Zitat von MrGarfield @Melek: Den Unterschied in deinem Verhalten habe ich sehr wohl bemerkt, ich erkenne nur keinen Unterschied in den Situationen. Mit anderen Worten: Warum greifst du nur nach der Schüssel, nicht aber nach dem Knochen???
Es handelt sich um theoretische Beispiele (meine Hunde sind Weicheier und knurren mich nicht an ) und ich habe sie gewählt, weil sie mir "lebensnah" erschienen. Da es einen leckeren Knochen nicht so oft gibt, ist es für den Hund etwas ganz besonderes, während er täglich sein Futter in der Schüssel bekommt. Ergo ist es auch alltäglicher, dass man beim Fressen aus der Schüssel in seine Nähe kommt und da das Futter in der Schüssel nicht sooo lecker ist (bei uns meistens TroFu), ist die Motivation diese Ressource zu verteidigen auch nicht so hoch wie beim Knochen. Wenn es aus irgend einem Grund sein müsste, würde ich ihm den Knochen genauso wegnehmen.
In Antwort auf:Mein "Gesichtsverlust" wäre im zweiten Fall grösser, wenn ich mich einschüchtern liesse. Aber das ist meine ganz persönliche Ansicht und soll hier nicht als " der Weisheit letzter Schluss" rüberkommen.
Natürlich, ich wollte auch nicht deine Ansicht kritisieren. Mir war nur unklar, warum du beim Knochen so und beim Futternapf so reagierst. Der Grund für den Hund zum Knurren ist ja der gleiche: Bleib weg, das ist meins !!! Ich persönlich sehe es nicht als Gesichtsverlust, wenn ich ein Knurren respektiere. Dieses Knurren zeigt mir doch genau, woran ich arbeiten muss. Ein Hund, der nicht befürchten muss, das ich ihm etwas abnehme oder er gelernt hat, das es absolut okay ist wenn ich nach seiner Schüssel greife, knurrt mich nicht an.
In Antwort auf:Ich wollte jetzt hier nicht den Anschein erwecken, dass ich alle Hunde anknurre, die mich anknurren.
Na, da bin ich aber froh. Doch wenn du es tust, was möchtest du dem Hund mit deinem Knurren sagen? LG Nicole
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
Was mich an dieser Ausgangsaussage extrem stört ist die damit verbundene Wertung bzw. unterstellte Absicht eines Hundes. Ein Hund entscheidet nicht, ob er beißen will oder nicht, seine Aggression ist unterbewußt und nicht willentlich gesteuert. Knurren ist auch kein Konfliktzeichen, sondern Bestandteil eines absolut normalen und abgestuften Droh-/Aggressionsverhaltens, hier wirft die Autorin Äpfel und Birnen durcheinander.
Ich denke, es ist auch hier -wie so oft- zentral, erstmal nur zu analysieren und nicht zu werten. Und uns ein wenig in der Forschung umzugucken, die auf Beobachtungen und darauf basierenden Analysen fußt und nicht auf willkürlichen Behauptungen.
Was man verhaltensbiologisch weiß, ist, daß grundsätzlich alle Hunde über die Fähigkeit zu einem klar abgestuften aggressiven Verhalten verfügen.
Allerdings gibt es Gruppen von Hunden, die aus dem einen oder anderen Grund eine Art "aggressive Digitalität" zeigen, d.h. entweder vermeintlich nicht erst drohen, bevor sie zuschnappen (sprich: die Abfolge ist so schnell, daß wir Menschen sie nicht wahrnehmen bzw. uns in unserem Streß, der durch einen aggressiv agierenden Hund ja durchaus entstehen kann, nicht bewußt machen können) oder tatsächlich direkt zur offensiven und/oder beschädigenden Aggression greifen, um ein Ziel zu erreichen.
Variablen sind hierbei: a) die genetische Disposition (d.h. daß es Hunde gibt, die absichtlich oder als "Nebenwirkung" anderer Zuchtabsichten oder bei "versehentlichen" Mischungen in "freier Wildbahn" ein stärkere aggressive Veranlagung haben als andere) und b) die Vorerfahrungen eines Hundes.
Ein Beispiel für eine genetische Disposition zur aggressiven Digitalität ist die Rasse der Malinois. Hier wurde bewußt darauf hingezüchtet, daß Hunde in punkto Aggression möglichst schnell von 0 auf 100 kommen sollten, eine Beißhemmung sollte absichtlich nicht vorhanden sein, zudem sollten die Tiere "packen" und "halten" können, auch dann noch, wenn ihnen Schmerzen zugefügt oder Gewalt angetan wurde. Dabei heraus kam eine Gruppe von Hunden, in der sich mehr aggressive Vertreter fanden als nicht aggressive.
