Ich hab das mal in einen separaten Fred gepackt, damit der Vorstellungsfred nicht überquillt mit Anmerkungen, sondern weiter seinem Zweck dient: der netten Begrüssung
Nun mal eine kleine Situationsbeschreibung: Sanchez ist an sich recht brav, folgt gut (naja, mal mehr, mal weniger ) und ich denke er ist auch körperlich sowie geistig recht gut ausgelastet bei uns. Ist er alleine mit uns, ist er ein Traum von Hund, verschmust ohne Ende und für jeden Spaß zu haben. Einen ausgeprägten Drang, sein Revier zu verteidigen, hat er meiner Meinung nach nicht.
Nur leider haben wir das Problem, dass er unglaublich unsicher ist, d.h. er hat so wie ich das sehe pausenlos den Drang, alles um sich rum kontrollieren zu müssen. Das große Problem daran, er zeigt vor allem im Hausflur eine ziemlich hohe (Angst-)Aggression gegenüber fremden Menschen. Was passiert, wenn er einen fremden Hund im Haus sieht, muss ich euch wahrscheinlich gar nicht erst erzählen Sobald er einen Menschen kommen sieht, hechelt er stark, knurrt und bellt auch. Kommt der Mensch ihm zu nahe, geht es teilweise sogar soweit, dass er zuschnappt (kein fletschendes Beissen, eher so ein kleiner "Angsthapser"). Er lässt sich grundsätzlich von fremden Menschen nicht anfassen, ich versuche natürlich auch sogut wie möglich, den Menschen klar zu machen, dass er nicht angefasst werden möchte. Sanchez war nicht immer so - als junger Hund mochte er eigentlich alles und jeden, er wollte gestreichelt werden, hatte keine Angst usw. Ein "Schreckerlebnis" im Zusammenhang mit fremden Menschen gab es nie.
Zur Vorgeschichte "Hund-Hausflur": Als wir Sanchez neu hatten, wohnte noch ein anderer Hund mit im Haus. Dieser stürmte eines schönen Tages unangeleint aus dem Aufzug hervor und hat Sanchez in die Ecke gedrängt und gebissen. Passiert ist nichts, aber ich weiß nicht so recht ob das nicht mit ein Auslöser dafür gewesen sein könnte, dass Sanchez jetzt im Haus so schwierig ist. Oder ob das der Stinker schon wieder vergessen hat, und nur Frauchen sich Gedanken darüber macht? ;-)
Wir haben schon allerlei versucht, um das Problem in den Griff zu bekommen. Ich habe so langsam auch Angst, das er irgendwann mal jemanden richtig beisst und wir dann eine Anzeige oder sonstwas bekommen... - Ein konsequentes Kommando "Schluss" und "Fuss" mit flottem weitergehen am fremden Menschen vorbei: - Ablenkung durch positive Bestärkung / Leckerli / Spielzeug: Keine Chance, da könnte man einen Schweinebraten vor seine Nase halten und noch so konsequent "Fuß" sagen, in dem Moment in dem er den anderen Menschen sieht, sieht er rot.
- Schepperdisc Scheiben: Hat anfangs funktioniert, jedoch hat er schnell kapiert, das das nur scheppert und nicht wirklich was passiert (Die Scheiben wurden von der Hundetrainerin in meinem Beisein konditioniert!)
- Sprayhalsband mit Fernbedienung: Hat auch relativ gut funktioniert, jedoch gebe ich zu, war mein Timing nicht immer perfekt, und der Effekt war auch nur in dem Moment da, in dem der Sprühstrahl kam. Danach hat er sofort weiter geknurrt / gebellelt etc.
Ich habe so das Gefühl, das das ganze sich immer mehr aufbauscht und er nun langsam schön draußen im immer größer werdenden Radius um das Haus herum anfängt, sich so aufzuführen, wobei er sich draussen noch halbwegs ablenken lässt. Wenn wir an anderen Orten oder auch direkt bei uns auf dem Feld spazieren gehen, und ein fremder Mensch kommt entgegen, interessiert ihn das eigentlich nicht die Bohne. Er registriert den Menschen, geht aber nicht hin o.ä., es scheint im ganz egal zu sein, wer da kommt.
Ich habe schon mit diversen Hundetrainern drüber gesprochen, nur leider immer wieder die selben Tipps bekommen, die wir schon vergeblich ausprobiert haben. Eine Einzelstunde direkt bei uns im Haus habe ich auch schon in Erwägung gezogen, jedoch zeigt Sanchez das Verhalten nicht, sobald ein Trainer mit anwesend ist. Der Vorführ-Effekt!!!
