Nachdem wir hier so nett aufgenommen worden sind, nun zu unserem Problem:
Jasper ist 1,5 Jahre alt, zurzeit chemisch kastriert und ist im Haus ein absoluter lieber und freundlicher Hund. Wenn Freunde zu Besuch kommen freut er sich riesig, kommen Leute, die er nicht so gut kennt, bellt er erstmal – aber sobald der Besuch in die Hocke geht und ihn anspricht, gibt es auch da vor Freude kein Halten mehr. Sobald wir vor die Haustür gehen sieht es leider ganz anders aus, wobei wir auch schon bei unseren Problem sind. Wenn uns draussen Hunde, Menschen oder komische Gegenstände in die Quere kommen, fängt Jasper an zu pöbeln. Bei Hunden sieht das folgendermassen aus: er springt in die Leine, bellt dunkel, knurrt und zieht die Lefzen vor. Bis vor drei Wochen hat er dazu noch in die Luft geschnappt und gefletscht. Menschen und komische Gegenstände, wie Sperrmüll, Tüten, große Steine, Wahlplakate (parteiunabhängig, doch meistens die FDP-> sollte uns das hier in Hessen zu denken geben...?) werden angebellt und angeknurrt. Auch hierbei hängt er in der Leine. Doch ist das Theater nicht so heftig wie bei Hunden. Im Freilauf verträgt sich Jasper mit den meisten anderen Hunden. Doch da er angefangen hat, jeden unkastrierten Rüden schräg anzumachen, also frontales draufzulaufen, fixieren, Pfote/Kopf auflegen, und zwar so lange, bis der andere Rüde auf diese Provokation reagiert, haben wir uns für eine chemische Kastration entschieden. Zum Glück ist noch nie Blut geflossen – aber soweit muss es ja auch nicht kommen!
Vorgeschichte
Da Jasper unser erster Hund ist und auch keiner von uns beiden mit Hunden aufgewachsen ist, hatten wir uns gleich nach Einzug einen Trainer geholt. Allerdings arbeitete dieser mit merkwürdigen Methoden und wir trennten uns recht schnell von ihm. Was noch wichtig ist, schon als Welpe war Jasper bei Dunkelheit angespannt und Männer, sowie Menschen, die aus Autos stiegen wurden verbellt. Doch besagter erster Trainer meinte, das sich dies verwachsen würde. Auch waren andere Hunde schon immer so ein starker Reiz, das er mit 4 Monaten über ein komplettes Feld abgehauen ist um zu einem anderen Hund zu gelangen. Jaspers Verhalten wurde immer schlimmer – aus heutiger Sicht klar, wir haben das Problem nicht erkannt. So hatten wir einen Hund, der mit seinen mittlerweile 8/9 Monaten sich immer mehr in ein Bellen reinsteigerte, wenn er einen Hund sah und nicht hinkonnte. War er offline so flitzte er uns ab. Im Dunkeln wurde weiterhin kräftig rumgebellt und mittlerweile wurden auch im Dunkeln schon mal Menschen angeknurrt. Zeit für Hilfe – in Form eines neuen Trainers. Mit dem Trainer haben wir verschieden Dinge ausprobiert (Futterbeutel tragen, Futter nur noch draussen bei Hundesichtung), doch das rumgepöbel wurde immer schlimmer. Wenn Jasper die Chance sah, z. B. an der Schlepp, zum anderen Hund hinzukommen, war er vor lauter Aufregung nicht mehr ansprechbar, wusste er, dass kein Kontakt möglich war, war er vor lauter Frust (?) nicht mehr ansprechbar. Wir befanden/befinden uns in einem schlechten Kreislauf. Um dieses Verhalten zu unterbrechen, und da die sanften Methoden keinen Erfolg gebracht haben, haben wir uns -leider- auf so einiges anderes eingelassen, wie Schellen, Wurfkette, Festhalten, auf die Seite werfen. Dann sind wir aufgewacht und haben gemerkt, das der ganze Druck alles nur noch schlimmer macht. Jetzt sind wir Trainerlos und haben eine ganz wichtige Sache gelernt: Wir kennen unseren Hund am Besten und wir müssen auf unser Gefühl hören. Und da wir auf Kosten Jaspers gelernt haben, das Druck alles nur schlimmer macht, haben wir seit drei Wochen unser eigenes Training und das heisst: clickern, clickern, clickern. Alles was Jasper drinnen wie draussen gut macht, wird einerseits geclickert und andererseits versuchen wir ihm auch immer klare Anweisungen zu geben, so das er sich an uns orientieren kann. Der Wohlfühlabstand zu anderen Hunden ist bisher bei ca. 50 m geblieben, doch wenn wir den Abstand nicht einhalten können, sind die Ausraster nicht mehr so heftig. In die Luft schnappen und fletschen fällt jetzt weg. Dank dem Clicker haben wir mittlerweile auch eine passable Leinenführigkeit, wenn die Ablenkung nicht allzu groß ist. Uns ist aufgefallen, dass Jasper draussen sehr schnell hochfährt, oft angespannt ist und auch sehr ungeduldig ist. Da wissen wir nicht so recht, was wir machen sollen. Ist er entspannt wird geclickert, fiepst er an der Leine oder hat sein hohes Bellen aus Ungeduld, gehen wir rückwärts bis er ruhig ist, dann C&B fürs ruhig sein und es geht auch wieder vorwärts.
