Hey Steffi,
nein, das nennt man nicht Futterneid, sondern Ressourcenverteidigung. Für Deinen Hund ist jede Art von Futter offenbar eine Ressource, etwas, das es sich lohnt, vor anderen zu verteidigen. Das ist ein ganz normales hundliches Verhalten, nichts Besorgniserregendes.
Bitte nimm ihm auf keinen Fall das Futter einfach weg - Du würdest das Verhalten damit nur verstärken. Denn wenn Dein Hund merkt, daß ihm die Ressource weggenommen wird, solange er "nur" knurrt, wird er -in seiner Logik folgerichtig- zu "härteren Maßnahmen" greifen und Euch am Ende gar wegschnappen.
Es gibt zwei Wege, das anzugehen, die solltest Du nacheinander gehen: Den ersten nennt man Management. Das heißt nichts anderes, als daß Du den Hund nicht fütterst, wenn Besuch kommt, daß Du, wenn Du weißt, daß Leute kommen, den Hund, wenn er denn schon Futter hat, wenn sie eintrudeln, die Tür zwischen Hund und Euch schließt - schlicht: Du tust alles, um Hund und Menschen zu trennen und läßt den Hund sein Futter in aller Ruhe fressen.
Was Du bis jetzt gemacht hast, ist also goldrichtig: Reagiere auf das Drohen und Knurren so, daß der Hund nicht noch weitgehen muß, ignoriere es NICHT, sondern höre darauf, akzeptiere, daß er das Recht hat, sein Futter für sich behalten zu wollen.
Im zweiten Schritt kannst Du dann alternatives Verhalten aufbauen. Hier gibt es eine Menge Möglichkeiten, angefangen von vorsichtigen Tauschspielen bis hin zum Signal "gib es mir" (auf das, wenn der Hund es befolgt, natürlich ein tolles Leckerchen folgen muß). Der Hund muß einfach lernen, daß nichts Schlimmes passiert, wenn ihm jemand die Ressource wegnimmt, sondern etwas ganz Tolles. Dieser Weg kostet Zeit und Du brauchst viel Geduld dafür, aber zu schaffen ist es.
Wichtig ist bei allem nur: Gehe nicht über das Drohen Deines Hundes weg, weil Du -wenn Du den Hund nicht respektierst- das Verhalten nur allzu leicht verschlimmerst.
Ich will heute Abend eh noch den Bericht über den Ressourcenverteidigungs-Vortrag, den ich am Fr. gehört habe, schreiben, vielleicht findest Du darin noch brauchbare Anregungen. Ich kann Dir aber von Herrn Ben berichten: Man kann's in den Griff kriegen. Aber eben nur, wenn man mit dem Hund spricht und nicht über seine Signale weggeht.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
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