So ganz langsam kommt mir der Verdacht, dass es schon einen tieferen Grund hat, warum ich diesen (gerade diesen) Hund in mein Leben geholt habe. Ich habe die Aufgabe erhalten, mich sehr intensiv mit "Hund" zu beschäftigen. Die ganze Problematik zu erkennen, daraus zu lernen. Warum weiß ich noch nicht genau, das wird sich sicher noch zeigen. Niko ist meine momentane Lebens- und Lernaufgabe. GsD habe ich einen verständnisvollen Mann! Was wurde mir jemals in der Hundeschule über Signale des Hundes erklärt? Nichts! Nein, du musst dem Hund zeigen wer der Herr im Haus ist. Haha lustig - sieht man eh wie´s endet. Ich wurde nur belächelt, als sich die Probleme mit Niko mehrten (einen großen Teil seines Verhaltens hat er ja schon mit gebracht) und ich um Hilfe bat. Die Cocker sind halt deppert, selbst schuld wer sich so einem Hund nimmt. Wurde mir nicht direkt so gesagt, aber im Sinn kam es so rüber. Es wird auf "Problemhunde" in diesen "normalen" (deppertes Wort) Hundeschulen nicht richtig eingegangen. Okay, alles wird ehrenamtlich gemacht, aber weshalb geht man mit seinem Hund in die Hundeschule? Um zu lernen wie man richtig mit seinem Hund umgeht. Als ich in einer Hundeschule die sich auf auffällige Hunde spezialisiert hat tel. mein Problem schilderte um einen Termin zu vereinbaren wurde mir gleich Euthanasie in den Raum gestellt. Cocker Spaniel - das ist scheinbar ein Unwort bei Hundeschulen. Danke, ich brauche keinen Termin mehr!
Also - was bleibt mir anders übrig als mir selbst zu helfen? Sicher bin ich Irrwege gegangen im letzten Jahr, aber momentan habe ich das Gefühl alles lichtet sich und zeigt einen Sinn an. Ich lerne, lerne und lerne.
Und ich hoffe, dass es für Niko und mich noch nicht zu spät ist!!!! Es tut mir so leid, ihn scheinbar verkannt zu haben. Ich wusste Null über Signale, habe erst mühevoll gelernt ihn zu "lesen". Und das fast im Alleingang. Meine Tellington Touch Trainerin Sigrid, mit der ich seit April trainiere, hat mir als Erste die Augen geöffnet. Sie hat mir schon gesagt, dass Niko nicht richtig "spricht", er sendet fast keine Signale. Ja - wahrscheinlich hat er sie nie richtig gelernt oder auch schon verlernt. Sigrid ist die Einzige die sich mit Niko auseinandersetzt und versucht ihn zu verstehen und uns zu helfen. Denn seine Gesundheit ist ja leider auch nicht so rosig. Die Probleme mit der Hüfte, dem Ischias und dgl. sind doch mehr als man vermutet hat.
Ich bin sicher, wir sind auf dem richtigen Weg! Und ihr alle habt mir in der kurzen Zeit im Forum sehr dabei geholfen. Klar ist noch viel, viel Arbeit vor uns aber trotzdem ergibt das jetzt alles ein Bild für mich. Ich kann viel gezielter mit Niko arbeiten.
Und vielleicht ist es ja irgendwann der Fall, dass ich mit meinen Erlebnissen die ich hatte und noch haben werde auch nur einem Hundebesitzer helfen, oder zur Seite stehen kann. Dann schließt sich der Kreis und alles hatte Sinn.
Zitat von Niko2208Und ich hoffe, dass es für Niko und mich noch nicht zu spät ist!!!! Es tut mir so leid, ihn scheinbar verkannt zu haben. Ich wusste Null über Signale, habe erst mühevoll gelernt ihn zu "lesen".
Das hast du sehr schön geschrieben Sabine. Und es ist nicht zu spät. Hunde sind nämlich nicht nachtragend. Und absolut jeder hat irgendwann erst angefangen, seinen Hund "zu lesen", damit wird man ja nicht geboren. Schau noch vorn, da ist bestimmt noch so einiges drinn.
