wir haben ein riesen Problem mit Bari, unserem Zweithund. CaneCorso/Rottweiler Mix und jetzt 1,5 Jahre alt, unkastriert (noch).Wir bekamen ihn mit 8 Wo, er ist unser 6. Hund und es ist ihm unseres Wissens nie was Schlimmes passiert. Es fing schon früh an, dass er z.B. Jogger angegangen ist. Sobald ihm irgendwas nich geheuer ist, geht er ohne Vorwarnung nach vorne. Bis vor ein paar Mon.Kam er wenigstens mit Hunden und den dazugehörigen Menschen klar, aber seit der Pupertät darf kein Hund, egal ob männl.od.weibl. ihn auch nur schief ansehen, dann rappelts. Er ist nur glücklich und entspannt, wenn wir mit ihm arbeiten oder Fahrrad fahren. Dann interessiert ihn seine Umwelt garnicht, auch nicht wenn ein anderer Hund ihn anmacht. Er ist super gut beim Arbeiten und hat auch sichtlich Spass daran. Nur können wir den Hund ja nicht immer unter Kontrolle halten, und die Spaziergänge sind mittlerweile alles andere als entspannt. Man schaut sich ständig um, ob nicht doch jemand kommt, den man übersehen hat. Er ist übrigens seit Monaten an der 10m Leine.Desensibilisieren ist gut und schön, haben wir monatelang gemacht und hat auch bei Joggern, Fahrrädern, Pferden, Walkern..... super gut geklappt, nur, er geht ja bei jeder Kleinigkeit ab und ist gleich auf 180. Bin ziemlich verzweifelt, zumal unser anderer Hund soooo souverän ist, es hätte sich das doch abgucken können ! Im Hundeclub konnte uns keiner der Trainer helfen, und ich denke, die glauben das auch garnicht so, da er ja dort ein absolut cooler Hund ist. Ich weiß einfach nicht, was ihn ticken läßt, und was wir falsch gemacht haben und wo wir neu ansetzen können. Kenn jemand im Raum 673.. einen guten Hundepsychologen oder ähnliches ?? Danke schon mal für euren Input.
ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll, und was dir in der Situation helfen und dich aufmuntern könnte *überleg*
Aber eine Frage springt mir nach deinem Bericht so sehr doll ins Auge, das ich sie mir nicht verkneifen kann.
Ich meine das hier von dir:
Zitat von ulli13 Nur können wir den Hund ja nicht immer unter Kontrolle halten,
Warum könnt ihr das nicht? Kontrolle bedeutet doch nicht automatisch eine Leine, oder? Sondern Kontrolle bedeutet auch kontrollierter Freilauf. Der Hund bewegt sich, wie er möchte, ist dabei aber kontrollierbar/abrufbar/ansprechbar.
Zitat von ulli13Er ist super gut beim Arbeiten und hat auch sichtlich Spass daran.
Was ist denn für ihn "bei der Arbeit"?
Du meinst Arbeit im Sinne von Unterordnung? Wie klappt denn die Unterordnung und der Gehorsam bei Ablenkung?
Wenn er also Arbeit (was auch immer) so toll findet...wie reagiert er denn, wenn du ihm diese anbietest, bevor/während ihr andere Hunde trefft und diese ihn ggf. schief anschauen?
Und als letztes; ist Bari gründlich vom Tierarzt untersucht? Ich meine da speziell, ob eine Schildrüsenfehlfunktion ausgeschlossen wurde.
