Heute habe ich beim morgentlichen Spaziergang zwei Dinge beobachtet, zu denen ich gerne Eure Meinung hören würde, weil ich mir das Verhalten nicht ganz erklären kann:
1. Mo neigt dazu andere Rüden (ob nun kastriert oder nicht) zu besteigen. Lumpi reagiert darauf aggressiv, d.h. er weist Mo in seine Schranken, indem er ihm mit gefletschten Zähnen ziemlich deutlich zu verstehen gibt, dass er das nicht möchte. Mo hört dann auch auf. Kann es sein, dass Lumpi dadurch verhindern will, dass die Situation brenzlig wird?
2. Es gibt hier ein paar Tutnixe, die wirklcih welche sind. D.h. sie kommen auch noch nichtmal auf andere Hunde zugestürmt, sondern sind einfach nur abwartend lieb. Wenn andere Hund zu ihnen kommen, wird freundlich, aber zurückhaltend begrüsst und auch immer schön beschwichtigt, also abgewandter Blick usw. Sobald ein solcher Hund größer ist als Lumpi wird er von Lumpi ziemlich blöd angemacht. Ich weiß nicht genau, was es damit auf sich hat. Die "Attacke" (zum Glück völlig ohne Zähne, aber mit Knurren und Drohschnappen) sieht sehr nach "Machogehabe" aus. Aber sobald der Angriff vorbei ist - er dauert meist nur Sekunden - dreht Lumpi sich um, der Schwanz deutlich eingezogen, die ganze Körperhaltung zeigt Unsicherheit, teilweise sogar Angst. Ist das ein Präventionsschlag? Traut er sich das nur bei solchen Tutnixen?
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Zu 1) Ich glaube, es ist einfach eine hundlich folgerichtige Strategie, ich würde da nicht soviel menschliche Absicht reininterpretieren. Mo versucht, einen anderen zu dominieren (NICHT: Mo ist dominant, sondern: Er zeigt in einer bestimmten Situation ein Verhalten, das eine bestimmte Beziehungsordnung herstellen soll.), das ist potentiell gefährlich, da der andere hundlich logisch damit mit aggressivem Verhalten antworten könnte. Damit würde eine Auseinandersetzung drohen, in die Lumpi verwickelt werden und die Verletzungen aller Beteiligten mitbringen könnte. Wenn Lumpi das Dominieren einer Beziehung als weniger wichtig erachtet als Mo und die Gewinn-Verlust-Rechnung bei ihm anders ausfällt, ist es nur folgerichtig, Mos Verhalten, das der eigenen Gruppe schaden könnte, zu unterbrechen und zwar schnell und effektiv. Im Grunde zeigt Lumpi hier, daß unsere Hunde in punkto "Gewalt" andere Einschätzungen haben als wir, denn er nutzt nicht die Mittel von positiver Verstärkung und Belohnung, er versucht nicht, Mo zu "überreden", sondern antwortet auf ein aggressives Verhalten seines Kumpels, das aggressives Verhalten eines anderen nach sich ziehen könnte, ebenfalls aggressiv, in diesem Fall vermutlich als "Unterbrecher".
Zu 2) Ich glaube auch hier, daß menschliche Denkweisen von "er traut sich da" nicht so ganz zutreffend sind. Auch in diesem Punkt verhält sich Lumpi eigentlich nur hundelogisch bzw. in diesem Fall sogar analog zu menschlicher Logik, wenn es um Kämpfe und Strategien geht. Nimm Dir einen General, der einen Feldzug planen muß. Er wird, wenn die gegnerischen Truppen zahlreich und gut gerüstet, seine aber schlecht ausgebildet und bewaffnet sind, anders "denken" als wenn er eine Übermacht befehligt und der Gegner ein leichter ist. Im ersten Fall wird er sich defensiver verhalten, im zweiten offensiv. Und ähnlich macht Lumpi es: Wenn der Gegner schon aggressives Verhalten signalisiert und sehr sicher auftritt, sucht Lumpi sein Heil in der Strategie Rückzug. Wenn der Gegner, der ihn trotzdem nicht weniger bedroht als der andere, "leichter" wirkt, versucht Lumpi, ihn in die Flucht szu schlagen, statt sie selbst zu ergreifen.
Dabei ist das Gefühl, bedroht zu sein, nun einmal subjektiv und macht sich manchmal an Signalen des anderen fest, die wir Menschen nicht einmal wahrnehmen. Das heißt, was wir als "tut nix" sehen, muß aus Hundesicht noch längst kein "tut nix" sein, was wir für einen leichten Gegner halten, muß aus Hundesicht keiner sein und umgekehrt.
Zentral bei mir ist die Wahrnehmung, daß Lumpi sich hundlich normal und hundlich absolut logisch verhält. :-)
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Zu 2. Lumpi und die Tut-nixe kann ich dir ähnliches von Richy berichten. Er wich größeren Hunden zunächst aus, wenn sich diese aber als unsicher herausstellten, dann hakte er nach. In dem Maße wie er selber sicherer wurde, ist das jetzt nicht mehr zu beobachten. Nach Stresstagen achte ich aber darauf, dass er genau das Verhalten (Nachknurren, wenn der andere sich entfernt) nicht zeigt und nehme ihn dann bei solchen Begegnungen ins Signal.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)