Also, ich fang mal einfach locker an zu quasseln.
Es kam in irgendeinem Thread auf, dass doch nicht so immens viele Wiederholungen zum Erlernen eines Verhaltens nötig sein müssen.
Da hab ich dann mal "one trial learning" in den Raum geworfen.
Hier also der Thread dazu.
Die Begriff wurde von Guthrie geprägt, der sagt, dass eine Reiz-Reaktions-Verknüpfung mit erstem Auftreten gelernt ist. Weicht die Reaktion ab, war auch der Reiz - bzw Menge der Reize - leicht anders.
Zum Ändern von Gewohnheiten führt er drei Wege an: Ermüdung, Schwellenmethode oder Methode der inkompatiblen Reize.
Ermüdungsmethode: Da der Körper irgendwann müde wird, wird die Reaktion immer schwächer gezeigt. Dabei entsteht ja immer wieder ein neues Riez-Reaktions-Paar, das als gelernt gilt. (S. Ähnlichkeit Reizüberfltung.)
Schwellenmethode: Der Reiz wird so schwach dargeboten, dass er die Reaktion nicht hervorruft. Also erfolgt vermutlich eine andere Reaktion (gibt kein Verhaltensvakuum, man kann sich nicht "nicht verhalten"). Also wieder Bildung eines neuen Paares. (Ähnlichkeit zu Desensibilisierung.)
Inkompatible Reize: Der Reiz wird dargeboten in einem Kontext, in dem die Reaktion nicht stattfinden kann. Also bildet sich wieder ein neues Pärchen. (S. Reaktionsverhinderung bei Reizüberflutung.)
Später erst kamen dann die Ideen zu Verstärkung/Strafe als Beeinflussung des Lernens von Verhalten.
Die allerdings haben die Reiz-Reaktions-Theorien im allgemeinen Umgang nicht abgelöst. (Wobei ich schon geneigt bin, der Aussage von Rosalez-Ruis ein paar Plausibilitätspünktchen zu geben, dass selbst bei Reflexen doch eine Verstärkung da ist - Bsp. Lidschluss: Luft aufm Auge ist nicht gut, es ist also def. ein Vorteil, eine Verstärkung, das Lid zu schließen. ;) )
Lernen mit nur einem Konditionierungsdurchgang findet aber nicht bei allen Reiz-Reaktions-Arten gleich gut statt, wenn man mal auf die üblichen Versuche schaut und nicht nur postiliert, dass der Reiz nicht haargenau derselbe war. ;)
(Anmerkung: Es ist aber recht interessant, sich mal einen Blick auf die Verarbeitung von Abweichungen des Stimulus/der Stimuli zu gönnen. Was ist und wie verläuft Generalisierung z.B.? Was, wenn es zwei Hinweisreize gibt, einen S+ und einen S-? Wie wirkt sich deren Beschaffenheit auf Stimuluskontrolle aus?)
Man hat festgestellt, dass ein Feld, bei dem OTL besonders gut funktioniert, die Versuche zu Geschmacksaversion sind. Also z.B. bitteres Wasser und danach Röntgenstrahlung in einem Maße, das Nebenwirkungen wie Übelkeit verursacht. Die Stimuluskontrolle ist bei Ratten (und andere ;) ) mit einem einzigen Durchgang ziemlich löschungsresistent hergestellt. Sogar eine große zeitliche Abweichung schwächt die Reaktion nicht wirklich ab, wenn in der Zeitspanne wenig andere Reize, vor allem keine geschmacklichen, vorhanden sind.
Am Menschen beobachtet, wird die Geschmacksaversion sogar gelernt, wenn der Mensch weiß, dass die Übelkeit nicht mit dem Geschmack zusammenhängt.
Bei diesen Beobachtungen kamen dann von Rescorla und Garcia Theorien dazu, dass bestimmte Reiz-Reaktions-Paare besser gelernt werden als andere. Da manche Reize mit größerer Trefferwahrscheinlichkeit Reaktionen vorhersagen. Da kommt natürlich die Frage auf, ob man diese Gesetzäßigkeit erst lernen muss.
Hier kommt dann die Prepardness (Seligmann) ins Spiel: Bestimmte Reize sollen leichter mit bestimmten Reaktionen gelernt werden, weil sie besonders wichtig zum Überleben sind - also bestimmte Paare werden aufgrund "evolutionären Gedächtnisses" (<- das ist meine Formulierung, ich finde die beschreibt ganz gut) besser gelernt. Grade bei Angstreaktionen und Vermeidungslernen wichtig - und auch speziesabhängig unterschiedlich beobachtbar.
Auch wenn es da am besten untersucht ist, findet das OTL nicht nur bei Vermeidungslernen statt.