wie im Vorstellungsthread versprochen, möchte ich euch jetzt genauer von unseren Problemen erzählen, und was wir zur Zeit dagegen tun. Ich hoffe es wird nicht zu wirr.
Da ich im Moment nicht richtig weiß, wo ich anfangen soll, fang ich einfach ganz am Anfang an.
Mieze zog bei uns mit 8 Wochen ein, sie war zapplig und irgendwie draufgängerisch. Aber auch vorsichtig und ängstlich. Ich hab immer gesagt, wie 2 Hunde in einem Körper. Heute glaube ich, dass sie mit ihrer draufgängerischen Seite ihre Unsicherheit überspielt hat. Damals konnte ich das noch nicht einschätzen. Ich hatte auch große Schwierigkeiten damit, mich bei ihr durchzusetzen. Wenn sie was wollte, hat sie das mit allen Mitteln (vor allem mit ihren Zähnchen) versucht durchzusetzen. Ich war da teilweise richtig hilflos (sie wahrscheinlich auch). Das ist aber alles Geschichte, unser aller Zusammenleben funktioniert mittlerweile gut, sie hat die Regeln verstanden und ich kann sie durchsetzen. (Keine Sorge, ich tu ihr nix, aber es gab Zeiten da hat Mieze von mir keine Zurechtweisungen angenommen, sondern sich dagegen gewehrt)
Mit Ausnahme unseres Besucherproblems. Sie ist sehr territorial und verteidigt unser Haus aufs Äußerste. Das fing kurz vor der ersten Läufigkeit an, ich würde sogar behaupten, mit den Freunden meiner Kinder. Sie wurde jedesmal nervöser und zappliger, wenn Kinder kamen und fing dann irgendwann an alles anzubellen, was ins Haus wollte. Und dann kam es wie es kommen muss, die Kinder haben Angst, der Hund wird festgehalten und alles verschlimmert sich. Alles was ich damals an Tips bekam (wie, Hund in den Wintergarten, wenn er ruhig ist darf er wieder raus) hat alles nur schlimmer gemacht. Achso, sie hat auch schon Kinder in den Bauch gezwickt.
Mittlerweile geht Mieze ins Büro, wenn Besuch kommt. Mein Mann hat ihr eine Box gebaut, die sie auch recht schnell angenommen hat. Die Box steht im Wintergarten. Jetzt üben wir das in-die-Box-gehen beim Klingeln. Natürlich noch trocken, ohne Besuch. Wenn echter Besuch kommt versuch ich sie vorher ins Büro zu bringen. Aber irgendwie kommen wir da nicht richtig voran...
Draußen versuchte sie sich auch alles was uns zu nahe kam vom Hals zu halten. Außerdem musste alles was sich schnell bewegte angebellt und wenn ich nicht aufpasste gejagt werden: Jogger, Fahrradfahrer, rennende Kinder. Doch das hat sich schon sehr gebessert, seit ich hier bei euch mitlese und viele Dinge jetzt verstanden habe. Da wir ja schon lange clickern, war das ja auch gleich positiv einsetzbar. Wobei ich sagen muss, dass mir das meine Trainerin auch immer schon gesagt hatte, dass ich Menschenbegegnungen clickern soll. Aber da hab ich einfach geclickt, wenn uns jemand begegnet ist. Erst als ich anfing, von den Menschen wegzugehen, große Bögen über Wiesen zu laufen, oder umzudrehen und dabei jeden Blick zum Mensch (erst aus der Ferne, mittlerweile schon näher) zu clickern, wurde es besser. Ich seh Mieze an, ob sie es schafft vorbei zu gehen, oder ob ich uns Raum schaffen muss. Ich bin jetzt auch wieder viel entspannter. In unserer schlimmsten Zeit, als Mieze einem Jogger mal in den Allerwertesten gekniffen hatte oder auch mal eine Frau über die Straße gejagt hatte, war ich draußen nur noch verkrampft.
Achja, sie läuft zur Zeit immer an der Leine oder Schlepp, soweit ist mein Vertrauen in uns noch nicht zurück gekehrt, es sei denn ich kann das ganze Gebiet überblicken, dann geht auch offline.
