Seit ein paar Monaten benimmt sich Yoshi bei den meisten Hundebegegnungen einfach unmöglich. Sobald ein Hund in Sichtweite auftaucht bleibt sie wie versteinert stehen, macht sich lang und senkt den Kopf. Nach ein paar Sekunden rennt sie schließlich wie von einer Tarantel gestochen auf den anderen Hund zu. Kurz vor dem Hund bremst sie dann aus voller Geschwindigkeit ab und hüpft eine Kurve. Meist wirft sie sich dann aus diesem "Kurvenhüpfer" noch in Oberkörpertiefstellung und der andere Hund schaut sehr irritiert oder es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd bei der ich nie mit Sicherheit sagen kann ob sie vom anderen Hund auch wirklich gewollt ist. Dabei ist es egal welche Größe der Hund hat oder ob sie ihn kennt. Auf die Art haben sich schon einige kleinere Hunde erschrocken.
Ich kann dabei auch nicht so wirklich einschätzen ob es denn Unsicherheit ist, Aggression oder ein Mobben.
Meine ersten Versuche waren sie mit einem Leckerli zu mir zu locken. Sie ist dann auch brav gekommen. Allerdings schafft sie es dann teilweise sogar noch auf zwei Metern Entfernung zu dem anderen Hund hinzuhüpfen.
Dann kam der Versuch mit der kurzen Leine. Bei Sichtung eines Hundes zu mir rufen und anleinen. Meine Vorstellung: sie bleibt dann neben mir sitzen bis der andere Hund da ist und dann mache ich sie los. Das Ergebnis sah allerdings anders aus. Entweder wurde der andere Hund dann auch angeleint (was ich ja an sich gut finde), oder es sind einfach zu viele Hunde die auch aus dem nichts auftauchen.
Schließlich der Versuch mit der Schleppleine... Hatte sich auch recht schnell erledigt. Dort wo wir Gassi gehen sind viele Fußgänger und auch Radfahrer. Es war schlicht und einfach zu gefährlich und die Leine musste wieder ab.
Ich bin also für jeden Tipp dankbar wie ich Yoshi aus diesem Modus rausbekomme bzw. ihr eine Alternative anbieten kann.
Als erstes möchte ich voranschicken, dass nichts von dem, was ich schreibe ein persönlicher Angriff ist oder als Vorwurf gemeint ist... ich hatte heute meinen ersten Arbeitstag nach dem Urlaub und da geht mir manchmal etwas die Rhetorik flöten Also wenn was falsch ankommt: lieber fragen und im Zweifelsfall einfach nicht krumm nehmen, ok?
Zitat Ich kann dabei auch nicht so wirklich einschätzen ob es denn Unsicherheit ist, Aggression oder ein Mobben.
Das kann man aus der Entfernung natürlich nicht beantworten, deshalb erstmal grundsätzlich (auf Yoshi komme ich später nochmal genauer): häufig ist es nicht DIE eine Motivation, sondern eine Gemengelage. Da kommen oft diverse Dinge zusammen. Grundsätzlich scheint sie dieses Verhalten allerdings als für sie funktionierende Strategie gefunden und abgespeichert zu haben. Und da es ja offenbar auch immer wieder funktioniert, wird sie daran nichts ändern.
Denn eins ist in jedem Fall sicher: für den anderen Hund ist das alles andere als schön. Und um ehrlich zu sein, wenn Du mit Dienem Hund an mich und meine Hunde geraten würdest, dann müsstest Du vermutlich einen ziemlichen Vortrag über Dich ergehen lassen. Denn genau wie Du schreibst, ist es vermutlich zumindest für einige Hunde kein Spiel. Denn nicht jeder Hund ist an einem Spiel interessiert und zumindest mein Nils würde da eher um sein Leben rennen. Und selbst wenn der andere das als Spiel auffassen kann, weiß man das vor Allem bei nicht bekannten Hunden nicht vorher. Und wenn es da einen sensiblen Hund erwischt, hat der Halter im Anschluß Spaß. Hier gab es zu meinen Anfangszeiten mit Lumpi einige Hunde, die gerne auf andere losschossen und diese dann über´s Feld jagten. Nun, bei LUmpi hatte es zur Folge, dass er meinte sich gegen die anderen mit Aggression verteidigen zu müssen - was blieb ihm auch sonst ausser wegrennen? Leider kam das zu einer Zeit, in der Lumpi aus diversen anderen Gründen sehr sensibel war und alles bis zum Sankt Nimmerleinstag final abgespeichert hat.
