Nachdem ihr mich so herzlich willkommen geheißen habt, möchte ich nun mal eine Frage an die jenigen stellen, die selbst einen Hund haben/hatten der aggressiv gegenüber Hunden ist.
Wie geht ihr das Problem an und welche Erfolge hattet ihr schon?
Ich habe da noch keine rechte Linie. Bei mir gibt es verschieden Varianten wie ich Hundebegegnungen "meistere", aber KEINE ist IMMER von Erfolg gekrönt. Ich wäge meistens spontan ab, wie ich mich verhalte. Da gibt es z.b. weiträumig umgehen oder gar umdrehen, Ken mit einigen Abstand absitzen/ablegen lassen bis der Hund vorbei ist oder erstmal mit lockerer Leine weitergehen, wenn genug Platz für Abstand ist, und mit Leinenruck reagieren sobald Kenny signalisiert das er "angreifen" will. Ist nicht genug Platz, nehme ich ihn zusätzlich ganz kurz, das mache ich aber meistens schon bevor Kenny den anderen Hund gesehen hat, damit er nicht falsch verknüpft, nach dem Motto "Hund kommt, Leine kurz, jetzt passiert was!". Zwar habe ich in den Jahren gelernt weit voraus zu schaune damit ich Hunde vor Kenny erspähe, aber immer klappt das nicht, so kommt es sicher auch mal vor das ich Ken zu spät kurz nehme.
Wie schon im Thread "Neuzugang" erwähnt war ich mit Kenny schon in einer Hundeschule und da wurde mir gesagt das er ein "Schisser" ist, also aus Angst aggressiv reagiert. Dominant ist er jedenfalls nicht. Sein Angst liegt darin begründet das ich kein suveränes Frauchen bin, Kenny nicht genug Sicherheit vermittle, da ich selbst unsicher sei. Mir wurden Verhaltensregeln aufgetragen wie: Hund darf nicht auf Couch/Bett, Hund hat seinen eigenen Platz, erst geh ich durch eine Tür bzw. enge Gasse und dann Hund, vor demm Füttern und vor jedem Spaziergang Hund vorher 20 min. auf seinen Platz ablegen, den Grundgehorsam perfektionieren. Weiterhin sollte ich an der Bindung zu Kenny arbeiten mit besonderen Schleppleinentraining, seine Aufmerksamkeit einforden z.b. wenn wir an eine Staße kommen setze ich Kenny ab und bevor wir weitergehen muß er mich anschauen. Das Konzept im allgemeinen fand ich super, der Trainer wusste wovon er Spricht. Bei ihm gab es keine technischen Hilfsmittel, keine Stachelhalsbänder, kein lautes Wort, alles lief über verbale und nonverbale Kommunikation. Leider hatte ich kein Durchhaltevermögen, da mich dieses Training im Alltag einschränkte und ich in manchen Dingen nicht konsequent genug war. Erfolg hatte ich in sofern das ich mehr über Kenny lernte, besser mit seiner Agression umgehen kann und er doch wesentlich ruhiger geworden war.
Ich hab es dann bei dem Stand der Dinge gelassen, war zwar nie wirklich zufrieden, aber lernte damit zu leben. Nun hat sich aber die Situation geändert und ich würde den Stand der Dinge doch gern ändern. Allerdings ist Ken jetzt 7 und Verhaltensweisen sehr eingeprägt. Jetzt ist es sicher noch schwerer als vor 4 Jahren.
erzähl doch bitte mal etwas genauer, was Kenny eigentlich tut. Er sichtet einen Hund und dann passiert was? Auf welchen Abstand geht der Terz los? Ist seine Abneigung typen- oder geschlechtsabhängig, hängt sie mit der An- oder Abwesenheit deiner Hündin zusammen? Ist er "nur" an der Leine aggro oder mit und ohne Leine? Was genau macht er? Prollt er "nur" rum, rauft er oder beißt er durch? Bellt, knurrt er oder flippt er komplett aus? Verhält er sich nur bei dir so oder auch bei deinem Mann/Partner? Wann begann das Ganze, wann und warum wurde er kastriert? Wie viele Hunde kennt er als Kumpels und wie verhält er sich mit ihnen?
