bitte: auf gar keinen Fall Leinenrucken oder sonstigen Blödsinn veranstalten. Wenn Kenny irgendwas negativ verknüpfen könnte, dann das. Denk mal aus seiner Sicht: Er sieht den anderen Hund, ist aggressiv, weil er ja nicht abhauen kann (die Leine und Du hindern ihn daran ja), dann gehst Du brutal mit ihm um. Was soll er denken? Logisch ist: Hund kommt -> Frauchen brutal -> anderer Hund schlimm. Ganz fix hast Du dann: Hund kommt -> Hund schlimm -> Aggression
Fakt ist: Aggression erzeugt immer Gegenaggression. Heißt: Entweder wird Kenny sich in Richtung Artgenossen austoben, wenn DU Aggression zeigst (und Leinenruck u.ä. sind aggressive Verhalten aus Sicht des Hundes), oder im schlimmsten Fall in Deine Richtung aggressiv werden. Positiv ist an der Situation für ihn aber ganz sicher gar nichts mehr.
Vergiß bitte nicht: Aggression ist ein unterbewußtes Verhalten. Kenny entscheidet nicht bewußt, daß er aggressiv sein will, sondern es laufen Prozesse in seinem Gehirn ab, die er nicht steuern kann. Und bis er seine Aggression überhaupt zeigt, sind schon soviele "interne" Schritte getan, daß weder Du, noch er Einfluß darauf haben.
Es ist so: Kenny versieht den anderen Hund (=Reizauslöser) mit einen Etikett, nämlich: Ich muß mich wehren. Das ist bei ihm "drin". Und es ist Deine Aufgabe, ihm ein anderes, neues Etikett, nämlich "anderer Hund ist gut, Aggression nicht nötig" zu ermöglichen. Was beinhaltet, Du mußt arbeiten, bevor er die Aggression zeigt.
Praktisch bedeutet das: Du klickerst schon, wenn Kenny den anderen von weitem sieht und solange, wie er näher kommt und bis er wieder geht. Für ihn verbindest Du auf diese Weise die Annäherung und die Anwesenheit des anderen positiv.
Du kannst und darfst auch weiterklickern, wenn Kenny pöbelt. Du kannst da nichts mehr falsch verknüpfen, weil es das ja längst ist. Und der Klicker bedeutet auch in dieser Situation für Kenny etwas Gutes, so daß Du gegen das alte, falsche, das er gerade zeigst, lediglich ein Gegengewicht setzt, nämlich das Klickern und das Leckerchen, das er kriegt, sobald er sich an Dir orientiert.
Zudem solltest Du tun, was Iris auch schon sagte: Pöbelt Kenny, versuche auf jede Weise, seine Aufmerksamkeit auf Dich zu lenken, die NICHT Aggression von Deiner Seite ist. Nutze Deine Stimme, locke ihn mit Futter, streichele ihn, geh schnell in eine andere Richtung - das alles kannst Du machen, nur nicht rucken oder schlagen oder ihn sonstwie "strafen".
Wichtig bei allem ist aber auch: Du solltest agieren und nicht erst mit dem Clickern oder Spielen oder sonstwas anfangen, wenn Kenny schon in seinem Verhalten ist oder kurz davor. Nimm das Heft in die Hand und starte Deine Maßnahmen schon viel, viel früher, wenn Du noch Einfluß auf Kenny hast und bleibe am Ball, solange der Artgenosse in der Nähe ist.
Wichtig auch: Beende jegliche Maßnahmen, sobald der andere sich entfernt. So lernt Kenny: Anderer Hund da, super, anderer Hund geht, schade.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Vielen lieben Dank, das war deutlich und ich muß wieder feststellen man lernt nie aus. Das was ich bisher bei dem anderen Trainer gelernt habe ist wohl für Kenny und mich nicht der richtige Weg gewesen. So wie du die Dinge schilderst habe ich es noch nie gesehen. Ich kann Kennys Verhalten einfach nicht einordenen. Wie schonmal erwähnt meinte der Hundetrainer damals, Kenny sei ein Angsthase, unsicher weil ich ihm nicht genug Sicherheit gebe und aus diesem Grund reagiert er agressiv auf andere Hunde. Wärend des Trainings schien sich auch seine Feststellung zu bestätigen. Heute war folgendes geschehn. Ich habe neu in einen Gestüt angefangen zu arbeiten. Heute habe ich Kenny das erste mal mitgenommen. Mein Chef besitzt ebenfalls ein Labrador-Rüden, unkastriert und völlig agressionsfrei. Chef und Hund waren aber heute Nachmittag zu einem Turnier, also nicht im Stall. Ich machte also meine Arbeit, Kenny bewegte sich frei auf dem Hof und verhielt sich vorbildlich, auch den Pferden gegenüber. Später dann kam mein Chef samt Hund zurück und ich brachte Kenny ins Auto, aber mein Chef meinte ich solle ihn doch wieder rausholen, die tun sich schon nix. Ich äußerte meine Bedenken, aber er blieb bei seiner Meinung. Ich holte also Kenny und lies ihn auf Aufforderung auch von der Leine. Ich hatte schon etwas Angst das was passieren könnte, war aber sicher das der andere Labi (Franky) auf keinen Fall was tun, nicht mal knurren würde. Kenny sieht Franky, stürmt mit erhobenen Nackenhaar auf ihn zu und knurrt, Rute steif nach oben, Ohren hoch, insgesamt der Körper gespannt. Franky, sucht Schutz bei Herrchen, Kenny knurrt weiter, lässt mal ab nachdem ich ihn gerufen habe, wieder hin, knurrt usw. und leckt Franky dabei aber die Schnauze. Nach ein paar Minuten hat sich Kenny beruhigt und lässt Franky links liegen. Ich weiß, das hätte schiefgehen können, aber ich habe auf Kenny vertraut, denn gebissen hatte er ja ein Hund noch nie. Ich kann sein Verhalten nur nicht einordnen, denn meines erachtens hatte das mit Angst nichts zu tun, oder? Kenny ist ja zu den anderen Labi hin und nicht andersrum. Er hatte die Freiheit auszuweichen, zu mir zu kommen o.ä.
