So, wie versprochen will ich nun einmal anfangen Nicos Geschichte bis heute so ausführlich wie möglich aufzuschreiben:
Begonnen hat alles mit einem (meinem) Krankenhausaufenthalt im Sommer 2009. Der Gedanke an einen Hunde schlummerte bereits sehr lange bei meinem Mann und mir, gerade auch da wir beide schon früher immer Hunde hatten entschieden wir uns kurzentschlossen ins Tierheim zu fahren und uns erst einmal nur umzuschauen. Ich wußte, dass ich nach der OP noch gute 8 Wochen krankgeschrieben bleibe, daher die beste Zeit um einen Hund einzugewöhnen... dachten wir. Aus dem „umschauen“ im TH wurde sehr schnell regelmäßiges Gassigehen und so nahm alles seinen Lauf.
Als wir Nico im TH besuchten war er ein sehr ruhiger, zurückhaltender und in sich gekehrter Hund. Er hat in mir etwas den Eindruck erweckt, bereits aufgegeben zu haben. Er war nur schwer zum spielen oder toben zu animieren und konnte sich nicht konzentrieren. Eine Bindung zum Menschen war nicht einmal ansatzweise vorhanden – woher auch? Er ist ja nur „rumgereicht“ worden und hat in den ersten entscheidenden Monaten gar nicht die Möglichkeit gehabt eine richtige Bindung aufzubauen. Ganz anders, wenn andere Hund da waren! Das blühende Leben, zu jeder Schandtat bereit und wahnsinnig verspielt. Jeder Hund war toll und wurde übermütig angespielt... (im Gegensatz zu uns...)
Spielen: das war dann auch unser erster Ansatz, als er endlich bei uns einziehen durfte! Wir haben versucht ihm langsam beizubringen, dass man auch mit Menschen spielen kann. Erstmal mit Spielzeug, dann auch Tobespiele, Suchspiele etc. Leider nur mit sehr mäßigem Erfolg – er war sehr leicht ablenkbar und jedes kleine Geräusch, jede Ablenkung brachte ihn aus dem Konzept und musste ergründet werden.
Da wir ihm natürlich auch Sozialkontakte ermöglichen wollten, ging es jeden Tag mindestens eine Stunde auf die Hundewiese. Das wir dabei völlig in den Hintergrund rückten und Nico damals völlig die Kontrolle hatte, was getan wurde ging uns erst später auf! Aus heutiger Sicht betrachtet, haben wir damals prima funktioniert! Nico: „Frauchen/Herrchen ich geh mal dahin!“ - Ich: „Klar, da wollten wir eh langgehen“ Das ging ungefähr einen Monat so, bis mir langsam dämmerte, dass wir so nicht an ihn rankommen. Der erste Moment in meinem Leben, wo ich anfing viel intensiver als bisher über Hunde zu lesen – im Internet und in vielen Büchern.
Die erste Veränderung zog mit der Schleppleine in unser Leben! Ich will sie bis heute nicht missen und wir sind wirklich gut verwachsen, doch damals war es eine echte Umgewöhnung. Vor allem für Nico! Also ab auf die große Wiese und Schleppleinentraining. Ohne Worte, keine Kommandos, nur Blicke. Wir sind tagelang nur hin und her gelaufen. Erfolgreich! Zumindest die Leinenführigkeit hat sich innerhalb kurzer Zeit sehr viel verbessert und Nico hat gelernt zumindest etwas auf uns zu achten! Noch nicht viel, aber ausbaufähig!
Leider kamen mit der Schleppleine auch die ersten Verhaltensauffälligkeiten zu Tage. Andere Hunde wurde verbellt, die Leinenaggression nahm zu. Ob es mit der Schlepp zusammenhing kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, es begann nur in etwa zeitgleich – also er circa 2 Monate bei uns war. In diesem Zeitraum wurden auch erstmals Menschen „gestellt“! Auf manche Alltagsgegenstände wie Fahrräder, Roller, Kinderwagen, Rolatoren, Regenschirme etc. etc. hat er bereits von Anfang an reagiert, aber Menschen war neu! Beim ersten mal hab ich noch nicht drüber nachgedacht – war wohl ein Ausrutscher „oder so“... aber es passierte öfter! Mal ein Hundehalter, der mit seinem Hund schimpft, dann ein Mann, der ohne Hund nur so auf der Wiese stand. Mal ein Mann mit Mantel, dann eine Frau mit Hut. Ich habe immer versucht einen Auslöser zu finden, um mir ein Schema aufzubauen nach dem er handelt, doch leider habe ich dieses Schema nicht wirklich erfolgreich anwenden können. (Mittlerweile weiß ich, dass er auf fixierende Blicke extrem reagiert! ... darauf hab ich anfangs nicht geachtet.)