Hallo! Wow soviel Fragen auf einmal! Also Kenny wurde mit ca. 18 Monaten kastriert. Ich hatte damals ne Pflegehündin und noch ne zweite eigene Hündin und die beiden hatte er recht kurz hintereinander, von uns nicht gewollt, gedeckt. Aufpassen gut und schön, aber Kenny fand immer einen Weg. Jedenfalls habe ich ihn dann kastrieren lassen weil ich keine Welpen mehr wollte. Aggressiv reagierte er schon vor der Kastration auf andere Hunde. Vorrausschicken möchte ich das Kenny bisher noch nie in eine Beiserei mit anderen Hunden verwickelt war. Ich habe da immer sehr gut aufgepasst. Zu Hundebegegnungen ohne Leine kommt es auch nicht, da ich höllisch aufpassen wenn Ken mal ohne Leine laufen darf, daher weiß ich nicht wie er reagieren würde. Ich weiß aber das er mit Rüden und Hündinnen verträglich sein kann, wenn er Zeit hat sich auf diese einzustellen. Erst Nackenhaare hoch, knurren, eventuell Zähne fletschen, keifern und nach vorne springen und wenn ich ihn dann zur Ordnung gerufen habe beruhigt Kenny sich mit der Zeit und ich kann dann sogar mit anderen Hundefreunden spazieren gehen, später sogar unangeleint. (Leider lässt sich aber selten jeman daruaf ein, wenn gesehen wurde wie sich Kenny aufführen kann. Ansonsten kann ich sagen das sein Verhalten an der Leine unterschiedlich ist. Rasse, Geschlecht und Größe sind dabei egal, Hauptsache Hund. Ist Kenny gut drauf, gibt es Begegnungen wo ich ohne das er irgendwelche Anstalten macht vorrübergehen kann, aber ein Abstand von ein paar Metern (vielleicht so 4-5) müssen immer sein. Manchmal bekommt er nur nen Kamm, ein anderes mal Kamm und knurren und wieder ein anderes mal beides und keifern. Es ist wirklich total unterschiedlich und nicht vorauszusagen. Kenny ist seid der 12. Woche bei mir und er hat nie schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht. Als Welpe/Junghund habe ich auch an einem Kurs und Hundetreffen teilgenommen. Angefangen hat das aggressive Verhalten mir ca. 12 Monaten, hatte die Situation anfangs verkannt und als harmlose Rüpelphase abgetan. Schlimmer wurde es als ich mit gebrochenen Bein mit den Hunden raus musste und da aus Angst erneut zu stürzen immer ängstlich den nächsten Baum, die nächste Laterne o.ä. suchte wenn ein Hund in Sicht kam um Kennys Leine dort herum zu wickeln. So, ich denke jetzt hab ich die wichtigsten Infos gegeben. Freu mich schon auf weitere Anworten/Fragen.
In Antwort auf:Ich weiß aber das er mit Rüden und Hündinnen verträglich sein kann, wenn er Zeit hat sich auf diese einzustellen ...
In Antwort auf:Schlimmer wurde es als ich mit gebrochenen Bein mit den Hunden raus musste ...
In Antwort auf:... und wenn ich ihn dann zur Ordnung gerufen habe beruhigt Kenny sich ...
Weißt du, was ich glaube? Im Grunde bräuchtest du "nur" einen guten Trainer, ein paar souveräne Übungshunde und einige Erfolgserlebnisse. Ich weiß, das klingt platt. Soll es gar nicht. Aber manchmal ist es wirklich so, dass man erst mal wieder Mut schöpfen muss, damit der Hund sich (dadurch dann auch) wieder fangen und entspannen kann. Dieser Mut muss aber irgendwo herkommen. Kontaktier doch mal einen Trainer, der mit dir gezielt übt, mit wachsender Sicherheit deinerseits wird sich Kenny (an)leiten lassen, da bin ich sicher. Ich fürchte, im Moment schaukelt ihr euch gegenseitig hoch.