Zitat von SxantuWie schonmal erwähnt meinte der Hundetrainer damals, Kenny sei ein Angsthase, unsicher weil ich ihm nicht genug Sicherheit gebe und aus diesem Grund reagiert er agressiv auf andere Hunde. Wärend des Trainings schien sich auch seine Feststellung zu bestätigen.
Das mag auch so stimmen, ähnlich fühlt es sich für mich aus Deinen Worten auch an. Die Frage ist aber, welche Konsequenz man aus dieser Analyse zieht. Heißt: Du gibst einem ängstlichen oder unsicheren Hund ja keine Sicherheit, wenn Du ihn plötzlich statt vorher gar nicht brutal behandelst.
Sicherheit bezieht ein Vierbeiner doch nur dann von Dir, wenn Du ihm zeigst: "Da, wo Du nicht weißt, wie Du Dich verhalten sollst oder da, wo Du Dich falsch verhältst, weiß ich -der Mensch- besser, wie es geht, und das zeige ich Dir auch. Und zwar so, daß Du es verstehen kannst."
Auf gut Deutsch: Da, wo Kenny den anderen Hund "anfällt" oder sonstwie Aggression zeigt, bist Du gefordert. Du mußt ihm Ruhe und Geduld und das Gefühl geben: "Wenn Du mir folgst, passiert Dir nichts, Du brauchst also gar keine Aggression."
Das geht nicht durch Aggression Deinerseits und das geht vor allem nicht von heute auf morgen. Nur, um Dir mal eine "Hausnummer" zu geben: Bis Ben mir wirklich vertraute, mir glaubte, daß er nicht aktiv werden muß, wenn ich da bin, daß er sich an mich wenden kann (Ben fragt heute per Blick, was WIR gemeinsam tun wollen, wenn er unsicher ist, wo er früher hochgradig aggressiv war.) gingen zwei Jahre ins Land. Und: ICH mußte zuerst mal an MIR arbeiten.
Evi, wir geben Dir hier alle gerne Hilfestellung, auch in ganz konkreten Situationen. Wenn Du Fragen hast, scheu Dich nicht, zu fragen. Wir werden Dich auch begleiten, Du kannst jeden Fort- aber auch jeden Rückschritt hier loswerden. Aber mache Dir bitte eines klar: Du mußt, wenn Du Kenny helfen willst, a) Dich mal in seine Lage versetzen, um ihn zu verstehen (kannst Du auch ruhig hier abfragen, wenn Du willst), b) einen klaren, für Kenny nachvollziehbaren Weg gehen, den Du ihm in seiner Sprache vermittelst und vor allem c) Dir bewußt sein, daß es eben ein Weg ist. Eine Methode ist nicht deshalb schlecht, weil sie nicht nach drei Tagen oder auch drei Wochen hundertprozentig alle Probleme löst. Eine Methode ist nur dann schlecht, wenn sie solchen Blödsinn verspricht. Schau, Kenny hatte jetzt vergleichsweise lange Zeit, das Verhalten, das er momentan zeigt, zu erlernen, sich anzugewöhnen. Und er braucht folgerichtig Zeit, umzulernen. Stell Dir einfach vor, es käme heute jemand daher und wollte alle Deine Verhaltensmuster plötzlich ummodeln. Plötzlich solltest Du ganz anders mir Leuten umgehen, Dich anders kleiden, zu einer anderen Zeit aufstehen - da würde es doch gute Gründe brauchen, damit Du das mitmachtest, oder? Und genauso geht es Kenny. Er muß lernen, sich Dir anzuvertrauen. Und das geht nur, wenn Du Dich auf ihn einstellst.
