Ich weiß jetzt nicht, ob es hierhin gehört und ob ich das hier fragen darf:
ich suche den Austausch mit Hundehaltern, die einen Hund durchs Leben begleiten, der massivstes stereotypisches Verhalten bzw. abnormal-repetives Verhalten zeigt, was auch medizinisch gesichert und abgeklärt bzw. entsprechend bestätigt ist. Die Schwierigkeit des Verhaltenstrainings liegt darin, dass als Folge jeglicher Verhaltenskontrolle durch den Menschen mit Entzugserscheinungen zu rechnen ist und damit ein schwer zu durchbrechender Kreislauf gegeben ist.
Richtig bist Du hier auf jeden Fall. Sowas alleine zu lesen tut schon weh, finde ich. Ich habe damals schon sehr gelitten, weil Lumpi in bestimmten Situationen im Kreis lief und bei der geringsten Unsicherheit literweise Wasser getrunken hat. Zum Glück war er noch jung und das Verhalten noch nicht so extrem gefestigt.
Hier bei uns im Ort wohnt ein Mann mit einem Schäferhund, der sich die Rute bis auf die Knochen aufbeisst, wenn er auch nur 5 Minuten alleine gelassen wird. Der Hund saß beim Vorbesitzter jahrelang in einem zu kleinen Zwinger und war oft tagelang ohne Ansprache. Seit einem dreiviertel Jahr bekommt der Hund ein Psychopharmakum aus der Humanmedizin und er hat das erste Mal seit Jahren wieder Haare an der Rute und ist nicht wieder zu erkennen.
Ich hoffe Du findest Hundehalter, mit denen Du Dich austauschen kannst, noch mehr hoffe ich, dass ihr eine Lösung für Euer Problem findet.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Ich bin ja nicht ganz neu hier und die Geschichte von Mäx dürfte mehr oder weniger bekannt sein. Mäx haben wir seit etwas mehr als zwei Jahren bei uns und es hat sich eine Menge gebessert, aber er ist halt sehr sehr weit davon entfernt, jemals ein einigermaßen normaler Hund zu werden. Von verschiedenen Seiten musste ich mir bestätigen lassen, dass ich wohl nur Schadensbegrenzung betreiben kann. Ein verhaltenstherapeutisch ausgebildeter TA erklärte sein Verhalten teilweise schon fast als tierschutzrelevant. Nach langem langem Überlegen haben wir uns zu einem Psychpharmaka entschieden (ich mag das gar nicht aussprechen, man wir ja von einer Großzahl der Hundeleute geradezu gesteinigt, wenn man zu solchen Hilfsmitteln greift). Jede kleinste Abweichung im Alltag lässt den Hund geradezu ausflippen und ein wenn auch nur ansatzweise normales Familienleben möchte ich schon noch führen, auch wenn wir unser Leben eh schon ziemlich auf Mäx eingestellt haben.
Zitat (ich mag das gar nicht aussprechen, man wir ja von einer Großzahl der Hundeleute geradezu gesteinigt, wenn man zu solchen Hilfsmitteln greift).
Diese Angst musst Du hier überhaupt nicht haben!!! Ich habe diese Option mit meiner TÄ gestern auch besprochen. Wir gehen diesen Schritt (noch) nicht, weil wir es natürlich erstmal anders versuchen wollen. Und dabei ist unser Problem bei Weitem nicht so schlimm. Mein Nils hat ein etwas zu langes Gaumensegel und schwaches Rachen-Bindegewebe. Leider verkrampft er sich, wenn er sich arg aufregt udn bekommt dann schlecht Luft. Und das hat er leider mit dem Anblick von anderen Hunden verknüpft, wenn er an der Leine ist. Und schon ist der Teufelskreis da. Er bekommt schlecht Luft und bekommt Panik und regt sich noch mehr auf...
Ich bereue heute noch, dass ich es damals bei Lumpi nicht versucht habe. Wir hätten uns sicher mind. 1 Jahr im Training gespart, weil dieser Hund so gefangen war in seiner Angst.
Genau wie bei Menschen ist das auch bei Tieren immer noch ein Tabu-Thema und wird mit abwertenden Begriffen verknüpft. Aber davon darf man sich nicht beeinflussen lassen. Wenn es das Leben eines Tieres lebenswerter macht, ist es genauso in Ordnung wie Schmerzmittel, die einem Hund mit Spondylose den Rest seines Lebens erleichtern und lebenswert machen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Zitat von AntjeNach langem langem Überlegen haben wir uns zu einem Psychpharmaka entschieden (ich mag das gar nicht aussprechen, man wir ja von einer Großzahl der Hundeleute geradezu gesteinigt, wenn man zu solchen Hilfsmitteln greift).