Und dann ist da noch die Sache mit dem 3-Phasen-Hund. Es ist nämlich so, dass Mieze diese Dinge unterwegs früher ganz gut gemeistert hatte, klar Jogger, Fahrradfahrer waren schwierig, wurden aber trainiert und es wurde immer besser. Kurz vor ihrer ersten Läufigkeit wurde alles wieder anstrengender, Kommandos wurden ignoriert, die Ohren auf Durchzug gestellt. Nach der Läufigkeit hatte ich plötzlich einen Traumhund, so hatte ich mir das vorgestellt. Sie war super aufmerksam, abrufbar, alles war toll. Dann wurde sie scheinträchtig und sie wurde zu der Furie, die wir jetzt kennen. Dieser Zyklus hat sich dann nochmal wiederholt, mit allen 3 Phasen, vor der Läufigkeit anstrengend, dann entspannter Hund, dann Furie. Nur, dass sich die Furie diesesmal noch gesteigert hatte. Und nie Hunden gegenüber, nur Menschen. Ich hab sie dann kastrieren lassen, auf Anraten meiner Tierärztin, die meinte, dass sich dieses Verhalten immer mehr festsetzten würde. Und da die entspannte Phase leider nur 2-3 Wochen dauerte, der Rest aber ungefähr 5-6 Monate war ich damit einverstanden. Das ist jetzt etwas über Jahr her, die Phasen merk ich ihr immer noch an, allerdings verwaschener und nicht mehr so extrem. Schilddrüse hatte ich auch mal testen lassen, waren aber nur zwei Werte und laut Tierärztin ok.
Ich glaube, dass man das Verhalten daheim mit Menschen und unterwegs trennen kann, also, dass die Motivation bei ihr da eine andere ist. Ebenso glaub ich das vieles aus Fehlern oder Unwissenheit meinerseits passiert ist, aber auch durch ihr Hormonchaos und Stress (den wiederum ich nicht bemerkt habe).
Ich liebe meinen Hund sehr, und ich wünsche mir für unsere Zukunft, dass wir unsere letzten Baustellen im den Griff kriegen und endlich stressfrei leben können.
Achja, neben unseren Spaziergängen, während denen natürlich auch trainiert und gespielt wird, machen wir einmal die Woche Obidience (nur zum Spaß) und tricksen zu Hause ein bißchen. Es tut ihr nicht gut, wenn man zu viel mit ihr macht...
Ich hab das Gefühl, ich schreib schon seit Stunden, jetzt seid ihr dran. Meinungen, Fragen, es ist alles willkommen, dafür bin ja zu euch gekommen!
Das waren ja jetzt nur die "harten" Fakten, über die emotionalen Sachen hab ich ja gar nichts geschrieben. Über die schlaflosen Nächte, verheulten Stunden, Selbstzweifel, Abgabegedanken, die große Angst, dass sie jemanden verletzen könnte (und die Angst ist auch das was mir am meisten im Weg steht), die Einschränkungen die man im Leben plötzlich hat ... aber das kennt ihr wahrscheinlich alle.
Huhu Simone! prima, das ihr schon ein bißchen aus dem Forum profitieren konntet.
Ich komme dann tatsächlich mal mit ein paar Fragen.
Zitat von miezehund Ich glaube, dass man das Verhalten daheim mit Menschen und unterwegs trennen kann, also, dass die Motivation bei ihr da eine andere ist.
Magst du beschreiben, warum du das denkst, also an welchem Verhalten/Ausdruck du das festmachst? Und -nur falls ich es falsch aufgefasst habe- du gehst davon aus, das Miezis Verhalten daheim territorial aggressiv ist (sie will ihr Territorium verteidigen? Oder euch?), aber unterwegs ist es Unsicherheit...oder doch nicht?
Und dann hätte ich gern noch gewusst, wie diese Versuche aussehen.
Zitat von miezehundWenn echter Besuch kommt versuch ich sie vorher ins Büro zu bringen. Aber irgendwie kommen wir da nicht richtig voran...
Sie geht nicht mit? Bleibt nicht da? Geht ungern? Ihre Box steht aber im Wintergarten...warum geht sie bei besuch nicht da hinein, wenn sie sich dort wohl fühlt?
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Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Zitat von miezehund Schilddrüse hatte ich auch mal testen lassen, waren aber nur zwei Werte und laut Tierärztin ok.
