ich habe den Verdacht, dass das Hundeleben draußen für Finja Stress bedeutet.
Finja war vermutlich in den ersten 6 Monaten kaum Außenreizen ausgesetzt.
Drinnen liegt Finja meistens dösend herum – meines Erachtens etwas zu viel… Neuerdings liegt sie auch gerne unterm Tisch – einfach so. Das Verfolgen hier im Haus ist inzwischen deutlich weniger geworden, sie sucht aber unsere Nähe. Anfangs ist sie schon aufgeschreckt, als ich nur die Sitzposition geändert habe. Alleinebleiben ist noch immer ein Problem, obwohl dies derzeit auch kein Trainingsschwerpunkt ist. Sind wir zu Besuch oder Finja ist mit im Büro schüttelt sie sich häufiger, ist in Alarmstellung und muss öfters nach Draußen, wobei sie sich nicht immer sofort erleichtern kann. Gerade in stressigen Situationen sind ihre Augen (Nickhaut) stärker gerötet. Ob die späte Läufigkeit mit 21 Monaten stressbedingt war, kann natürlich nur vermutet werden…
Im Garten sitzt sie gerne mitten auf dem Rasen und schaut in der Weltgeschichte umher. Hört sie Geräusche ist sie in Alarmstimmung. Früher hat sie gebellt, heute ist sie nur aufmerksam und pruscht gelegentlich. Da wir nicht in der kanadischen Pampa wohnen, hört man recht oft Stimmen und Geräusche, so dass Finja schon im Garten ständig aufmerksam ist.
Draußen hängt die Nase auf dem Boden. Manchmal erschrickt sich Finja, wenn es neben ihr im Gebüsch raschelt. Einige Erdflecken werden mit eingeklemmtem Schwanz beschnüffelt. Menschen werden nicht mehr angeknurrt und sie lässt sich gut leiten (sitz und abwarten oder vorbeigehen), aber trotzdem sind Menschen noch merkwürdige Wesen. Nach Hundebegegnungen wird sie nach ein paar Schritten wieder ansprechbar, früher waren es 5-10 Minuten. Ich rede hier nicht von Fußgängerzonen oder Einkaufspassagen…
Trotz alledem hechelt Finja nach Verlassen des Hauses. Vermehrter Speichelfluss nach etwa 5-10 Minuten, nach 20 Minuten großes Trinkbedürfnis. Sie nimmt draußen zwar Futter an, nimmt dabei aber auch viel Luft auf, die nachdem wieder entweichen muss (sie liegt auf dem Sofa und pffffff). Spielzeug ist nur im Haus und Garten interessant. Zuhause angekommen trinkt Finja erstmal und wischt sich ihre Schnute an Beinen und Sofas ab. Sie ist ruhelos, wechselt oft den Platz, hechelt, atmet schnell und entspannt sich erst nach 10-20 Minuten. Dann döst sie bis zur nächsten Aktivität (Fressen, Gassi…).
Bedeutet Gassi gegen Stress für Finja? Was kann ich gegen den Stress draußen - den Finja m.E. hat – tun? Ich denke Finja träumt von einem großen Grundstück mit Wald, Bach und Wild, sowie ein kleines friedliches Hunderudel, sowie ständiger Zugang zum Haus, Sofa und Bett… Das können wir leider nicht bieten… Stress wird ja erst langsam abgebaut und Finja braucht viel Zeit zur Erholung. Wenn jeder Gassigang Stress bedeutet, kommt Finja aus diesem Teufelskreis ja gar nicht wirklich raus.
Ja, das ist wohl so. Ich mache mir da auch immer wieder Gedanken/Sorgen.
Ich habe das Buch "Der hyperaktive Hund" von Maria Hense gelesen. Ein wirklich gutes Buch, nicht nur für Halter mit hyperaktiven Hunden. Da gibt es ja auch von....bis.
Es beschäftigt sich mit den Themen: 1. Stress-Management - Erfüllung hundetypischer Bedürfnisse - Sensorische Diät - Entspannung - Maßnahmen zur sofortigen Reduzierung der Aufregung
2. Wichtige Werkzeuge: Grundlegendes wie z.B. Klarheit, Marker, Konsequenz, Belohnung Training, Fokus-Übungen, Frustrationstoleranz, Impulskontrolle......
3. Beispiele für schwierige Situationen, nützliche Signale...usw.
Ich finde, die Aufregung unserer Hunde ist so ein komplexes Thema, dass man da mit wenigen Worten nicht auskommt. Maria Hense hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ich kann es sehr empfehlen.
Und was man braucht, das merke ich auch bei Genna: viel Ruhe, kleine Schritte und viel, viel Geduld.