Ein Beispiel für die Vorerfahrungen eines Hundes kann z.B. mein Ben dienen. Als ich ihn bekam, zeigte er für mich damals digital anmutendes Aggressionsverhalten. Wenn es eine Abstufung gab, dann nahm ich sie damals nicht wahr und war sie deutlich schneller in der Abfolge als sie es heute noch ist, soweit sie überhaupt noch reicht.
Ben hatte -aus heutiger Sicht ist mir das klar- offenkundig gelernt, daß er sich potentielle Bedrohungen effektiv durch gezieltes Schnappen in den Oberschenkel von Menschen vom Hals halten konnte. Er tat in allen Vorfällen, die wir damals durchstehen mußten, nie etwas anderes und/oder "Schlimmeres", vermutlich deshalb, weil jeder, auf den ein zähnefletschender Hund zuschoß spätestens bei Zahnkontakt zurückwich und das Ziel erreicht war. Hätte Ben erlebt gehabt, daß ein Knurren allein den gleichen Erfolg mit sich gebracht hätte, dann hätte er sicher "nur" genau das getan - er ist ein typischer Vertreter der "Kosten-Nutzen-Rechnung", der einzig danach fragt, was funktioniert und was nicht. Parallel hat er eine höhere Disposition Aggression zu zeigen als Angst.
Bei Bennie ist das genau umgekehrt. Er zeigt Aggression nur, wenn es absolut nicht mehr anders geht, er spult, wenn man gut hinschaut, sehr wohl eine Reihe von "Vorverhalten" ab und ist parallel ganz klar mit einer Disposition, meiden zu wollen, wenn möglich, ausgestattet.
Fazit: Ein Hund, der knurrt, will ein Ziel erreichen und zwar das Ziel, daß ein Reiz/eine Bedrohung sich von ihm entfernt. Ein Hund, der knurrt, ist nicht in einem Konflikt, sondern auf einem Weg. Der entweder am Punkt des Knurrens Erfolg mit sich bringt und entsprechend dort beendet wird oder an den hundlich logisch mit Zähnefletschen, Schnappen und Beißen angeknüpft wird, wenn das Knurren erfolglos ist und die Bedrohung nicht weggeht. Ein Hund, der nicht knurrt, sondern vermeintlich oder tatsächlich ohne vorherige Anzeichen schnappt oder beißt, ist entweder ein gezüchteter digitaler Beißer oder ein durch versehentliche Kreuzung der Beißhemmung beraubter Vierbeiner auf der einen Seite oder ein Hund, der gelernt hat, daß eine "Vorwarnung" ihm keinen Erfolg oder schlimmer noch, den Mißerfolg in seinem Verhalten gestoppt zu werden, bringt.
Ein gutes Beispiel hierfür bringt Ute B.-B. gerne in ihren Vorträgen/Seminaren zum Thema "Ressourcenverteidigung". Sie zeigt da regelmäßig Bilder einer Ridgeback-Welpen-Begutachtung, die sie mal begleitet hat. Da liegt auf dem ersten ein ca. acht Wochen alter kleiner Ridge, der an einem Leder knabbert. Auf dem zweiten hat er sich ein wenig über das Ding, daß er damit offenkundig manifestiert als "seins" betrachtet, gebeugt, er liegt halb drauf. Hier unterbricht Ute den Vortrag und erzählt, daß die potentielle Besitzerin in dieser Situation dann versucht habe, dem Hund das Leder wegzunehmen. Daraufhin habe dieser durch weiteres Abdecken der Ressource gezeigt, daß er das nicht wollte. Was die Frau damit quittiert hatte, den Lütten zu schnappen und per "Alphawurf" auf den Rücken zu drehen, schneller, als Ute es hätte verhindern können. Darauf folgt dann das nächste Photo, gleicher Hund, gleiches Leder, total andere Körpersprache, die deutlich zeigt, daß der Hund den nächsten Übergriff vollständig anderes quittiert, seine ganze Mimik ist verändert, geknurrt habe er bei der nächsten Annäherung sofort, statt wie zuvor die ersten Stufen (drüberlegen über die Ressource, wegschleppen wollen usw.) des Drohverhaltens noch zu zeigen. Was war passiert? Er hatte gelernt, daß ihm diese Voretappen einzig den Verlust der Ressource bringen würden, also ließ er sie fürderhin weg.
