Ich habe die Frage schon im Vorstellungsthread gestellt, mache jetzt aber doch einen eigenen Thread auf... Aaaaalso*lufthol* Ich habe einen 400Euro Job im Tierheim Würzburg, bei dem ich 10 Nächte im Monat dort schlafe und gegebenenfalls Fundtiere entgegennehme Den Job möchte ich auf jeden Fall behalten, ich bekomme keinerlei finanzielle Unterstützung von zuhause und muss arbeiten und bei dem Job werde ich quasi fürs Schlafen bezahlt Noch dazu habe ich den ganzen Tag Zeit für Hund und Studium, was wohl bei keinem anderen Job der Fall wäre Nach Bastys erstem Monat bei uns (also seit Mitte Juli)habe ich ihn ab und zu mitgenommen, nach drei Monaten kam er dann fast immer mit Er hat im TH ein großes Bett direkt neben meinem und die Nächte sind fast immer ruhig (sonst bin ich ca 15Minuten weg und bringe das Fundtier unter und komme dann gleich wieder) Trotzdem habe ich seit ein paar Wochen das Gefühl, dass er nach Nachtschichten den ganzen Tag über fertig ist Er ist halt auch ein Langschläfer und da ich auch einer bin ist er es gewohnt frühestens um 10 aufzustehen Im Tierheim muss er dagegen schon um 7 aufstehen Er muss dann an den Hundeboxen vorbeilaufen, in denen die Hunde natürlich bellen und hoschspringen, er quittiert das, in dem er ganz lässig in den immer gleichen Busch pinkelt, dann ein-zwei mal wufft und fertig, also eigentlich erstaunlich gelassen Mein Freund holt uns im Auto ab, fährt uns nachhause, wo Basty gleich weiterschläft und dann machen wir unsere normale Runde um 10 oder spätestens 12 Ich verstehe nicht warum Basty den ganzen Tag noch so müde davon ist? Könnt ihr mir da auf die Sprünge helfen? (Wer meine Vorstellung nicht gelesen hat: Basty ist im Oktober 12 geworden) Die Schichtübergabe ist auch kein großes Tamtam, er kennt die Leute inzwischen und wir übergeben ja nur kurz Schlüssel und Telefon und fertig Manchmal haben die Tierpfleger abends eigene Hunde dabei, aber auch die kennt er und interessiert sich nicht groß für sie Ich kann ihn natürlich auch über Nacht bei meinem Freund lassen, aber eigentlich dachte ich ihm würde es besser gefallen bei mir als seiner Bezugsperson zu sein Auf meinen Freund hört er nicht so gut und man merkt auch beim Freilauf, dass er sich stark an mir orientiert Ich hab das nie bewusst unterstützt, allerdings auch nie daran gedacht was dagegen zu tun Wäre es vielleicht besser wenn Basty die Beziehung zu meinem Freund intensiviert und dann immer zuhause schläft statt im Tierheim? Danke euch schon mal
Nachdem ich dich begrüßt habe, schreibe ich hier weiter.
Unsere Fellnasen haben unglaublich sensible Antennen, ich könnte mir vorstellen, dass Basty das Tierheim sozusagen "riecht". Ins Tierhem zu kommen ist sicher immer traumatisch für die Tiere, war es auch für Basty. Angst und ganz sicher großer Stress sind dort fast greifbar, ich denke, Basty wird den Ort und die Gerüche und Geräusche eher negativ und mit Stress verknüpfen. Selbst wenn er jedesmal wieder mit nach Hause darf. Dennoch würde ich ihn mitnehmen, aber es sehr positiv verbinden. Rituale geben Sicherheit, Dinge die er besonders mag, würde ich ihm dort geben, kuscheln, streicheln, überlaß ihn dort nicht sich selbst. Auch wenn er ruhig zu sein scheint, deutet sein Verhalten auf Stress hin, er braucht Sicherheit. Und du brauchst Geduld, denn er wird ne Weile brauchen, ehe er das wirklich gelassen nimmt, aber möglich ist es bestimmt.
