Ich bin mir nicht sicher, ob ich Lumpi´s derzeitiges Verhalten richtig einschätze, oder ob ich mir ein neues Problem "züchte".
Lumpi verhält sich momentan in vielen Situationen wieder ängstlicher als vorher. Allerdings liegt die Betonung auf er "verhält" sich ängstlicher. Und zwar in Situationen, in denen er vorher anfing zu pöbeln, zu knurren oder zu resignieren. Er zeigt z.B. deutliches Unsicherheits/Angstverhalten bei Hunden, bei denen er noch vor Kurzem einfach in der Leine hing. Jetzt ist der Schwanz weg und er bleibt ganz nah bei mir. Ich bestätige ihm dann jeden Blick zum anderen Hund und er ist sichtlich dankbar für meine Nähe.
Leider ist das auch in anderen Situationen der Fall. So lässt er sich z.B. momentan Geschirr und Halsband gar nicht gerne anziehen. Zu Beginn hatte er das auch. Wir haben lange dran gearbeitet und irgendwann war er soweit, dass er zur Tür ging und es über sich ergehen liess. Es war für ihn aber trotz Clicker, Leckerchen usw. nie streßfrei. Aber jetzt zeigt er mir wieder sehr deutlich, dass er eigentlich Angst hat.
Gleichzeitig ist er aber ein sehr ruhiger, sanfter Hund geworden, der jede Gelegenheit nutzt, sich streicheln zu lassen (JA, Lumpi).
Denkt ihr, dass ich das richtig einschätze und er jetzt einfach nur erkannt hat, dass Aggression nichts hilft, während er so eher Sicherheit und Schutz bekommt? Oder sehe ich das komplett falsch?
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
ich kann mir schon vorstellen, dass er sieht, dass aggressives Verhalten ihm nichts bringt. Kam das Verhalten denn plötzlich oder so nach und nach? Dass er nah bei Dir bleibt ist doch positiv. Die Sache mit dem Geschirr kann ich mir aber auch nicht erklären. Der ein oder andere hat aber bestimmt eine Idee dafür.
Ich habe fast gleiche Erfahrungen mit Richy gemacht.
Auch er ist allmählich nicht mehr nach vorn gegangen, hat aber dafür gemeidet, was das Zeug hielt. Andere Hunde, denen er nicht ganz traute, aber auch Situationen, die er nicht einschätzen konnte. So war er bei den (seltenen) Besuchen bei meinen Eltern plötzlich auf dem Balkon verschwunden.
Geschirr und Halsband sind auch nicht unproblematisch. Wenn er raus will, gehört das einfach zum Weggehritual. Aber wenn es regnet oder der Herr soooo müde ist, dann sitzt er unter dem Tisch, wenn ich diese Teile in die Hand nehme.
Mit der Zeit ist es wieder besser geworden. Richy geht nun in viele Situationen ohne Angst oder Misstrauen, zeigt aber auch immer wieder, dass er eigentlich ein ängstlicher Hund ist. Damit kann ich leben und versuchen, ihm an meiner Seite möglichst viel Sicherheit zu geben.
Ein 'Problem' sehe ich darin nicht. Irgendwie ist die Aggression ja auch ein Korsett, das stabilisiert.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Thomas Baumann sagte mal auf einem Aggressions-Seminar, daß ein wesentliches Trainingsziel in der Bearbeitung aggressiven Verhaltens darin bestehen müsse, aus Angst motivierte Aggression auf die Angst zurückzudrehen. Und ich denke, da ist was dran. Ich erlebe auch mit Ben, der früher nie klassisch Angst, im Sinne von Meideverhalten oder im Sinne eines Zeigens von Unsicherheit oder Streß, zeigte, daß er heute in Situationen, in denen er früher direkt nach vorne ging, anfängt zu zittern, meine Nähe zu suchen, meinen Schutz. Wenn er ihn bekommt, ist SOFORT alles gut, und natürlich kriegt er ihn umgehend, sobald er auch nur leise Angst oder Unsicherheit erkennen läßt.
Von daher glaube ich, daß Du Lumpis Verhalten als Ausdruck Eures immensen Fortschritts sehen solltest. Er vertraut Dir genug, nicht selbst über sein Verhalten zu "entscheiden", nicht alten Mustern zu folgen, sondern zuerst den Appell an Dich zu senden.