Hallo! Danke für die Antwort! Also Kenny ist gesund, top fit sozusagen. Mit "gut drauf" meine ich seine Laune, ob es aber wirklich an "guter" oder "schlechter" Laune liegt das Ken so unterschiedlich reagiert weiß ich nicht. Naja, mit dem gegenseitig hochschaukeln, weiß nicht. Ich habe gelernt ruhig zu bleiben, ich reg mich auch nicht auf wenn Kenny doch mal ausflippt. Ich reagier dann mit einen festen Leinenruck, setze ihn ab oder nehme ihn irgendwie anders aus der Situation, aber meines erachtens bin ich dabei ruhig und sag nichts bzw. schimpfe auch nicht. Ich hab hier im Ort schon ne Hundeschule ausgemacht, ist allerdings die einzige hier, die will ich mir mal anschauen. Mit einen hast du aber 100%ig recht, uns fehlen positive Erlebnisse. Kontakte zu fremden Hunden gibt es ja gar nicht mehr.
ich komme erst jetzt dazu deinen Beitrag in Ruhe zu lesen.
Auch für mich sieht es so aus als müsstest du zuerst eine Linie finden, damit du für Kenny verlässlich reagierst. Es scheint als wartest du ab wie dein Hund auf andere Hunde agiert, dann re-agierst du (in unterschiedlicher Weise). Ist das richtig?
Für deinen Hund kommt der Leinenruck (als ein mögliches Mittel), obwohl er reagieren musste und das für ihn Richtige getan hat, nämlich das unangenehme Gegenüber loszuwerden. Damit nimmst du ihm die Möglichkeit eine positiv besetzte Handlungsalternative zu wählen.
Entscheide du doch im Vorfeld was passieren soll und teile das deinem Hund definitiv mit. Wichtig ist, dass du seine Aufmerksamkeit bekommst und halten kannst, während er den anderen Hund sieht. Dazu brauchst du eine Entfernung, die groß genug ist, dass er sich nicht übermäßig aufregt. Halte ihn z. B. im Sitz, sprich ruhig mit ihm, lobe ihn und belohne ihn wenn er ruhig bleibt und (immer wieder) zu dir sieht. Erst wenn du sicher bist, dass das klappt, verringerst du die Entfernung. Statt Sitz kannst du ihn natürlich auch abliegen lassen.
Das Aneinander vorbei gehen solltest du anfangs nur mit sehr großem Abstand üben. Auch hier ist es wichtig, dass ihr beide euch auf einander konzentrieren könnt. Bei uns klappt das ganz gut mit 'Fuß' und Leckerlies, wobei ich die Geschwindigkeit in schneller Folge verändere.
Wenn dein Hund schon auf den Klicker konditioniert ist, ist das Klickern ein gutes Hilfsmittel.
Wichtig ist, dass du die Situation 'im Griff' hast. Das gibt dir Sicherheit und deinem Hund ebenso.
Für Veränderungen ist es nie zu spät. Vielleicht brauchst du etwas mehr Zeit, aber dafür kommt irgendwann der Moment, wo du deinem Hund bei Hundebegegnungen (wieder) vertrauen kannst. Ich habe bei Richy mit seinen ca. 6 Jahren etwa ein Jahr gebraucht, um dahin zu kommen. Aber im Nachhinein finde ich, dass sich jeder Tag des Übens gelohnt hat!
Gibt es auch Hunde mit denen er gemeinsam spielen, tollen oder spazieren gehen kann?