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
hm, wie sag ich das jetzt? Also Bari ist während er beschäftigt ist ( Unterordnung, Zerrspiel,..) absolut unter Kontrolle. Er läßt sich z.B. auf dem Hundeplatz durch keinen anderen Hund aus der Ruhe bringen. Mein Mann fährt tägl. mit ihm Fahrrad, und auch da kann er überall vorbei. Bellende Hunde, freilaufende, die auf ihn zustürmen, Pferde, Jogger... egal, er ist am Fahrrad entspannt und achtet auf sonst nichts. Kontrolliert frei laufen lassen haben wir Angst. Immerhin hat er 50kg und ist alles andere als träge, und damit ein richtiges Geschoß. Einmal einen Jogger übersehen, und wir haben vielleicht das Malheur. Oder stell dir vor ein kleiner Hund kommt angerast und Bari rastet aus. Will gar nicht dran denken. Dazu kommt, dass er alles mit einer großen Intensität macht.Und Angriffe sind nicht vorhersehbar, da er absolut ohne Vorwarnung losgeht. Wir haben einfach das Problem, dass wir ihm nicht vertrauen können. Ich bin mit Arco seit ca. 7 Jahren im Wald beim Hundetreff. Mittlerweile kennen wir ca. 50 Hunde dort und laufen auch oft in sehr großen Gruppen. Bari haben wir sehr langsam dort eingeführt, und es war bis vor kurzem auch nie ein Problem. Wobei wir ihn immer nur mit Einzelnen haben spielen lassen, weil ein Getümmel von 15 Hunden ihn eh zu sehr aufgeregt hat. Dummerweise passierte vor 4 Wochen folgendes: 5 Erwachsene und 11 Hunde traffen sich an einer Waldkreuzung und bleiben zum quatschen stehen. Bari spielt sehr schön und anständig mit einem erwachsenen Hund, danach liegt er ca. 2m vor meinem Mann, an der Schleppe. Ein paar von den Hunden stürzen auf einmal los in Rg. Hase, Bari fühlt sich wohl angegriffen und packt einen gleichaltrigen Rüden ( Collie) . Das Gerangel geht los, ein anderer Junghund geht von hinten auf Bari los, 2 kl.Terrier moppen von der Seite, und Bari hat sich richtig fest in den Collie verbissen. Riesen Loch im Hals, Muskel durch, € 500,. TA Kosten.(beim Collie) In den 7 Jahren wo ich mit Arco da laufe, hab ich noch nie eine so heftige Reaktion eines Hundes gesehen. Ein kleinerer Hund wär hin gewesen. Das macht mir alles richtig Angst. Er überreagiert in allen Situationen. Natürlich gehen wir mit ihm da nicht mehr hin, da alle anderen HH ja jetzt Angst vor ihm haben, weil ja dort jeder Hund frei läuft. Ich geh jetzt mal die Sache mit dem MK an, und nächste Woche haben wir einen Termin beim TA. Die Frage des Kastrierens ist noch offen, jetzt schon, oder wenn er erwachsen ist ( das wär mit ca. 3 Jahren , noch ne lange Zeit.) Vielleicht probieren wir mal den Chip aus. Frustrierte Grüße Ulli
Das verstehe ich, da wäre ich auch mit Freilauf vorsichtig. Ich lasse Lotta auch nur in sehr übersichtlichem Gelände offline laufen, also auf Wiesen und Feldern. Ich fahre auch regelmäßig extra dahin, damit sie sich dann auspowern kann. Hier bei uns zu Hause im Wald bleibt sie meist an der Schleppe, weil es mir einfach zu riskant ist, dass da plötzlich ein Hund um die Kurve kommen könnte und sie tickt aus. Ich finde das auch nicht schlimm. Man kann einen Hund trotzdem auslasten und Freilauf dann eben nur dort geben, wo es möglich ist. Sie ist über ein Jahr wirklich nur an der Schleppe gelaufen und jetzt, nach viel Training, kann ich immer mehr Freilauf einbauen. Ich erwarte aber auch, dass sie sofort kommt, wenn ich sie rufe. Macht sie das nicht, gut, dann war's das für den Tag mit Freilauf.