Simone, das solltest Du bei Gelegenheit noch einmal überprüfen lassen.
Ich werde immer hellhörig, wenn ein Hund schon als Welpe in die Familie kam und Menschen gegenüber solche Unsicherheiten zeigt.
Ein Tierarzt kann anhand von 2 SD-Werten nicht erkennen, ob die Schilddrüse in Ordnung ist - das ist einfach nicht möglich.
Das ist bei 5 Werten immer noch schwer....also lass die SD-Werte T4, fT4, T3, fT3 und TSH noch einmal kontrollieren. Ein großes Blutbild ist auch wichtig.....dazu findest Du hier im Forum aber auch einiges an Informationen.
Viele Verhaltensprobleme entstehen, weil ein Hund krank ist und/oder Schmerzen hat. Das sollte man also grundsätzlich erst einmal ausschließen.
Zitat von miezehundDas waren ja jetzt nur die "harten" Fakten, über die emotionalen Sachen hab ich ja gar nichts geschrieben. Über die schlaflosen Nächte, verheulten Stunden, Selbstzweifel, Abgabegedanken, die große Angst, dass sie jemanden verletzen könnte (und die Angst ist auch das was mir am meisten im Weg steht), die Einschränkungen die man im Leben plötzlich hat... aber das kennt ihr wahrscheinlich alle
Zitat von PaulyMagst du beschreiben, warum du das denkst, also an welchem Verhalten/Ausdruck du das festmachst? Und -nur falls ich es falsch aufgefasst habe- du gehst davon aus, das Miezis Verhalten daheim territorial aggressiv ist (sie will ihr Territorium verteidigen? Oder euch?), aber unterwegs ist es Unsicherheit...oder doch nicht?
Genau, das hast du richtig verstanden. Ich kann dir das gar nicht so richtig beschreiben an welchem Verhalten ich das festmache. Einfach die Intensität mit der sie sich auf den Besuch stürzt, draußen ist es eher ein drumrumspringen und verbellen. Wir hatten auch schon bellen mit zurückweichen. Aber auch nach Ärmeln schnappen... Es ist einfach so ein Gefühl von mir.
Zitat von miezehundIhre Box steht aber im Wintergarten...warum geht sie bei besuch nicht da hinein, wenn sie sich dort wohl fühlt?
Da hab ich mich etwas blöd ausgedrückt, wenn ich weiß, wann der Besuch kommt, nehm ich sie vorher aus der Schußlinie und sie geht mit mir ganz in Ruhe ins Büro. Das mit der Box ist das, wo wir nicht so richtig vorankommen. Also bei Trockenübungen klappt es schon ganz gut, wenn tatsächlich jemand reinkommt, macht sie in der Box trotzdem ein Riesentheater, möchte den Besuch weiterhin fressen. Auch vom Büro aus bellt sie, beruhigt sich aber schneller. Ich wollte die Box halt langsam aufbauen, erst klingeln + in die Box, dann bekannter Besuch + in die Box, dann erst Fremde +in die Box.
@ kika Deswegen hab ich das mit den zwei WErten auch erwähnt, ich habe auch nicht das Gefühl, dass sich die Tierärztin mit SD besonders gut auskennt. Ich werde es jeden Fall noch mal testen lassen.
Zitat Genau, das hast du richtig verstanden. Ich kann dir das gar nicht so richtig beschreiben an welchem Verhalten ich das festmache. Einfach die Intensität mit der sie sich auf den Besuch stürzt, draußen ist es eher ein drumrumspringen und verbellen. Wir hatten auch schon bellen mit zurückweichen. Aber auch nach Ärmeln schnappen... Es ist einfach so ein Gefühl von mir.
Verhalten hat oftmals nicht nur einen Auslöser. Unsicherheit in Verbindung mit territorialem Verhalten ist gar nicht so unüblich und diese Kombination ist natürlich explosiv, weil der Hund durch die Unsicherheit dann auch noch im Konflikt mit sich selbst ist. Aus solchen Mischungen entsteht dann oft eine unglaubliche Aggression.