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Hallo Iris! Danke für deine Tipps! Ich werde versuchen einiges davon zu beherzigen. Du hast schon recht, ich brauche eine Linie. Es ist halt schwer, da ich nicht gezielt üben kann. Das wäre auch nicht so sinnvoll, da Kenny sich, nach ersten rumoren auch wieder beruhigt, sich an die Gegenwart der Hunde gewöhnt und es dann kein Trainingseffekt mehr gibt. Kleine Amekdote: Vor ca. zwei Wochen begeneten wir auf nem Feldweg einen Mann mit einen 16 Wochen alten Löwenhund. Dieser war mit seinen paar Wochen schon fast so groß wie Kenny! Jedenfalls, hab ich Ken in diesen Fall recht kurz genommen, da die Ausweichmöglichkeit gering war. Der Junghund machte rabatz, Kenny war aufgeregt, aber es blieb bei Nackenhaar aufstellen. Der Mann sprach mich an, so blieb ich in ca. 3m Entfernung stehen, setzte Kenny ab und unterhielt mich. Kenny blieb dabei ruhig sitzen. Das meine ich, er akzeptier sehr schnell die Gegenwart eines anderen Hundes, vorallem wenn ich ruhig m it dem Besitzer rede. Den Tag hätte ich dann ohne Problem mit dem Mann weiter laufen können, mit etwas Abstand. Ach es ist einfach ein wirklich nicht zu beschreibendes Verhalten von Kenny. Richtig Kontakt zu anderen Hunden haben wir schon lange nicht mehr, seid Jahren. Vorallem weil ich nie soweit kam um Bekanntschaften knüpfen zu können, wegen Kennys Verhalten. Als Kenny so 3, 4 Jahre war habe ich mich mal öfters mit anderen getroffen. Nach den schon geschilderten Anfängen, konnte ich mit den anderen und ihren Hunden später ohne Leine und Maulkorb spazieren gehen. (Diese Hundebesitzer hatte ich auch über ein Forum kennengelernt) Gespielt hat Kenny aber mit keinen von denen, er spielt nur mit seiner Desteny, aber die mag auf Grund ihres Alters net mehr so. Also ich werde die Tips auf jedenfall beherzigen, vorallem eben eine Linie finden. Danke nochmal!
Zitat von SxantuDer Junghund machte rabatz, Kenny war aufgeregt, aber es blieb bei Nackenhaar aufstellen. Der Mann sprach mich an, so blieb ich in ca. 3m Entfernung stehen, setzte Kenny ab und unterhielt mich. Kenny blieb dabei ruhig sitzen. Das meine ich, er akzeptier sehr schnell die Gegenwart eines anderen Hundes, vorallem wenn ich ruhig m it dem Besitzer rede.
Hallo Evi,
genau das meinte ich als ich dir vorschlug zu agieren und nicht auf deinen Hund zu reagieren. Du bist stehen geblieben, hast Kenny ins Sitz befohlen und für ihn die Situation geklärt.
Letzteres gibt ihm Sicherheit, weil er sich auf dich verlassen will und kann.
Ken, wie du ihn schilderst, macht so garnicht den Eindruck ein aggressiver Hund zu sein. Du wirst sehen, wenn du ihn führst, braucht er sich nicht mehr so aufzuregen. Und dann brauchst du die Orte, wo man gewöhnlich auf andere Hunde trifft, nicht mehr zu meiden und ihr findet bestimmt 'passende' Begleiter.
Dazu wünsche ich euch alles Gute.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
irgendwie klingt Deine Schilderung für mich, als ob Du in einer Art Teufelskreis steckst. Du trainierst nicht mit Kenny, übst also nie die Begegnungen, die schiefgehen, wenn Du sie hast, WEIL Du nicht geübt hast.
Du sagst, Du hast keine Gelegenheit zum Üben? Warum eigentlich nicht? Was genau fehlt Dir dazu?
Wenn ich Deine Zeilen lese, habe ich ein starkes Gefühl von Unstetheit, von einem Menschen, der irgendwie nicht klarkommt, überfordert und genervt ist, der aber auch keinerlei klare Linie für sich selbst hat und schon gar nicht für seinen Hund. Du scheinst alles irgendwie mal ausprobiert, angerissen, angefangen, aber auch sofort verworfen zu haben, wenn es nicht SOFORT klappte.
Das Problem aber ist, daß ein Hund, um sein Verhalten zu ändern, Zeit benötigt. Zeit und die Ruhe des Menschen, der ihm zeigt, wie es auch anders als aggressiv gehen kann.
Ich fürchte, Du steckst einfach fest, und ich glaube, es wäre wirklich sinnvoll, wenn Du schauen würdest, ob Du zu einem guten Trainer Kontakt aufnehmen kannst. Es ist leider manchmal so, daß man so eingefahren und quasi betriebsblind ist, daß einen erst Input von außen wieder auf die richtige Spur bringen kann und vor allem dazu, mit einer Sache auch mal bei der Stange zu bleiben.
Möglicherweise trägst Du dadurch, daß Du relativ viel ausprobierst, zu Kennys Verunsicherung eher bei als daß Du ihm hilfst. Hunde brauchen nun einmal Menschen, an denen sie sich orientieren können und nur einer, der für den Hund verläßlich handelt, den er in seinem Verhalten auch verstehen kann, kann den Hund zu anderen als dem unerwünschten Verhalten bringen.