Mach Dir deswegen kein schlechtes Gewissen. Sicherheit geht da echt vor. Ich habe mir immer gesagt, Freilauf ist kein Recht sondern ein Privileg. Dieses muß man sich erstmal verdienen. Wer sich aufführt wie Rumpelstilzchen wird eben an die Leine gehängt.
oja, da habt ihr ja echt was durch. Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, wie du dich fühlst. Leider hilft es dir nicht so wirklich, wenn ich dir erzähle, das es mir damls mit Charly so ähnlich ging...nur war die Rechnung des anderen Hundes nicht ganz so hoch, die Verletzung nicht schwer. Dafür hatte ich mehrere Rechnungen zu begleichen.
Bei uns war die Lage nur vielleicht vom "Grundding" her etwas anders; für Charly gab es kein "Spiel" mit anderen Hunden. Alle Treffen mit anderen Hunden waren für ihn sehr ernsthaft, und das gegenüber wurde einsortiert in "ist okay" oder "weg hier". Alle "weg hier" Hunde wurden sofort angegriffen. Das waren meistens größere, selbstbewußte Rüden. Von Hunden die ihn anspielten fühlte er sich belästigt, die wurden auch in "weg hier" einsortiert, und auch da hat er nicht lange gefackelt. Wie ich hier im Dorf dann unter anderen Hundehaltern angeguckt wurde...naja, das kannst du dir sicher vorstellen. Und das ich mittelschwer verzeifelt war, sicher auch. Bei uns kam dazu, das Charly mich damals noch ziemlich lästig fand. Er brauchte mich ja auch nicht so wirklich, er hatte ja selbst alles gut im Griff.
Ob es bei euch so eine Hilfe ist, wie ich es gemacht habe, weiß ich natürlich nicht. Charly lief jedenfalls auch nur noch an der Schleppe. Kontakt durfte er nur noch zu bereits bekannten "ist okay" Hunden haben. Kam uns ein fremder Hund entgegen, bin ich einen deutlichen Bogen gegangen (anfangs wirklich deutlich, auf den Acker, auf die andere Straßenseite usw.). Da mußte er sich hinsetzen, durfte den anderen Hund aber angucken. Das haben wir ausgebaut bis hin zu; absitzen wenn ein Hund 1m an dir vorbei geht.
Dazu abrufen aus allen Situationen. Rauf und runter, so das mein "hier" den Hundehintern schon automatisch in meine Richtung rum schwenkte. Und so sind wir dann zu kontrollierten Hundebegegnungen mit fremden Hunden über gegangen. Das klappte (mit meiner Kontrolle) gut. Und später klappten so dann auch die Begegnungen mit Hunden, die Charly in "weg hier" einsortieren würde.
Angeekelt ist er immer noch von anderen Hunden. Es gibt nur sehr wenige, die ihm wirklich genehm sind...und meistens sind das läufige Hündinnen, obwohl er kastriert ist *grins*
Heute würde ich das ganze anders aufbauen. Charly entscheidet nämlich jetzt bei Hundebegegnungen gar nichts mehr selbst. Er erwartet von mir, das ich das tu. Und er wehrt sich nicht mal mehr, wenn er angegriffen wird...auch das erwartet er von mir, bzw. hat er sicher auch im Hinterkopf, das ich sowas ja absolut nicht wünsche. Das ist auch ganz schrecklich, wenn dein Hund auf dich zukriecht, während ein anderer sich in seinem Nacken festgebissen hat...ich kann also auch die "Gegenseite" durchaus verstehen.
Tja, wie gesagt; helfen wird dir das nun nicht. Aber manchmal tut es ja auch schon gut, wenn man liest, das es anderen nicht anders geht oder ging.