Was ich für außerordentlich fatal halte, sind Ansätze, die aus dem Umgang mit hundlichem Drohverhalten "Machtkämpfe" machen. Und genau das passiert, wenn man ein Knurren als Konflikt wertet oder glaubt, sich "durchsetzen" zu müssen. Beides führt zu einer möglicherweise falschen Herangehensweise, die im schlimmsten Fall zu o.g. Phänomen führt und den Hund dazu bringt, digital zu beißen, auch wenn er's vorher eben nicht tat.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Zitat von ElektraWas mich an dieser Ausgangsaussage extrem stört ist die damit verbundene Wertung bzw. unterstellte Absicht eines Hundes. Ein Hund entscheidet nicht, ob er beißen will oder nicht, seine Aggression ist unterbewußt und nicht willentlich gesteuert..
Sehr interessant. Macht es das nicht umso schwieriger daran zu arbeiten. Kann man das Unterbewußtsein steuern?
Zitat von Elektra Was ich für außerordentlich fatal halte, sind Ansätze, die aus dem Umgang mit hundlichem Drohverhalten "Machtkämpfe" machen. Und genau das passiert, wenn man ein Knurren als Konflikt wertet oder glaubt, sich "durchsetzen" zu müssen. Beides führt zu einer möglicherweise falschen Herangehensweise, die im schlimmsten Fall zu o.g. Phänomen führt und den Hund dazu bringt, digital zu beißen, auch wenn er's vorher eben nicht tat.
Sehe ich genauso, deshalb schrieb ich ja auch, das ich es immer respektieren würde und mir überlege warum er mich anknurrte.
Zitat von ElektraAllerdings gibt es Gruppen von Hunden, die aus dem einen oder anderen Grund eine Art "aggressive Digitalität" zeigen, d.h. entweder vermeintlich nicht erst drohen, bevor sie zuschnappen (sprich: die Abfolge ist so schnell, daß wir Menschen sie nicht wahrnehmen bzw. uns in unserem Streß, der durch einen aggressiv agierenden Hund ja durchaus entstehen kann, nicht bewußt machen können) oder tatsächlich direkt zur offensiven und/oder beschädigenden Aggression greifen, um ein Ziel zu erreichen.
In diese Gruppe würde ich eigentlich Tobi einstufen. Doch mittlerweile sehe ich doch klitzekleine "Vorboten" eines Zuschnappens : Sein Blick z.B. !! LG Nicole
************** Liebe Grüße Nicole mit "Stinkstiefel" Tobi, und Balou, meinem Bärchen, für immer im Herzen
"Ihr Hund mag Ihnen gegenüber vielleicht ungehorsam sein, aber den Gesetzmäßigkeiten des Lernens gehorcht er stets ausnahmslos perfekt."
Ich glaube, unsere Ansichten liegen nicht weit auseinander. Mir ging es nur darum, zu erklären, dass ich es nicht für klug halte, es erst auf eine Konfrontation ankommen zu lassen (damit meine ich das Zurückknurren, wobei noch die Frage wäre, ob es der Hund überhaupt einordnen kann) und dann doch klein beizugeben. Ich persönlich würde Konfrontationen mit meinem (oder auch einem anderen) Hund immer meiden, wenn ich nicht davon ausginge, dass ich mich durchsetzen kann. Übrigens: Mittels Knurren kommuniziere ich mit meinen Hunden sowieso nicht. Schliesslich bin ich keine Hund und dementsprechend kann der Hund wahrscheinlich auch nicht viel damit anfangen.
Zitat von ToniMacht es das nicht umso schwieriger daran zu arbeiten. Kann man das Unterbewußtsein steuern?
Nein, das Unterbewußtsein kann man nicht steuern. Wenn wir das Verhalten Knurren sehen, dann hat es im Hund bereits einen langen Weg hinter sich, Ute vergleicht das immer mit einem Eisberg: Die Spitze, die wir sehen, ist das Verhalten, das der Hund am Ende zeigt, darunter aber liegen noch 7/8, die wir nicht wahrnehmen und nach deren Ablauf der Hund von uns nicht mehr beeinflußbar ist. Rein biologisch ist es ja so, daß ein Verhalten ein Ablauf ist, angefangen auf der Ebene von Molekülen, von elektrischen, physikalischen und chemischen Verkettungen bis hin eben zu Prozessen in emotionalen Zentrum des Gehirns.