Du glaubst gar nicht, wie mich diese Zeilen von Dir freuen, Sabine. Und glaube mir, Du hast gerade erst angefangen, in die wunderbare Welt der hundlichen Kommunikation einzutauchen. Ich bin sicher, daß Du noch lernen wirst, daß Niko keineswegs keine Signale sendet. Er sendet sie nur "digitaler", also schneller und vielleicht nicht mehr in der ursprünglich hundlichen Reihenfolge und Intensität. Aber, und das ist das Tolle, das kann man zurückdrehen.
Ben ist ein sehr gutes Beispiel dafür, daß ein Hund seine eigene Sprache, die Menschen ihm ausgetrieben haben, wieder neu lernen kann. Ich schrieb es mehrfach, explizit im Thread "Hurra, ich habe einen Angsthund": Ben ging ohne Vorwarnung über mehrere hundert Meter Entfernung auf Mensch und Hund los, wenn er konnte. Er hat beschädigt und er hätte mehr und schlimmer beschädigt, wenn ich nicht mehr als einmal das Schlimmste verhindert hätte. Er wollte definitiv "plattmachen" und zwar am liebsten alles. Wenn Du ihn gesehen hättest, hättest Du geglaubt, er wäre eine unberechenbare reißende Bestie.
Vieles wurde noch einmal verschlimmert, als eine Trainerin ihn mit Discscheiben beworfen hatte, während er gerade auf einen anderen Hund zustürzen wollte. Sie löste damit seine Traumata noch einmal so richtig aus, danach zeigte er keinerlei Abstufungen mehr, von denen, die er vorher schon nicht gerade in epischer Breite gezeigt hatte.
Aber: Ich war aufgewacht. Ich lernte und führte ihn plötzlich souverän, so, daß er Vertrauen in diese Führung lernen konnte. Ich gab ihm immer und für alle Aggression eine Alternative und beschützte ihn so, daß auch er das als Schutz begreifen und daran glauben konnte. Heute kann er seine Angst, die Ursache seiner Aggression war, wieder zeigen, sich mir anvertrauen und sich bei mir verstecken.
Wichtig war neben der Liebe zu Ben und der absoluten Disziplin meinerseits in meiner Körpersprache sowie der Konsequenz, die sich auf die richtigen Dinge richtete und nicht auf so einen Blödfug wie den Hund nicht ins Bett zu lassen, weil er die Weltherrschaft an sich reißen wollen könnte, zu lernen und zu akzeptieren, daß aggressives Verhalten keineswegs böse ist. Aggression gehört zum Leben. Und sie ist Kommunikation, ein wichtiger Bestandteil hundlicher (und auch menschlicher, das übersehen wir leider auch gerne) Rituale.
Mach Dir immer wieder klar, daß Niko Dir mit seinem Verhalten etwas sagt, sagen will. Je mehr Du bereit bist, zu lernen, was er sagen will, ohne sein Verhalten in Schubladen zu packen, desto größer wird Eure Chance, auch Niko ein schönes und streßfreies Hundeleben zu ermöglichen. Verliere nicht den Glauben, auch Niko kann lernen, wieder richtig zu drohen, statt sofort zu beißen. Er kann lernen, wieder Angst zu zeigen, wo er Angst fühlt und nicht mehr zuzupacken, weil er glaubt, daß sich alle anderen Schritte vorher nicht lohnen. Du mußt nur bereit sein, ihn zu führen und nicht zu verurteilen. Und das scheinst Du zu sein. Alles, was Du in der letzten Zeit geschrieben hast, klingt danach.
Ich bin wahnsinnig gespannt, wie sich alles bei Dir und Niko entwickeln wird und freue mich schon darauf, Eure Berichte zu lesen. Wobei mir einfällt: Hast Du eigentlich schon ein Trainingstagebuch?
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Auf keinen Fall ist es zu spät für Nico und Dich. Wir sind uns hier ja einig, dass in vielen Hundeschulen viel Murks gemacht wird. Es ist mehr als schwierig, die richtige zu finden. Jetzt hat Dich das Schicksal hierher geführt und Du siehst, dass Du mit Deinem Problem nicht alleine bist. Du hast hier Menschen kennengelernt ( okay, bis jetzt nur virtuell aber ich denke doch recht persönlich ) die Dich und Nico verstehen und die an Dich glauben. Ich habe den Eindruck, dass auch Du anfängst zu glauben, dass ihr es schaffen könnt und das ist ganz wichtig. Vielleicht haben wir Hunde mit denen wir nie soooo locker durchs Leben gehen können wie so mancher mit seinem Dertutnix aber weißt Du was? Ich würde es immer wieder so wählen. Wo wäre z.B. Niko wenn er nicht bei Dir gelandet wäre. So manch ein anderer hätte ihn bestimmt schon "erlöst". Also - aufgeben gilt nicht. Ihr schafft das .
