Seit einiger Zeit interessiert sich Lennox beim Gassigehen nicht nur für Artgenossen, sondern zunehmend auch für Autos, Laster, Menschen. Menschen werden freudigst wahr genommen, bei großen Autos schaut er super neugierig und ich habe zu tun, weiter zu gehen. Er guckt und guckt....Als ob er so was noch nie vorher in seinem Leben gesehen hätte. Ich habe das Gefühl, das dies immer mehr zunimmt... Für mich lag die Erklärung auf der Hand- wir wohnen sehr abgelegen auf dem Dorf, es kommen hier kaum Autos vorbei und auch nicht soo viele Menschen. Lennox hält sich, wenn wir nicht daheim sind, im Haus auf (ich halte nichts von einem Hund als "Gartenzwerg", der dort sich selbst überlassen ist und mir nachher meine Beete umgräbt - und ich liebe meine Blumen). Abgesehen davon liegt unser Garten nach hinten raus und auch dort käme keiner groß vorbei (grenzt an Wald und Feld). Und zugegeben, ich gehe hauptsächlich in Wald und Feld und einsamer Flur spazieren - einfach weil ich es schön finde... So, da habe ich mir heute früh einen Plan gemacht - der Hund braucht mehr Reize - ivch fahre in die Stadt - dort gings auf den OBI-Parkplatz - da wimmelt es nur so von Autos, menschen... Und hatte mich auf Stress eingerichtet (standfestes Schuhwerk eingeschlossen). Wir steigen aus - es war ein Traum. Ich habe mehrere Runden gedreht, mich mit dem Hund sogar an den Haupteingang gestellt - Lennox war sooo brav, besser geht die Leinenführigkeit nicht, er war jederzeit ansprechbar, hat seine Leckerlis genommen und lief super brav an meinem linken Bein, gelegentlich sogar mit Kontakt. Hatte nicht den Eindruck, dass er groß aufgeregt war, etwas ja, aber nicht schlimm. Und bei OBI war ich vorher auch noch nie mit ihm..
Wo liegt da jetzt der Denkfehler? Werde das sicher noch einmal auf dem Marktplatz morgen wiederholen, aber irgendwie scheint meine Theorie nicht so ganz zu stimmen.
Ich kann dir natürlich nicht eine definitive Erklärung bieten. Allerdings kam mir beim Lesen deines Beitrags die Überlegung, ob er vielleicht an anderen Reizen mehr Interesse Zeigt wenn du nicht so viel mit ihm machst? Du bist ja zu OBI gefahren um mit ihm zu üben. warst also drauf eingestellt, dass was kommt (abgelenkt sein etc) und hast vielleicht mehr mit ihm gemacht/ihn mehr beschäftigt?
So nach dem Motto, wenn ich keine Beschäftigung habe suche ich mir eine.
Ist natürlich nur eine Überlegung, andere können sicher mehr helfen.
WIr haben bei Hubbinger das gleiche Phänomen (falls es überhaupt so eines ist) beobachtet. Auf unserer Reise mit dem Wohnbus vor einigen Wochen viel uns auf: Je mehr Trubel war, desto relaxter wurde komischerweise unser Hibbel. Rheinpromenade, Moselufer, Weserstrand usw...je mehr Volk sich dort rührte, und es rührten sich bei dem guten Wetter wirklich viele....je mehr Verkehr war, desto cooler wurde Hubbe. Hier in der Einöde der schwedischen Wälder, ist er wieder anders...
Naja, wenn ich mich in einer weihnachtlichen Fußgängerzone bewege, nehme ich auch keinen einzelnen Menschen wahr, sondern registriere lediglich die Masse. Wenn mir aber auf einem einsamen Feldweg jemand entgegen kommt, schau ich mir den schon genauer an. Und nicht, weil ich "Angst" habe, sondern weil er -aus der Ruhe die mich umgibt- auffällt.
Übrigens ist Lennox in einem Alter, wo er durchaus Dinge "anders" sieht und wahrnimmt. Wo er etwas mehr filtert, Sachen erkundet und ausprobiert...eben in der Pubsidität (wie meine Nichte früher gesagt hat). Es ist normal, das er jetzt Dinge genauer (und kritischer...eben erwachsener!) anschaut.