Was mag er denn? An Spielzeug, Leckerlie oder sonstigem?
Was die Augen und die Dunkelheit betrifft, mein Cäsar wurde fast 17 Jahre alt und war die letzten fünf Jahre erst blind und dann auch taub. Viele Menschen merkten nicht, dass dieser Hund blind war, er bewegte sich normal, bis er auch taub wurde. Er sah uns auch an und wir dachten lange, er könne noch sehen, obwohl die Augen milchig waren. Es hat ihn nicht behindert. Erst als die Taubheit folgte, wurde er ruhiger. Er rannte noch immer zu mir, doch fühlte er sich nur noch auf bekanntem Gebiet wohl, wie im Garten. Ich hatte Angst wegen unserem Teich, doch er kam sehr gut zurecht. Die Sinne unserer Hunde sind schärfer als unsere, sie orientieren sich besser. Aber sollte Basty schlecht sehen und hören, würde ich ihm die Dunkelheit soweit wie möglich ersparen oder einsame Wege gehen. Das gibt ihm mehr Sicherheit, da er nicht so überrascht wird. Und trainiere dich als Bezugsperson über die Nase. Cäsar hat das allein gemacht, aber wir waren ewig vorher zusammen.
Wenn Basty lernt, sich an dir, an deinem Geruch zu orientieren, könnte es sehr hilfreich sein. Denn sie kommen damit wirklich viel besser klar als wir. Leider merken wir es dadurch oft viel zu spät, du solltest genau hinsehen, auch da kann für einen Hund viel Stress drin stecken, denn Basty ist noch "neu". In der Umgebung, bei euch und dem Tagesablauf.
Sollte dein WG- Mitbewohner nochmal den Schnauzengriff anwenden wollen, dann haue ihm auf seine Griffel. Sorry, aber er ist nicht mal der Hundehalter sondern du. Das geht gar nicht und schadet nur, hier mußt du deutlich deinen Hund schützen, was du bei den Trainern ja schon erkannt hast.
Du hast da einen tollen Hund, diese Augen auf den Bildern , gib ihm Sicherheit und du wirst mehr zurück bekommen, als du ahnst.
Poah danke für die ausführliche Antwort so spät am abend :) Wenn ich so nachdenke habe ich Basty wohl wirklich überfordert, ich hab mich selbst so schnell an ihn gewöhnt und mir kam es schon nach kürzester Zeit so vor als wäre er schon ewig da...irgendwie hab ich dabei übersehen, dass er ein alter Hund ist, der gerade alles verloren hat und erst ins Tierheim und dann in eine völlig neue Lebenssituation geworfen wird Er scheint mir auch etrem anpassungsfähig zu sein, so dass ich als Laie den Stress der dahinter steckt wohl einfach übersehen habe Ich werde ihn jetzt auf jeden Fall mehr schonen und bin total froh, dass ich die stressigen Methoden der Hundetrainer gar nicht erst übernommen habe Schlimm genug, dass er zwei Stunden seines Lebens so traktiert wurde und ich zu doof war ihn da sofort rauszuholen Er bekommt halb Trofu und halb Nassfutter, das Nassfutter liebt er aber mehr Im Tierheim habe ich ihm bisher immer seine abendliche Portion Trockenfutter gegeben (ist bequemer zu transportieren), aber ich gebe ihm ab jetzt im TH das leckere Nassfutter und als Nachtisch eins seiner heiß geliebten Hirschohren Das wird ihm gefallen Ansonsten mag er noch seinen Ball und seine Kuscheldecke, das kann ich ihm auch mitnehmen (oder verwirrt ihn die Kuscheldecke wenn sie nicht am immer gleichen Ort liegt?)