Ja, man mag es kaum glauben. Ich habe - nachdem ich merkte wieviel Streß Spaziergänge für Lumpi bedeuten - die Runden drastisch verkürzt. Ich bin anfangs riesige Runden mit ihm gegangen. Danach habe ich mehrmals 20 Minuten draus gemacht und viel mit ihm zu Hause gemacht. Langsam wurden die Runden wieder länger. Aber ich suchte mir auch immer Wege aus, wo wenig Hunde unterwegs waren. Als Mo einzog, mussten wir wieder reduzieren und langsam steigern. Und jetzt bei Nils mache ich es genauso.
Man kann einfach nicht pauschal sagen, dass ein Hund so und so lange Auslauf pro Tag braucht. Wenn es ihn streßt, nützt es doch alles nichts. Ich habe mir angewöhnt, dass Offline-Spaziergänge kürzer sind, Leinenspaziergänge dafür länger. Das hat uns viel gebracht.
Zitat Und was man braucht, das merke ich auch bei Genna: viel Ruhe, kleine Schritte und viel, viel Geduld.
Und das kann ich echt nur unterschreiben.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Besteht nicht ein Unterschied zwischen Stress aus Unsicherheit und Stress aufgrund Hyperaktivität?
Hyperaktivität sehe ich den ganzen Tag lang bei Finja nicht. Seit dem letzten Spaziergang liegt sie rum und döst. Wenn sie Abwechslung will, legt sie sich um oder lässt sich streicheln. Zwischendruch hat das böse Frauchen die Ruhe gestört und Leckerlis in Pappröhren u.ä. versteckt.
Zum Ersten glaube ich Hunde die sich ähneln, haben auch die gleichen Nervenkostüme, kann das sein ???? Zweitens ist es bei Cindy auch so, dass sie unheimlich viel Ruhe und Ausgeglichenheit braucht. Bin aber drauf gekommen wenn wir viele Spielis und UO machen bei den Spaziergängen ist sie abgelenkt und der Streß den sie hat ist positiver, sie ist ja eine ganz interessierte und gelehrige Maus. Anbei Fotos von meinen zwei Hübschen.
Genna ist auch kein "hyperaktiver" Hund. Sie ist zu Hause auch sehr ruhig. Aber draußen gibt es sehr viele Reize - sie reagiert da auch unsicher oder unkonzentriert. Der Reizfilter im Gehirn ist so groß, dass es zu einer "Reizüberflutung" kommt und das macht Stress. Das kann ein Spaziergänger im Wald sein, das Vogelgezwitscher oder die Mülltonne auf der Straße. Genna nimmt viele Dinge wahr, die Ephi gar nicht sieht/hört. Sie muss erst lernen, dass bestimmte Dinge keine Bedrohung sind - für Ephi waren sie nie eine Bedrohung. Beide Hunde wurden aber gleich (gut?) sozialisiert. Bei Genna müssen durch Erfahrung die Reizfilter kleiner werden - da braucht sie meine Hilfe.
Ich kann den Vorschreiberinnen nur zustimmen. Macht langsam, gib Finja viel Zeit und kleine Spaziergänge...lass sie so langsam noch mehr Vertrauen zu dir aufbauen, dann wird sie sich bei dir immer sicherer fühlen. Stell dir vor, du wârst quasi isoliert in den ersten Kleinkindjahren aufgewachsen, konntest keinen wirklichen Alltag kennenlernen und wärst dann auf einmal ins normale Leben mit allem drum und dran geholt worden...es würde dich alles stressen, ängstigen, überfordern...du bräuchtest Jemanden an deiner Seite, der dir das normale Leben, Situationen, Begegnungen in kleinen Portionen zeigt, dir Ruhe und Sicherheit vermittelt und nicht zu viel von dir auf einmal verlangt. Jemand, der dir Ruhepausen gönnt, dich immer wieder auch durchschneiden lässt, das immer wieder Neue verarbeiten lässt. Und es wäre völlig normal, dass du dabei mit allen Sinnen auf die Reize reagieren würdest, immer wieder hochschrecken würdest bei Dingen, Geräuschen, Gerüchen, die du nicht einordnen könntest..und Zuhause wärst du dann k.o. Und würdest gern deine Ruhe haben... Bei Menschen, die isoliert/zu teizarm aufwachsen, nennt man das Kaspar-Hauser-Syndrom, bei Hunden heißt es Deprivation.