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Ich habe ihm Moment nicht genug Zeit, werde gerne nachher noch ausführlicher was dazu schreiben. Und ganz sicher wird unsere Forums- ganz viele gute Hinweise geben können.
So viel aber vorab: Bitte, lass die Finger von Schepper-Discs und Sprühhalsbändern.
Wenn ein Hund aggressiv reagiert, tut er das weil es für ihn eine logische Verhaltensweise ist. Er will damit etwas erreichen, z.B. Distanz zum anderen Hund oder Menschen. Wenn Du möchtest, dass Dein Hund Dir in solchen Situationen vertraut und Dir gerne die Führung überlässt, ist es kontraproduktiv, wenn Du ihn in einer situation, in der er sich anders nciht mehr zu helfen weiß als mit Aggression, auch noch erschreckst oder ihm zusätzlich unangenehme Gefühle vermittelst. Und dass es durch solche Aktionen immer schlimmer wird, dafür gibt es zahllose Beispiele - die Du auch hier finden kannst. Zum Glück haben alle einen besseren Weg gefunden.
Stell Dir mal vor, Du hättest Angst vor Spinnen. Und jedes Mal, wenn du eine Spinne siehst, kommt Dein Lebensgefährte, erschreckt Dich von hinten, packt Dich dann an der Hand und schleift Dich in kleinem Abstand an der Spinne vorbei. Wie fühlst Du Dich dabei? Anders geht es dem Hund auch nicht.
So hat Elektra es hier im Forum schön beschrieben, nur dass man in Eurem Fall noch das Erschrecken hinzufügen müsste:
Zitat von ElektraStelle Dir mal vor, Du hast Angst vor Spinnen. Wenn jetzt jemand kommt, wie irre auf Dich einredet und Dich versucht, auf eine Spinnenansammlung zuzubewegen, immer mit den Worten "die tun doch nix, Du mußt doch keine Angst haben", das vielleicht sogar hektisch und in einem Dir unverständlichen Dialekt, wirst Du eher mehr Angst bekommen als weniger, auch wenn der Betreffende Dir nicht wehtut und es gut meint.
Würde er Dich auf die Spinnen zu zerren, Dich zwingen, sich aus Deiner Sicht negativ verhalten, würdest Du ihm nicht nur nicht vertrauen, sondern a) die Spinnen als noch schlimmer wahrnehmen als schon zuvor und b) Dich vermutlich, wenn Du nicht wegrennen könntest, weil derjenige Dich an sich festgebunden hätte, ihm und den Spinnen gegenüber aggressiv verhalten.
Käme er aber, sagte Dir in einer Dir verständlichen Sprache und in aller Ruhe, daß er Dir an den Spinnen vorbeihilft und führte Dich ganz souverän und sicher in genügendem Abstand in ihre Richtung während er Dir im Sekundentakt 100-Euro-Scheine überreichte, würdest Du irgendwann a) lernen, daß die Spinnen Dir tatsächlich nichts tun und sie b) ganz toll finden, weil Dir ständig etwas ganz Tolles passiert, solange sie da sind.
Man kann Aggression nur dadurch in den Griff bekommen, indem man den Hund eine Alternative zeigt. Lies Dich hier einfach mal durch´s Forum und Du wirst viele gute Beispiele und Tipps bekommen!
Und da Du ja aus der Münchner Umgebung kommst, vielleicht kann Barbara ja bei Ihrem Workshop in München mal Kontakt zu Dir aufnehmen! Da würdest Du ganz bestimmt kompetente Hilfe bekommen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
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Eins wollte ich noch zum Hausflur sagen, das hatte ich vergessen:
Natürlich würde ich das Training gerne so aufbauen, dass ich Sanchez mit viel Abstand langsam immer näher an Fremde im Haus heranführe. Das Problem dabei ist nur, das unser Hausflur sehr eng ist und praktisch keine Möglichkeit lässt, mit Abstand aneinander vorbei zu gehen. Ich versuche schon möglichst viele "Zusammentreffen" im Flur zu vermeiden, nur leider muss man doch ab und an aneinander vorbei Wir haben auch schon versucht, das ganze mit einer "Testperson" zu üben, d.h. ich stehe z.b. oben auf der Treppe, unten steht der fremde Mensch, und Sanchez kann aus Abstand gucken und wir belohnt. Aber der Stinker ist einfach zu schlau - nach 2 Versuchen ist die "Testperson" sozusagen verschlissen, und es interessiert ihn nicht mehr, weil er irgendwie merkt, das das jetzt eh nur ein Test ist. Das kuriose dabei ist ja, mit fremden IN unserer Wohnung hat Sanchez kaum Probleme - da ist er zwar anfangs unsicher, aber nachdem er merkt das der Besuch sich nicht für ihn interessiert, geht er sogar freundlich auf den Menschen zu und leckt / wedelt.