Fragen
1.Wie können wir Jasper mehr Geduld beibringen? 2.Könnt ihr uns Übungen zur besseren Impulskontrolle erklären? 3.Gibt es Übungen um seine Frusttoleranz zu erhöhen? 4.Momentan gibt es bei Hunde/Menschensicht immer sofort C&B, dann Sitz und dann wird munter weiter gecklickert. Ist Jasper entspannt, wird die Distanz wieder verringert und das Spiel beginnt von vorne. Ist das so prinzipiell richtig oder haben wir einen Denkfehler drin? 5.Wenn ein Hund plötzlich zu nahe auftaucht und Jasper beginnt zu pöbeln – wie lösen wir die Situation am besten auf ohne Jasper einerseits noch mehr diesem Stress auszusetzten und ohne andererseits sein Verhalten zu bestärken?
Wir freuen uns über jedes Feedback von euch, seien es weitere Fragen, Anmerkungen, Kritik oder sonstiges!
Und jetzt noch ein Foto vom heutigen Tag
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"Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Ernesto Che Guevara
zunächst einmal, ich bin selbst Hundeanfänger, aber ich kann vielleicht ein paar Tips weitergeben, die wir von unserer Trainerin bekommen haben und die bei uns gut funktionieren.
Zur Impulskontrolle (ich hoffe, ich erkläre das jetzt richtig, wenn nicht, bitte korrigieren):
Sucht etwas, was Jasper richtig gerne macht. Bei Lotta ist es z.B. Apportieren. Sie setzt sich neben mich, ich lege den Betuel ca. 10 - 20 m vor ihr auf den Boden, gehe zu ihr zurück und lasse sie dann aber immer ein bißchen warten (das haben wir von ca. 5 Sekunden immer weiter gesteigert) bevor ich das Signal zum losrennen gebe. Anfangs musste ich sie dabei am Geschirr festhalten oder sie wäre abgedüst, inzwischen bleibt sie von alleine sitzen.
Das kann man mit allen möglichen Dingen so machen, zum Beispiel loslaufen nach dem Ableinen, aus dem Auto springen, etc. Immer wenn Jasper etwas unbedingt möchte, lässt man ihn kurz warten und gibt dann das Signal, dass er es tun darf.
Um Aufregung unterwegs wieder runterzufahren habe ich auch gute Erfahrungen mit kurzen Pausen gemacht. Sobald Lotta aufdreht, an der Leine zieht, Spuren aufnimmt, gibt's erst mal eine Pause (ca. 30 Sekunden bis 2 Minuten im "sitz" oder "platz"). Am Anfang hatte ich zwar eher den Eindruck, dass es sie noch mehr aufdreht (kannte sie halt nicht, dass man mal einfach so in der Gegend herumsitzt), aber inzwischen ist es sehr wirksam. Zumindest bei gutem Wetter.
Alles in allem wurde uns also der Tip gegeben: warten lassen. Immer wieder "sitz und bleib" und "platz und bleib".
Zitat von NinaAlles in allem wurde uns also der Tip gegeben: warten lassen. Immer wieder "sitz und bleib" und "platz und bleib".
Das möchte ich dick und fett unterstreichen und bestätigen. Das Warten kann man auch so ins Spazierengehen einbauen. Auf die Bank setzen und 5 oder 10 min den Hund ins Platz und nichts mit ihm machen. Weder ansehen, noch ansprechen. Einfach: RUHE.
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
Hallo. Nina hat dir ja schon gute Tips gegeben. Also Impulskontrolle kannst du wirklich mit den einfachsten Dingen üben. -Tür (egal welche) auf > Hund muß warten bis okay kommt. -Leckerchen auf den Boden werfen > Hund muß warten bis okay kommt. -Ball oder Spieli werfen > Hund muß warten bis okay kommt.
Am Anfang darauf achten, das du ihn auch zurückhalten kannst, falls er lossprinten möchte. Sobald du merkst er "nimmt" sich zurück (Zug läßt nach) loben (oder Marker oder Clicker), dann das okay geben und er darf los. LG Nicole
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
Die werden wir auf jeden Fall ausprobieren. Gerade die Übungen, die man gut in den Alltag integrieren kann, wie warten bevor er aus dem Auto springen darf oder warten bevor er in den Garten gehen darf. Jasper Apportiert auch für sein Leben gerne. Momentan halten wir es so, dass Jasper neben uns absitzt, wir den Dummy werfen, er Blickkontakt aufnimmt und daraufhin losdüsen darf. Den Dummy wegzutragen ist echt eine super Idee - so können wir das warten nach und nach üben.
Einfach mal eine Pause auf unseren Touren einzulegen ist einfach eine geniale Idee! Manchmal kommt man selbst echt nicht auf solche Dinge.... Auch wenn wir mit Jasper vermutlich erstmal mit ein paar Sekunden anfangen sollten, aber Fernziel mit 5-10 Minuten haben wir jetzt ja.
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"Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Ernesto Che Guevara
Zitat von Jasper Den Dummy wegzutragen ist echt eine super Idee - so können wir das warten nach und nach üben.
Dazu sollte ich vielleicht noch sagen, dass wir im Moment Wurfverbot haben, da Lotta völlig abdreht, sobald etwas fliegt. Darum bringe ich den Dummy im Moment weg, aber wenn Jasper sitzen bleibt, dann ist das doch prima.