Wenn Du jetzt weiter tust, was Du bisher getan hast, seine Signale erkennen und adäquat auf sie reagieren, wird Lumpi auch immer seltener richtig ängstlich, sondern eher fragend sein. Von daher: Glückwunsch, Dein Hund zeigt Angst. :-)
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Ja, ich glaube ihr habt Recht. Denn ich konnte gerade heute beobachten, dass noch zwei ganz entscheidende Punkte dazugekommen sind: Lumpi wird neugierig und er springt auch öfter mal über seinen Schatten. Heute waren wir bei meiner Freundin Heide, mit ihren 2 kleinen Kindern. Lumpi ging öfter mal zu den Kindern hin, schnüffelte und kam dann ganz aufgeregt zu mir, als wollte er sagen "Uiiih, schau mal, da ist ein Kind und ich hab´s beschnüffelt". Und vor einer Stunde saß er in unserem Wohnzimmer neben Peter (jaaaa, der Gitarrelehrer) und ließ sich kraulen. Und als Peter aufhörte, wurde er per Pfote sehr deutlich darauf aufmerksam gemacht, dass seine Schicht noch nicht vorbei ist.
Jetzt müssen wir nur noch das Geschirr in den Griff kriegen. Für den Übergang machen wir es so: Das Halsband bleibt einfach dran - das sitzt eh relativ locker, weil sie das eigentlich eh nur wegen der TASSO-Marke umhaben. Ich stehe morgens etwas früher auf und plane eine viertel Stunde Geschirr-Zeit ein. Da hampeln wir dann schön mit Geschirr-Spaßübungen und Hundewurst rum. Und dann bleibt das Geschirr einfach an, bis die letzte Runde vorbei ist. Dann machen wir nach dem Geschirr-Ausziehen nochmal ein paar Übungen damit. Wär doch gelacht...
Aber mal ehrlich: ich erkenne meinen Hund kaum wieder. Er ist so ruhig und sanft. Damit ihr auch das Ausmaß versteht: Stefan meinte heute zu mir, es würde Zeit, dass wir mal Besuch bekommen - ihm tut schon der Arm weh vom Lumpi-Streicheln.... und das war kein Scherz!!!
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Zitat von Tante_HahaStefan meinte heute zu mir, es würde Zeit, dass wir mal Besuch bekommen - ihm tut schon der Arm weh vom Lumpi-Streicheln.... und das war kein Scherz!!!
Die Jungs und ich, wir melden uns freiwillig. :-))))
Ach, ist das schön, das alles zu lesen. Ein feiner Hundekerl, ein ganz feiner.
Und auch ein feines Frauchen. Natürlich.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Hallo Frau T. Für mich klingt das alles sehr schlüssig und ich muß sagen, ich bin mächtig beeindruckt, was du geschafft hast bis jetzt. Ich selbst habe mir schon oft bei Tobi gedacht, das ich gerne mal "Angst" bei ihm sehen würde. Das darf man jetzt bitte nicht falsch verstehen. Ich denke auch, das das ja die Vorstufe von Aggression ist und wenn sie gezeigt wird anstatt nach vorne zu gehen, man es nur als Erfolg sehen kann und dann weiter daran arbeitet..... dem Hund Schutz zu geben.
Ich glaube dies zu erreichen, ist gerade bei Hunden, die ihr Verhalten ritualisiert haben, ein bahnbrechender Erfolg.
Ich klopfe dir virtuell mal auf die Schulter und sage:"Tolle Leistung"!!!
LG Nicole
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
Ich finde auch, das gehört eigentlich ins große Forumskino! Lumpi hat gelernt, an dich abzugeben, wenn das kein fantastischer Erfolg ist! Lässt sich vom Gitarrenlehrer kraulen, fordert es sogar... da kann ich mich noch an ganz andere Erzählungen erinnern... Auch beim Wandertag war er freundlich und offen, auch den anwesenden Herren der Schöpfung gegenüber, ich finde, ihr habt großartige Fortschritte gemacht!!!
Was die Sache mit dem Geschirr angeht, hab ich zwar auch keine echte Erklärung , aber ich denke, dein Trainingsansatz ist gut und nimmt viel Stress aus der Sache. Das kriegt ihr auch noch (oder wieder) hin!
Zitat von Tante_HahaIch stehe morgens etwas früher auf und plane eine viertel Stunde Geschirr-Zeit ein. Da hampeln wir dann schön mit Geschirr-Spaßübungen und Hundewurst rum. Und dann bleibt das Geschirr einfach an, bis die letzte Runde vorbei ist. Dann machen wir nach dem Geschirr-Ausziehen nochmal ein paar Übungen damit. Wär doch gelacht...