Sabine, Deine Worte haben mich sehr berührt, denn man liest aus jeder Zeile Deine Liebe zu diesem Hund heraus. Eine Liebe, die Dich dazu bringt neue Wege zu gehen. Eine Liebe die Dich verstehen und lernen lässt. Eine bessere Voraussetzung kannst Du gar nciht mitbringen, um Nico zu helfen.
Ein Tagebuch wäre vielleicht wirklich eine gute Idee. Darin kannst Du jede Begebenheit festhalten, ob positiv oder negativ. Du kannst Deinen Weg dorthin beschreiben. Kannst uns und Dir nochmal genau ins Gedächtnis rufen, was genau Nico gemacht hat, wie die Umstände waren und was Du gemacht hast. So können wir vielleicth den einen oder anderen Tipp geben. Und natürlich können wir trösten oder uns mit Dir freuen. Aber das Wichtigste: es ist ein wunderbares Nachschlagewerk für Dich. Dort kannst Du gelegentlich nachlesen, was vielleicht funktioniert hat, man aber aus irgendeinem Grund nicht weiterverfolgt hat. So bekommt man immer wieder neue und gute Trainingsansätze. Und das Wichtigste: Du kannst nach einer Weile in Eurem Tagebuch schmökern und feststellen, welchen Weg ihr schon gegangen seid und welche Fortschritte ihr gemacht habt.
Lies Dir in der Rubrik "Diaries" einfach mal das eine oder andere Tagebuch kurz durch - vielleicht bekommst Du ja einige Anregungen! Mir hilft es immer sehr - vor Allem in "schlechten Zeiten", in denen man manchmal verzweifelt. Dann nehme ich mir unser Tagebuch vor und stelle fest, welch wunderbare Hunde ich habe und auf welch gutem Weg wir eigentlich sind!
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Auch mich berühren deine Zeilen sehr- Nico hat großes Glück, auf Dich getroffen zu sein. Weißt Du, ich habe mich mit Paul auch auf Dinge eingelassen (Teletakt, Discscheiben, völlige Ignoranz vorallem in Situationen, in denen er hilflos war...), für die ich mich lange vor ihm geschämt habe und mich hätte ohrfeigen können.
Dann kam ich auch auf den Punkt- ich muss selbst lernen und stark meinen Bauch wieder zu Rate ziehen, um endlich entscheiden zu können, was gut ist für Paul und was nicht. So ging es, denke ich, fast jedem hier.
Verneige mich also vor Deiner Offenheit, Flexibilität und deiner großen Liebe und Achtung zu anderen Lebewesen!
Liebe Sabine, deine Worte rühren mich :-) Man merkt wie sehr du deinen Hund liebst und nach einer gemeinsamen Lösung suchen möchtest. Du bist auf dem richtigen Weg.
Und ja, nur durch unsere "speziellen" Hunde, können wir uns weiterentwickeln. Ein Spruch von Ute BB: Man bekommt immer den Hund, an den man sich weiterentwickeln kann. Und das stimmt.
Niemals nie hätte ich soviel über Hunde gelernt und über mich, wenn nicht Sheila zu mir gekommen wäre. Es war nicht immer leicht und ist es manchmal noch immer nicht, aber es wird immer besser. Schon allein was die kleine Maus mir zum Thema Hundeverhalten und -training beibrachte, ist enorm. Aber sie hat mich auch gelehrt mehr innerliche Ruhe zu entwickeln, lösungsorientiert zu denken anstatt problemorientiert, sich an kleinen Dingen zu freuen und immer nach vorne zu schauen...
Ach Sabine, mit dieser wundervollen Einstellung und dieser grossen Liebe zu Deinem Hund und vor allem auch mit diesem liebevollen "Verstehenwollen" werdet Ihr sicher gemeinsam noch sehr viel erreichen! Ich bin sicher, dass Ihr noch einen weiten aber auch guten Weg vor Euch habt.
Auf jeden Fall wünsche ich Euch alles Gute für diesen Weg!!!
Petra mit Mogli und dem Schäfchen im Herzen ------------------------ Der ist nicht klein, der ist ein Hundekonzentrat. :o)