Insbesondere Aggression und Angst entstehen im Mandelkern (Amygdala) des Gehirns. Hier werden für einen Reiz quasi Etiketten vergeben, z.B.: Der Hund sieht einen Artgenossen. In Sekundenbruchteilen laufen die Prozesse, die die Information "da ist ein anderer Hund" ans Gehirn weitergeben und die Frage "was tue ich jetzt mit dem" transportieren. Im unterbewußten Teil des Gehirns wird abgerufen "anderer Hund = Gefahr = Flüchten (oder von vorneherein Aggression)". Batsch, das Etikett ist drauf, Prozesse laufen weiter, ein Verhalten wird eingeleitet. Im Falle der Etikettierung = Flucht versucht der Hund, zu meiden. Wird er daran (z.B. durch die Leine) gehindert, geht das Ganze von vorne los. Prozesse, Prozesse, Prozesse, Etikett "anderer Hund = Gefahr = Flucht = nicht möglich = Aggression. Im ersten Fall wäre die Aggression schon gezeigt worden, weil der Hund entweder genetisch dazu neigt, generell das Etikett Reiz = Aggression zu zeigen und/oder er gelernt hat, daß Flucht ihm nie was bringt und in ihm bereits eine Umetikettierung von "Reiz = Flucht" hin zu "Reiz = Aggression" stattgefunden hat.
Was wir tun können und auch müssen, ist die Etikettierung zu verändern. Und das Bedarf eines Trainings a) immer wieder außerhalb der konkreten Streßsituationen und b) dem Angebot einer Alternative zu ebenjenem "Reiz = Aggression".
So ist auch logisch begreifbar, warum ein Training auf mehreren Ebenen ansetzen muß. Was wir wollen, ist dem Hund beizubringen, daß sein Unterbewußtsein "umschaltet". Der Hund soll eben nicht nur "intellektuell wissen"/denken, daß ein Reiz nicht schlimm ist, weil das einfach nicht reicht, um ein Verhalten zu ändern, er soll es vor allem FÜHLEN.
Sprich: Ich will erreichen, daß mein Hund angesichts eines Reizes Artgenosse das Etikett "Reiz = ich wende mich an meine Bezugsperson" zuverlässig vergibt. Das kann ich tun, indem ich ihm bei jeder Begegnung immer wieder das neue Verhalten abverlange. Dummerweise darf ich dabei keine Bedrohung darstellen, weil sonst das Etikett "Reiz = Bezugsmensch droht = Aggression gegen Artgenossen UND Bezugsmensch" vergeben werden würde.
Ich muß mich also selbst, logischerweise, erstmal für den Hund etikettieren. Er muß lernen "Bezugsmensch = Vertrauen = egal, was ist, Mensch hilft mir = ich (Hund) KANN mich an diesem Menschen wenden". Und er sollte lernen "Reiz = es kommt was Gutes = der Reiz ist auch gut". Hier, am zweiten Aspekt setzt das Prinzip "Schönclickern" an, es versucht, eine neue emotionale Verknüpfung herzustellen und zwar längst bevor ein Verhalten abgerufen wird.
Weiter muß ich meinem Hund aber auch beibringen, gerade, wenn er Aggression genetisch verankert und als Erfolgsstrategie kennengelernt hat, in einer stressigen Situation noch entspannt genug zu sein, daß sich die Hormone, die der Hund im Streß und in der Aggression ausschüttet, nicht seiner so bemächtigen, daß er das Gelernte nicht einmal mehr emotional abrufen kann. Sprich: Ich muß dem Hund BEIBRINGEN sich nicht so sehr aufzuregen.
Und ich muß ihm BEIBRINGEN, daß er seine Impulse so unter Kontrolle haben kann, daß das Gehirn das von mir erwünschte Etikett überhaupt vergeben KANN.
Womit wir bei den Kriterien eines guten Trainings wären. Das nämlich arbeitet auf allen drei Ebenen: Entspannung, Impulskontrolle und Training alternativen Verhaltens. Welche Möglichkeiten dafür dann zur Verfügung stehen, wäre dann die nächste Geschichte. :-)))
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In Antwort auf:Ein Hund, der nicht knurrt, sondern vermeintlich oder tatsächlich ohne vorherige Anzeichen schnappt oder beißt, ist entweder ein gezüchteter digitaler Beißer oder ein durch versehentliche Kreuzung der Beißhemmung beraubter Vierbeiner auf der einen Seite oder ein Hund, der gelernt hat, daß eine "Vorwarnung" ihm keinen Erfolg oder schlimmer noch, den Mißerfolg in seinem Verhalten gestoppt zu werden, bringt.
