.... sind leider auch die Probleme der beteiligten Hunde.
Heute morgen hatte ich eine ziemlich lehrreiche Begegnung auf der Morgenrunde. Wir bogen in einen breiten Feldweg ein. Richy offline. In größerer Entfernung (mehr als 50m) sah ich eine Frau im hellen Hosenanzug aus der angrenzenden Wiese auf diesen Weg kommen, sich umsehen, wieder umdrehen, doch wieder nach vorne gehen. Nun kam ein großer Hund auf den Weg, ebenfalls unangeleint. Wir gehen weiter, Richy läuft ein Stück voraus, sieht den anderen Hund und bleibt stehen, schaut in die Richtung, dann zu mir. (*freufreu*) Von mir kommt ein o.k. und er darf weiter, läuft aber nicht geradeaus, sondern schnüffelt am Wegrand. Hund und Frau bleiben nun in etwa 20m Entfernung vor uns stehen. Plötzlich wird die Frau hektisch, ruft laut den Namen ihrer Hündin (aha, die kennen wir doch!), obwohl dieselbe neben ihr steht und hakt die Leine ein. Also schnalze ich Richy zu mir und wir gehen einen großen Bogen in die Wiese auf meiner Seite. Die Dame versucht die Hündin an die Seite zu ziehen, bisher war kein Bellen oder Knurren zu hören, kommandierte 'Sitz' und 'Sitz' und 'Sitz'.....*seufz* bis die Hündin nun bellte und in die Leine sprang. Richy wurde davon immer unruhiger und sprang dann als wir auf gleicher Höhe waren, hinter mir ein paar Schritte auf die beiden zu. Das war das Startsignal für die Hündin, die mit ihrer Leine die Halterin von den Beinen riss und auf Richy zurannte. Ein kurzes Quietschen (bei Richy üblicherweise prophylaktisch), ein ebenso kurzes Schnappen in die Luft und dann standen die beiden auf dem Weg und beschnüffelten sich, während Frauchen aus dem Gebüsch krabbelte und die nun nicht mehr weiße Hose betrachtete. Um dann die Hündin wieder hektisch zu rufen. Grrrrrr Ich muss gestehen, da ist mir die Hutschnur geplatzt. Ich bin zu der Dame hin und habe ziemlich bestimmt gesagt, Sie solle endlich ruhig sein. Die Hunde zeigten beide Beschwichtigungssignale und schnüffelten nun die Umgebung ab. Bevor wir auseinander gingen, habe ich der Dame noch gesagt, mein Hund habe provoziert und als Wiedergutmachung habe ich die Hündin zu mir gerufen, sie ganz ruhig absitzen lassen (geht doch!) und belohnt.
Warum habe ich diesen ganz alltäglichen Vorfall hier beschrieben?
Weil ich mich in dieser Dame wiedererkannt habe! Nein, nicht wegen dem Hosenanzug! Aber in ihrer Unsicherheit, die ich vor nicht langer Zeit wohl ähnlich gezeigt habe: "Ohh, da kommt ein Hund, unangeleint. Zurück gehen? Vielleicht in die andere Richtung? Ausweichen? Oder lieber mutig auf den Hund zu? Was isses denn für einer? Hört der? Mist, jetzt sind sie schon so nahe! Mein Hund hat sie auch schon gesehen. Da wirds wohl nichts mit zurück. Vielleicht sollte ich ihn dann lieber am Rand absitzen lassen? Ob das wohl klappt? hach, wenn der andere doch an der Leine wäre! Jetzt kommt meiner erst mal an die Leine! Hey, jetzt komm doch. Verflixt, sei doch nicht so stur, wir haben nicht mehr viel Zeit! Na endlich. Und jetzt 'Sitz'. Mensch, sei doch nicht so widerspenstisch! 'Sitz' GsD, jetzt nimmt sie wenigstens ihren Hund an die Seite. Ob der wohl hört???? BEstimmt nicht! Der kommt doch gleich zu uns, neiiiiin, ich hab's ja gewusst."