Ebenfalls in diesem Zeitrahmen begannen die Zerstörungen in unserer Wohnung. Ich hab die ersten 8 Wochen mit ihm das Alleinebleiben Stück für Stück aufgebaut, bis er problemlos bis zu 2 Stunden alleine bleiben konnte. Dann wurden die ersten Hündinnen hier in der Gegend läufig und er war nicht mehr zu halten! Anfangs dachte ich es würde sich wieder legen – er war nunmal ein intakter Jungrüde, der seiner Natur folgen wollte – bis er Erfolg hatte! Mein Bruder kam mit seiner läufigen Hündin zu Besuch! Dumme Idee, Nico war nicht zu halten!!! Die Nächte darauf war an Durchschlafen nicht mehr zu denken, tagsüber war jede Fährte interessant, er vergaß sich zu lösen, was uns dann auch nachts vor die Tür trieb. Der Stress steigerte sich für ihn so weit, dass er unter ständigem Durchfall und Erbrechen litt. Wenn er alleine in der Wohnung bleiben musste, wurde die Einrichtung komplett zerfetzt! Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde zerlegt. Die Tierarztbesuche häuften sich und die Rechnungen ebenfalls... Zu dieser Zeit fiel die Entscheidung uns an eine sehr bekannte und anerkannte Hundetrainerin hier in der Gegend zu wenden und ein Versuch mit dem Kastrations-Chip. Unser Tierarzt riet uns dazu, die Trainerin war nicht abgeneigt – ich dagegen sehr, aber es sollte ein Versuch wert sein! Parallel wurden ein Bluttest gemacht, Hormonwerte bestimmt. Sie waren unauffällig.
Wir begannen das Alleinebleiben erneut aufzubauen – mit anderen Regeln. Kenneltraining, gefüllter Kong, kein Spielzeug mehr zur freien Verfügung, völlige Resourcenkontrolle, in der Wohnung ignorieren, Auslastung gesteigert, DAP, mal mit Radio an, mal mit Fernseher. Erfolglos. Wir haben ihn gefilmt um sein Verhalten genauer zu analysieren, unsere Trainerin hat nur den Kopf geschüttelt. Angeblich passte er in kein Schema! Den Kennel hat er gehaßt (und komplett zerlegt), der Kong wurde in die Sofapolster eingearbeitet und Schubladen wurden zu Kleinholz verarbeitet. Wir waren ratlos! :o( Parallel haben wir in einer Unterordnungsgruppe angefangen. Das Training hat Nico mehr oder minder gelangweilt mitgemacht. Da die Hunde weder vor noch nach dem Training spielen durften, wurde wieder gepöbelt. Das hat sich dort schon eingeprägt – „ich darf nicht hin, also „pöbel“ ich!“ So kam es mir zumindest vor. Ich hab die Trainerin darauf angesprochen, daraufhin hieß es wir sollen an seiner Toleranzgrenze arbeiten. Mehr Reize – mehr Kontrolle. Die erwünschte Besserung blieb jedoch aus. Dafür wurden die Spaziergänge immer interessanter! Aus den Bäumen wuchsen Leckerlis, überall gab es was Tolles (Leckeres) zu finden und immer öfter flog die Futtertasche. Dann kam der Schnee und alle Sorgen waren vergessen! Das Training in der Hundeschule habe ich abgebrochen (ich hatte das Gefühl, dass auf uns nicht mehr richtig eingegangen wurde). Ich habe stattdessen Themenabende und Seminare zum Thema „Aggressionen beim Hund“, „Calming Signals“ und „Kommunikation“ besucht. Wir haben einen sehr stressfreien Winterurlaub verlebt und Nico war auf einem guten Weg wieder halbwegs gelassen alleine zu bleiben. Bis die nächsten Hündinnen läufig wurden...
Alles ging wieder von vorne los! Nur schlimmer! Nico stand unter Dauerstrom! Die Einrichtung wurde zerlegt, er litt unter ständigem Durchfall, kaum Schlaf, fiepte die Nächte durch. Die Außenwand unserer Wohnung wurde langsam dünner weil er immer wieder versuchte rauszukommen, Steckdosen wurden zerbissen und aus der Wand gezogen, es war Stress pur! Für uns alle. Wieder mehrere TA-Besuche, erneut der Rat zur Kastration – diesmal richtig. Ich tat mich mit der Entscheidung sehr schwer doch für uns war klar zu erkennen unter welchem Stress er stand – und es wurde ja nicht wirklich besser. Ende März war es dann soweit. Der Eingriff verlief gut, alle meine Bedenken waren unnötig gewesen. Doch irgendwie fehlte was...
Er erholte sich prima und unser Zusammenleben entspannte sich merklich! Heute ist er in der Wohnung der ruhigste Hund der Welt, ab und an wird noch eine Schublade angeknabbert, doch wir haben unsere Ansprüche runtergeschraubt und er ist viel entspannter geworden. Hündinnen sind noch immer sehr interessant, jedoch nur noch zum Spielen! :o)
Leider blieb die Ruhe nur von kurzer Dauer, da sich sein Verhalten draußen wieder verschlechterte. Die Leinenaggressionen nahmen zu, er wurde schreckhafter (war er ja vorher schon, nur weit weniger) und Menschen wurden mehr und mehr zum „roten Tuch“. Fahrräder, Jogger, Walker etc. hingegen lassen ihn mittlerweile völlig kalt!
Zu diesem Zeitpunkt begann ich wieder mit der Suche nach einem neuen Trainer. Diesmal hab ich zuvor sehr viele Kritiken im Internet gesucht und mich schlussendlich entschieden 50 km entfernt einen Trainer aufzusuchen. Ich kam in eine andere Welt – erstmal lange Gespräche! Alle Details wurden abgefragt, das Umfeld betrachtet, seine Vorgeschichte erfragt und es gab Einzeltraining! (Das gab es bei der anderen Trainerin auch, doch wurde nicht für nötig erachtet) Nico bekam ab diesem Zeitpunkt sein Futter nur noch aus der Hand und unterwegs – er musste dafür arbeiten! Zuvor bekam er den Großteil auch unterwegs, doch gab es abends noch etwas in den Napf. Diese Sicherheit nahmen wir ihm und er lernt unglaublich schnell, dass er für sein Futter aktiv mitarbeiten muss. Wir wurden zum Mittelpunkt seiner Spaziergänge, der Ball wurde interessant (vorher: Ball? Spiel doch alleine...) und es lohnte sich auf Frauchen und Herrchen zu achten! Da passiert ja immer wieder etwas spannendes ;o) Den Sommer über konnten wir mehr und mehr Fortschritte beobachten und hatten viel Spaß zusammen, bis...
