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Dieses Thema hat 20 Antworten
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 Behaviour (öffentlich)
Seiten 1 | 2
stoppel Offline



Beiträge: 8.461

30.09.2008 14:59
Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Gerade hatte ich die Seminarbeiträge zu diesem Thema gelesen und schon erwischt es mich eiskalt. Das klassische Theorie-Praxis-Problem!

Der Abendspaziergang wurde gestern abend mal vorgezogen. Schönes Wetter, draußen noch hell und die eigene Lust auf Bewegung waren die Gründe. Dafür wurde das eigene und Richys Abendmahl auf später verschoben.

Der Spaziergang war wieder schön und entspannt und dazu traf Richy Pauline und konnte mit ihr noch eine kurze Runde rennen.

Dann kamen wir an einem Gebüsch vorbei, Richy schnüffelte kurz und hatte schon eine fettige Tüte im Fang. Er war natürlich offline. Sofort verzog er sich damit auf eine Wiese. Ich näherte mich langsam und sah ein gegrilltes Hähnchen, mindestens ein Viertel mit Fleisch waren noch übrig.

Das Näherkommen tolerierte Richy wie erwartet, wegnehmen kann ich es ihm nicht, wenn er schon so weit gekommen ist und eh Hunger hat. Ich bin neben ihm stehen geblieben. Das war äußerst dumm. Denn kaum war der letzte Knochen verspeist, machte er sich wieder auf an das Gebüsch. Letzteres lag am Weg und so dachte ich, dass wir beide uns auf dem Heimweg befinden.

Viel zu spät sah ich also, dass noch mehr Papiertüten dort lagen. (Hätte ich in der Zwischenzeit längst beseitigen können!) Und Richy packte sich die nächste. In der Annahme Hund ist satt und lässt wie üblich das Zeug bei 'aus', habe ich ihm ein lautes 'Aus' zugedacht und bin auf ihn zugegangen, um ihn anzuleinen. Die Reaktion war heftig und kam sofort: ein deutliches Knurren, Zähnefletschen und schon sprang er an mir hoch und biss mir in die Hand. Dann sprang er weg von mir.

Ich habe als erstes die restlichen Tüten beseitigt, dann meinen Hund gerufen, der sofort kam und sich bereitwillig ablegen ließ. Ihm war keine Erregung anzumerken. Dann habe ich meine Hand mal notdürftig verbunden und bin ziemlich betrübt nach Hause getrottet.

Falls mir jetzt jemand sagen möchte, dass ich mich in der heißen Phase saublöd verhalten habe, spart es euch! Ist mir voll bewusst.

Was ich aber nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Heftigkeit der Reaktion. Richy ist während meines Schrittes auf ihn zu förmlich explodiert. Ein Schäferhundhalter kam gerade vorbei und hat das genauso gesehen. Er hat das Knurren nicht mal gehört. Offenbar habe ich sein Erregungsniveau beim Verspeisen der ERstbeute unterschätzt.


Außerdem glaube ich, dass Richy der Rheinauen-Ausflug noch in den Knochen sitzt. Er sollte mit anderen Hunden in unmittelbarer Nähe und mit wenig Bewegung auskommen (das schaffte er auch), aber ich habe ihm wenig Führung und gar keine Aufgaben gegeben. Das kommt sonst nicht vor. Dazu gingen ja auch fremde Hunde nah an ihm vorbei.
Und dann auf der Hundewiese die Begegnung mit noch mehr Hunden im Freilauf, von denen einer eben heftig mit ihm spielen wollte. Auch da habe ich sein Stressniveau wohl völlig falsch eingeschätzt.

So jetzt lecke ich meine Wunden und dann muss ich wohl wieder mit Feldleine und Plastikzitrone bewaffnet am Alternativverhalten (meines und seines) arbeiten.

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)

Sabine ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2008 15:20
#2 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Liebe Iris,
das Vorgefallene tut mir sehr leid, vor allem für deine Hand.
Ist diese verletzt, oder waren es wirklich nur ein paar Schrammen.
Ich hoffe jedenfalls, dass es schnell verheilt.

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

30.09.2008 15:25
#3 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Es gab eine 3 cm lange Fleischwunde, die geklammert wurde.

Blöderweise ist es die rechte Hand und ich fühl mich ziemlich behindert.

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)

Margit Offline

mit offiziell gekürtem Forums-Loverboy und Master im Schnurcheln himself


Beiträge: 4.030

30.09.2008 15:26
#4 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten
Hallo Iris

Mir tut es auch echt leid für euch . Ich hoffe, deine Hand heilt schnell. Meine Hundsitterin hat nach einem Biss des Nachbarhundes ein homöopathisches Mittel genommen, das hat die Heilung stark beschleunigt. Ich schreibe es dir mal per PN.