Rat dazu werden dir sicher Leute geben können, die ihren Hund ebenfalls durch diese pubertäre Phase begleitet haben. Bei Charly ist das schon ewig her, und ich habe einfach alles, was er kritisch beäugt hat, benannt. (Jepp, ein Auto. Da machen wir nix. Komm mit->Keksi fürs mitkommen). Heute würde ich vielleicht das Auto/den Menschein einfach schön clickern, und so vielleicht das "anzeigen" belohnen....aber vielleicht könnte das bei anderen Hunden als CHarly auch nach hinten los gehen, weil man die Sachen damit unnötig "wichtig" macht.
_________
Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Die Begründung dafür bzw. das Stichwort dafür wäre übrigens Reizüberflutung (flooding). Das Hirn ist mit der Masse an Informationen die es verarbeiten soll überfordert, und filtert nur noch das wichtige heraus. Das wichtigste (der Anker, der Sicherheitspunkt) warst du. Also hat Lennox Hirn sich an dir festgehalten, und den Rest rausgefiltert.
Auf dem Feldweg ist die Masse an Infos nicht so gewaltig, der Hund sieht sich den einzelnen Reiz genauer an.
Flooding ist als Training "umstritten"; es ist nicht sicher, ob der Hund aus diesen Situationen wirklich etwas lernt....das Hirn verarbeitet eben keine Eindrücke, sondern blendet sie aus. Ggf. lernt der Hund also diese Situationen auszuhalten, und sich auch sicher darin zu fühlen. Die einzelnen Reize (einzelne Menschen, einzelne Autos) sind deshlab für ihn nicht besser zu ertragen/einzuordnen.
_________
Liebe Grüße, Christiane mit Charly und Paula
Da kann ich Christiane nur zustimmen. So hätte ich es mir auch erklärt.
Zitat von PaulyBei Charly ist das schon ewig her, und ich habe einfach alles, was er kritisch beäugt hat, benannt. (Jepp, ein Auto. Da machen wir nix. Komm mit->Keksi fürs mitkommen)
Du bist manchmal zu komisch (im Sinne von trocken und witzig) Ich muss da immer lachen..
Sabine, ich erinnere mich daran, dass Ben als Jungspund auch so eine Phase hatte. Bei ihm hat sich das besonders auf Menschen bezogen. Er wollte einfach zu allen hinstürmen und sie begrüßen. Besonders Kleinkinder hatten es ihm angetan. Da war es sogar richtig schwer ihn abzurufen. Er durfte dann immer nur nach Freigabe hin. Ehrlich gesagt haben wir da ansonsten gar nichts unternommen, soweit ich mich erinnere. Es hat sich gelegt, als er älter wurde.
Allerdings ist das alles auch schon furchtbar lange her.
Liebe Grüße Linda, Juni und Piri mit Sire Ben im Herzen vereint. ___________________________________________________________________________
"Seelenhunde hat sie jemand genannt - jene Hunde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten durfte und die einen geführt haben auf andere Wege. Die wie ein Schatten waren und wie die Luft zum Atmen. Es wird kein Tag vergehen, ohne an sie zu denken und ohne sie zu vermissen." (Verfasser unbekannt)
Das mit der Reizuberflutung kenne ich auch. Yuri hat mit einzelnen Menschen ,im Wald oder Feld grosse Probleme,die Massen in der Stadt,findet er zwar nicht super,aber er regt sich auch nicht auf.
Die Leute verhalten sich ja genauso,ein einzelnes Hund Mensch Team das einem entgegn kommt,beschaut man ja interessierter,als einen der vielen Hunde in der Stadt. Und Menschen,die uninteressiert wegschauen,sind weder gefährlich,noch interessant.
Autos sind da vermutlich nicht so emotional Ich muss sagen,dass das uben in der Stadt uns uberhaupt nicht weitergeholfen hat,bei unserem eigentlichen Problem. Sinnvoll ist es naturlich trotzdem so etwas zu uben.
Du hast ja jetz ein anderes Problem,wie wir,aber ich denke trotzdem,dass eine Reizärmere Gegend zum uben besser geeignet ist.
z.B Wanderstrecken oder so,wo man nicht ewig warten muss,bis manjemanden trifft,aber auch nicht permanent uberflutet wird.
Ebenso bei Autos,obwohl ich mir vorstellen kann,dass Autos doch eigentlich nicht so sehr interessant bleiben können,die machen ja gar nix,oder?