Hast Du denn eigentlich schon einmal gezielt trainiert? Sprich, hattest Du schon mal einen Trainer, warst Du mal in einer Hundeschule?
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Hallo und vielen Dank für deine Zeilen! Sicher hätte ich in sofern Gelegenheit zum Üben wenn ich mit Kenny einfach losginge, in der Hoffnung auch ein paar Hunden zu begegnen. Das würde heißen ab in die Stadt. Damit hab ich aber in sofern ein Problem das die anderen Passanten es nicht sehr toll finden sich mit einen keifenden Hund konfrontiert zu sehen. Ich sag das nicht nur so, sondern habe da schon einige unschöne Erfahrungen gemacht unter anderem auch, weil viele nicht erkennen das Kenny gerade den Hund auf der anderen Straßenseite ankeift und nicht sie. Also meide ich die Stadt und gehe ruhigere Wege, wo es dementsprechend auch seltener zu Begegnungen mit Hunden kommt. Dein Gefühl allerdings drügt dich in der Hinsicht das ich, ich zietiere:
Zitat von Elektra Wenn ich Deine Zeilen lese, habe ich ein starkes Gefühl von Unstetheit, von einem Menschen, der irgendwie nicht klarkommt, überfordert und genervt ist, der aber auch keinerlei klare Linie für sich selbst hat und schon gar nicht für seinen Hund. Du scheinst alles irgendwie mal ausprobiert, angerissen, angefangen, aber auch sofort verworfen zu haben, wenn es nicht SOFORT klappte.
Ich bin manchmal nicht konsequent genug, das weiß ich und ich weiß das das im Grunde eine sehr entscheidente Schwäche von mir ist. Ganz gewiss bin ich aber nicht überfordert oder gar genervt. Richtig ist das ich z.Z. keine klare Linie habe was mein Verhalten Kenny gegenüber betrifft wenn wir anderen Hunden begegnen, aber genau die versuche ich zu finden. Wie ich schon in anderen Berichten geschrieben habe, bin ich bereits auf der Suche nach einer Hundeschule und ich habe auch schon gezielt mit Kenny und einen Hundetrainer, meines erachtens ein sehr kompetenter Trainer, gearbeitet. Das Training dort musste ich allerdings aus finanziellen Gründen abbrechen. Sicher hätte ich mit dem dort gelernten weiter machen sollen, können, habe bzw. mache ich auch. Ich meine damit ich wende erlerntes immer noch an. Ausprobieren tue ich in dem Sinne nichts, ich wende bei Hundebegenungen zwar verschiedenes an, wie ablegen, Leinenruck, weiträumig ausweichen, aber alles so damals in der Hundeschule so gelernt, auch so gelernt das ich eben zwischen diesen Dingen je nach Situation wählen soll. Mir ist schon bewusst das es an mir liegt, an meinen Verhalten, an meinen Reaktionen. Ich hab ne Menge dazu gelernt und an mir selbst gearbeitet und auch einiges erreicht. Es war bisher noch nicht ausreichend, bzw habe ich zwischendurch resigniert, das ist wahr, aber genau deswegen bin ich auch hier.
Zitat von Sxantu Mir ist schon bewusst das es an mir liegt, an meinen Verhalten, an meinen Reaktionen. Ich hab ne Menge dazu gelernt und an mir selbst gearbeitet und auch einiges erreicht. Es war bisher noch nicht ausreichend, bzw habe ich zwischendurch resigniert, das ist wahr, aber genau deswegen bin ich auch hier.
Moment, da muß ich Einspruch erheben. Es liegt nicht an Dir, was Kenny tut. Es liegt aber an Dir, zu verhindern, was er tun will. Soll heißen: Kenny hat sein inneres Programm, das Du quasi "umpolen" mußt, und dazu gehört es leider, einen Weg zu finden und diesen dann konsequent zu gehen. Das Problem ist nämlich, daß Kenny, wenn Du das nicht tust, keine Zuverlässigkeit von Dir spürt, und genau die braucht er am allernötigsten.