Wie kann ich Basty denn beibringen sich mehr an meinem Geruch zu orientieren? Ich erspare ihm auf jeden Fall jetzt die Spaziergänge im Dunkeln, das erleichtert auch mich ungemein
Der Freund meiner Mitbewohnerin wohnt inzwischen in der Schweiz (was im Nachhinein für Basty bestimmt wieder eine schmerzliche Trennung darstellte) und ist nur noch alle paar Wochen mal da Seitdem hat er auch keine Ausflüge mehr mit Basty gemacht aber beim nächsten Mal werd ich ihm nochmal ausdrücklich diesen besch... Schnauzengriff verbieten Dooferweise hat er wesentlich mehr Hundeerfahrung als ich und nimmt mich daher eh nicht so gaaaaaanz Ernst und noch doofererweise funktioniert der Schnauzengriff auch noch bei Basty (für ca 30 Sekunden) Aber ich werd ihm das schon austreiben Ich bin wirklich froh euch gefunden zu haben
Zitat von Visionnaire im Beitrag #3 Wie kann ich Basty denn beibringen sich mehr an meinem Geruch zu orientieren?
Wir haben unserem Hundemann Poldi ein T-Shirt in sein Bett gelegt, was mein Mann und ich vorher getragen haben. Ich bin mir natürlich nicht 100%-ig sicher, ob es daran lag, aber das hat er angenommen und es schien ihm beim Alleine bleiben (was wir vorher selbstverständlich ausführlich geübt haben) zu helfen. Vielleicht hilft es auch Basty? Vielleicht hast Du ein Shirt, Schal, Tuch oder ähnliches, was Du ihm geben kannst. Ich würde darauf achten, dass es möglichst Deinen tatsächlichen Geruch hat. Also nicht zu stark nach Parfüm, Deo etc. riecht.
Zitat von Visionnaire im Beitrag #3Dooferweise hat er wesentlich mehr Hundeerfahrung als ich und nimmt mich daher eh nicht so gaaaaaanz Ernst
Ich möchte hier nicht besserwisserisch oder altklug erscheinen, aber die Aktion mit dem Schnauzengriff zeugt meines Erachtens nicht wirklich von fundierter Hundeerfahrung. Ich denke, Du hast es bisher schon ganz richtig gemacht und Dich im Wesentlichen auf Dein Bauchgefühl verlassen. Und hier im Forum ist man ja - Gott sei Dank - nicht alleine und kann sich viele Tipps, Anregungen und Hilfestellungen holen.
Mein Mann und ich haben in Bezug auf unseren Poldi auch die Erfahrung gemacht, dass es jeder besser weiß. Ganz toll sind dann immer diese Tipps, wo der Hund zu Boden gedrückt werden muss etc., weil er ja nur so lernt sich zu unterwerfen. Was für ein gequirlter Mist! Echt, könnte mich da schon wieder in Rage reden!!! Wir haben uns darauf nie eingelassen. Und meinen Hund hat niemand anzufassen, runterzudrücken etc. Da sehe ich mich ganz klar in der Verantwortung, mich schützend vor meinen Buben zu stellen.
Eine Bekannte hat uns gleich geraten, dass wir Poldi jederzeit das Futter wegnehmen müssen, damit er lernt, dass wir die Chefs sind. Eine andere meinte wieder, dass wir unter keinen Umständen ein Hundegeschirr benutzen dürfen, weil wir dann immer einen an der Leine ziehenden Hund haben werden, zudem hat der Hund den größten Teil des Tages auf seinem Platz zu verbringen und nicht aufzustehen. Ich frage mich dann immer, warum ich mit einem Hund zusammenlebe, wenn ich diese Einstellung vertrete.
Wir haben Poldi NIE sein Futter weggenommen. Trotzdem wartet er ab, bis er sein Signal bekommt, um an seinen Napf zu gehen. Rinderohren, Knochen etc. trägt er voller Freude schwanzwedelnd durch die Wohnung, spuckt sie zig Mal vor uns aus, bevor er zufrieden auf seinen Platz geht und an diesen herum knuspert. Sofern es möglich ist, ist er immer dabei. Er darf sich seinen Liegeplatz in der Wohnung aussuchen, hat natürlich aber auch seinen festen Hundeplatz. Und trotz allem ergreift er nicht die Weltherrschaft, sondern ist ein ganz normaler und für uns der weltbeste Hund!