Ich vermute, ihr werdet Bari nicht mehr in so einer großen Hundegruppe einfach mitlaufen lassen können. Scheinbar ist er ja situationsweise davon auch überfordert? Und mal ganz ehrlich; er wird sicher in der schrecklichen Situation, in dieser Beißerei, selber furchtbare Angst gehabt haben...behalt mal den Überblick in so einer Situation, und erfasse, wer dich da eventuell angreift, und wer nicht...und was überhaupt los ist. Das er in so einer Situation sich selbst runterfährt (und loslässt, während er von anderen angegriffen wird) finde ich etwas viel verlangt. *überleg*
Maulkorbtraining finde ich eine gute Sache, weil es ja dir auch einen großen Teil Unsicherheit nimmt, wenn der Hund so gesichert ist. Und wenn du sicherer bist, wird Bari das auch merken.
Das "Freilauf ist ein Privileg, kein Grundrecht" was Nina schrieb, sehe ich genauso. Darum hast du doch kein schlechtes Gewissen, oder?
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
nee, also in der Hundegruppe mitlaufen ist nicht mehr Ich bin Nachmittags mit Arco noch dort, wenn mein Mann mit Bari Fahrrad fährt. Wenn ich dann die anderen Hunde so rumtollen sehe, könnt ich echt heulen, weil es mir leid tut, was Bari da alles verpasst. Würde ihm bestimmt auch Spass machen, wenn er nicht so ein nervöses Wrack wäre. Mit Arco spielt er ja auch schön. Hat immer noch Respekt vor ihm,ist vorsichtig und einfach süß. Nur hat Arco halt sehr schlechte Hüften und schon ein paar schlimme OPs hinter sich, da kann ich sie halt nicht so extrem spielen lassen. Sie haben zwar beide 50kg, aber Bari ist doppelt so stark wie Arco und halt auch sehr athletisch. Aber du hast Recht, es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist mit solchen Problemen. Und ich hoffe ja drauf, dass wir das mit der Zeit hinkriegen, und dass er auch etas ruhiger wird wenn er älter ist. **Daumen drück*
du schreibst immer wieder, dass Bari nervös, hibbelig ist. Neben der Abklärung der Schilddrüsenproblematik, habt ihr Rezepte um ihnn (bevor er austickt) runterzufahren? Wie sieht es aus mit einem Entspannungssignal? Außer Fahrradfahren kurze Runden ohne Hundebegegnung. Nasenarbeit, Unterordnung etc.
Mit anderen Worten: Wie lastet ihr ihn aus jenseits der Fahrradtouren und wie kommt er zur Ruhe?
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Auf den Spaziergängen machen wir ja viel: Unterordnung, Leckerchen suchen, mit Kong spielen ( im 10m Bereich) ein paar Tricks aus Dogdancing ( sieht allerdings bei meinem Mann und einem so großen Hund etwas daneben aus , aber macht ihm Spass
Zuhause machen wir auch Suchspiele und üben grad das Apportieren
Die Fahrradtouren sind ja auch nicht reines radeln. Mein Mann macht mal ne Pause auf der Bank beim Joggerweg, oder bei der Pferdekoppel... halt um ihn weiterhin zu desensibilisieren. Außerdem hat er oft Ziele wie Hundeclub oder Tennisclub, wo sie dann noch zuschauen und wo ja auch viele Leute sind. Aber da ist es OK komischerweise. Ich glaube, je mehr Leute, desto größer die Reizüberflutung, und wenn's zuviel wird schaltet er vielleicht ab .?
Im Hundeclub machen wir 2x die Woche Unterordnung, dann ab und zu Obedience , weil ich da mit Arco bin, BH Vorbereitung ( übernächste Woche läuft er seine BH Prüfung) und je nach Zeit ab und zu THS.
Wenn wir sehen, dass Jogger oder Spaziergänger kommen warten wir, bis er's auch gesehen hat. Dann ein: hab's gesehen, und bei Fuß. Lecker gibt's erst wenn alles ruhig abgelaufen ist. Aber wir weichen natürlich den Feinden schon etwas aus, dass mind. 5m zwischen uns sind.