...Nico eines Morgens nach der Postbotin schnappte! Ich war total geschockt! Aus (für mich) unerklärlichem Grund schnappte er nach dem Arm der Frau, die uns jeden Morgen freundlich grüßend entgegen kam. Für mich völlig unverständlich! Ich hab geheult, der Tag war gelaufen. Es ist zwar nichts passiert, nichtmal ein Kratzer und die Jacke blieb auch heile, doch für mich ging eine Welt unter! Bis heute kann ich keinen Auslöser für dieses Verhalten finden – es war alles wie immer, doch irgendetwas für mich nicht ersichtliches muss anders gewesen sein. Ich weiß nicht, was es war!
Den gleichen Abend noch hab ich meinen Trainer angerufen und wir fingen an Nico an den Mauli zu gewöhnen. Beim Training haben wir verschiedene Situationen nachgestellt und durchgespielt, dabei hat Nico 2 Mal versucht mich von hinten anzugehen bzw. zu korrigieren indem er schnappt. Meist war er in diesen Momenten offensichtlich schon so genervt von unserem Verhalten (Training), dass er ebenfalls anfing in die Leine zu beißen, mich anzuspringen, Löcher zu buddeln, sich eben die Zeit zu vertreiben und nicht das gewünschte Training auszuführen! Dieses Verhalten endete nach jedem Training sofort wieder sowie ich vom Platz runter war. Auf Spaziergängen im Wald, auf Wiesen, auch auf der Hundewiese war das Trainieren kein Problem! Selbst mit Ablenkung wurde es immer besser – und auf dem Hundeplatz schlechter :o(
Wir haben in dieser Zeit verschiedenes ausprobiert um herauszufinden, womit ich Nico richtig begeistern kann: Longieren, Agility, Reißangel, Dogdance (oder auch: Nico fällt über seine Pfoten), Treibball, Fährte, Apportieren. Fährte fand er so toll, dass er unterwegs nur noch mit der Nase auf dem Boden war, das haben wir wieder etwas reduziert. Apportieren üben wir noch immer – allerdings sehr dosiert, also kurze Einheiten aber dafür mit vielen Hindernissen. Der Rest war nicht sooo interessant. Allgemein kann ich Nico meist nur kurzzeitig für etwas begeistern, ihm wird schnell langweilig bzw. etwas wird uninteressant. Selbst das Toben mit anderen Hunden beendet er mittlerweile aktiv, wenn er nicht mehr mag. Die stundenlangen Tobe-Einheiten mag er nicht mehr, da wir dem einen oder anderen Hund schon mal deutlich (aber sehr sanft) gezeigt, dass Schluß ist. Einzig der Ball ist immernoch aktuell – allerdings auch nur der Gummiball, da er springt und eine gewissen Eigendynamik entwickelt. Mehrere Trainingsvarianten kann ich jedoch ohne weiteres hintereinanderweg üben – also wenn er 10 Minuten apportieren muss, kann er danach super 20 Minuten Unterordnung mitmachen und danach wieder 10 Minuten apportieren. So gehen wir momentan auch unterwegs vor. Viele Variationen.
Die letzten Monate ist es besser und besser gelaufen, teilweise war ich sehr sehr stolz auf ihn, wie locker er an anderen Hunden vorlaufen konnte – ohne Beschwichtigungsbogen (den hatten wir zunächst recht groß gezogen, als die Leinenaggressionen ganz schlimm waren und nach und nach wieder verringert) und wie wenig ihn andere Menschen gestört haben! Leider haben wir vor circa einem Monat wieder eine Rückschlag erleben müssen. Bei der Abendrunde kam ein Fußgänger zügig über die Straße und wollte 5 Meter von uns entfernt in eine andere Straße abbiegen. Nico ging wieder voll nach vorne und drehte völlig durch! Er war an der Leine und dieses Mal konnte ich ihn gut halten, doch wieder war ich völlig irritiert! War es der schnelle Gang, die Tatsache, dass es dunkel war? Was war anders an dem Mann als an anderen? Das sind die Fragen, die mich immer wieder beschäftigen!