Es gilt also aus meiner Sicht erstmal ANDERE vor solchen Attacken zu bewahren. Das liegt in Deiner Verantwortung. Wenn sie nicht sicher bei Dir bleibt, kannst Du nur anleinen - Radfahrer oder Fussgänger hin oder her. Im Zweifel musst Du Dir Ausweichmöglichkeiten zum Gassigehen suchen und wenn Du dort gehst eben an kürzerer Leine.
Nun zu Deiner Maus... Du hast in Deiner Vorstellung geschrieben, dass sie so übel gebissen wurde, dass sie operiert werden musste. Nun, ich denke das reicht erstmal als angenommene Primärmotivation aus. Hunde verknüpfen ja ziemlich strikt, sehr situationsbezogen und oft für uns "merkwürdig". Ich kann mir gut vorstellen, dass sie mit ihrem Verhalten gegenüber anderen Hunden nach dem Motto "ANgriff ist die beste Verteidigung" auftritt. Dem anderen erstmal ordentlich die Stirn bieten und dann ist man in Sicherheit. Das sieht man bei Hunden, die eine solche Attacke erlebt haben immer wieder. Es gibt auf die Bedrohung eines Angriffs nur 2 mögliche Strategien: Flucht oder Kampf. Bei Gefahr schüttet der Körper STreßhormone aus und je nach genetischer Disposition, Erfahrung und situativer Gegebenheit wird eben geflüchtet oder gekämpft. Da sie ja scheinbar sehr übel gebissen wurde, hatte sie mit FLucht und auch mit verteidigendem Kampf nicht wirklich sehr viel Erfolg. Warum also warten, bis das gegenüber angreift? Da kann es durchaus sein, dass sie trotzdem dann auch mit Hunden spielt, wenn sie feststellt, dass alles ok ist. Sie ist ja nicht grundsätzlich unverträglich, denn sie hat ja vorher schon gespielt.
Da bist nun Du gefragt. Yoshi muss lernen, dass sie bei Dir sicher ist. Dass Du diejenige bist, die solche Begegnungen für sie regelt. Und da würde ich zwei Strategien fahren: 1. Gegenkonditionierung: jedes Mal, wenn sie einen anderen Hund sieht, sofort Click oder Markerwort und Belohnung. DA Du mit ihr trickst, kennst Du ja sicher die Methode von Bestätigen und Belohnen, richtig? Ich nenne es im Folgenden "C&B" (Click und Belohnung) weil es einfacher ist. Das funktioniert auch prima zur Gegenkonditionierung. Da sie das Markerwort oder den Clicker (der noch besser wirkt) mit etwas für sie sehr positiven verbindet, wird nach und nach der Anblick eines Hundes positiv belegt. Das funktioniert mit jedem Reiz, auf den sie mit Angst/Aggression/Unsicherheit reagiert. Wichtig dabei ist, dass man hier JEDEN Blick zum Hund belohnt, auch wenn der Hund noch weit genug weg ist, dass sie das Verhalten nicht zeigt oder wenn es ein Bekannter ist. Die Emotionen, die in ihr diese Attacken auslösen, können umgepolt werden und das funktioniert mit Gegenkonditionierung wunderbar. Ziel ist es, dass der Anblick eines Hundes nicht mehr negative GEfühle hervorrufen, sondern der Anblick sofort positiv assoziiert wird. Je positiver die Emotionslage, desto weniger wird sie dieses Verhalten zeigen. Dabei ist auch besonders wichtig, dass Du ruhig und freundlich bleibst. Schimpfen oder laut werden hilft da überhaupt nichts, denn das setzt auf ihre negativen Gefühle noch eins drauf, was die Situation noch verschärfen kann.