Die SD-Werte hätte ich Dir auch nochmal ans Herz gelegt, weil Aggression gegen Menschen, wenn gründlich sozialisiert wurde, schon genauer untersucht werden sollte. Die Werte kannst Du dann gerne hier im Forum einstellen. Claudia kennt sich damit gut aus. Wenn dann ein Verdacht besteht, kann man sich im Zweifel einen spezialisierten TA suchen - da können wir Dir auch Tipps gebe, wenn es soweit ist.
Mein Lumpi reagiert auf Besuch ja auch recht fies. Inzwischen haben wir das super im Griff. Wir haben zweierlei gemacht. Einmal haben wir ein Zimmer mit Kindergittern abgetrennt. Auf diese Weise konnte Lumpi alles sehen, war dabei, aber trotzdem gesichert. Zum Anderen gibt es bei Besuch immer etwas, das so toll ist, dass sogar der Besuch Wurst ist. Markknochen stehen bei uns super hoch im Kurs, Gelenkknochen, frische Knorpelplatten, Ein Ochsenschwanzstück oder irgend was anderes Fieses. Da hat Lumpi erstmal gar keine Zeit den Besuch fressen zu wollen. Und wenn er fertig ist, sitzt der Besuch schon seit einer halben Stunde da und dann kann er ihn deutlich besser ertragen. Das Weitere wird dann mit viel C&B begleitet.
Vielleicht wären das für Euch ja auch erstmal gangbare Wege. Versuch macht kluch, sagt mein Kollege immer.
Zitat Außerdem musste alles was sich schnell bewegte angebellt und wenn ich nicht aufpasste gejagt werden: Jogger, Fahrradfahrer, rennende Kinder.
Hier darf man natürlich den RAsseaspekt nicht vernachlässigen. Du hast einen Hütehund, der damit einfach auch hütertypisches Verhalten zeigt. Mein Puli macht das auch, einfach weil er genetisch darauf programmiert ist auf solche Bewegungsreize zu reagieren. Das Problem haben sehr viele Hütehunde und da wird man dauerhaft managen müssen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Eine zeitlang kam Mieze ja auch in den Wintergarten, der ist die direkt neben unserem Esszimmer, Tür mit Glasfenster. Sie bekam dann einen gefüllten Kong, den ich in der Gefriertruhe aufbewahrt habe. Den konnte sie aber nicht anrühren und ich fand, dass es mit der Zeit schlimmer wurde. Sie knallte gegen die Tür und kratzte am Fenster. Wenn sie in den Wintergarten sollte, hat sie mich dann angeknurrt und ein schnappen angedeutet.
Jetzt mit der Box geht das schon besser, oder auch auf den Platz schicken geht, aber sie bleibt dort nicht. Wenn ich sie anleine und mit ihr da sitze, und sie permament immer wieder körpersprachlich zurückdränge (ihr Platz ist neben dem Esstisch in einer Nische zwischen Schrank und Wand. So kann ich am Tisch sitzen und den Hund kontrollieren), das geht aber auch nur mit Besuch, den man gut genug kennt. Und sobald sich der Besuch nur ein Millimeter bewegt, geht es wieder los.
Aber wahrscheinlich sollte ich einfach mal tief durchatmen, und dort wieder ansetzten. Clicker macht sie völlig fertig in diesen Situationen, da geht eher Leberwursttube.
Was ist das, "körpersprachlich zurück drängen"? Wie muss man sich das vorstellen? Ich hab mit Merle einen Hund, welcher unsicher ist, aber auch territorial. Bei schnellen Objekten wie Autos oder Fahrrädern kippt es auch schnell ins Jagdverhalten und meine einzig wirksame Methode ist Training mit viel Geduld und vor allem, sie garnicht erst hochpuschen lassen. Fühlt sie sich bedrängt, puscht sie sich hoch in null komma nix und geht nur noch nach vorn. Deshalb meine Frage.
Ich konnte gestern abend weder denken noch richtig schreiben. Das ist mein erstes Forum, und bis ich raus hatte, wie alles geht, war ich total erledigt.