Wenige Tage später hatte ich ein ähnliches Erlebnis im Wald: Wir waren mit 4 Hunden und mit mir 3 Personen unterwegs. Die Hunde haben Leckerchen suchen dürfen und wir haben „verstecken“ gespielt. Kurz darauf kamen uns zwei Spaziergänger entgegen. Meine Bekannte hat kurz mit ihnen gesprochen, die Hunde waren an den Schleppleinen und haben entspannt gewirkt. Ich habe mit Nico ungefähr 2 Meter entfernt noch an einem Leckerli-Baum gestanden, bis er sich unvermittelt vom Baum abwandte und auf den einen Spaziergänger zusprang. Er ist vom Baum weg direkt nach vorne in die Leine gesprungen und hat gebellt. Alles ging sehr schnell und war auf mein „Stop“ sofort wieder beendet, dennoch macht es mich wieder nachdenklich! An diesem Tag sind noch weitere Merkwürdigkeiten geschehen: Beim „verstecken“ hat Nico mich jedesmal gefunden und wir sind anschließend immer wieder zur Gruppe zurück. Keine 2 Minuten später dreht er sich schlagartig um, reißt mich fast von den Füßen und rennt panisch zu meinem letzten Versteck und sucht... und sucht... und sucht! Mein Rufen und pfeifen kam erst nach gefühlten 2 Minuten bei ihm an und er realisierte, dass ich bereits wieder da war! Freudig kam er auf mich zu und alles schien wieder gut zu sein. Einige Kilometer weiter ließ ich mich etwas von der Gruppe zurückfallen (Nico war durch meine Bekannte gesichert an der Schlepp) um zu schauen, wie aufmerksam er gerade ist. Er kam mir in dem Moment noch sehr „aufgedreht“ vor. Was ich befürchtet hatte trat ein, er bekam nichts mit! Ich habe mich dann hinter einem Baum versteckt und erst nach 10 Minuten fiel ihm auf, dass ich nicht mehr da war! Alles rufen und pfeifen wurde zunächst überhört. Er kam mich dann (mit meiner Bekannten) suchen und stellte (!!!) mich hinter dem Baum! Erst nachdem ich ihn angesprochen habe, erkannte er mich!
Gestern hatten wir eine Begegnung, wieder im Wald, mit drei frechen Hündinnen, die ganz entspannt auf Nico zukamen, woraufhin er sich wie versteinert hinsetzte und am ganzen Körper anfing zu zittern! Seine Ansprechbarkeit war runter auf Null, erst nachdem die Hündinnen alle lefzenleckend um Aufmerksamkeit bettelten, entspannte er sich wieder!
Diese Ereignisse haben mich wieder zum Grübeln gebracht. Ich frage mich ständig nach dem Auslöser – woran kann es liegen? Spielt die Kastration mit rein? Ist es mein Verhalten, vermittel ich unbewusst Unsicherheit? Könnte es hormonelle Ursachen haben? Könnte es mit seiner Vergangenheit zu tun haben? Spielen andere Hunde eine Rolle? Wird er von uns über- bzw. unterfordert? Was läuft da falsch und wo kann ich noch ansetzen? Ich brauche dringend Denkanstöße!
Wir haben jetzt erstmal einen (zweiten) Schilddrüsentest machen lassen, die Ergebnisse bekommen wir hoffentlich morgen. Weiter werden wir erst noch einmal mit dem Tierarzt nach dem Ausschlußprinzip vorgehen um alle körperlichen Auslöser ausschließen zu können. Erst dann werde ich mit meinem Trainer wieder mit dem Einzeltraining anfangen. Diesmal möchte ich jedoch unterwegs mit ihm arbeiten, nicht auf dem Platz.
Einige Informationen möchte ich noch kurz ergänzen, um das Bild etwas „abzurunden“:
Als Nico zu uns kam, kannte er kein Streicheln, kein Kuscheln, keine Nähe garnichts! Heute kommt er aktiv und sucht unsere Nähe, was wir bewusst zulassen und auch loben. Erst seit gut 6 Monaten kann er es genießen gekrault und massiert zu werden! Auf dem Kopf anfassen läßt er sich jedoch nur, wenn er jemandem wirklich vertraut – ansonsten duckt er sich weg!
Stöcke sind und waren ihm immer ein Graus! Krücken und Walkingstöcke werden mittlerweile toleriert (meiner Mutter sei dank, sie ließ sich nicht vom Walken abbringen!), doch zugeklappte Regenschirme können je nach Bewegung eine Bedrohung bedeuten!
Spielzeug ist noch immer komisch, bis auf seinen Ball und das Seil ist nichts lange interessant.
Bei Dunkelheit sieht er offensichtlich schlechter (wird noch ärztlich abgeklärt).
Ab und an werden vor Schreck (reicht wenn ich mit Handtuch auf dem Kopf aus der Dusche komme) die Analdrüsen entleert.
Mit dem Maulkorb sind wir derzeit nur in sehr belebten Gegenden unterwegs und auch nur, wenn es sich garnicht vermeiden lässt. Uns ist aufgefallen, dass viele Nico aufgrund des Mauli's extrem fixieren, was ihn wiederum total aus der Fassung bringt.
So, dass waren die wichtigsten Punkte, mehr fällt mir momentan auch nicht mehr ein, mein Kopf ist ganz schön leer gerade! Vermutlich fallen mir noch viele viele kleine Details ein, aber für heute soll es erstmal reichen! Ich hoffe Ihr konntet Euch ein Bild machen und nun hoffe ich auf Eure Anregungen, Kritik und Ideen! Wenn Ihr noch Fragen habt, dann fragt - es ist ganz schön schwer 15 ereignisreiche Monate zusammenzufassen ;o)
Puuuhhhh....... ich habe Eure Geschichte jetzt wirklich völlig gebannt gelesen. Danke für diese ausführliche Erzählung.
Da ich hier nicht zu den Spezialisten gehöre, kann ich Dir leider noch keine Ratschläge und Denkanstöße geben. Deshalb von mir jetzt erstmal "nur" meinen tief empfundenen Respekt, was Ihr alles tut, um Nico ein entspannteres Leben zu ermöglichen, wieviel Geduld und Liebe Ihr diesem Hund schenkt. Das würden nicht viele Menschen machen.
Ich wünsche Euch von Herzen, daß Ihr hier viele Anregungen bekommt, Nico weiter zu helfen.
Schön, daß wir Euch ein wenig auf Euerm Weg begleiten dürfen.