Hierzu möchte ich mal einen Fall schildern: Meine Freudnin hat 2 Dobermänner. Der Rüde ist mehr oder minder territorialaggressiv. Es gab mal den Vorfall, das Besuch da war, Neo kannte sie alle bis auf einen jungen Mann. Sie saßen fast alle am Tisch im Garten. So auch dieser "fremde" junge Mann. Als Neo dann dazu kam lief er um den Tisch herum und schnappte direkt nach ihm, ohne sichtbaren Vorzeichen. Neo hat normalerweise Beisshemmung und er knurrt auch. Wie kann man das z.B. einordnen?
LG Nicole
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Dazu müßte man mehr Informationen haben. Wie waren die Vorbedingungen, also, was hatten Menschen und Hund vorher getan und wo und wie lange? Dann, was genau tat der Hund und wie sah er dabei aus, also biß er wirklich oder schnappte er, knurrte er wirklich nicht, oder sah das nur niemand, tat der Mann was (egal, was, für Hunde sehen Dinge oft anders aus, als wir es einschätzen) und so weiter und so fort. Und dann müßte man noch wissen, was nach dem Verhalten passierte, wurde der Hund z.B. bestraft oder etwas getan, was er als Strafe hätte empfinden können? Was sowas wirklich noch nie vorgekommen oder vorher doch schon mal, und es gab entsprechend für den Hund Informationen darüber, was er erreichen würde?
Ohne das alles detailliert zu wissen, läßt sich ein Verhalten kaum erklären, das ist ja eins der Probleme eines solchen Forums: Man kann nur mehr oder minder in den luftleeren Raum analysieren, wirkliches Wissen würde ein und die gleiche Situation vielleicht ganz anders einschätzen können.
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Hallo Barbara. Du hast recht, Barbara, war etwas doof von mir, da eine Meinung zu erwarten. Wurde mir später bewußt darüber, das die Info etwas dürftig ist. Viel mehr Info habe ich auch nicht, nur, das es wirklich eine entspannte Stimmung war, der junge Mann war ja auch der Meinung Neo zu kennen (was eine Verwechslung war, wie sich später rausstellte). Es war wirklich für alle Anwesende absolut unerwartet. Es gab kein Fixieren, kein Knurren (zumindestens nicht wahrnehmbar). Vielleicht, wenn man diese Situation sich nochmal anschauen könnte, würde man Anzeichen sehen.
In Antwort auf:Ein Hund entscheidet nicht, ob er beißen will oder nicht, seine Aggression ist unterbewußt und nicht willentlich gesteuert.
Zu diesem noch mal eine Frage. Warum knurrt er dann? Er warnt doch sein Gegenüber: "Hey, hör auf, bis hierher und nicht weiter, sonst muß ich deutlicher werden." Er wird also aufgrund der Reaktion seines Gegenüber entscheiden, ob er beißt oder nicht. LG Nicole
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Nee, er entscheidet nicht wirklich. Er hat in sich ein Hundeprogramm verankert. Dazu gehört ebenjenes abgestufte Drohverhalten, das haben und können sie alle, mit Ausnahme derer, die wir Menschen "versaut" haben. Das Etikett Reiz = Bedrohung an diesem Punkt bereits vergeben, sonst zeigte der Hund dieses Verhalten gar nicht. Hat er noch nicht gelernt, daß ihm Vorstufen im Aggressionsverhalten nichts bringen, geht er halt der für ihn natürlichen Reihe nach, das ist einfach sein ureigenster Instinkt, der nur dann ausgehebelt wird, wenn der Hund keinen Erfolg hat, dann muß er "nachlegen" und beim nächsten Mal gleich zu härteren Methoden greifen.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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In Antwort auf:Warum knurrt er dann? Er warnt doch sein Gegenüber: "Hey, hör auf, bis hierher und nicht weiter, sonst muß ich deutlicher werden." Er wird also aufgrund der Reaktion seines Gegenüber entscheiden, ob er beißt oder nicht.