So, jetzt die Antwort. Du musst dir das so vorstellen, sie ist an der Leine, ich halte sie in der Nische, bis sie aufhört zu bellen, dann kann sie mich erst wahrnehmen, ich leg sie ins Platz und kann dann eingreifen, wenn sie aufstehen will. Da reicht dann ein "Hey" und eine Handbewegung. Sie steht aber total unter Streß und würde sofort vorschießen, wenn ich eine Sekunde nicht aufpasse. Nach langer Zeit entspannt sie auch mal, und legt den Kopf ab und pennt. Ist aber sofort wieder da, wenn der Besuch aufsteht. Und da sie so unter Strom steht, und das für uns alle keine angenehme Situation ist, kommt sie in letzter Zeit ins Büro, wenn jemand kommt. Vorallem bei Kinderbesuch, die Kinder haben große Angst vor ihr. Sie ist aber dann nicht die ganze Zeit alleine, unser Pc steht dort, und ich hock mich dann halt ins Büro. Das geht aber nur, wenn es nicht mein Besuch ist. Dort schläft sie, die meiste Zeit, nur wenn sie die Kinder hört, bellt sie, aber nicht so heftig, wie sie es in der Wohnung machen würde.
Ein schöner Glücksmoment eben beim Spaziergang: Die Nachbarin, der sich Mieze früher immer vor die Füße warf, um sich den Bauch streicheln zu lassen, die im letzten Jahr aber genauso angebellt wurde wie alle anderen, war eben vor ihrem Haus. Mieze ging popowackelnd auf sie zu, machte sich ganz klein, rollte sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch kraulen!!! Dann kam der Mann dazu, den fand sie ein wenig unheimlich, machte kurz wuff und kam zu mir!
Zitat Du musst dir das so vorstellen, sie ist an der Leine, ich halte sie in der Nische, bis sie aufhört zu bellen, dann kann sie mich erst wahrnehmen, ich leg sie ins Platz und kann dann eingreifen, wenn sie aufstehen will. Da reicht dann ein "Hey" und eine Handbewegung.
Ich fürchte, das ist eine schlechte Strategie und verschlimmert die Sache auf Dauer noch zusätzlich. Den Begriff "jemanden in die Ecke drängen" kennst du sicher. Nichts Anderes tust Du hier mit Mieze. Sie steht ohnehin schon unter Streß und Du drängst sie "körpersprachlich" und durch Abblocken in eine Ecke, in der sie nichts mehr tun kann als resignieren.
Zitat Nach langer Zeit entspannt sie auch mal, und legt den Kopf ab und pennt. Ist aber sofort wieder da, wenn der Besuch aufsteht.
Dann ist sie aber weit entfernt von etwas, das man auch nur ansatzweise "entspannt" nennen könnte.
Sie ins Büro zu bringen, halte ich persönlich für keine schlechte Strategie. Und zwar für alle Fälle, in denen Du nicht in der Lage bist Dich zu 100% auf Mieze zu konzentrieren, ungestüme Kinder, Leute die nur kurz reinkommen oder eben alle anderen Menschen, die sich - aus welchen Gründen auch immer - nicht für ein gezieltes Training eignen. So ein Zimmer haben wir auch. Das haben wir aber lange "trocken" geübt und tun das zwischendurch auch immer wieder. Mit dem Signal "Auf auf" rennen die Hunde mit mir zum Gästezimmer, es kommt eine Handvoll Leckerchen geflogen, die sie aufklauben dürfen udn dann geht die Tür zu. Im Zimmer gibt es ein Sofa, auf das sie dürfen und dort ist dann Pause. Alternativ geht natürlich auch ein Kong, ein Knochen oder was auch immer. Wichtig ist, dass dieses Zimmer positiv belegt ist und keine "Strafe" für Mieze.
Um ein gezieltes Besuchstraining wirst Du nicht herumkommen. Die o.g. Situationen eignen sich nicht für ein Training. Such Dir Trainingspartner in der Familie oder im Freundeskreis. Leute, die sich an Deine Anweisungen halten und die extra zum Training kommen und dann eben kein Problem haben, dass Du Dich auf Mieze konzentrierst.
