objektiv tun sie das nicht. Betrachte JEDES Aggressionsverhalten als das, was es ist, als Kommunikation. Wenn Du erkennst, was Mia sagen will, wenn Du lernst, vorauszusehen, wann sie sich aggressiv verhalten wird bzw. aus ihrer Sicht muß und das auffängst, indem Du ihr positive Alternativen trainierst, korrigierst Du letztendlich auch, bleibst aber fair.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)