Nur ein Beispiel: Wenn ich den Weg "Hunde schönclickern" gewählt habe, um mit meinem Hund Hundebegegnungen langfristig zu meistern, dann muß ich in der Folge wirklich JEDEN Hund beclickern, weil der meine, wenn ich das nicht tue, nicht wirklich generalisieren, also auf die Gesamtheit aller Hunde, übertragen kann. Hältst Du Dich aber an die einzig wirklich wichtige Spielregel, also Click -> Leckerchen bei JEDEM Hund, wird Kenny irgendwann lernen: Hey, immer, wenn ich Artgenossen treffe, gibt es etwas Tolles, dann müssen die Jungs und Mädels wohl was Schönes und nichts Schlechtes sein.
Es freut mich, zu hören, daß Du nicht genervt agiert/reagierst, wenn Ihr solch schwierige Begegnungen habt, wie sie Dir ja offenbar Sorgen machen. Das ist eine gute Voraussetzung. Fehlt quasi nur noch der "große Plan", also der eine Weg, den Du konsequent immer wieder neu gehen willst.
Wie steht es denn um den Clicker bei Euch, habt Ihr damit schon einmal gearbeitet?
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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Hallo Barbara! Ich hab vor längerer Zeit mal mit Kenny geklickert, nur so zum Spaß. Also hab ihn damit kleine Kunststückchen beigebracht. Hab auch noch Klicker liegen und hab auch ein Buch und nen Video, also habe mich damit beschäftigt. Mein damaliger Hundetrainer meinte aber das das mit dem Klickern nicht so gut ist, denn Hund soll seine Afmerksamkein mir schenken und nicht dem Klicker und dem damit verbunden Leckerchen. Er war überhaupt dagegen Hunde mit Leckerchen zu belonen. Zur Belohnung sollten Stimme und die richtigen Streicheleinheiten genügen oder ein tolles Spiel mit Frauchen/Herrchen zur Belohnung. Das zusammensein mit dem Hundeführer sollte schon allein Belohnung genug sein. Der Hund solle etwas tun um Herrchen/Frauchen zu "gefallen" und nicht für ein Leckerlie. Ich habe also damals aufgehört Mit leckerlies zu arbeiten. Jetzt nach deinen Beitrag bin ich aber am überlegen ob ich das mit dem Klicker nicht doch machen sollte. Wie müsste ich da vorgehen. Erstmal neu auf den Klicker konditionieren ist klar. Danach klicker ich und gebe Leckerlie IMMER wenn ein Hund auftaucht und von Kenny gesichtet wurde? Auch dann immer wieder klickern wenn Kenny sich wieder dem Hund zuwenden will, so das er auf mich schaut oder wie geh ich vor?
Jaja, es gibt immer wieder diese Trainer, denen es anscheinend am Ego gebricht, wenn man den Hund für ein erwünschtes Verhalten belohnt. Wer ist bloß auf die dämliche Idee gekommen, zu behaupten, daß Leckerchen irgendwie eine Todsünde sind?
Fakt ist doch, daß jeder Hund, aber auch jeder Mensch, viel lieber arbeitet, wenn er richtig motiviert ist. Ich denke mal an meine Kindheit: Wenn Muttern versprach, daß es lecker Eis gäbe, wenn ich brav mit zum Zahnarzt ging, dann ging ich doch wesentlich lieber, als wenn Vatern mir eine knallte und meinte, er täte es wieder, wenn ich nicht zum Dentisten wollte. Soll heißen: Du sollst den Hund ja nicht locken, ihm also das Leckerchen hinhalten und "Sitz" sagen. Du sollst lediglich, wenn er brav "Sitz" gemacht hast, zeigen/ausdrücken, daß das jetzt genau das war, was der Hund tun sollte und Du Dich darüber freust, daß er es machte.
Natürlich kannst Du dabei ein Wort benutzen, ihn streicheln oder mit ihm spielen. Nur ist doch die Frage: Was empfindet der Hund denn stärker, was will er lieber, Leckerchen, Spiel oder Streicheleinheit? Wir müssen doch nicht definieren, was WIR für die tollste Bestätigung halten. Schließlich belohnen wir ja nicht uns, sondern den Hund. Also geht doch darum, was ER besonders gern haben möchte, wofür ER besonders gern arbeitet.