Wie einfach hätten das die Hunde geregelt (die sich zudem noch kannten!), wenn sie gedurft hätten, wie sie wollten. Wieviel Aufregung hätten wir ihnen ersparen können. So aber wusste ich als Gegenüber nicht, was die Dame bewegte und sie wusste nicht, was sie tun wollte. Darauf konnte ich nicht angemessen reagieren. An den Hunden lags aber nicht.
Mir ist einmal mehr bewusst geworden, dass alles unseren Hunden dient, was uns als Halter sicherer macht. Das kann ein guter Trainer sein, eine Methode oder auch ein Beißkorb. Bevor wir nicht ein bestimmtes Maß an Ruhe und Sicherheit haben, können wir die Hunde nicht beobachten, können nicht abwarten oder gezielt eingreifen. Und lassen damit die geliebten Fellnasen im Regen stehen ....
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Ein Training gestern, eine sehr nette Halterin mit einer wunderbaren Dobi-Dame. Wir übten mit den Jungs Hundebegegnung. Lief alles gut. Dann kam der "Ernstfall", Spaziergänger mit ihren angeleinten Hunden. Die Dobi-Halterin clickert, geht ein Stück in den Wald, clickert weiter, die anderen Halter gehen auf sie, der Dackel zieht Richtung Dobi, der Labrador hinterher, der Dobi töst.
Danach übten wir, was wir schon mit Sabines Hilfe geübt hatten: Kommunikation. Und zwar der Halter untereinander. Wir trainierten wieder mit den Jungs, die Aufgabe der Dobi-Halterin lag im ersten Schritt darin, den anderen Halter ruhig und für den Dobi nicht als "Angriffsfanfare" miszuinterpretierend mitzuteilen, daß sie anleinen mögen (Seppl gab den "tut nix" :-)) bzw. den anderen Halter zu bitten, seinen Hund in einem Bogen zu führen, was sie natürlich in die andere Richtung auch tat.
Ich glaube mittlerweile, daß so etwas auch Bestandteil eines guten Trainings sein muß, einfach, weil Menschen wie die Dobi-Dame oft gar nicht daran denken, daß "regeln" auch heißen kann, mit dem anderen Menschen zu sprechen, eine Situation zu klären und zu erklären. Von der eigenen Sicherheit hängt für den Hund oft soviel ab, und wir sollten wirklich alles tun, sie zu bekommen und zu erhalten. Und es ist schon erstaunlich, wieviele Menschen zu diesem Behufe nicht auf die Idee kommen, sich mit den anderen Zweibeinern einfach mal auszutauschen. ;-)
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Ich zeige auch öfter dieses Verhalten. Nicht so extrem doch rattert bei mir im Kopf auch einige Dinge ab, wie ich diese Situation jetzt am Besten meister. Und leider überträgt sich dann diese Unsicherheit und Unentschlossenheit auf den Hund. Jedoch sind das wirklich nur die Situationen, die uns wirklich überraschen.
LG Nicole
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
"Ohh, da kommt ein Hund, unangeleint. Zurück gehen? Vielleicht in die andere Richtung? Ausweichen? Oder lieber mutig auf den Hund zu? Was isses denn für einer? Hört der? Mist, jetzt sind sie schon so nahe! Mein Hund hat sie auch schon gesehen. Da wirds wohl nichts mit zurück. Vielleicht sollte ich ihn dann lieber am Rand absitzen lassen? Ob das wohl klappt? hach, wenn der andere doch an der Leine wäre! Jetzt kommt meiner erst mal an die Leine! Hey, jetzt komm doch. Verflixt, sei doch nicht so stur, wir haben nicht mehr viel Zeit! Na endlich. Und jetzt 'Sitz'. Mensch, sei doch nicht so widerspenstisch! 'Sitz' GsD, jetzt nimmt sie wenigstens ihren Hund an die Seite. Ob der wohl hört???? BEstimmt nicht! Der kommt doch gleich zu uns, neiiiiin, ich hab's ja gewusst."
Da musste ich echt grinsen Das kenn' ich... Und das ist dann gar nicht mehr so komisch.
Iris, kannst Du Gedanken lesen ? Den beschriebenen Monolog gehe ich gedanklich auch oftmals durch.