2. Führung und Alternativverhalten: beim Alternativverhalten kannst Du wunderbar an die Gegenkonditionierung anknüpfen. Indem sie lernt, dass immer etwas positives geschieht, wenn sie Eiben Hund sieht, wird sie sich irgendwann automatisch an Dich wenden. Dieses zu Dir kommen, ist dann schon das erste Alternativverhalten. Zusätzlich kannst Du noch weitere etablieren, z.B. ein Sitz Mit Blickkontakt zu Dir, wenn die Situationen es erfordert. Wichtig ist, dass sie sich nicht genötigt fühlt selbst zu entscheiden wie mit der Situation umzugehen ist. Denn das überfordert sie offenbar bzw löst sie es so wie Du es eben nicht haben willst. Es ist immer besser einem Hund beizubringen was er tun soll, statt ihm einfahc etwas abzugewöhnen. Das ist bei Menschen auch nicht anders . Das heisst es ist Diene Aufgabe sie in solchen Begegnungen zu führen, sie anzuleiten und ihr Hilfestellung zu geben.
Zu den Hundebegenungen: Qualität ist da deutlich wichtiger als Quantität. Sprich Dich mit den Hundehaltern ab, die Du triffst. Geht ein paar Meter zusammen an der Leine und leint dann ab. Da ist meist der erste Druck schon raus. Achte dabei aber darauf, dass Du anfangs ihre Individualdistanz einhälst und Du sie mit zu viel Nähe in einen Konflikt bringst.
Arbeite wirklich eine Weile mit Leine - sonst hat sie mit ihrer Strategie immer weiter Erfolg. Diese Strategie ist hundlich gesehen ziemlich logisch und Du musst ihr einen besseren Weg zeigen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Eine sehr gute Hilfestellung hast du bekommen. Ich will nur dir ans Herz legen = Hund nicht abrufbar bitte min an Schleppleine nehmen. Man erlebt es immer wieder und ist sehr kontraproduktiv je nach stand vom Training. Weil nicht jeder Hund ist gleich, meiner ist sehr sensibel, der würde dann sehr schnell reagieren, beissen nein, Hündischerpolizist ja
Vielen Vielen Dank für diese fantastische Anleitung. Ich habe sie heute früh gelesen und gleich mit dem Üben begonnen.
Es lief auch für die ersten Versuche ganz gut. Sobald ich Klicke schaut sie sofort zu mir und erwartet ihre Belohnung. Als sie dann ohne Leine in einem Brunnen rumplanschte und ein anderer freilaufender Hund kam starrte sie einen Monent hin und drehte sich auf den Klick zu mir. Ich gab ihr das Sitzzeichen und sie setzte sich hin. "Klick" noch ein Leckerli. Ich hatte sie mit einer Hand erstmal nur am Geschirr für den Fall das sie aufsteht.
Dann war ich mir allerdings unsicher. Wenn sie weiter den Hund anschaut, aber bei mir bleibt wieder klickern?
Hoffentlich kriege ich das meinem Freund jetzt auch beigebracht. Er ist ja auch morgens mal allein mit ihr unterwegs und wenn er nicht mitmacht bringt es nix.
Mir ist klar das ich dafür verantwortlich bin wie sich mein Hund gegenüber anderen verhält. Und das andere nicht zu Schaden kommen. Aus diesem Grund steht dieses Problem auch ganz oben auf der Liste der Dinge an denen ich arbeiten will.
Zitat Es lief auch für die ersten Versuche ganz gut. Sobald ich Klicke schaut sie sofort zu mir und erwartet ihre Belohnung. Als sie dann ohne Leine in einem Brunnen rumplanschte und ein anderer freilaufender Hund kam starrte sie einen Monent hin und drehte sich auf den Klick zu mir. Ich gab ihr das Sitzzeichen und sie setzte sich hin. "Klick" noch ein Leckerli. Ich hatte sie mit einer Hand erstmal nur am Geschirr für den Fall das sie aufsteht.
Bravooo! So soll es sein! Da brauchen andere ganz lange für!
Wenn Dein Freund da nicht so mitmacht, verordnest Du ihm einfach Leinenpflicht und dass er anderen nach Möglichkeit ausweicht. Das können Männer oft besser umsetzen (sorry an die hier Anwesenden ). Er kann ja auch mit Markerwort arbeiten. Am Besten ist es immer, wenn Du ihn ein paar Mal mitnimmst, er sieht wie gut es funktioniert und Du ihm DANN erst erklärst, was Du da tust
Und eine Bitte nebenbei: magst du Dir eine Signatur mit Euren Namen anlegen? Dann lernt es sich leichter
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
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Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Art Beschwichtigungsverhalten ist. Viele unsichere Hunde machen das ja so nach dem Motto "Komm, wir spielen, dann sind wir Freunde und alles ist gut" und kaspern dann rum. Sancho findet diese Lauerstellung auch nicht so toll. Er maßregelt dann auch mal gern, wenn einer angeprescht kommt, meist toleriert er es aber. Ich habe ihm wiederum ebenfalls beigebracht erst nach Erlaubnis zu einem andern Hund zu laufen. Mit dem Clickern klappt das ganz gut. Funktioniert zu 90%. Für Notfälle habe ich eine Pfeife, auf die hat er bisher IMMER kehrt gemacht, sogar aus dem Sprint. Zusätzlich kann man auch ein Stop-Signal aufbauen.