Leider habe ich selbst es mit Ella nicht richtig gemacht, ich habe ihr, die ebenfalls im Tierheim auf einer griech. Insel zu reizarm bis zum 6. Monat saß, die ersten Monate zu viel zugemutet. Erst mit Beginn ihres "originellen" Verhaltens habe ich mich schlau und schlauer gemacht...leider kann ich die Uhr nicht zurückdrehen, sondern nur jetzt nachträglich ihr bei ihren Problemen zu helfen. Und erkennen, wenn was zuviel für sie ist...am besten ist es für uns jedoch, ganz bewusst nur Spaziergänge immer wieder nur zu zweit zu machen. Dann kann ich mich besser auf sie konzentrieren, sie "lesen" und mit ihr Teamplay machen. Andere Aktivitäten dosiere ich und breche im Zweifel auch mal ab. Ich powere sie nicht durch alles durch. Mir ist vor kurzem nochmal ein Satz einer Freundin , auch mit Hund, eingefallen: Da muss Ella durch...Der damalige Anlass war ein Besuch im Sehr vollen Biergarten. Ella war deutlich unentspannt...und ich habe keine Rücksicht genommen. Ich wollte aus menschlicher Sicht kein "Weichei" sein und habe mich dem Erwartungsdruck der Freundin gebeugt - meine Ella habe ich damals "allein gelassen". Und ich habe auch in der Folgezeit viele Fehler gemacht, weil ich Erwartungen von anderen erfüllen wollte oder deren unguten Ratschläge unreflektiert übernommen habe. Heute weiß ich es besser und versuche mich an meinem Hund zu orientieren. Un das heißt, dass Ella nichts MUSS, von dem ich merke, dass sie sich nicht wohlfühlt.
Ihr beide habt alle Zeit der Welt zu einem tollen Team zusammen zu wachsen. Und was heute länger dauert, wird spâter mit Ruhe und Vertrauen belohnt. Auf beiden Seiten.
Wir wünschen euch viel Zeit, Geduld und Liebe, Petra und Ella
Wie sich Finja fühlt, kann ich schon nachfühlen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich ihr helfen kann - vor allem draußen. Drinnen nimmt Finja Massagen (aus dem Bauch heraus) gerne an. Auch der Rinderknochen scheint sie (auf eine andere Art) zu entspannen. Interessanterweise scheinen es nur die Reize draußen zu sein, die sie stressen. Drinnen ist sie als "Bauhund" diversen Reizen ausgesetzt, die sie allesamt toll findet. Das war von Anfang an so...
Doch wie erleichtere ich ihr den Spaziergang? Ich laufe im wesentlichen 4-5 Wege, die ich z.T. miteinander kombiniere. Heute bin ich eine der ruhigen Runden gelaufen - am Fluß entlang. Hatten insgesamt 3 Menschenbegegnungen, keine Hunde, nur ein paar Hühner. Zurück an Teil der Hauptstraße (Autos haben ihr eigentlich nie etwas ausgemacht) mit einer genial lockeren Leine und ganz ohne Zug. Trotzdem war Finja danach fertig. Noch weiter kann ich die Reize ja eigentlich gar nicht reduzieren... Klar, ich kann die Hauptstraße weglassen, aber das war es nicht. Das Speicheln begann nach einer einsamen Strecke am Fluss und über Felder. Kürzer Laufen? Hmm, dann bekommt sie ja noch weniger Bewegung... Häufiger und kürzer geht aus organisatorischen Gründen nicht. Zwischendurch muss ich ja auch noch arbeiten... Auf der Arbeit könnte ich viele kleine Runden drehen, aber die neue Arbeitsumgebung (die Straßen drumherum) ist ganz und gar nicht reizarm - nichts für Finja. "Dog Reläx" werde ich mir mal besorgen. Weitere Tipps sind natürlich willkommen.
Bei uns war es lange so, dass ich nicht daran gedacht habe, dass Streßhormone ziemlich lange im Körper bleiben - vor Allem bei Hunden, die immer wieder Streß haben. Bei Lumpi war es auch bei Spaziergängen so. Aber für ihn bedeuteten eben auch andere Dinge Streß. Und das musste ich einfach berücksichtigen. Dann wurde der Spaziergang tatsächlich kürzer. Wir haben dann lieber im Garten oder im Wohnzimmer noch ein bissel Agility gemacht oder ein paar Fährten gelegt. Reizarm ist tatsächlich auch relativ. Für Lumpi sind Wohngegenden oder Hauptstraßen weniger schlimm als Wege mit Wildspuren, vielen anderen Hundespuren etc.
Ansonsten: wenn der Spaziergang nicht kürzer geht - zu Hause viiiiiiel Schlaf. Lumpi schläft in Streßsituationen an die 18 Stunden. Das kommt heute nur noch selten vor.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Zitat von Kika Ich habe das Buch "Der hyperaktive Hund" von Maria Hense gelesen. [...]