Hinzu kommt noch:"Oh weh, der Hund läuft offline, der wird doch wohl hoffentlich sehen, dass meine angeleint sind. Der wird doch wohl gleich seinen Hund anleinen. Also jetzt sollte er aber mal langsam seinen Hund anleinen, das gehört sich jawohl so unter Hundehaltern. Also wenn ICH einen angeleinten Hund sehe, dann leine ich SOFORT an. Gleich sag ich ihm, er soll gefälligst seinen Hund anleinen. Gleich sag ichs ihm, jetzt....nein doch nicht, oder doch....?" ....und schwupps....sind wir schon vorbei, mal mit Wauwau und Schnappatmung, mal ohne.
Bei all den Gedanken vergesse ich sogar gelegentlich meine Mädels .
Ich sollte nicht mehr so viel denken, sondern handeln.
Als ich vor kurzem einer Halterin mit dazugehörigem großen weißen Hund begegnete und Laika kurz nahm und da stand und auf sie einredete und die mir Entgegenkommenden beobachtete, Laika beobachtete; da sagte die Dame zu mir, dass nicht nur sie selbst sondern bestimmt auch mein Hund meine Unsicherheit spürt. Und das würde dann ja schon direkt zum Scheitern verurteilt sein.
Was soll man aber machen, wenn man weiß, dass der eigene Hund evtl. gleich los töst. Dass er evtl. beißen könnte. Dass z. B. die Breite des Weges nichts andere zuläßt, als sich auf seinen Hund zu konzentrieren und zu versuchen, das Schlimmste zu vermeiden?
Zitat von Sabine Was soll man aber machen, wenn man weiß, dass der eigene Hund evtl. gleich los töst. Dass er evtl. beißen könnte. Dass z. B. die Breite des Weges nichts andere zuläßt, als sich auf seinen Hund zu konzentrieren und zu versuchen, das Schlimmste zu vermeiden?
Ich denke, auch dann geht noch eine ganze Menge. 1. Ruhig bleiben, tief durchatmen und einen Plan durchziehen. Der Plan sollte natürlich vorher schon im Kopf sein. Also wissen, ob man ausweichen oder weggehen oder vorbei gehen oder mit genügend Abstand absitzen lassen möchte. 2. Genau das dem Hund klar mitteilen und dem entgegen kommenden Halter auch. Nach Möglichkeit ganz ruhig. 3. Wenn eine Situation geregelt werden soll, das frühzeitig in die Hand nehmen. 4. Auch einen Plan für das 'Danach' haben, z. B. Belohnung und weitergehen in eine gewählte Richtung. Ganz selbstverständlich, auch dann, wenn es mal nicht so ganz geklappt hat. 5. Nicht Hinterhergrübeln , die nächste Situation steht dann meist schon an.
Übrigens ist es besser sich darauf zu konzentrieren, dass es klappt, als sich vorher Sorgen zu machen, dass es nicht so geht. Dann klappt's nämlich bestimmt nicht.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Zitat von AnneCNOh weh, der Hund läuft offline, der wird doch wohl hoffentlich sehen, dass meine angeleint sind.
Und als höflicher Hund läuft der dann zu Herrchen/Frauchen um sich ebenfalls anleinen zu lassen.
Zitat von stoppelMensch, sei doch nicht so widerspenstisch!
Menschen haben's halt nicht so mit der Führigkeit...
stoppel, für dich: Du hast mich an meine ersten paar Wochen mit Otto erinnert, in denen "unverträglich mit allen Hunden" im Steckbrief stand, den ich mit Otto im Tierheim erhalten habe. Bei Hundebegegnungen hat das mit meiner Leinenführigkeit recht schnell geklappt (inkl. Leine fallen lassen oder ganz ausklinken). Nur bei Menschenbegegnungen bin ich noch etwas widerspenstisch.
Ach Iris... Manchmal geht´s mir heute noch so . Aber deutlich seltener. Man ertappt sich aber selber immer wieder mal dabei, vor Allem wenn man von einer Situation überrascht wird.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Ein schöner Beitrag und besonders in dem Monolog erkenne ich mich wieder. Anstatt zu handeln überlege ich zu lange, je länger ich überlege umso unsicherer werde ich. Und ich habe einen supersensiblen Hund, der SOFORT merkt und reagiert, wenn ich unsicher werde.