Der hohe Erregungslevel von Richy kann da natürlich schon mit eine Ursache gespielt haben. Es dauert ja immer ein paar Tage bis sich das Adrenalin nach aufregenden Tagen wieder gelegt hat.

Wenn Richy wieder richtig runter gefahren ist, ist er sicher entspannter.

Viele Grüsse und Kopf hoch

Margit

LG
Margit mit Archy
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Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen.
(Fridtjof Nansen)

Claudia ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2008 15:44
#5 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Zitat von stoppel
Es gab eine 3 cm lange Fleischwunde, die geklammert wurde.


Ooch Mönsch Iris,

das tut mir leid .
Wünsche Dir gute Besserung

War vielleicht doch ein bisschen viel für Richy.
Lass Dich nicht unterkriegen, es wird schon

Fühl Dich mal kräftig gedrückt

Scraty ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2008 15:55
#6 . Zitat · Antworten

.

Tinca1 Offline

Chaos-Fraktionsvorsitzende 1, behütet von einmaligem Döggerich, jetzt mit krawallschachteligem Fleckenzwerg


Beiträge: 11.497

30.09.2008 16:12
#7 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Liebe Iris,

aus fachlicher Sicht kann ich leider gar nichts beitragen. Aber Deiner Hand (...tut es arg weh?) wünsche ich !

Und: Einen Becher heissen Kakao mit Tröstschoki ----------> schieb

********************
Viele Grüße,
Steffi mit Bendo - und Pina, Einstein, Tovje und Treff im Herzen

"Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia, 1922)

Shari Offline

bei der mensch besonders an der Leine unbedingt die Nase vorn haben muß, weil herdenschützende Stänkerinnen eher zögerlich erwachsen werden


Beiträge: 80

30.09.2008 16:44
#8 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Hallo Iris, fühl Dich mal ganz feste gedrückt. Bestimmt sind Dir Schreck und Schmerz arg in die Glieder gefahren. Da ich Dich und Deinen Hund nicht kenne, halte ich mich mit Ratschlägen zurück. Nur eines solltest Du bedenken, fang erst wieder an zu arbeiten, wenn Du das Gefühl hast, dass Du Dich mit Deinem Hund wieder richtig sicher fühlst, wenn Du nur den Ansatz von Angst hast, Dich dem Hund zu näheren, weil Du Dir über die Reaktion von ihm nicht sicher bist; lass es lieber bleiben.

Ansonsten wünsche ich Dir, dass ihr euren Weg schnell wieder findet.

Liebe Grüße
Sabine


Diskutiere nie mit einem Idioten, er zieht Dich auf sein Niveau herab und schlägt Dich dort mit Erfahrung.

zingara Offline




Beiträge: 46

30.09.2008 16:44
#9 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Hach, verdammt! Autsch... Gute Besserung!
Hm, wärs möglich, dass Hund so sehr mit seiner Beute beschäftigt war, dass er dich erst in letzter Sekunde wahrgenommen hat und erschrocken ist?
Mir ist das mal mit Eira passiert, die sonst kaum Ressourcen extrem verteidigt: Sie fraß und ich kam irgendwie sehr leise von hinten ran. Sie erschrak sichtlich und schnappte in mein Bein (hatte allerdings "nur" kaputte Hose und Bluterguss). Im selben Moment erkannte sie dann, dass ich es war, legte die Ohren an, schleckte mich ab und warf sich auf den Rücken...
Da ging es "nur" um simples, regelmäßiges Trockenfutter und der Erregungszustand war generell normal.

Hört sich für mich in deinem Fall als eine Verkettung unglücklicher Umstände (mit schmerzhaftem Ausgang) an... Beobachte einfach weiter - das wird schon wieder.
Menschen (und Hunde) sind halt auch keine Computer und jedem von uns ist schon mal was daneben gegangen. Nochmals: GUTE BESSERUNG (wann kommen denn die Klammern wieder raus?)!

Mydog Offline

Direktorin des Zwockel-Zirkus und bekennend geschirrsüchtig sowie Tante Lupa (Admin)


Beiträge: 38.113

30.09.2008 19:46
#10 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten
Och Mönsch, Iris, *puuuuuuuuuuuust*........ das ist aber kein schöner "Ausklang" unseres tollen Nachmittags.
Ich hoffe, die Hand heilt ganz schnell wieder.

Fühl Dich von mir mal ganz tröstend gedrückt.