Tja, wenn das klappt, dann sag mir Bescheid. Geschirre müssen was gaaaanz fürchterliches sein. Es gibt wenige Situationen, in denen Kira ihr Leckerchen nur zögerlich nimmt, aber das ist eine davon. Trotz Clickerei mit Touch usw.- sobald man mehr als die Hälfte der Nase da durch stecken muss, ist es gaaaaanz schrecklich
Ich hab gemerkt, dass es besser geht, wenn man alle Schnallen usw. festhält, so dass nichts herumbaumelt. Ich könnte mir vorstellen, dass da Urängste geweckt werden, wenn da so Bänder um die Füße baumeln. Es könnten schließlich Schlangen sein.
Aber ich finde, wenn das Geschirr-Problem euer einziges Problem bleibt (und natürlich dass ihr noch ein bisschen trainieren müsste, damit eure Arme beim Dauerstreicheln nicht mehr weh tun), dann ist doch alles in Butter
Ich sehe Lumpis Angstverhalten auch als riesengroßen Fortschritt. Bei Angstaggression ist es ja so, Ängste zu zeigen hilft nicht, also wird dem Bedrohenden Auslöser mit Aggression begegnet. Erst dann hört die bedrohliche Situation auf.
Lumpi hat jetzt von dir gelernt, es "reicht" Angst zu haben, er muß nicht mehr aggresiv sein. Du kümmerst dich.
Ich werte das als Quantensprung in eurem Training!
Das ist so toll!
Geschirr, ja, was sagen? Ihr schafft das auch noch, ganz bestimmt!
Mir scheint diese Erklärung für sein Verhalten auch absolut logisch............ und deswegen ist es auch ein Megaerfolg.
Und ich würde Peter liebend gerne mal wieder beim Lumpi-Kraulen entlasten. Das sollten wir unbedingt kurzfristig mal wieder einrichten. Nicht daß er Arme sich noch ne Sehnenscheidenentzündung holt. Das kann ich nicht verantworten. Wie wär es, wenn wir dann auch Frau Kontrolletti mit Fee nochmal dazu bitten? Ich würde ja auch ihre Fortschritte zu gerne sehen.
Ach Mädels, ich freu mich mit Euch allen.
Ach ja, Geschirr anziehen gehört übrigens auch nicht zu Moglis Lieblingsbeschäftigungen. Er hat zwar jetzt nicht wirklich Angst, aber ein wenig duckt er sich immer weg. Das scheint wirklich sehr vielen Hunden gemein zu sein. Dein Trainingsansatz hierzu ist aber wirklich gut und ich denke, daß werdet Ihr sehr schnell in den Griff bekommen.
Petra mit Mogli und dem Schäfchen im Herzen ------------------------ Der ist nicht klein, der ist ein Hundekonzentrat. :o)
Bor, dann ist Nela je echt gut mit dem Geschirr. Inzwischen klappt es in ruhigen Situationen sehr gut, dass ich sie nicht mit einem Leckerchen durch locke, sondern sie den Handtouch macht und dann selbst mit dem Kopf durch die Öffnung geht. Dann gibt es anschließend das Leckerchen.
Nela hat ja noch ein dünneres, leichteres Hausgeschirr für die Firma und für bei meiner Mutter. Damit ich das anziehen konnte, habe ich das Geschirr erstmal immer mitgeschleppt ohne es anzuziehen und es immer neben Nela gelegt, wenn es Futter gab. Dann habe ich es gehalten, während sie frass. Diese unterschwellige Verknüpfung klappt immer sehr gut bei ihr. Mit Bürste und Schere habe ich es ja auch so gemacht.
Vielleicht ist es auch eben so, dass Lumpi nun deutlicher zeigt, wenn es ihm nicht behagt und sich jetzt erst traut sich gegen das Geschirr zu wehren.
Ansonsten hört sich alles ganz toll und wunderbar an!!!
Streicheleinheiten vom Gitarren-Peter... da bin ich echt baff!!!!
Zitat von MydogAch ja, Geschirr anziehen gehört übrigens auch nicht zu Moglis Lieblingsbeschäftigungen. Er hat zwar jetzt nicht wirklich Angst, aber ein wenig duckt er sich immer weg. Das scheint wirklich sehr vielen Hunden gemein zu sein.
Das ist bei Lucky genauso wie bei Mogli. Warum das so ist würde ich auch gerne mal wissen. Ich halte ihm meist ein Leckerchen hin damit er von allein den Kopf herein steckt. Tola hingegen hat mit Geschirren überhaupt kein Problem.
Ich finde die Erklärunf für Lumpis Verhalten auch logisch. Es ist einfach großartig, dass Lumpi gelernt hat, das Angst zeigen reicht, damit ihm geholfen wird!
-------------------------------------------------------------------- Liebe Grüße, Esther mit Jasper
"Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Ernesto Che Guevara