Petra mit Mogli und dem Schäfchen im Herzen ------------------------ Der ist nicht klein, der ist ein Hundekonzentrat. :o)
Uiiiiih! So schön ausführlich! Da ich mir aber gaaaaanz viel Zeit nehmen will und jetzt aber ins Bett muss, wird das "Studium" der Nico-Vorstellung auf morgen vertagt! Gute Nacht!
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Wie gut, daß Nico bei Dir gelandet ist - ich denke, viele andere hätten aufgegeben. Ich hoffe, daß Du hier neue Lösungsansätze bekommen wirst (auch wenn ich leider nichts dazu beitragen kann)!
******************** Viele Grüße, Steffi mit Bendo - und Pina, Einstein, Tovje und Treff im Herzen
"Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia, 1922)
Danke fürs Erzählen . Eure Geschichte hat mich wirklich gefesselt. Ihr habt schon so viel durch und gemeistert. Ich finde es toll, wie Du an Nicos Probleme herangehst und drücke euch die Daumen, dass ihr weiterhin erfolgreich seid.
So, jetzt bin ich auch durch! Das war ja ein richtiger Krimi! Was hat der Kerl Glück bei Euch gelandet zu sein! Ich bin schwer beeindruckt, was ihr alles getan habt und tut, um Nico ein streßfreies Leben zu ermöglichen! Ich bin sicher ihr werdet noch Euren Weg finden. Nico ist ja noch nicht lange bei Euch. Und Vieles, was ihr erzählt, kommt mir sehr bekannt vor. Bei uns hat es auch fast zwei Jahre gedauert, bis wir die ersten richtigen Erfolge hatten.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Oh, danke für Eure vielen Daumen - die kann ich immer gut gebrauchen!
Wir haben gerade mit dem TA telefoniert. Nicos Hormonwerte sind alle im mittleren Normalbereich! Die genauen Werte bekomme ich noch, aber die SD ist völlig in Ordnung. Also können wir diesen Punkt wieder ausschließen! Insgeheim hatte ich ja etwas gehofft, es sei die SD - aber nun ja...
@Tante_Haha: Es baut auf zu lesen, dass es bei Euch fast zwei Jahre gedauert hat! Danke!!!
Ich würde mich freuen, wenn Ihr noch ein paar Ideen hättet, wie man die Gassirunden noch spielerisch ausbauen könnte!
Zitat von Cruella@Tante_Haha: Es baut auf zu lesen, dass es bei Euch fast zwei Jahre gedauert hat! Danke!!!
Wir hatten Erfolg mit dem "Weniger ist mehr"-Prinzip. Ich hab anfangs auch gedacht, Lumpi müsste gaaaanz viel Bewegung haben und dann noch Tricks üben, Fährten suchen und was weiß ich nicht noch alles. Spaß hat es ihm ja gemacht. Aber tatsächlich hab ich ihn schlichtweg überfordert. Jetzt haben wir mehrmals am Tag Zeiten, wo er rennen und toben darf - muss ja sein. Beschäftigung gibt es lieber immer mal wieder und nur kurz zwischendurch, also mal fünf Minuten hier und fünf Minuten da. Und dazwischen ist Ruhe verordnet. Erst so hat Lumpi die Möglichkeit bekommen seine aufgestauten Streßhormone abzubauen.
Es ist immer schwer einen Mittelweg zu finden. Der Hund soll ja ausgelastet werden, aber man sollte - gerade am Anfang - erstmal langsam machen.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
Darf ich fragen was ihr alles tierärztlich habt abklären lassen? Ist seine Gehirn untersucht worden? Und bei welchen Trainern/Trainerinnen ward ihr? Du sagst ein/e beakannte/r Trainer/in war dabei. Wäre für mich interessant. Vielleicht hast du es bereits geschrieben und ich habe es völlig vernachlässigt: Was weisst du über seine Verganenheit? Viele liebe interessierte und grübelnde Grüße von mir und Hut ab vor euren Bemühungen. Wie schaut denn ein normaler Alltag bei euch aus? Ich stelle mal eine Frage, weil ich damit schon mal Erfahrungen hatte und ein Hund ganz ähnlich difus reagierte. Bitte nicht böse sein. Also: Hat eine von den Personen die euren Hund betreut ein boarderline syndrom oder andere Krankeheiten der Psyche die mit starken Stimmungsschwankungen übereingehen? Grüße von Jacqueline.
PUH, da habt ihr ja schon eine Menge durchgemacht! Nicht jeder hätte so lange nach Lösungen gesucht.
Insgesamt scheint es mir, dass es sinnvoll ist, wie schon geschrieben, die Anforderungen ein ganzes Stück zu reduzieren.
Zitat also wenn er 10 Minuten apportieren muss, kann er danach super 20 Minuten Unterordnung mitmachen und danach wieder 10 Minuten apportieren. So gehen wir momentan auch unterwegs vor. Viele Variationen.
Das ist volles Sporthundprogramm. Und selbst die haben nach jedem Teil eine Pause.
Zitat Einige Kilometer weiter ließ ich mich etwas von der Gruppe zurückfallen (Nico war durch meine Bekannte gesichert an der Schlepp) um zu schauen, wie aufmerksam er gerade ist. Er kam mir in dem Moment noch sehr „aufgedreht“ vor. Was ich befürchtet hatte trat ein, er bekam nichts mit! Ich habe mich dann hinter einem Baum versteckt und erst nach 10 Minuten fiel ihm auf, dass ich nicht mehr da war! Alles rufen und pfeifen wurde zunächst überhört. Er kam mich dann (mit meiner Bekannten) suchen und stellte (!!!) mich hinter dem Baum! Erst nachdem ich ihn angesprochen habe, erkannte er mich!