Bezüglich der Schellen usw. bin ich ja eigentlich auch ein Fan von weniger "brachialen" Methoden, ich hatte nur gehofft ihn damit im Moment der Agression "aufzuwecken", sodass er zumindest kurz innehält und irgendwie in irgendeiner Art und Weise ansprechbar ist.
Ich habe natürlich auch schon versucht sobald ein fremder in Sicht ist => , nur leider klappt das nur ganz kurz, dann sieht es für mich so aus als würde Sanchez denken "Oha, warte mal, da ist ja ein Fremder!!!" und dann gibts wieder die volle Knurr-Bell-Beiss Show :-(
---------------- Liebe Grüße von Marion & Sanchez ---------------- "Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes, er ist schneller und gründlicher als ich. " Fürst Bismarck
Klar, das mit dem Hausflur ist eben nicht immer zu vermeiden und man kann Distanz nur aufbauen, wenn es eben geht. Eine Möglichkeit wäre eben im Zweifel einfach umkehren (entweder zruück in die Wohnung oder aus der anderen Richtung wieder nach draussen). Den "Rückwärtsgang" vergisst der Mensch nur allzu leicht - geht mir auch immer so. Aber ein geordneter Rückzug hilft in vielen Stresssituationen!
Zitat Bezüglich der Schellen usw. bin ich ja eigentlich auch ein Fan von weniger "brachialen" Methoden, ich hatte nur gehofft ihn damit im Moment der Agression "aufzuwecken", sodass er zumindest kurz innehält und irgendwie in irgendeiner Art und Weise ansprechbar ist.
Mit "aufwecken" hat das nicht viel zu tun, denn das was Sanchez da tut ist ja aus biologischer Sicht so gewollt. Er sieht "Gefahr" (auch wenn das für uns keine ist - was Gefahr bedeutet definiert erstmal der Hund für sich) und schüttet Streßhormone aus. Die sorgen dafür dass der KÖrper auf Höchsttouren läuft und vor Allem, dass sich der Fokus einzig und allein auf die Gefahr richtet. Unwichtiges wird ausgeblendet. Er KANN also gar nicht auf Dich reagieren. Auch hier brauchst Du Dir nur eine Situation vorstellen, die Dich betrifft. Jemand steht mit einem gezückten Messer in der Tür und Du hast eine Heidenangst. Hinter Dir sagt jemand "Setz Dich doch". Könntest Du das? Würdest Du es schaffen den Blick von dem Mann mit dem Messer abzuwenden? Oder würdest Du brüllen wollen: Hau ab, geh weg!!! ?
Wenn Dein Hund in solchen Situationen nicht ansprechbar ist, dann ist die beste Strategie Distanz aufzubauen, bis Sanchez wieder ansprechbar ist. Auch hier weiß ich, dass das nicht immer geht (den Rückwärtsgang nicht vergessen) - oft wird man überrascht. In solchen Momenten ist es aber wichtig, dass die Situation positiv abgeschlossen wird. Zum Beispiel, in dem man sobald der Hund wieder ansprechbar ist, sofort bestätigt, wenn der Hund einen ansieht und auch den ruhigen Blick zum anderen Hund/Menschen sofort bestätigt, lobt und belohnt. So lernt der Hund, dass der Reizauslöser auch weggeht, wenn er ruhig ist. Und wenn es geht, weiche aus, bleib ruhig, immer schön Click und Belohnung (für viele Hunde ist das Distanz aufbauen schon Belohnung).
Ein schönes Alternativverhalten ist z.B., dass Dein Hund Dich anschaut. Das Ansehen auf Signal kann man dem Hund erstmal zu Hause beibringen. Wenn er es kann, dann nach draussen verlegen und immer in ablenkungsarmen Situationen üben. Als nächsten Schritt immer dann, wenn er einen Reizauslöser in großer Entfernung sieht. Irgendwann wird Dich der Hund von alleine ansehen, wenn er den Reizauslöser sieht. Und immer schön C&B
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
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