Viele Grüße Anna & Butzebär Poldi
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Das Wenige, was du tun kannst, ist viel, wenn du nur Schmerz, Angst und Weh von einem Wesen nimmst. (Albert Schweizer)
Der Freund Deiner Mitbewohnerin hat vielleicht mehr Hundejahre aber mehr Ahnung hat er dadurch noch lange nicht. Du hast da ein gutes Bauchgefühl für Basty und der Freund hat keinen Grund Dich nicht für voll zu nehmen. Eigentlich hast Du ihm mit Deinem guten Gespür sogar einiges vorraus.
Ich glaube es ist gerade Basty's großes Glück, dass er bei Dir und damit einer Hundeanfängerin gelandet ist. Menschen wie der Freund Deiner Mitbewohnerin mögen Erfahrung haben. Aber sie haben Erfahrung basierend auf steinalten Theorien, die durch fehlende Kenntnis des Verhaltens, der Kommunikation und der Bedürfnisse nur falsch sein konnten. Natürlich kann man einen Hund mit Gewalt, mit Strafe "gefügig" machen. Das geht in vielen Fällen "gut" (augenscheinlich für den Menschen, weil es "funktioniert"), in einigen Fällen geht es aber auch nach hinten los und der Hund lässt es sich nicht gefallen. Wenn aber etwas immer gut ging und funktioniert hat, warum soll man dann neues lernen oder umdenken? Das ist keine keine Verallgemeinerung, es gibt auch viele Hundehalter, die umdenken und bessere Wege gehen. Du hast jetzt die Chance mit dem Wissen der modernen Verhaltensforschung richtig MIT dem Hund zu arbeiten. Das ist ein großes Glück. Ich denke Du solltest da auch gar nicht argumentieren. Es ist DEIN Hund und nur DU entscheidest, wie mit ihm umgegangen wird. Bei einem Kind würde man es doch auch nicht zulassen, dass ein Fremder - der mehr Erfahrung hat, weil er schon 3 Kinder hat - Dein Kind mit Ohrfeigen traktiert.
Ich glaube Du hast die nötige Motivation, man liest heraus wie sehr Dir Basty's Wohl am Herzen liegt. Achte genau auf ihn, informiere Dich über die Körpersprache der Hunde und ich glaube ihr werdet ein schönes Leben zusammen haben. Und schließlich hast Du jetzt ja auch uns gefunden!
Zitat Ich verstehe nicht warum Basty den ganzen Tag noch so müde davon ist?
Selbst für einen jungen Hund kann das sehr anstrengend sein. Jeder, der schonmal einen neuen Job angefangen hat oder eine neue Ausbildung etc weiß wie erschossen man abends allein durch die vielen neuen Eindrücke und Informationen ist! Das geht unseren Hunden nicht anders. Und für Basty sind ja seine kompletten Lebensumstände noch neu. Hunde sind sehr anpassungsfähig, trotzdem sind es "Spießer, die sich mit gewohnten Abläufen und Ritualen am Wohlsten fühlen. Klar brauchen sie auch Abwechlung, aber sie brauchen eben auch immer wieder ein paar Konstanten. Mach es ihm so angenehm wie möglich und führe auch im Tierheim Rituale ein. Ein Kauohr ist da schon ein guter Anfang! Wenn er das alles an sich schon so gelassen hinnimmt, wird das sicher alles seinen Gang gehen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Danke für die Antworten Das mit dem T-shirt im Bett habe ich gleich umgesetzt Ich kann mir jetzt auch viel besser vorstellen was Bastys Stressfaktoren im TH sind Echt traurig was es noch für Methoden in der Hundeerziehung gibt Runterdrücken? Klingt ja ähnlich sinnvoll wie der "Alpha-Wurf" Leider glauben ja viele, die sich nicht auskennen das was der vermeintliche "Profi" ihnen sagt Ging mir selbst nicht viel anders als ich bei den Hundetrainern war, erst später als ich alles nochmal reflektiert hatte fiel mir auf was für einen Blödsinn Basty sich da für teures Geld gefallen lassen musste