Es beschäftigt sich mit den Themen: 1. [...] - Maßnahmen zur sofortigen Reduzierung der Aufregung
2. Wichtige Werkzeuge: Grundlegendes wie z.B. Klarheit, Marker, Konsequenz, Belohnung Training, Fokus-Übungen, Frustrationstoleranz, Impulskontrolle......
Huhuh ... und sorry, dass ich hier einfach so reinplatze.
Ich hätte genau dazu nämlich ne Frage .
Könnte mir jemand Beispiele aus dem Buch oder besser noch aus einem realen Training "nach Hense" für Situationen bez. "sofortige Reduzierung der Aufregung" liefern? Und zwar für Situationen wo sich die "Umwelt" nicht wirklich trainingsförderlich verhält .
Nur Beispielhaft, um die Frage zu verdeutlichen (ich mag auch nur wissen was Frau Hense schreibt/sagt ... ihr müsst jetzt keine "Tips" ins "Blaue" geben) *zwinker*
**** Speziell für reaktive Hunde die zunächst (z.B.)kein "ernsthaftes" Angst-/Aggressionsthema haben aber einzig und alleine per Erregungslevel und der "Sucht" bzw. Suche nach Auslösern/Aufregern schnell mal "kippen"? Auslöser kann z.B. auch ne wehende Brötchentüte auf der Straße sein, die "da" normalerweise aus Hundesicht eben nicht hingehört und Hund pusht sich dann in unendliche Phären des Hundeweltraums, wenns nicht geling das vorher (durch die im Zitat bereits benannten Werkzeuge) abzufangen. Ich hab da immer das stampfende und schreiende kleines Kind vor Augen was irgendwann nur noch "aus Prinzip" brüllt bzw. weils eben schon in besagter "Stimmung" ist ... nicht mehr wegen dem ursprünglichen Auslöser ansich *duck*
Grundsätzlich ist mir schon klar was man alles machen kann und sollte mit "solch" Hunden (ob nun diagnostisch hyperaktiv, sei mal dahingestellt) ... nur ... ich bin "Mensch", ich habe einen Alltag und ein Umfeld was ich nicht IMMER beeinflussen kann und manchmal kann ich noch nicht mal aus einer Situation raus oder sie zumindest "einfrieren" (sprich: Stresslevel bleibt wenigstens auf selber Stufe und ich hab die Chance Hund fürs "Aushalten" zu belohnen und ggf. sogar "runterzuregeln" oder besser noch: Hund regelt sich selber runter).
Also was bitte rät Frau Hense wenn Hund eh schon bissi "angekitzelt" ist und Auslöser kann nicht abgestellt werden oder kommt gar "immer näher" (das können ja auch weitere Eindrücke sein, die man bei einem gerade eh schon sensibilisiertem Hund nicht abstellen kann und mich mit Hund ständig wo hinhocken um ihn wieder runter zu bekommen - was durchaus funktioniert - geht ja auch nicht immer im Alltag).
Bsp.: Hier die Brötchentüte, da die Oma mit Hackentaxi, dort ein Artgenosse und da bitte Impulskontrolle weil Rehe eben nicht gejagt werden (dürfen) ...
Klar kann man das alles so gut es geht trainieren (ich steh da langfristig nicht auf Impulskontrolle weil ich meine der Hund stresst dann gerne mal nach innen, als erste Maßnahme ist das natürlich gut) ... aber wenn man einmal pennt oder die Umwelt eben nicht beeinflussen kann, gibt es jedes mal nen Knieschuss *find*. Bsp.: Hund hat ohne dauerhaft hibbelig zu sein diverse Auslöser gemeisert, nun merke ch den nächsten (ganz gleich was) packt er nimmer ohne sich innerlich hochzupushen (muss ja gar nicht in offensichtliches Gebrülle/Fiepen oder sonstwas ausarten) ... was rät Frau Hense denn da?