OK, hier kommt ein wenig andere Antwort. Hunde sind Energiesparer und Oportunisten. Wenn sie einen Kampf vermeiden können, tun sie es, sonst besteht die Gefahr der Verletzung. Jede Verletzung bedeutet verminderte biologische Fitness, daher gibt es auch biologische "Sicherung". Wie geht es? Na ja, der provozierte Hund warnt eindeutig, dass sein Geduldsfaden bald reisst. Der provozierende - je nach Situation, körperlichem Zustand und Hormonstatus - kann entweder angreifen/weiter provozieren oder die Situation deeskalieren. Meist kommt es zu Deeskalation, es gibt viele Signale, die unter diesem Namen stecken. Tatsache ist, dass der provozierte Hund sich beruhigen kann, wenn sein Gegenüber vor allem jede Bewegung verlangsamt, bis er unbeweglich bleibt. Wieder eine tief verankerte, intinktiv/hormonelle Reaktion, die nichts mit Entscheidungtreffen zu tun hat. Hormone spielen sehr wichtige Rolle in Aggressionsverhalten der Tiere. Wenn der Hund schon mitten drin in einer Situation steck, die sein Adrenalinspiegel hoch bringt, ist das Denken praktisch abgeschaltet. Das Denken würde die Reaktionen deutlich verlangsamen! Daher reagiert der Hund rein instinktiv, er spult ein "Programm" ab. Barbara
Ich verstehe deine Verwirrung - ganz einfach ist es nicht. JEDER Hund verfügt über Intelligenz, auch der, der immer wieder nach einem Muster agiert. Wie bei Menschen, für den Hund ist es bequemer probate Mittel in unsicheren Situationen anzuwenden. Wenn der Hund also gelernt hat, dass Aggression ihm andere Tiere/Menschen vom Leibe hält, wird er immer wieder erfolgreiches Rezept anwenden. Es ist einfacher und schneller als Umdenken/Analysieren/sich kontrollieren und führt zu dem erwünschtem Ziel. Das Denken findet hier nicht statt, es wird nur ein Verhaltensprogramm eingeschaltet. Ein Hund, der etwas anderes gelernt hat - dass nicht JEDER Hund/Mensch/Tier vom Leibe gehalten werden muss (gut sozialisiert) - denkt zuerst nach. Schon aus grossen Entfernungen kann er das Geruch vom Gegeüber wahrnehmen und anordnen. Er kommt nicht so schnell in Stress, kann daher in Ruhe entscheiden, ob er Lust auf eine Begegnung hat. Hier ist das Denken eingeschaltet und das Verhalten differenzierter. So, jetzt kommen wir wieder zum Thema. Das Kunststück ist dem Hund beizubringen das Denken RECHTZEITIG einzuschalten. Es ist nicht einfach, man muss eben den Hund ansprechen noch vor der "Sicher-programm-einschalt-moment" und ihm eine Alternative anbieten. Wenn die Alternative aus Sicht des Hundes zumindest genau viel Sicherheit bietet wie die gewohnte Aggression, ist diese Art vom Training erfolgreich. Es is aber sehr wichtig, dass der Hund nicht im Stress ist (niederigere Reizschwelle). Zuerst muss also immer Deeskalation kommen - der Hund warnt (Knurren) und ist erflogreich. Es kommt nicht zum Abschalten vom Denken/Lernen, das Programm "ich muss angreifen" bleibt aus. Adrenalinspiegel sinkt, der Hund beruhigt sich und ist wieder lernfähig. Diese Antwort auf Deeskalation ist auch eine instinktive Reaktion, ein Spiel der Hormone und Botschaftsstoffen. Der Hund kann es nicht bewusst steuern. Ich glaube, dass dieser Fakt oft übersehen wird. Wichtig ist hier die Reaktionszeit, ein aggressiver Hund bekommt schnell Adrenalinschub und kommt langsam zu Ruhe. Durch Training kann man erreichen, dass der Hund schneller zu Ruhe kommt, im Idealfall mit Adrenalinschub überhaupt nicht reagiert (erhöhte Reizschwelle). Ist es verständlicher? Barbara
Also heißt das: Ein Hund im Stress handelt immer instinktiv/unbewußt während er ohne Stress nachdenkt? Das vielleicht schon eher. Ich weiß auch, das ein Hund eine angeeignete, ihm erfolgbringende Strategie immer wieder in "bedrohlichen" Situationen abspult. Nur, das ein Hund nie darüber entscheidet ob er nach vorne geht oder nicht, das kann ich mir irgendwie nicht so vorstellen. Wenn man auf ihn z.B. aversiv in so einer Situation einwirkt und im damit zeigt, das man das nicht möchte, dann entscheidet er sich ja auch in Zukunft, es nicht zu tun, um dieser Bestrafung zu entgehen. Das da nur "gedeckelt" wird ist klar. LG Nicole
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