Halte ich für blanken Unsinn. Ist aber mal wieder der klassische Fall, daß Menschen immer Meinungen absondern müssen, auch wenn sie vom Thema nicht die geringste Ahnung haben.
Wenn es wirklich notwendig ist und dem Hunde in letzter Möglichkeit helfen könnte, ein entspannteres Leben zu führen, darf man auch eine solche Möglichkeit nicht ausschließen. Merkt Ihr denn schon ein Wirkung des Medikamentes?
Leider kann ich Dir mit Erfahrungen nicht weiterhelfen. Aber Daumen drücken für ein entspannteres Familienleben kann ich und mache ich, ganz fest.
Petra mit Mogli und dem Schäfchen im Herzen ------------------------ Der ist nicht klein, der ist ein Hundekonzentrat. :o)
ich habe jetzt mal deine früheren Beiträge nachgelesen, weil ich noch neu hier bin.
etwas OT: War ja neugierig, wer da noch aus der Bonner Ecke kommt und ich liebe diese Bollerköpfe. (Hatte selber Jahrelang einen Pitbull/Mastino Mix) Bist du auch manchmal im Grünzug Nord Unterwegs mit deinen Hunden? (ich wohne Grenze Bonn/Bornheim)
Was ich bei nachlesen allerdings nicht entdecken konnte, hatte ihr denn früher ein Training mit Barbara oder einem anderen guten Hundetrainer - wurde also schon mal wirklich mit einem Profi an dem Verhalten gearbeitet bzw hat sich ein Profi mal den Hund wirklich angeschaut abgesehen von einem Tierarzt?
lg
sabine
****Jeder bekommt genau den Hund, der ihn zu der Zeit in seinem Leben weiter bringt****
Abgesehen von einem TA, haben sich den Hund zwei weitere TÄs angesehen und drei Profis. Barbara wäre fast noch im Frühjahr hinzugezogen worden, was sich aber wegen sich überschlagender Ereignisse erübrigte. Es ist nicht so, dass ich mit Mäx seit zwei Jahren einen status quo habe.Wir haben viel erreicht, sehr viel. Dieser Hund kam anfangs überhaupt nicht zur Ruhe, fiel von einer Zwangshandlung in die nächste und fiel abends regelrecht ins Schlafkoma. Mittlerweile sucht er seinen Platz selbsständig auf, um zu ruhen. Bei Fremdhundkontakt wurde er völlig hysterisch und hat nur noch blind um sich geschnappt. Mittlerweile komme ich mit ihm an allen Hunden vorbei, ohne dass Mäx Theater macht. Selbst in einer ihm nun bekannten Hundegruppe läuft er an der Schleppe mit und ist dabei völlig entspannt. Es gab Situationen, da ist es zu Bissverletzungen in de Familie gekommen und durchgebissene Fingernägel sind schon eine Hausnummer. Bis zum Frühjahr hatte ich das Gefühl, dass Mäx überhaupt noch nicht in der Lage war, Vertrauen aufzubauen. Seit ca. April erst habe ich den Eindruck, dass endlich mal Spannung von ihm abfällt, dass er in der Lage ist, mich regeln zu lassen. Das ist ein ganz gewaltiger Sprung nach vorne, an den ich fast nicht mehr geglaubt habe. Jeder hat mir gesagt und ich weiß es auch selber: das wird ein jahrelanges und nervenraubendes Training mit vielen Rückfällen. Und das Training geht nur über positive Bestärkung/Verstärkung. Bei allem anderen, sei es auch nur die laute, ärgerliche Stimme, geht der Hund hoch und wird kaum mehr ansprechbar und steigert sich in sein Fehlverhalten. Die Medikamente scheinen insofern Wirkung zu zeigen, dass er sich nicht mehr so extrem in sein Verhalten reinsteigert. Er ist ansprechbarer geworden und es gelingt mir zunehmend, sein Verhalten verbal im Ansatz abzubrechen. Ich wollte hier jetzt nicht völlige Hilflosigkeit rausrufen, sondern mich interessiert einfach die Erfahrung anderer: wurde das Verhalten mit den Jahren besser oder hat man sich irgendwann einfach mit den Macken des Hundes arrangiert, waren Medis notwendig etc etc. Das ganze Netz ist voll von diesen Kindergartenproblemen (sorry): wie krieg ich den Welpen stubenrein, wie baue ich die Dauerablage auf, wie bringe ich dem Hund das Apportieren bei... Ich suche einfach zu "meinem" Problem Infos und Austauschpartner, welches ja nicht so häufig diskutiert wird, weil eben nicht so oft vorhanden.
Auch wenn er mich Jahre meines Lebens kostet, ich mag dieses Knautschgesicht und die Jahre, die er noch bei mir verbringen wird, soll er eben nicht in seiner "Zwangsjacke" verbringen.