Wenn ich -grundsätzlich- aversiv mit meinem Hund trainiere, dann macht das auch was mit mir - und nichts was auf OMMMM endet. Ines mit Yuri, Freddy und Ursula sowie Lukas im Herzen
Also die Erklärung von Chantal (Abby und Fiona) kann ich definitiv ausschließen. Ich mache sehr oft was mit ihm und hatte nach dem Aussteigen auf dem OBI-Parkplatz noch gar nicht wirklich angefangen..er hat sich ohne dass ich groß was sagen musste in die Situation begeben. Ich behaupte sogar, dass ich daheim wesentlich mehr auf ihn einwirke...
Also das mit der Reizüberflutung scheint mir da schon wahrscheinlicher. Ich schau ja auch aus dem Fenster, wenn in unserer einsamen Gegend wer lang läuft oder fährt. Nach dem Motto - nanu,wer kommt denn da... Das ist schon so, wahrscheinlich geht es ihm auch so.
Eigentlich bin ich ja froh, dass sich da bezüglich der Stadt keine Baustelle aufgetan hat.Denn ab und an will ich ihn ja wohin mitnehmen. Da war ich heute schon froh und auch ein klein wenig stolz auf ihn, denn schließlich hatten wir ja früher öfters Stadttraining mit der Hundeschule und da lief es anfangs nicht so wie jetzt (da war er ja auch noch viel kleiner/jünger). Für mein Problem daheim hilft mir das allerdings erstnmal nix. Die vorgeschlagene Wanderroute wäre da eine Lösung ("mir" sind ja hier in Thüringen am berühmten Rennsteig!)
Zitat von Sabine 68 ("mir" sind ja hier in Thüringen am berühmten Rennsteig!)
Echt? "Mir" sind aus dem Eichsfeld Also Nachbarn!
Wenn ich -grundsätzlich- aversiv mit meinem Hund trainiere, dann macht das auch was mit mir - und nichts was auf OMMMM endet. Ines mit Yuri, Freddy und Ursula sowie Lukas im Herzen
Sabine, das ist bei uns genauso und ich habe hier den direkten Vergleich, indem ich einfach nur anders abbiege. Wir wohnen sehr ruhig, letzte Straße (Sackgasse) vor dem Feld, nur eine Straßenseite ist bebaut, auf der anderen Seite stehen schon Pferde. Die sich anschließenden landwirtschaftlichen Wege werden sehr häufig von Anwohnern zur Abkürzung benutzt. Die kleinen Straßen, die es hier gibt, führen oft nur bis zu einsamen Höfen oder winzigen Siedlungen. Da fahren wirklcih nur sehr vereinzelte Autos. Auch Menschen sieht man hier nur vereinzelt. Alles, was sich hier bewegt hat die erhöhte Aufmerksamkeit meiner drei Hunde.
Gehe ich vor zur Hauptstraße, wo ein Auto nach dem anderen fährt, wir von Fahrradfahrern überholt werden und eine Horde Menschen vom Bus kommt - Null Reaktion.
Mir persönlich geht es da genauso, muss ich zugeben. Wenn ich hier auf den Feldern einen einzelnen Menschen sehe, finde ich den doch auch interessanter als wenn ich beim REWE über´n Parkplatz gehe und mir einer nach dem Anderen entgegenkommt. Mit Autos ist das genauso. Ich überlege dann, ob ich dieses Auto schonmal gesehen habe, ob es jemand aus dem Nachbardorf ist... würde mir bei den hunderten von Autos an der Landstraße nicht einfallen...
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Stelle doch das Training mal um. Fahre nicht zu "Obi", sondern suche Dir eine leicht befahrene Straße und übe dort mit ihm. Und schau, wie er sich dabei denn verhält.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
----
"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Wenn ich -grundsätzlich- aversiv mit meinem Hund trainiere, dann macht das auch was mit mir - und nichts was auf OMMMM endet. Ines mit Yuri, Freddy und Ursula sowie Lukas im Herzen
Jupp vielleicht kommen wir ja mal in deiner Nähe rum.
Wenn ich -grundsätzlich- aversiv mit meinem Hund trainiere, dann macht das auch was mit mir - und nichts was auf OMMMM endet. Ines mit Yuri, Freddy und Ursula sowie Lukas im Herzen