Auch das zeigt mir, dass er unter einem immensen Stress steht. Da würde ich keine weitere Verunsicherung in das Programm einbauen, sondern statt dessen viel Bestätigung, viel Lob und viel Sicherheit geben.
Zitat Fährte fand er so toll, dass er unterwegs nur noch mit der Nase auf dem Boden war, das haben wir wieder etwas reduziert
Das wäre doch ein gemeinsames Spiel. Beim Fährten soll er ja die Nase am Boden lassen. Warum also wieder reduzieren?
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
auch wenn ich dir keine guten Ratschläge geben kann, möchte ich doch mal sagen, dass ich es toll finde, wie ihr euch bemüht, den Hund zu verstehen. Ein paar Sachen treffen auch auf unseren Bari zu, und wir haben die letzten 4 Wochen das Sparprogramm eingeschaltet. Ruhige Spaziergänge, zwar mit Übungseinheiten, aber immer nur kurz ( 2-3 Min.), und was ihm total hilft ist das Fahrradfahren. Nebenhertrotten ( nicht rennen) bedeutet für ihn wohl 1. Konzentration und 2. Herrchen hat alles im Griff und der Rest kann mir egal sein. Er meistert jede schwierige Situation absolut cool. Und ich denke, das hilft wiederum dann auf den Spaziergängen. Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Kraft und Durchhaltevermögen !!
Sodele, dann will ich nun mal anfangen, alle Fragen so gut es geht zu beantworten!
Zitat von madraDarf ich fragen was ihr alles tierärztlich habt abklären lassen? Ist seine Gehirn untersucht worden?
Also erstmal haben wir ein großes Blutbild machen lassen, komplette Hormonwerte, Neurologische Untersuchung, Augen. Das ganze mittlerweile 2 mal - einmal vor einem Jahr, einmal vor einer Woche. Alles unauffällig. Er hat einen Herzfehler - eine der Klappen schließt nicht richtig. Daher auch mehrfach Ultraschall und Kurzzeitbelastungstest. Was meinst Du mit "Gehirn" untersuchen? Die Werte der Hypophyse sind okay - mehr ist bislang nicht gemacht worden und unser TA rät auch von weiteren Untersuchungen ab, da es keine Indikation dafür gibt.
Zitat von madraUnd bei welchen Trainern/Trainerinnen ward ihr? Du sagst ein/e beakannte/r Trainer/in war dabei. Wäre für mich interessant.
Ich lehne es ab, Trainer öffentlich zu diskutieren, da es für mich immer sehr auf den menschlichen Kontakt ankommt, daher Antwort per PN
Zitat von madraVielleicht hast du es bereits geschrieben und ich habe es völlig vernachlässigt: Was weisst du über seine Verganenheit?
Hab ich im Vorstellungsthread geschrieben - da ich keine Details weiß, hier nur dass was sicher ist: Er wurde durch mehrere Hände gegeben, 4-5 Vorbesitzer, an einer Tankstelle ausgesetzt, 1 Monat in einer Familie mit einem älteren Hund, 2 Wochen Tierheim. Bei der Familie hat er in dem einen Monat viel alleine bleiben müssen und hat die Einrichtung zerlegt.
Zitat von madraWie schaut denn ein normaler Alltag bei euch aus?
Hm, eigentlich haben wir einen sehr eingespielten Tagesablauf: ich steh um 5 Uhr auf, Hund und Herrchen schlafen weiter. Ich geh arbeiten. Herrchen geht um 8 Uhr auf die Hundewiese, trifft sich dort regelmäßig mit den gleichen Leuten zur Gassi-Runde. Also je nach Wetter und Laune 1 - max. 2 Stunden lockere Runde ohne Training. Danach Ruhe... Mein Mann fährt um 12 zur Arbeit, ich komme um 14:30 Uhr nach Hause. In der Zwischenzeit ist mittlerweile komplett Ruhe! Zwischen 15 und 16 Uhr fahre ich dann in den Wald oder in die Felder. Je nach Wetter und Laune nochmal 1 - 2 Stunden gehen, mit Training. Danach ist wieder Ruhe angesagt bis zur Nachtrunde zwischen 22 und 23 Uhr. Die letzte Runde dauert ca. 20 Minuten, dann gehts ins Bett! Wenn das Wetter richtig mies ist, verkürzen wir manchmal auch die Runden und beschäftigen uns noch in der Wohnung, kommt auch vor.
Zitat von madraHat eine von den Personen die euren Hund betreut ein boarderline syndrom oder andere Krankeheiten der Psyche die mit starken Stimmungsschwankungen übereingehen?
Zählt PMS? Hab schonmal ne Liste geführt, wann er wie reagiert - passte zeitlich aber nicht *g* War gänzlich ohne Zusammenhang! Ansonsten die normalen alltäglichen Schwankungen - mal läufts gut, mal weniger...
Zitat von stoppelDas wäre doch ein gemeinsames Spiel. Beim Fährten soll er ja die Nase am Boden lassen. Warum also wieder reduzieren?