Viele Hunde haben mit der Situation "Mensch kommt rein" ein Problem. Vielleicht versuchst Du es mal anders. Geh mit Mieze an der Leine raus und nimm den Besuch draussen in Empfang. Das Ganze natürlich mit entsprechend Abstand zum Besuch, Clicker und Wursttube. Der Besuch geht zusammen mit Euch - oder vor Euch rein. Setz Dich zusammen mit Mieze in bebührenden Abstand. Jeder Blick zum Besuch wird sofort mit Click und Leckerchen belohnt. Auch wenn sie knurrt. Sie soll den Anblick des Menschen mit etwas Positivem verbinden. Aggression kann man nicht "belohnen" wie oftmals befürchtet wird. Aggression ist eine negative Emotion, die dem Hund alles macht, nur keinen Spaß. Natürlich gibt es einige Hunde, die dann irgendwann knurren oder bellen, weil sie ein Leckerchen erwarten. Aber das ist nicht etwa ein Rückschritt, nein es ist ein großer Erfolg! Der Hund knurrt und bellt nicht mehr aus Aggression, sondern weil er gelernt hat, dass er ein Leckerchen bekommt! Wir haben es geschafft, dass er den Blick zum Reizauslöser mit etwas Anderem als Angst/Unsicherheit und damit verbundener Aggression verknüpft. Und das neu erlernte Verhalten lässt sich - weil nciht mehr aggressionsmotiviert - prima in anderes Alternativverhalten umlenken. Lass Dir also von Keinem einreden, Du würdest Deinen Hund für Aggression belohnen. Das geht schlichtweg nicht.
Ein weiterer Schritt KÖNNTE sein, dass der Besuch aus gebührender Entfernung mit sehr (!!!!) hochwertigen Leckerchen wirft. frische Hühnerherzen, Leberkäsewürfel, egal was. Wichtig ist, dass Mieze hier nicht in einen Konflikt geraten darf. Die Leckerchen müssen so weit vom Besuch weggeworfen werden, dass sie nicht nur deshalb näher an den Besuch herangeht, um sich die Leckerchen zu holen. Für jede positive Kontaktaufnahme (Blickkontakt, ruhige Annäherung) gibt es sofort C&B und große Party.
Die Einheiten sollten schon kurz gehalten werden, um Mieze nicht zu lang zu stressen.
Vielleicht helfen Euch zusätzlich ein DAP-Stecker in der Steckdose. Ausserdem würde ich mit Mieze ein konditioniertes Entspannungssignal aufbauen. Entspannungssignal EASY
Die Prüfung der Schilddrüsenwerte würde ich ausserdem ziemlich schnell machen lassen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Genauso läuft es ja zur Zeit, Box wird "trocken" aufgebaut, für "echte" Situationen gibt es das Büro. Als Strafe sieht sie das nicht, ich bin ja auch oft dabei, wurschtel am Computer rum, und sie schläft.
Ich merke gerade, dass es sehr schwer ist Dinge die man sagen möchte, richtig auszudrücken, so dass die Lesenden auch das verstehen, was man sagen will.
Zitat von Tante_HahaIch fürchte, das ist eine schlechte Strategie und verschlimmert die Sache auf Dauer noch zusätzlich. Den Begriff "jemanden in die Ecke drängen" kennst du sicher. Nichts Anderes tust Du hier mit Mieze. Sie steht ohnehin schon unter Streß und Du drängst sie "körpersprachlich" und durch Abblocken in eine Ecke, in der sie nichts mehr tun kann als resignieren. (...) Dann ist sie aber weit entfernt von etwas, das man auch nur ansatzweise "entspannt" nennen könnte.
Ja, das war eine von den schlechten Strategien, genauso wie in den Wintergarten sperren, am Platz anbinden usw. Das geht bestimmt mit Hunden, die ein bisschen bellen. Bei Mieze wurde so alles viel schlimmer.
Ich werde deine anderen Vorschläge nochmal genau durchlesen und mir in Ruhe meine Gedanken dazumachen.
An Eurem Besucherproblem würde ich mit Trainer gezielt arbeiten. Leider oder zum Glück, je nach Perspektive, ist es so, daß unsere Hunde so unterschiedlich sind, daß es nicht die eine Strategie gibt, um hier erfolgreich zu arbeiten. Ich habe sowohl Hunde erlebt, die gerade WEIL man sie aussperrte, immer schlimmer wurden in ihrer Aggression, als auch welche, für die es ein Heil war, mal aus der Situation genommen zu werden. Das muß sich jemand, der etwas davon versteht (und damit meine ich jemanden, der WIRKLICH etwas davon versteht, nicht einen Feld-/Wald- und Wiesen-Trainer, der alles über Dominanzprobleme erklären will ;-)) und vor Ort, wenn er Dich und den Hund in Eurer gemeinsamen Kommunikation gesehen hat, entscheiden, WIE Ihr das Problem angehen solltet.