Petra mit Mogli und dem Schäfchen im Herzen
------------------------
Der ist nicht klein, der ist ein Hundekonzentrat. :o)

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

30.09.2008 21:29
#11 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten
Zitat von Scraty

Wie hättest Du Dich Deiner Meinung nach besser,sinnvoller verhalten können?
Oder wie macht ihr das sonst?


Bei der Erstbeute hätte ich nicht neben ihm stehen bleiben sollen. Er toleriert das gut, aber passt halt schon auf. Statt dessen hätte ich mich um die Ecke mit den anderen Resten kümmern sollen.

Wir hatten ja lange und geduldig das \'Aus\' geübt. Richy hat zuletzt alles getauscht. Aber ein solches Abendessen liegt ja auch nicht jeden Tag im Gebüsch!
Natürlich hätte ich nicht auf ihn zugehen sollen. Beim Tauschen locke ich ihn zu mir, wenn er nicht an der Leine ist.

In Antwort auf:
ein deutliches Knurren, Zähnefletschen und schon sprang er an mir hoch und biss mir in die Hand.

Bliebst Du auch da stehen,...so nach,upps,...und schon war es zu spät?
Oder ging das sehr schnell?[/quote]

Das habe ich während des einen Schrittes wahrgenommen und schon sprang er mich an. Explosionsartig!

In Antwort auf:
Als Du die Tüten weggeräumt hast,was hat währenddessen Richy gemacht?

Er blieb in etwa 2m Abstand und schaute zu mir. Und das obwohl beinahe neben ihm der Mann mit Schäferhund stand. Das Aufheben und oben ins Gestrüpp (Brombeeren) werfen, war aber auch nur eine Augenblickssache.


Danke für die guten Wünsche, das wird schon wieder. Es gibt ja am Donnerstag schon wieder Ferien in Hessen. Da arbeite ich auch weniger.

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

30.09.2008 21:38
#12 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Zitat von Shari
Nur eines solltest Du bedenken, fang erst wieder an zu arbeiten, wenn Du das Gefühl hast, dass Du Dich mit Deinem Hund wieder richtig sicher fühlst, wenn Du nur den Ansatz von Angst hast, Dich dem Hund zu näheren, weil Du Dir über die Reaktion von ihm nicht sicher bist; lass es lieber bleiben.


Hallo Sabine,

danke für die Wünsche. Richys Verhalten nach der Atacke hat mich doch eher verwundert:
Er kam sofort als ich ihn rief, ließ sich ins Platz legen. Und mich machen. Vor allem er war ganz ruhig.

Im Gegensatz zu mir. Deshalb habe ich auch so schnell mein Fehlverhalten eingesehen.

Ich denke wir können weiter arbeiten. Werde aber ihn wieder mehr beobachten und mehr führen.

LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)

yashilica Offline



Beiträge: 1.301

30.09.2008 23:29
#13 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten
Bin jetzt mal platt. Tut mir leid Iris, wie da heute gelaufen ist, da sind körperliche und seelische Verletzungen entstanden.

Gut, dass du über das GEschehene reflektierst und wieder nach vorne schaust. Apropos nach vorne: wie sieht dein geplantes Verhalten für eine mögliche nächste Situation der Art aus? Ich meine, wie findest Du, würdest Du Dich das nächste Mal im Optimalfall verhalten? Ich denke, es ist besonders wichtig, sich das vorher gaz klar zurechtlegen, denn in der Situation muss ja das "Programm" sofort starten könne, da hast du keine Zeit mehr zu überlegen.

Conny

Elektra Offline

und definetely not everybody's darling (Forumsbetreiber)


Beiträge: 41.083

01.10.2008 13:15
#14 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Ich hatte meinen Kommentar eigentlich an Iris per PN gesendet, aufgrund meiner Fettnäpfchen-Tritte in jüngster Vergangenheit wollte ich lieber erstmal etwas diskreter sein. Iris meinte aber, es wäre angebracht, meine Zeilen (und nachher sie ihre Antwort) hier öffentlich zu machen. Aber natürlich kann ich den Hinweis auf meine Lernfähigkeit dabei nicht unter den Tisch fallen lassen, nöch? ;-)))))

Zum eigentlichen Beitrag: Ich hatte mich sehr erschrocken, als ich von Richys Biss las. Das hört sich tatsächlich an, als ob es sich eben nicht nur um einen Schnapper gehandelt hätte. Ich weiß nun zwar, daß es "digitale Ressourcenverteidiger" gibt, also solche, die von 0 auf 100 in einer Sekunde sind, aber solch heftige Attacken kenne ich eigentlich nur, wenn der Hund vorher sehr schlechte Erfahrungen mit leichterem Verteidigungsverhalten gemacht hat und von sich aus meint, von vorneherein so effektiv verteidigen zu müssen, daß er die Ressource bestimmt behalten kann. Heißt: Hund knurrte früher, Mensch nahm Ressource trotzdem weg, beim nächsten Mal schnappt Hund sofort, damit Mensch nicht mehr auf die gleiche dumme Idee kommt.