Zu Deiner Hundebegegnungsgeschichte: Warum sollte Kennys Verhalten nicht aus Unsicherheit oder Angst kommen? Guck doch mal aus seiner Perspektive. Er hatte einen schönen, runden Tag. Und plötzlich passiert etwas, das ihm Angst macht, er soll einen fremden Hund treffen. Es gibt sogar Menschen, die den Artgenossen erstmal anschnauzen und vor den Kopf stoßen, warum sollte da nicht auch der Hund nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" handeln? Aus Kennys Sicht hat er doch die schnellste Lösung gefunden. Das, was ihm Angst macht, der andere Hund, ist vor lauter Schreck friedlich und läßt ihn in Ruhe - Ziel erreicht, Kenny hat die Sache in der Hand (öh, Pfote), alles ist in Ordnung. Also, wenn ich so einfach Erfolg haben könnte, würde ich mich doch genauso verhalten.
Denke immer daran: Hunde sind generell einzig zielorientiert. Sie fahren die Strategie, die Erfolg verspricht. Heißt: Ein Hund, der einmal damit durchkommt, in den anderen reinzubrettern, wird das immer wieder tun. Warum sollte er auch nicht?
Klarer geworden?
Zitat von Evi Ich weiß, das hätte schiefgehen können, aber ich habe auf Kenny vertraut, denn gebissen hatte er ja ein Hund noch nie. Ich kann sein Verhalten nur nicht einordnen, denn meines erachtens hatte das mit Angst nichts zu tun, oder? Kenny ist ja zu den anderen Labi hin und nicht andersrum. Er hatte die Freiheit auszuweichen, zu mir zu kommen o.ä.
Ich kann Dir versichern: Kenny hat sich hundlich absolut logisch und richtig verhalten. Er wollte, daß der andere ihn in Ruhe läßt und das hat er erreicht. Er hat seine Position deutlich gemacht. Sag doch mal: Warum hätte er ausweichen sollen? Dann wäre doch der andere zu ihm gekommen, hätte vielleicht agiert, so daß er nur noch hätte reagieren können. Da war doch sein weg, lieber der Erste zu sein, ganz vernünftig. Und warum hätte er zu Dir kommen sollen? Du hast doch nie und mit nichts bewiesen, daß Du ihm einen guten Ausweg oder wirkliche Stärke, wie ER sie benötigt, gegeben hättest. Was ein Hund braucht, ist souveräne Führung, die weiß, was zu tun und zu lassen ist. Die nicht brutal ist, aber eindeutig und klar. Nur das, verläßlich, bist Du aus seiner Sicht nicht. Schon allein dadurch, daß Du eben sehr viel ausprobierst, aber nie etwas konsequent durchziehst.
Verstehst Du, es ist eben ein Unterschied, ob etwas für einen Hund logisch ist oder für uns Menschen. Da es aber um Hundeerziehung und -verhalten geht, müssen WIR umdenken. WIR müssen den Hund verstehen lernen, er kann das umgekehrt einfach nicht.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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Ich bin im Moment ziemlich verwirrt und möchte nochmal betonen das ich nicht ständig irgendwas ausprobiert habe. Ich war vor ungefähr 4 Jahren bei dem Hundetrainer und habe das was ich dort gelernt habe so gut ich konnte umgesetzt, war nur nicht in allen 100% konsequent, z.B. sollte ich Kenny immer wenn er knurrt auf die Schnauze hauen; oder ich sollte ihn halt nicht mehr von der Leine lassen; oder ich sollte nur noch allein mit ihm rausgehen, das sind so Dinge die ich z.B. nicht gemacht habe. Ich habe ansonsten mit dem Erlernten weiter gemacht, Kenny ist wie schon erwähnt auf jedenfall ruhiger geworden und ich hab auch schon viel an mir selbst, an meiner Unsicherheit gearbeitet. Ich weiß das das nicht von heute auf morgen zu ändern ist, das verlange ich auch nicht von Kenny und auch nicht von mir. Ich bin einfach auf der Suche nach den für uns richtigen Weg. Mein Verhätnis zu meinen Hund ist ansonsten prima. Ich hab das Gefühl das Ken mir ansonsten sehr wohl vertraut. Er war noch nie aggressiv mir gegenüber, ich kann alles mögliche mit ihm anstellen, Kenny ist sehr anhänglich und wenn er z.B. Angst vor Gewitter hat sucht er meine Nähe. Auch wenn wir draußen unterwegs sind, kein Hund in der Nähe und er ohne leine läuft, orientiert sich Ken gezielt an mir, besonders wenn wir in fremder Umgebung sind. Nur in punkto Hunde vertraut Kenny mir nicht und daran werde ich nun gezielt arbeiten. Danke nochmal für deine ausführlichen Antworten!