Zuhause ist er auch ein Ruhiger. Wenn's klingelt schlägt er zwar an, geht aber dann ins Wohnzimmer zurück und wartet. Wenn Besuch kommt ist es auch kein Problem. Sogar der Schornsteinfeger lebt noch. Alle Leute, mit denen ich/wir reden sind OK. Während der Pilzzeit im Wald hab ich einfach jeden Pilzesucher angequatscht, dann war die Spannung aus dem Hund raus. Arztbesuch ist für nächste Woche geplant Ach ja, da fällt mir nochwas ein: Es ist der erste Hund, der Fernseh schaut und dann die Wölfe anknurrt, und der Angst vor Spiegelungen hat( z.B.ich spiegel mich in der Terrassentür wenn's dunkel ist) Da geht er dann auch sofort ab.
wenn ich lese, was Bari für ein Mischling ist, fällt mir als erstes ein: Kontrollhund. Er meint regeln und kontrollieren zu müssen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ihn nichts interessiert, wenn er "arbeitet", also im Signal steht. Eigentlich ein gutes Zeichen, dass er sich so auf euch konzentrieren kann, ab dem Moment in dem ihr die Kontrolle übernehmt und mit ihm arbeitet.
Ich würde auf jeden Fall über einen Maulkorb nachdenken.
Ich hoffe ihr findet bald einen geeigneten Trainer. Ich denke da muss Situationsbedingt gearbeitet werden.
Jetzt leider gar nichts hilf- oder trostreiches, sondern was korrigierendes von mir *lach*
Zitat von stoppelHallo Christiane,
du schreibst immer wieder, dass Bari nervös, hibbelig ist.
Hallo zurück, Iris....Christiane hat gar nix von Bari geschrieben. Die hat gar keinen Bari, nur einen Charly und eine Paula (die ist nicht nervös, nur immer gut gelaunt )
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Für mich klingt das, ohne jetzt den Hund wirklich einschätzen zu können, weil ich nur lesen kann, was Du schreibst, ihn aber nicht erlebt habe, nach zweierlei: Einmal nach einem "viel zuviel" und zum anderen nach einer für Deinen Hund nicht ausreichend klaren Führung.
Ich würde versuchen, ein "weniger ist mehr"-Programm zu machen. Ich habe ja mit Athos und Seppl auch zwei "Hibbel-Hunde", die zwar auch noch unterschiedlich "hibbeln", aber eins gemeinsam haben: Sie brauchen nicht mehr, sondern WENIGER "action".
Als Seppl zu mir kam, habe ich erstmal auf alles verzichtet, ich habe ihn nur offline rennen und rennen und rennen lassen, damit er seinen Streß abbauen und Bewegung nachholen konnte und jede freiwillige Kontaktaufnahme beclickert. Dazu kamen 3x2 Minuten am Tag Unterordnung. Kein Spieli mehr, keine viel zu langen Trainings und Auslauf an Orten, an denen wir selten Leute trafen. Und zu Hause galt und gilt: NULL "action", hier wird gefressen, geschlafen und gekuschelt, und das war's.
Gleiches gilt für Athos: Zuhause gibt es nur das obige Programm, plus, das hat sich so ergeben, die Erlaubnis, untereinander zu spielen. Und siehe da, wenn man das erlaubt und mal beobachtet, was die Hunde dann tun, steht am Ende, daß sie gerne mal ein bißchen miteiander schnäbeln und rangeln, aber a) nach wenigen Minuten Schluß ist und jeder wieder auf seinen Liegeplatz geht und b) daß die Spiele miteinander NICHT hektisch und rennen sind, sondern Körperkontaktspiele, die auf wenig Raum stattfinden.
Als Athos kam, war er ein richtiger Balljunkie. Es war schön anzusehen, wie er hinterherlief, es fing, es zurückbrachte. Es war nicht schön anzusehen, wieviel Streß er dabei hatte. Er war nur auf den Ball fixiert, interessierte sich kein bißchen für seine Umwelt, wie ein Süchtiger, der seinen Stoff braucht.