@bandalil ich wohne in Bornheim, bin in der Gegend also viel unterwegs und im Bonner Norden wie Siegfähre und Umgebung (treffe dort häufig die Cumcane-Leute)
Hallo Antje, vieles von Mäx kenne ich auch von Richy. Auch nach nun fast 5 Jahren wird er bei Stress auf jede Art von Druck mit Schnappen nach den Händen reagieren. Zuletzt vor wenigen Wochen als ich nur die Box, in der er bei meinen Eltern lag, ein paar Zentimeter von der Tür wegschieben wollte.
Zitat von Antje Die Schwierigkeit des Verhaltenstrainings liegt darin, dass als Folge jeglicher Verhaltenskontrolle durch den Menschen mit Entzugserscheinungen zu rechnen ist und damit ein schwer zu durchbrechender Kreislauf gegeben ist.
Dieser Satz erschließt sich mir irgendwie nicht. Kannst du den mal erklären?
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Ähm - mal probieren. diese Zwangshandlung entsteht durch Frustration oder auch aus einer inneren Unruhe. Frust muss also abgebaut werden bzw. die Unruhe gelöst werden. Der hund stürzt sich in eine Zwangshandlung. Bei Mäx sind sie sehr exzessiv und werden bis zur völligen Erschöpfung durchgeführt. Er lässt sich hier nur sehr schwer bis gar nicht abbrechen. Durch dieses exzessive Bewegungen erfährt der hund eine Art Bedürfnisbefriedigung, Glückshormone werden ausgeschüttet. Durch das erhöhte Glückshormon Dopamin bekommt der Hund ein angenehmes Gefühl (Bedürfnisbefriedigung), so dass Stress, Frustration, Angst und Unsicherheit verdrängt werden können. Dieses exzessive Verhalten wird zu einem selbstbelohnenden s Verhalten, welches als Strategie zur Stress- und Frustbewältigung eingesetzt wird. Verhindere ich nun, dass Mäx sein Verhalten ausüben kann, geht er auf die Suche nach einer Ersatzhandlung, d.h., er wandert ruhelos umher und sucht sich regelrecht eine Ersatzbefriedigung. Im Ernst: er hat schon Nachmittage damit zugebracht. Seine Unruhe, sein Frust wird immer größer bis er endlich eine Ersatzhandlung findet oder aber es kommt in irgndeiner Situation zu einer völlig überzogenen und unangemessenen Übesprungshandlung. Steckt Mäx schon mitten in einem Verhalten drin und ich dann körperlich da rein - nehme ihn also am Halsband oder Geschirr, fängt er sofort blindlings an zu tackern, springt einen an, beißt in Arme oder Beine (er kennt keine Beißhemmung), u.U. springt er bis zum Gesicht hoch. Die fehlende Dopaminausschüttung heißt nun wieder Frust, Unruhe und auch agressives Verhalten, was dann leider auch sehr unberechenbar sein kann. So ist es mir u.a. erklärt worden und ich hoffe, es einigermaßen verständlich wiedergegeben zu haben.
Danke, fürs Erklären. So etwas dachte ich mir schon, lediglich die Verhaltenskontrolle warf Fragen auf.
Bsp. Pfotenlecken Bei Richy ein Mittel zum Stressabbau. Wenn er sich mal richtig 'eingeleckt' hat, dann kann er Ablenkungen wie Kauknochen, Bewegung etc. nicht mehr annehmen. Jeder Versuch das Lecken zu unterbinden, erzeugt neuen Stress und Frust und wird dann ganz schnell mit Schnappen oder Beißen beantwortet. Für so einen Fall hilft bei uns nur die Futtertube mit ganz was Gutem. Damit er aufsteht bin ich auch bereit, Möbel mit Leberwurst einzuschmieren. Also Prinzip: Lust gegen Frust und STress
Was hilft um es zu vermeiden? Früherkennung und möglichst schnell etwas anderes anbieten. Dafür lass ich im Job auch schon mal ein Kind sitzen und erklär, warum es jetzt so wichtig ist, dass ich mich um Richy kümmer. Was auch hilft, ist das Entspannungssignal. Allerdings auch immer frühzeitig. Und bei großer Unruhe und 'Buddelanfällen' in der Wohnung hilft bei uns das Thundershirt.
Kannst du damit was anfangen?
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Ja, kann ich was mit anfangen. Läuft bei uns ähnlich ab, wobei Früherkennung und Alternativverhalten das A und O ist. Was ist ein Thundershirt?
edit: alles klar, dieses Ding, was durch Druck auf den Torso den Hund beruhigen soll. Das habe ich nicht im Einsatz. Gibt es da mehr Erfahrungsberichte zu?