Du kannst hier im Forum sicher allgemeine Tips bekommen, der eine oder andere kann Dir sagen, wie er an die Sache herangegangen ist, aber letztlich bleibt alles Spekulation.
Meiner Erfahrung nach ist das Lösen eines Besucherproblems wie Du es beschreibst, eine der heikelsten Angelegenheiten überhaupt. Ich hatte gerade in der letzten Zeit vier verschiedene Hunde mit genau diesem Aggressionsverhalten zu begutachten und zu trainieren. Am Ende hatte ich vier verschiedene Lösungswege, wenn sie auch ein stückweit miteinander zu tun haben, so sind sie doch auch in wichtigen Details komplett unterschiedlich. Mal davon abgesehen, wie unterschiedlich die Menschen mit ihren Hunden kommunizierten und wie zentral DIESER Ansatz dann war.
Bei Euch sehe ich -zumindest aus Deinen Texten- auch hier Handlungsbedarf. Du scheinst für Mieze absolut uneindeutig zu sein, angefangen davon, daß sie "Maßregelungen" nicht "annehmen" wollte, bis hin dazu, daß Du sie in Besuchersituationen derart in die Ecke drängst, daß sie zwischen Meideverhalten aus Angst und noch höherem Aggressionspotential schwebt, weil die Einwirkungen für ein sicherer Meideverhalten nicht einmal stark genug sind. Mal davon abgesehen, daß sie aus dieser Art des Umgangs mit dem Problem eben leider auch nichts lernt, schon gar nicht, Besuch zu tolerieren oder gar gut zu finden. Und letztlich muß eigentlich DAS Dein Ziel sein, würde ich meinen.
Um Dir mal die Unterschiedlichkeit aufzuzeigen, werde ich mal die verschiedenen Hunde auflisten, mit denen ich es in Sachen Besuch aktuell zu tun habe.
Campino aus dem Forum: Hochgradig territorial UND hochgradig unsicher, gepaart mit extrem pubertären Verhalten und einer zum Teil sehr ausgeprägten Geräusch-/Bewegungsangst. Dazu ein manchmal unsicheres Frauchen (besser werdend) und ein Herrchen, das überhaupt nicht weiß, wie es mit der Situation umgehen soll. Hier wird Besuch geclickert, wichtig ist aber in erster Linie, daß der Hund Distanz zum Besuch haben darf, woran alle aktiv beteiligt sind. Box ist ein gutes Hilfsmittel.
Ola aus dem Forum: Unsicher/ängstlich, kaum territorial. Frauchen wußte nicht, was zu tun ist, vorheriger Trainer hatte alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Gemeinsames Clickern von Frauchen und Besuch, Box nicht nötig/sinnvoll, Distanz zum Besuch wichtig, weil Hund einfach Angst vor Menschen auf beengtem Raum hat.
Prinz, ein Staff-Mix aus dem TH: Hat generell Probleme mit Menschen, die laut sind und sich schnell bewegen, zeigt drinnen eine Mischung aus "Wachhundverhalten" und großer Unsicherheit. Durfte aus "Dominanzgründen" nicht mit auf die Couch, wird ständig mit Bällchen bespaßt, kommt nie zur Ruhe. Lösung: Frauchen führt eindeutig, Kuscheln auf der Couch für die Ruhe, Verzicht auf Bällchenspiele zugunsten geistiger Arbeit, gezieltes Heranführen an laute Geräusche und Bewegungen via Clicker. Ergebnis: Kuschelt mit Besuch auf Sofa. :-)
Lenni, ein Border-Collie-Mix aus Griechenland: Verbellte Besucher, schnappte/zwickte, kam nie zur Ruhe. Zeigte Unsicherheit, betrachtete vor allem aber Besucher, insbesondere, wenn die unsicher waren, als "Schafe", die er "hüten" mußte. Lösung: Clickern von Besuch, der Leckerchen von sich weg wirft, Frauchen gibt den "Oberhirten" und macht deutlich, daß SIE den Besuch hütet und Lenni das nicht tun muß. Schon eine halbe Stunde nach Beginn des Clickertrainings, das ca. zehn Minuten gelaufen war, gefolgt von 20 Minuten Pause, stürmte Lenni FREUDIG in Richtung Besuch und forderte Clicks und Leckerchen ein, der Beißkorb war nicht mehr nötig, Besuch konnte sich (nach Ankündigung und während Frauchen alle führte, inklusive Hund) ungehindert bewegen.