Und genauso klingt, was Du von Bari sagst. Er interessiert sich bei der Arbeit und am Fahrrad für nichts anderes. Wie der Junkie auf Dope.
Ich würde da unbedingt zurückfahren, lieber kurze Einheiten gezielter geistiger Forderung machen und vor allem Umwelttauglichkeit trainieren, natürlich auch das in für Deinen Hund verträglichen "Häppchen".
Ich denke, solange Du ihm sehr viel dieser "Ablenkung", seines "Dopes" also, gibst, kannst Du an der anderen "Front" nicht weiterkommen. Einerseits, weil Du da viel zu selten übst und andererseits, weil Dein Hund gar kein Interesse daran hat. So erziehst Du Dir selbst eine für Deinen Hund wirklich schädliche Verhaltenskette heran, fürchte ich.
Meiner Meinung nach muß Dein oberstes Ziel nicht Maulkorbtraining lauten, sondern Streßreduktion.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
so hab ich das noch garnicht gesehen *grübel*.Ich dachte die ganze Zeit er braucht die Kontrolle, damit er keine Zeit hat ans Verteidigen, Angreifen, Angst haben ( oder was das sonst noch alles ist) zu denken. Damit er halt nicht meint, die Kontrolle selbst übernehmen zu müssen. Vielen Dank für deinen Input, da muß ich jetzt mal drüber nachdenken
Zitat von Pauly Hallo zurück, Iris....Christiane hat gar nix von Bari geschrieben. Die hat gar keinen Bari, nur einen Charly und eine Paula (die ist nicht nervös, nur immer gut gelaunt )
Sorry Christiane, ich meinte natürlich Ulli! Essen, schreiben und Hund kontrollieren war wohl zuviel ....
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Zitat von ulli13 Ich dachte die ganze Zeit er braucht die Kontrolle, damit er keine Zeit hat ans Verteidigen, Angreifen, Angst haben ( oder was das sonst noch alles ist) zu denken. Damit er halt nicht meint, die Kontrolle selbst übernehmen zu müssen.
Ich denke, man muß da trennen. Das eine ist das Training, die Auslastung, der Streß, der im Alltag entsteht. Das andere ist der Streß, der in konkreten Situationen entsteht.
Nehmen wir mal Ben. Der ging anfangs wirklich auf alles los, was zwei oder vier Beine hatte. Ich trainierte und machte mir dabei einen unglaublichen Druck. Und ihm, weil ich, wenn etwas nicht klappte, ungeduldig und frustriert war. Ich legte komplett die falschen Maßstäbe an, zeitlich und inhaltlich. Erst, als ich das überdachte und änderte, hatte Ben überhaupt eine Chance, die Freiheit zu bekommen, sich kontrollieren zu lassen, abzugeben, wenn es im Alltag stressig wurde.
Zum einen ging ich davon weg, irgendwelche Perfektion oder Schnelligkeit zu verlangen. Ich setzte NUR auf Zuverlässigkeit. Das Training in punkto Unterordnung, das ich brauchte, um Ben in Signale nehmen zu können, wenn es im Alltag stressig wurde, fuhr ich auf ca. 3x2 Minuten am Tag zurück. In dieser Zeit machte ich kurze, konzentrierte Einheiten von "Sitz", "Platz" oder "Fuß". Ansonsten ging ich nur spazieren und clickerte jedes erwünschte Verhalten (also Blickkontakte, stehenbleiben an Kreuzungen, Ansprechbarkeit mit Namen und Rückrufe), ich baute immer wieder mal Signale ein, aber eben nur ab und zu und immer positiv. So lernte Ben, daß der Platz an meiner Seite nicht der schlechteste ist, er aber auch die Freiheit hatte, sich einfach mal umzugucken, zu schnüffeln, zu buddeln, was auch immer.