Stell Dir mal vor, Dein Chef sagt morgen: "Also, Frau Soundso, ich habe beschlossen, daß ich Ihnen ab heute kein Gehalt mehr auszahle, sondern Ihnen jeden Tag "Essen auf Rädern" vorbeischicke, das muß für Sie ab sofort Motivation genug sein, Ihre Arbeit zu verrichten." Was würdest Du da wohl machen?
Und so ist es für den Hund: DU willst bestimmen, was ER gerne haben möchte - das kann ja nicht gutgehen. Du mußt ihn schon "fragen", sprich, testen, wodurch seine Motivation stärker wird und wodurch nicht.
Das wäre Teil 1. Teil 2 wäre das Klickern, denn das fängt schon mit der Wahl der Motivatoren an. Wenn Du ihm für jeden Click das billige Supermarkt-Trockenfutter gibst, das er eh schon in seinem Napf hat, wird er zwar Click und Leckerchen verbinden, sich über einen Click nicht so sehr freuen, wie wenn er mit dem Click etwas Supertolles, Fleischwurst zum Beispiel, verbindet und in Erwartung DIESES Motivators arbeitet.
Das heißt: Wenn Du neu konditionierst, dann nimm etwas Besonderes, etwas, das der Hund sonst nie kriegt. Und denke daran, daß er in der Konditionierungsphase wirklich nur und in diesem Fall für's Nichtstun den Click und das Leckerchen kriegt. Du willst ja in dieser ersten Zeit nichts weiter als eine Erwartungshaltung aufbauen.
Wenn Du dann in der Hauptsache Hunde "schön-clickern" willst, solltest Du auf das Timing achten, das ist nämlich wichtig. Der Click muß genau DANN erfolgen, wenn Dein Hund den anderen Hund anguckt. Nicht vorher, nicht nachher. Er soll lernen: Anderer Hund = Click = Leckerchen, damit er nach vielen Wiederholungen die Gleichung innerlich auf "anderer Hund = Leckerchen = gut" verkürzen kann, bis er irgendwann bei "anderer Hund = gut" angekommen ist.
Schaut er im Verlauf eines Treffens immer mal weg und wieder hin, solltest Du JEDEN Blick auf den anderen auch clickern und befüttern, nicht nur ein Click pro Hund also, sondern ein Click pro Blick. Wobei Du darauf achten solltest, daß Du SOFORT mit dem Clicken aufhörst, wenn der andere Hund weggeht. Deiner soll ja begreifen, daß die Leckerchen nur dann "regnen", wenn der andere da ist, dieser also NÖTIG ist, damit ihm Gutes wiederfährt.
Klarer jetzt?
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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Hallo Barbara! Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Ich habe jetzt gut verstanden wie ich vorgehen sollte. Eine Frage ist aber offen geblieben. Wie reagiere ich wenn Kenny Hund ansieht, das Nackenhaar dabei aufstellt oder knurrt oder anderweitig neagtiv auf den anderen Hund reagiert? Beklickern wäre ja dann absolut falsch, da Kenny dann falsche Verknüpfungen herstellen würde. Aus dem Bauch heraus würde ich meinen, Kenny zurechtweisen mit Leinenruck, ihn z.B. absetzen und wenn er dann nochmal ein Blick wagt und nicht knurrt klick+Leckerchen.
Zitat von SxantuWie reagiere ich wenn Kenny Hund ansieht, das Nackenhaar dabei aufstellt oder knurrt oder anderweitig neagtiv auf den anderen Hund reagiert?
Hallo Evi, ich senfe mal schnell dazwischen.
Wie wäre es, wenn du dann versuchst, die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken? Wenn er zu dir schaut, dann clickern, belohnen Dabei darfst du dir ruhig etwas einfallen lassen, damit du interessanter bist als jeder andere Vierbeiner! Ansätze zum Jodeln sind für Richy der Renner.
Und wenn du dann noch deinem Hund sagst, was er zu tun hat (Sitz, Platz, Fuß oder was auch immer), nimmt er den anderen Hund zwar noch wahr, reagiert aber auf dich.
Viel Glück und viel Spaß dabei!
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)