Auch im Umgang mit anderen Hundehaltern bin ich noch ein wenig unsicher und trau mich nicht immer, was zu sagen. Ich habe mir jedoch seit einigen Wochen angewöhnt, wenn wir an anderen Hunden vorbeigehen, laut aber freundlich den Hundehalter darauf hinzuweisen, dass wir üben. So vor 2 Tagen auch ein Ehepaar mit zwei Schäferhunden. Wir gehen einen schönen großen Bogen, der Hund ist ruhig an der Futtertube bzw. neben mir. Der Mann ruft mir zu: Na, haben Sie Angst? Nein, wir üben. Er: Ach, so. Und fängt an meinen Hund mit Schmatzgeräuschen und lauten Rufen Pussy, Pussy (ich wußte gar nicht das Jack aussieht wie eine Katze) auf sich aufmerksam zu machen. Das Ende der Begegnung waren 3! tösende Hunde, und eine wutschnaubende Besitzerin, die leider vor lauter Getöse dem Mann nicht sagen konnte, was sie gerade dachte .
Insofern finde ich auch, dass man die Kommunikation zu andern Hundehaltern, aber auch zu andere potentiellen Töse-Objekten, auch "üben" sollte. Obwohl ich es manchmal (s.o.) als müßig empfinde...
Zitat von SilliAnstatt zu handeln überlege ich zu lange, je länger ich überlege umso unsicherer werde ich. Und ich habe einen supersensiblen Hund, der SOFORT merkt und reagiert, wenn ich unsicher werde.
... aber auch zu andere potentiellen Töse-Objekten, auch "üben" sollte.
Mal was schönes dazu. Situation Tierarzt, im Behandlungszimmer. Die TÄ mußte Creme aus ihrem Auto holen. Sie kam wieder rein und meinte zu ihrer Helferin, das sie beide sich gleich wohl in den Gang stellen müßten, wenn wir rausgehen. (Wußte nicht wegen Sheila oder wegen denen im Wartezimmer?) Auf jeden Fall kam von mir wie aus der Pistole geschossen und voller Inbrunst: wegen uns nicht. Was mich da geritten hatte weiß ich bis heute noch nicht. Warscheinlich Größenwahn, bei der Hitze. Kaum hatten wir die Tür auf, ging im Wartezimmer schon der Krawall los. Der eine Hund zog seine Halterin ein Stückchen durchs Wartezimmer. Und was macht mein Hundetier, schaute mich an, mit einem Blick der sagen wollte die ticken ja nicht ganz sauber die Beiden da.
Ich bin fest überzeugt hätte ich nur die kleinste Unsicherheit gezeigt, wären die Beiden im Wartezimmer mein kleinsten Problem gewesen.
LG Anja mit Jacky & Andres Im immer dabei: unsere Dicke
Das Schönste, was ein Hund hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken, denn was tief in unserem Herzen verankert ist, können wir durch den Tod nicht verlieren.
Zitat von stoppel"Ohh, da kommt ein Hund, unangeleint. Zurück gehen? Vielleicht in die andere Richtung? Ausweichen? Oder lieber mutig auf den Hund zu? Was isses denn für einer? Hört der? Mist, jetzt sind sie schon so nahe! Mein Hund hat sie auch schon gesehen. Da wirds wohl nichts mit zurück. Vielleicht sollte ich ihn dann lieber am Rand absitzen lassen? Ob das wohl klappt? hach, wenn der andere doch an der Leine wäre! Jetzt kommt meiner erst mal an die Leine! Hey, jetzt komm doch. Verflixt, sei doch nicht so stur, wir haben nicht mehr viel Zeit! Na endlich. Und jetzt 'Sitz'. Mensch, sei doch nicht so widerspenstisch! 'Sitz' GsD, jetzt nimmt sie wenigstens ihren Hund an die Seite. Ob der wohl hört???? BEstimmt nicht! Der kommt doch gleich zu uns, neiiiiin, ich hab's ja gewusst."
Kenn ich, kenn ich. Das könnten manchmal auch genau meine Gedanken sein. Toll beschrieben.