Ich hatte vorher gemeint, das, was andere so taten, um ihre Hunde sinnvoll zu beschäftigen, auch unbedingt tun zu müssen. Bis ich kapierte, daß das gar nicht Bens Ding war, er brauchte keine "Auslastung", sondern einfach die Chance zu einem entspannten Miteinander. Wozu viel, viel Körperkontakt und sehr viel kuscheln gehörte, auch, ihn mal draußen in den Arm zu nehmen, was er tatsächlich genoß und immer noch genießt.
Im Laufe der Zeit entstand so eine wirkliche Grundlage für unsere Beziehung. Ben lernte so, mich als Führung anzuerkennen, mir überhaupt folgen zu wollen.
Wie ich bei Seppl vorging, habe ich ja schon beschrieben. Bei ihm kommt seit einiger Zeit ein bißchen Schutzdienst im Beutebereich dazu, wobei Helfer und Ärmel für ihn als Belohnungen nach dem Click eingesetzt werden und nicht Arbeit als solche bedeuten. Ihm hat diese Arbeit sehr gut getan, wir lassen ihn aber nie mehr als zwei- oder dreimal verbellen bzw. beißen, denn bei aller Freude, die er mit dem Helfer hat, ist jedes Verbellen, jeder Anbiß auch ein Hormonschub sondergleichen.
Ich denke mittlerweile, daß wir Menschen ein paar Dinge lernen müssen: Erstens können wir uns die Beziehung zu unseren Hunden nicht erkaufen. Wer nur dauernd irgendwas clickert oder Signale abfordert oder irgendwelchen Sport macht und dabei füttert, was das Zeug hält, wird sicher Freude mit seinem Hund haben können. Das bedeutet aber nicht, daß der Hund im alltäglichen Streß wirklich vertrauen wird, wirklich Führung abgibt. Hierzu müssen wir aus Sicht unserer Hunde Autoritäten sein, denen man zutraut, zu regeln, Streß zu bewältigen, Konflikte zu lösen.
Hier sind WIR gefragt. WIR müssen an uns arbeiten. Unseren Hunden BEWEISEN, daß wir überhaupt befugt und fähig sind, ihnen "was zu sagen". Besonders Ben war mir diesbezüglich ein wichtiger Lehrmeister. Er nahm immer Leckerchen. Nur im Streß entschied ER, was er tun wollte. Heute nimmt er immer noch gerne Leckerchen. Aber heute entscheide ICH, was zu tun ist und er geht es nicht nur mit, sondern verkrabbelt sich im Zweifel sogar bei mir. Solche Dinge erreichst Du nur mit unglaublich viel Ruhe und der nötigen Souveränität. Deiner. Nicht der Deines Hundes.
Zweitens müssen wir lernen, Streß einerseits und die Bedürfnisse unserer Hunde andererseits zu erkennen. Und unsere Arbeit mit ihnen, unser Miteinander, daran orientieren. Nicht an dem, was wir uns in den Kopf gesetzt haben oder was wir wollen.
Athos ist da ein gutes Beispiel. Ich wollte mit ihm eigentlich gerne Schutzdienst machen. Er aber zeigte sehr deutlich, daß ER das nicht wollte. Viele andere hätten wohl trotzdem versucht, ihn zu öffnen, wären über seine "Aussagen" weggegangen. Ich denke, daß man genau das aber nicht tun darf. Man muß einfach auch mal den Schluß ziehen, daß man sich nicht immer nehmen darf, was man möchte, sondern geben muß, was der Hund braucht.
Von daher denke ich, solltest Du Bari zeigen, daß Du weißt, was er braucht. Weniger Streß und mehr ruhige Führung. Und das heißt sicher auch, daß Du Signale trainieren und festigen mußt. Aber eben angemessen, so, daß er es bewältigen kann.
Bei all dem, bei den Überlegungen darüber, was der Hund wirklich braucht, sollte man aber drittens eins auch nie vergessen: Es gibt de fakto nicht nur negativen Streß. Sondern eben auch positiven, der aber, wenn im Übermaß produziert, nicht weniger gefährlich ist.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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