Meiner Erfahrung nach, insbesondere der mit Ben, der früher ja sowohl gegen Menschen als auch gegen Artgenossen offensiv aggressiv war, wenn er sich bedroht fühlte, machen Hunde, die eine gesunde Beißhemmung haben, selten etwas Schlimmeres als einen blauen Fleck, maximal einen kleinen Ratscher und/oder ein Loch in eine Hose. Bei Ben war das so, bei vielen angeblich ach so aggressiven Hunden, die ich beobachten kann/konnte, ist es ebenso.

Und ich sage über jeden Hund: Wenn er wirklich anders gewollt hätte bzw. wollen würde, könnte er entschieden stärker beschädigen. Und ganz sicher war Ben, ist fast jeder aggressive Hund in den Situationen, in denen er zu dieser Form der "Kommunikation" greift, extrem erregt und nicht ansprechbar, einfach, weil viel zuviele Hormone im Körper ihr Unwesen treiben und das Hirn vernebeln.

Von daher gibt es mir sehr zu denken, daß Richy zu einer solchen Massivität Zuflucht nimmt. Selbst wenn aus seiner Sicht das menschliche Verhalten völlig falsch gewesen wäre, hätte eigentlich max. ein Schnapper dabei rauskommen dürfen.

Daher meine Frage: Kann es sein, daß Richy sehr miese Vorerfahrungen mit Verteidigungsverhalten, das nicht "stark genug" gezeigt ist, hat? Falls das so ist, wäre es meiner Ansicht nach sinnvoll, ein Training gezielt daran anzupassen, ein solches "digitales" Verhalten macht ein Training schwieriger, und es müßte auf einem viel niedrigeren Level ansetzen (Erregungsniveau gezielt senken/evtl. mit Fake-Hand arbeiten, viel langsamere Schritte).

Natürlich muß ich Dich, Iris, auch fragen: Wie geht es Dir mit diesem Erlebnis? Hast Du jetzt Angst oder leise Ressentiments gegen Richy, erwartest jetzt ständig Attacken, oder kannst Du das gut wegstecken?

Ich frage das auch, um zu sagen: Wenn Du unsicher bist und Hilfe brauchst/willst, sag bitte einfach Bescheid. Aber natürlich spielt Deine eigene Einstellung ebenso eine wichtige, zentrale Rolle für Deinen Weg, mit dem Problem umzugehen bzw. eben überhaupt umgehen zu können.

Eine Überlegung habe ich noch zu Richys Motivation für das Verhalten anstellt. Lese ich das richtig, daß Richy nach der Attacke gegen Dich die Ressource selbst plötzlich gar nicht mehr wichtig war? Das gibt mir nämlich zu denken. Normalerweise hätte sich ein "echter" Ressourcenverteidiger das, was er verteidigen wollte, geschnappt und wäre weggegangen. Oder hätte es noch schnell verspeist, bevor Du ihn ins Platz legen wolltest/konntest. Hat Richy das getan, und ich habe es überlesen, oder hat ihn im Anschluß an die "Zurechtweisung" an Dich die Ressource auch kalt gelassen?

Ich frage das deshalb, weil es sein könnte, daß es gar nicht so sehr um eine eine Ressource verteidigende Aggression ging, sondern um eine Art "Erziehungsversuch". Das würde bedeuten: Richy wollte Dir mit seinem Biß schlicht zeigen, daß Du überhaupt kein Recht hast, Dich für SEINE Sachen zu interessieren. Ihr hättet dann kein Dominanz-, aber vielleicht ein Autoritäts-/Führungsproblem. Dafür spräche meinem Gefühl nach die Coolness, mit der er Dir nachher quasi wieder "erlaubte", ihm Signale zu geben und -wenn es denn so war- das Desinteresse an der Ressource und auch, daß Du über ihn schon oft schriebst, er sei ein "Kontroll-Freak". Von daher: Könnte an meiner Vermutung etwas dran sein?

Wenn Du magst, schildere doch den Ablauf nochmal genauer, sprich, den nachdem er gebissen hatte.