Du schreibst selbst, beim Fährten - ja! Aber er findet kein Ende und auch wenn wir "eigentlich" etwas anderes trainieren wollen, findet er kein Ende! Ich bekomme ihn da nur sehr schwer wieder raus - teilweise braucht er Tage um den Reiz der Fährte abzubauen. Gerade in wildreicher Gegend zu stressig und anstrengend für meine Geschmack! Um es mal zu verbildlichen: Haustür auf - Nase am Boden - keine Zeit zum Lösen, da ist ne Fährte....! Ach ja, und wir machen schon Pausen nach den einzelnen Einheiten, so ist's nicht! Sind doch net beim Militär
@Ulli13: Fahrradfahren werden wir erst nach dem Winter anfangen - bisher sollten wir noch nicht, da sein Herz noch unter Beobachtung stand und er erst völlig ausgewachsen sein sollte. Jetzt im Winter mag ich nicht anfangen und da wir bald aus der Stadt rausziehen, haben wir da auch viel mehr Möglichkeiten! In der Stadt üben ist irgendwie... blöd!
Dann erstmal einen schönen abend & danke für die vielen Antworten!!! Liebe Grüße Imme & Nico
Ganz ehrlich? Ich glaube, Ihr habt den Hund komplett und dauerhaft überfordert. Und durch die zahlreichen verschiedenen Wege nie einen gefunden, der für ihn wirklich ein fester Rahmen hätte sein können. Ich glaube, der Kerle ist in jeder Hinsicht total verwirrt und wird nicht geführt, sondern aus seiner Sicht immer wieder Neuem ausgesetzt, mit dem er nicht klarkommt. Daß Ihr ihm parallel die von ihm geliebten Hundekontakte genommen habt, war, so befürchte ich, mit das Falscheste, was Ihr tun konntet. Ich denke, es hätte hier kein "entweder oder" passieren dürfen, sondern ein "viele Hundekontakte" UND vernünftiges Training.
Ich habe mal einen Vortrag von Nadine Matthews gehört. Das Thema lautete "Das Geschäft mit der Hoffnung - Irrtümer in der Hundeerziehung". Sie hatte einen Fall exemplarisch herausgegriffen, sie skizzierte die "Erziehungsgeschichte" eines Labradors. Und das, was sie beschrieb, erinnert mich extrem an das, was Du hier beschreibst. Letztlich waren es auch da die Menschen, die den Hund erst zum Problemhund machten, einfach, weil ihnen von Beginn an eingeredet wurde, daß ihr Hund ein Problem haben MUSS. Und immer, wenn ein Trainer bzw. eine "Richtung" an ihren Grenzen war, wurde der Hund neuen Ansätzen ausgesetzt. Bis auch hier die Grenzen erreicht waren. Und jedesmal hatte der Hund eine "Baustelle" mehr.
Wenn ich Dir, ohne Dich und Deinen Hund zu kennen, raten sollte, dann würde ich sagen, was Frau T. auch schon sagte: Weniger ist mehr. Und: Bleibe bei EINER Sache. Führe Deinen Hund und zwar so, daß er Dich a) verstehen (d.h. für IHN muß durchsichtig sein, was Du tust/verlangst, nicht nur für Dich) und b) sich auf Dich verlassen kann.
Und, das sage ich auch, ohne Dich und Nico zu kennen, deshalb in diesem Fall wirklich NUR aus dem Gefühl heraus: Gib dem Jungen seine Hundewiese wieder. Mach vorher Übungen und von mir aus nachher, aber laß ihn mit Hunden frei rumlaufen. Ohne Leine und ohne ständig was zu verlangen. Das Kerlchen hat zu Anfang so deutlich gezeigt, was es braucht, daß Du diesen Teil einbauen und Dir zunutze machen solltest, würde ich sagen. Wie genau, das müßte Dir ein Trainer sagen, der Euch erlebt und kennt, auch ich könnte einen wirklichen Plan nur dann ausarbeiten, wenn ich Eure Kommunikation und Euer Verhalten miteinander wirklich sehen würde, aber ganz generell denke ich, daß seine Basis a) Hundekontakte und b) viel weniger Aufregung und Streß sein müßte.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Zitat von ElektraDaß Ihr ihm parallel die von ihm geliebten Hundekontakte genommen habt, war, so befürchte ich, mit das Falscheste, was Ihr tun konntet. Ich denke, es hätte hier kein "entweder oder" passieren dürfen, sondern ein "viele Hundekontakte" UND vernünftiges Training.
Und, das sage ich auch, ohne Dich und Nico zu kennen, deshalb in diesem Fall wirklich NUR aus dem Gefühl heraus: Gib dem Jungen seine Hundewiese wieder.
Ganz ehrlich gesagt verstehe ich den Sinn dieser Aussage überhaupt nicht! Wo habe ich geschrieben, dass er keine Hundekontakte mehr hat??? Ganz im Gegenteil - schau mal oben in meinem Beitrag nach, den ich zu Madra geschrieben habe! Er hat JEDEN Tag Hundekontakte (es sei denn wir treffen unterwegs keinen, was wirklich sehr selten ist!)
Morgens geht mein Mann OHNE zu trainieren auf die Hundewiese. Jeden morgen! Da ist nur Freilauf und Spielen angesagt. Nachmittags bin ich ja meist im Wald oder auf den Feldern unterwegs, da treffen wir auch immer andere Hunde. Je nach Hund ist dann toben angesagt oder eben nicht. Teilweise gehen wir dann auch mit 2-4 Hunden. Also seine geliebten Hundekontakte hat er! Definitiv - und daran will ich auch garnichts ändern...