Liebe Grüße Michaela mit kleinem, wilden Fleckenhund Sancho
Das wäre auch bauchmäßig so meine Erklärung. Im übrigen fragt Yoshi auch zu 90% ob sie zu dem Hund hindarf. Und bei Ok rennt sie dann eben so los. Beim Fahrradfahren sage ich dann "Weiter" und sie läuft an dem Hund vorbei und weiter hinter oder vor mir her.
Ich muss mich nochmal drüber auslassen wie stolz ich auf sie bin. Wir hatten heute schon richtig Spaß beim Gassigehen. Kein ständiges "Langsam" "Stop" "lass das" . Uns kam ein unsicherer Hund entgegen der als er sie sah stehen blieb. Sonst wäre das auch ein Moment gewesen in dem sie losprescht.
"Klick" sie dreht sich vom Hund weg zu mir. Leckerli "Sitz" sie setzt sich "klick" leckerli Der Hund kommt näher "Klick" sie schaut mich an. Leckerli Der Hund ist fast da Ich sage "auf" Und sie läuft ganz brav in normalem Tempo die letzten Schritte zu dem Hund hin und schnuppert...
Hey!!! Das freut mich ungemein für Euch! Mit ein bisschen Unterstützung und vor allem dem guten Gefühl, dass Hunde bei dieser sehr positiven Unterstützung bekommen, gehen sie oft schon sehr viel streßfreier in Begegnungen. Schön, dass es so gut klappt!
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Tut mir leid das ich mich so lange nicht gemeldet habe. Wir haben in der Zwischenzeit viel an dem Problem gearbeitet. Es ging nicht immer alles gut. Gerade heute war kein besonders erfolgreicher Tag. Die kontrollierte Begegnung mit anderen Hunden läuft besser ab, die Kommunikation zwischen uns scheint sich auch verbessert zu habe. Was ein paar Dinge angeht. Z.B. habe ich ihr vor nem halben Jahr mal ein Intelligenzspielzeug gekauft und einige Tage versucht ihr zu zeigen wie es geht. Dann habe ich es aufgegeben. Am Wochenende startete ich einen neuen Versuch und nach 30 Minuten konnte sie alle Varianten.
Allerdings hat Yoshi nun anscheinend verlernt an der Leine zu gehen ohne zu ziehen... wir arbeiten seit Tagen nach dem Stop and Go Prinzip. Heute ist mir dann der Geduldsfaden gerissen und ich habe sie etwas unsanft (also jetzt wirklich nicht brutal) am Geschirr zur Seite gezogen und bin dabei etwas lauter geworden. Die Rute ging ein wenig herunter, die Ohren nach hinten. Und als sich das schlechte Gewissen schon einstellen wollte, sah ich das sie diese Haltung nur für 2 Sekunden gehalten hatte und anschließend wieder als wäre nichts gewesen weiter ging. Und zwar ohne zu ziehen.
Eigentlich wollte ich weder laut werden noch ruppig. Aber mich beschleicht gerade so das Gefühl, dass es nicht ohne dosierte und der Situation angepasste "Strenge" geht und ich mir manchmal von ihr auf der Nase rumtanzen lasse.
Noch mal ein kleines Feedback was das anpirschen angeht. Dank eurer Hilfe haben wir es inzwischen zu 99% raus.
Ich erkenne es inzwischen schon bevor sie damit anfängt und führe sie weiter. Wenn wir na genug dran sind oder sich die Situation entspannt hat kommt von mir ein "Du darfst" und Yoshi geht ganz normal zu dem anderen Hund hin.
Ich bin einfach wahnsinnig froh diese Baustelle fast komplett behoben zu haben.