Vor allem aber: Gute Besserung für Deine Hand und den inständigen Wunsch, daß Du Richy jetzt nicht mit anderen Augen als früher betrachtest bzw. betrachten mußt.

Viele Grüße
Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)

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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)

stoppel Offline



Beiträge: 8.461

01.10.2008 18:45
#15 RE: Ressourcenverteidigung - mit Schrammen Zitat · Antworten

Hallo Barbara,

vielen wirklich herzlichen Dank für deinen Kommentar.

Ressourchenverteidigung oder nicht: Genau das habe ich mich nämlich auch gefragt. Es ist völlig richtig: Nach dem Angriff war ihm das Fressen egal. Und er folgte sofort und ohne Widerstand oder Erregung. Bei der Erstbeute war mir ja auch klar, dass er sie verteidigen würde. Deshalb habe ich es da auf eine Auseinandersetzung nicht ankommen lassen. Auch den Schäferhund hat er total ignoriert. Das spricht doch auch gegen Ressourcenverteidigung

Zur Vorgeschichte: Richy hat schon mehrmals geschnappt. Bisher immer, wenn ich ihn aus einer Auseinandersetzung mit anderen Hunden zu spät herausgenommen habe. Beim Festhalten am Geschirr war er schon nicht mehr ansprechbar. Hoher Stresslevel ==> Schnappen

Deshalb habe ich auch diesmal nach Stressfaktoren gesucht: die Rheinauen erscheinen mir da als plausible Erklärung. Stress-Symptome waren dort: Futterbeutel völlig uninteressant, Futterbeutel am Rheinufer wird geholt, aber nicht abgeliefert, die Begegnung mit dem Junghund auf der Hundewiese.

Mein Verhältnis zu Richy hat nicht gelitten. Ich habe ihn heute früh bei unserem langen Spaziergang (2,5 Stunden) sehr genau beobachtet. Er verhielt sich super folgsam (heute hättten wir die Begleithundeprüfung mit Sicherheit bestanden), ging 1a und sehr nah im Fuß, schaute dauernd zu mir auf, schien gut gelaunt trotz Sauwetter, befolgte Platz sofort (auf nasser kalter Wiese, welch Wunder!) und war auch im Freilauf immer bei mir. Es kam eine Boxerhündin über ein Riesenstoppelfeld geprescht, ohne Besitzer auch nur in Sichtweite, und Richy wartete ihren Besuch ohne Grummeln, wenn auch etwas steif ab und weiter gings. Abruf ebenfalls 1a. Futterbeutel wurde sofort geholt und bei mir abgelegt.

Wir kamen an besagter Hecke vorbei und ich sah Reste der Papiertüten verstreut. Ein klares 'Nein' und 'Fuß' und Richy stand wieder neben mir. Schnüffelte nicht mal. Wie bereits gesagt: Normalerweise kann ich mich auch was Essensreste betrifft auf Richy verlassen.

Natürlich war mein Verhalten heute auch anders: Die Ansagen kamen klar und sicher, Lob sofort, Leckerlies auch, es wurde viel Arbeit verlangt und ein führungsloses Sich-selbst-überlassen gab es heute nicht.

Vor meiner Zeit:
Richy hat sich wohl eine längere Zeit mit Essensresten über Wasser gehalten und lebte in einem großen Feld. Die Leute aus dem Tierheim haben drei Tage gebraucht um ihn in eine Box zu locken. Er hat immer wieder geschnappt. Das ging wohl auch noch eine ganze Zeit im Tierheim so. Als ich ihn zu mir holte, konnte ich ihn garnicht anfassen. Das hat sich ganz langsam gelegt. Er ist sehr verschmust, aber ich muss ein Ritual einhalten, damit ich seine Läufe und Pfoten sauber machen kann. Baden geht gar nicht.
Zecken entfernen und andere unschöne Dinge (Krallen schneiden) lasse ich lieber beim TA machen, dann mit Beißkorb.

Vielleicht kannst du noch etwas ausführen, was du mit einem 'Erziehungsversuch' meintest?
Im Grunde hatte ich auch den Eindruck: Er zeigt mir "jetzt reichts aber" und damit hat es sich für ihn.
Es gab aber keinen anderen Anlass (in meinen Augen) als die Essenstüten, an denen er hinterher nicht mehr interessiert war.

Das war das erste Mal, dass er ohne erkennbaren Hyperstress geschnappt hat. Solange ich den Grund dafür nicht wirklich kenne, kann ich eine solche Situation auch nicht verhindern. Das ist es, was mich z. Zt. unsicher macht.



LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida
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