Was die Überforderung angeht - da denke ich hast Du recht! Wir haben mittlerweile das Training auf dem Hundeplatz gänzlich abgebrochen. Ich halte an unserem festen Tagesablauf fest so gut es geht und wenn wir trainieren, dann in gewohnter Umgebung ganz entspannt. Was das "einreden" angeht, liegst Du sicher auch nicht ganz falsch. Unsere erste Trainerin meinte einmal "Da ist ein Mali drin, der ist unterfordert!" - vielleicht haben wir wirklich versucht zu viel zu perfekt zu machen und damit genau das Gegenteil bewirkt. So ganz mag ich mir den Schuh dennoch nicht anziehen, da ich die ersten Monate noch ganz entspannt ohne jeden Anspruch an die Sache herangegangen bin. Umgeschaltet habe ich erst NACH den ersten Auffälligkeiten! Nico ist mein 5. Hund und ich habe in der Vergangenheit nie auch nur ansatzweise über "Problemverhalten" nachdenken müssen. Ich war zuvor mit keinem der Hunde in einer Hundeschule und alle Hunde liefen entspannt "nebenbei". (Aussetzer hatte jeder mal, 100%ig perfekt war keiner - aber es war immer entspannt) Ich möchte mich hier nicht von irgendwas freisprechen, sicher nicht - aber ich sehe hier einfach mehrere Faktoren, die alle gleichermaßen reinspielen könnten - und die ich nicht alle beeinflussen kann.
Zitat von Elektraaber ganz generell denke ich, daß seine Basis a) Hundekontakte
...die hat er!
Zitat von Elektraund b) viel weniger Aufregung und Streß sein müßte
Entschuldige, wenn Du Dich "angemacht" fühltest. Das war absolut nicht meine Absicht. Schon gar nicht wollte ich Dir schuld an irgendwas geben. Dein Bericht las sich nur stellenweise so, daß ich den Eindruck gewann, daß Nico einfach keinem klaren Weg folgen konnte, weil Ihr ihm keinen vorgegeben habt.
Ich hatte
Zitat Da wir ihm natürlich auch Sozialkontakte ermöglichen wollten, ging es jeden Tag mindestens eine Stunde auf die Hundewiese. Das wir dabei völlig in den Hintergrund rückten und Nico damals völlig die Kontrolle hatte, was getan wurde ging uns erst später auf! Aus heutiger Sicht betrachtet, haben wir damals prima funktioniert! Nico: „Frauchen/Herrchen ich geh mal dahin!“ - Ich: „Klar, da wollten wir eh langgehen“ Das ging ungefähr einen Monat so, bis mir langsam dämmerte, dass wir so nicht an ihn rankommen.
und das
Zitat Leider kamen mit der Schleppleine auch die ersten Verhaltensauffälligkeiten zu Tage. Andere Hunde wurde verbellt, die Leinenaggression nahm zu.
in dem Sinne gewertet, daß Nico seine geliebten Hundekontakte plötzlich nur noch "kontrolliert" bekam und daraus geschlossen, daß ihm das freie Miteinander mit Artgenossen vielleicht fehlen könnte.
Wenn ich da einem Trugschluß aufsaß - umso besser. :-))))
Ich glaube übrigens, daß ein Mali-Anteil, der in einem aktiven Hund möglicherweise drin ist, dessen Verhalten deutlich von anderen Rassen unterscheidbar machen kann. Tatsächlich sind Malis "nicht einfach nur Hunde" und müssen, vor allem geistig, gefordert werden. Blöderweise verwechseln manche Halter dieses geistige Fordern mit "dauernd auslasten", d.h. Malis und deren Mixe müssen besonders lange Spaziergänge machen, stundenlang am Rad laufen, ständig auf dem Hundeplatz sein und und und .... Dabei ist genau das meiner Meinung nach der falsche Weg. Malis sind meiner Erfahrung nach nur einfach ein bißchen schlauer und kreativer, wenn es darum geht, Lücken in unserer Erziehung bzw. Ausbildung zu finden. Was heißt, daß WIR IHNEN zeigen müssen, daß wir NOCH schlauer und kreativer sind. ;-)))
Zitat Nico ist mein 5. Hund und ich habe in der Vergangenheit nie auch nur ansatzweise über "Problemverhalten" nachdenken müssen. Ich war zuvor mit keinem der Hunde in einer Hundeschule und alle Hunde liefen entspannt "nebenbei".
Ich persönlich glaube ja mittlerweile, daß wir da eher Glück als schon damals ausreichend Wissen hatten. Für mich jedenfalls gilt es. Unsere früheren Hunde liefen auch immer so mit. Und dann kam Ben. Der mich lehrte, daß ich damals keine Ahnung von gar nichts, aber Hunde hatte, die die unendliche Zahl von Fehlern, die ich machte, schlicht verziehen, indem sie TROTZDEM "funktionierten". Am hundlich normalsten aber tickte Ben. Und während ich mich auf ihn einstellte, deckte ich peu à peu auf, was ich vorher alles falsch gemacht hatte und wie ignorant ich eigentlich gewesen war. Und das, obwohl ich Hunde früher genauso liebte wie heute.
Alles, was ich heute über die einzigartigen kommunikativen Fähigkeiten unserer Hunde, über ihr Sozialverhalten, über Angst und Aggression, über die Dusseligkeit dessen, was "man" früher "halt so machte", weiß ich über ihn, der MICH geistig forderte, indem er mir mitteilte, was eigentlich alle unsere Hunde uns mitteilen sollten: "Verstehe mich, sonst lasse ich mich von Dir nicht führen."
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)