Mein "Kanditat" stresst (wenn auch im Positiven) nämlich auch bei jeder Interaktion mit mir hoch ... d.h. Umlenkung geht recht easy, Stress/Erregungslevel reduzieren eher schlecht ... Bogaerts würde wahrscheinlich sagen er ist halb Aktions- und halb Augenhund. Wie gesagt, der hat nur nen An- und nen Aus-Schalter ... "Standby" gibt es nicht bzw. doch aber in unerwünschter Form (ich huste und Hund sitzt arbeitseifrig vor mir oder geht gleich selber das machen was er GLAUBT was gewünscht ist *natürlichauchseineinteressennichtgänzlichverachtend*). ****
oh ja, ich versteh dich nur zu gut. Ich muss dazu sagen, ich beschäftige mich erst seit kurzer Zeit so richtig mit diesem Thema. Ich hab immer gedacht meine Lucy ist eben einfach ein aktiver Hund. Aber je mehr ich sie beobachte, umso mehr fällt mir auf, dass mein Hund einfach nur Streß in vielen Situationen hat und deswegen oft so hippelig ist. Ihr fehlt in vielen Situationen die Ruhe und Souveränität gelassen zu bleiben. Sie ist wohl wirklich überfordert mit manchen Reizen. Zu Hause ist sie auch eher ruhig und sucht sich ihre Ruheplätze. Aber draußen ist es dann vorbei mit der Ruhe. Meistens jedenfalls. Ich werde mir wohl das Buch "Der hyperaktive Hund" mal kaufen. Ich war am Wochenende in dem Workshop in Mamming dabei. Ich hoffe ich bekomme noch eine Einschätzung von Barbara bezüglich meines Hundes. Mich würde interessieren ob sie meiner Einschätzung zustimmt. Denn auch wenn es egal ist, was früher war, also woher Lucy kommt, denke ich doch, dass ihre Vergangenheit sie sehr geprägt hat. Ich habe sie mit ca.6 Monaten bekommen. Ich weiß nicht wo sie herkommt. Die Leute von denen ich sie habe, haben mich nur angelogen, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Ich musste Lucy anfangs fast nur tragen, da sie irgentwie nichts kannte. Sie hatte vor vielen Dingen Angst und wich mir anfangs nicht von der Seite. Leider hatte ich damals noch nicht den Verstand mit dem richtig umzugehen.... und so machte auch ich viele Fehler. Ich mutete ihr einfach zu viel zu.
Ich habe in den letzten Tagen neue Beobachtungen gemacht und würde mich über Rückmeldungen und Erziehungstipps freuen.
In den letzten Tagen habe ich die Lederleine komplett gegen die lange Schleppleine getauscht. Für Notfälle hatte ich das Halti dabei. Finja durfte dann zunächst ihren Interessen nachgehen und die Natur entdecken was ihr sichtlich gefallen hat. Leider hatte sie kein Ohr für mich. Ich bin Luft. Sie zog immer wieder an der Schlepp und ist da lernresistent. Richtungswechel, Stehenbleiben und das ganze tralalala – Finja ignoriert es. Ich kann 10 Minuten an einer Stelle stehenbleiben. Vielleicht setzt sie sich in 10m Entfernung, vielleicht kommt sie zu mir, um danach wieder in die Leine zu preschen.
Danach ging ich meist eine kurze Runde innerorts, die dann besser verlief als mit kurzer Leine. Den Supermarktparkplatz passierte sie an langer Leine entspannter und sicherer. Die Kühe hat sie ignoriert statt angeknurrt. Ich habe es nach der heutigen finja-stellt-auf-durchzug-Runde gar nicht für möglich gehalten, aber innerorts ging es überraschend gut. Zum Ende hin machte sie ohne Signal das, was ich gerade dachte. Leider kann ich nicht überall mit langer Schlepp gehen, da sind ja noch andere Menschen, Kinder, Hunde, Radfahrer und Autos.
Ohne den ersten Teil in der Natur ist Finja total hibbelig und muss erst einmal ihren Interessen nachgehen. Erst dann kann sie die Enge im Dorf zulassen. Soweit nachvollziehbar. Innerorts ist sie dann halbwegs gut ansprechbar.
Wie bekomme ich jedoch ihre Aufmerksamkeit in der Natur? Das mit dem Durchzug war schon immer unser Thema, jedoch fällt das an der kurzen Leine nicht so auf. Da bin ich dicht bei ihr und sie kann mir gedanklich nicht so schnell entkommen. Das wiederum ist für Finja nicht entspannend. Klar habe ich mit einer 3m-Leine mehr Einfluss auf Finja. Aber als Hund ist das total doof, da man nirgends so richtig schnüffeln kann. An der 10m-Leine geht Finja mit mir spazieren. Finja zieht, Finja hängt sich in die Leine. „Hier“ wird z.T. ignoriert. Schon hinter dem Gartentor geht es los. Beim Schließen ist sie schon wieder ein paar Meter voraus und hält ein Sitz&Bleib nervlich kaum aus. Klar, sie kann vor der Pforte auf ein „ok“ warten, aber hinter der Pforte geht sie erstmal ab. Ebenso die ganze Runde in der Natur. Ich bin Luft – das noch nach 1,5 Jahren und ohne jegliche menschliche oder hündische Ablenkung.