Das sind jetzt nur vier aus einer größeren Zahl, die mir gerade einfallen, außer meinen eigenen Bagaluten. Du siehst: Das Problem ist sehr vielschichtig, und deshalb solltest Du, meiner Meinung nach, da nicht alleine "rumdoktern". Die Gefahr, daß Du was verschlimmerst, ist einfach zu groß.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
huiuiui, vor deiner Antwort hatte ich ein bißchen Angst... War aber gar nicht schlimm. Du hast auf jeden Fall Recht, ich war früher sehr unsicher und für Mieze auch uneindeutig, bin aber der Meinung, dass sich das mittlerweile um einiges gebessert hat. Ich merke es daran, dass sich alle diese Probleme (also die zwischen ihr und mir), die wir früher hatten, in Luft aufgelöst hatten (ausser dem Besucherproblem). Unterwegs lässt sie sich von mir führen, muss aber dazu sagen, dass ich ihr da einfach noch nicht ganz trau. Ich habe mich wirklich nicht gut ausgedrückt, oder habe nicht deutlich genug betont, dass es sich um viele alte Probleme handelt. Ich wollte einfach unseren Werdegang erzählen. Die Sachen sind natürlich noch nicht ganz erledigt, bestimmt nicht. Aber ich führe sie aus den Situationen heraus, weiß, was ich tun muss, um ihr zu helfen. Natürlich wird manch einer noch angebellt, aber ich bin nicht mehr völlig hilflos.
Und die Sache mit dem in die Ecke drängen, da hab ich doch eigentlich nur beschrieben, dass ich sie dort halten kann, wollte erklären unter welchen Bedingungen. Das tu ich nicht ständig. Nicht das ihr glaubt, ich wollte mich irgendwie entschuldigen oder aus etwas herausreden, ich kann auch prima Kritik annehmen, da hab ich gar kein Problem damit. Ich wollte nur Sachen richtigstellen, wo ich das Gefühl hatte, dass die irgendwie falsch rübergekommen sind.
Natürlich bin ich mit dem Besucherproblem völlig hilflos, die Ratschläge die ich von der Trainerin hatte, die hier war, sind ja ziemlich in die Hose gegangen. Und genau wegen dieser Hilflosigkeit hab ich erst mal mit ins Büro-bringen entschärft. Einen Guten Trainer muss ich erst mal finden, ich glaube, das ist gar nicht so einfach. Aber ich werde mich auf die Suche begeben.
Jetzt hat noch gar keiner was zu diesen 3 Phasen gesagt, dass der Hund sich ständig ändert. Jetzt im Moment ist sie Recht entspannt, würde zeitlich auch wieder in die Nachläufigkeitsphase passen. Oder bild ich mir das alles nur ein?
Zitat Einen Guten Trainer muss ich erst mal finden, ich glaube, das ist gar nicht so einfach. Aber ich werde mich auf die Suche begeben.
Das ist auch wirklcih nciht einfach. Vielleicht kommt Barbara ja mal auf dem Weg in den Süden bei Dir vorbei?
Zitat Jetzt hat noch gar keiner was zu diesen 3 Phasen gesagt, dass der Hund sich ständig ändert. Jetzt im Moment ist sie Recht entspannt, würde zeitlich auch wieder in die Nachläufigkeitsphase passen. Oder bild ich mir das alles nur ein?
Möglich, dass das auch an den Zyklusphasen liegt. Wenn sich das bestätigt und sie tatsächlich durch Läufigkeit etc. sehr gestresst ist, kann man auch mal über eine Kastration nachdenken. Ansonsten würde ich wie gesagt erstmal einen grundsätzlichen Check machen lassen, ob körperlich alles im Lack ist. Die SD-Hormone z.B. haben ja auch direkten Einfluss auf die Sexualhormone. Wenn da was nicht im Reinen ist, kann sich das ja noch zusätzlich auf das Verhalten in den einzelnen Phasen auswirken.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin