Ich glaube ich habe ein Richy-Double neben mir. Sieht so aus wie der Schlumpf, benimmt sich aber völlig anders.
Heute, Spaziergang in fremdem Gelände, viele Hunde (so gut wie alle ohne Leine), viele Leute (wenig Schnee). Bei jeder Hundesichtung verzieht sich Richy hinter mich. Klebt mir an den Fersen. Alternativ biegt er nach rechts oder links ins Gebüsch ab. Darauf habe ich mich eingelassen und wir haben den Hund mutig vorbei laufen lassen.
Begegnung mit 2 Salukis mit Beißkörben. Richy bleibt erst hinter mir, fixiert die Hunde (bei zweien garnicht so leicht ), ich gehe weiter, er wird mit großen Sprüngen begrüßt. Bleibt stocksteif stehen, Salukis finden ihn wohl uninteressant und rennen weiter. Richy hechtet im Galopp zu mir.
Begegnung mit einem jungen Schäfermix. Richy bleibt wieder an meiner Seite. Ich bleibe stehen, rede mit ihm. Die Hündin rennt schnell aber im Bogen auf ihn zu, bleibt in etwa 1m Abstand stehen. Die Besitzer biegen ab. Ich gehe ein paar Schritte in die andere Richtung. Die beiden Hunde gehen langsam aufeinander zu. Schnüffeln kurz, dann kommt eine Spielaufforderung der Hündin und bei Richy eine Mega-Badekappe und dazu ein Ringelschwanz, den er fast zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt hat (ich hätte geschworen, dass das gar nicht geht!). Kommentar der Besitzer: Meine Güte, hat der aber Angst. Sie haben die Hündin gerufen, die kam auch sofort. Richy total erleichtert zu mir.
Wir sind dann eine Weile parallel und danach hinter der Hündin gelaufen. Richy entspannte sich zusehens. Zum Schluss hat er von sich aus noch einmal eine Kontaktaufnahme gewagt.
Trotz all dieser Aufregungen (für ihn) schien er mir aber ziemlich entspannt. Lediglich die Futterbeutel-Suche konnte ich vergessen.
Tja, einerseits freue ich mich, dass Richy nicht mehr wie sonst nach vorne geht und mich vieles regeln lässt. Andererseits fühle ich mich der neuen Rolle, Hundebegegnungen zu managen, nicht gewachsen. Wenn ich seine Erleichterung spüre, dass der andere Hund an ihm vorüber gegangen ist, würde ich am liebsten jeder Begegnung aus dem Weg gehen. Das soll aber kein Dauerzustand werden. Bei bekannten Hunden ist es für mich leichter. Da kann ich den Hund, den Besitzer und Richys Verhalten besser einschätzen. Bisher waren unangeleinte Hunde in fremdem Gelände überhaupt kein Problem für Richy.
Wie würdet ihr damit umgehen?
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Zitat von stoppel Tja, einerseits freue ich mich, dass Richy nicht mehr wie sonst nach vorne geht und mich vieles regeln lässt. Andererseits fühle ich mich der neuen Rolle, Hundebegegnungen zu managen, nicht gewachsen.
Das kommt mit der Zeit. Mußte ich auch erst lernen, heute ist es mir in Fleisch und Blut übergegangen. Manchmal so sehr, daß ich automatisch manage, obwohl Ben gar kein Problem hat. :-)
Zitat von stoppel Wenn ich seine Erleichterung spüre, dass der andere Hund an ihm vorüber gegangen ist, würde ich am liebsten jeder Begegnung aus dem Weg gehen. Das soll aber kein Dauerzustand werden.
Iris, Du gehörst für mich ganz klar zu den Leuten, denen ich guten Gewissens sagen kann: Mach das, das Ausweichen, solange Du es benötigst, Du wirst spüren, wann Du so weit bist, sie regeln zu können UND zu wollen.
Übrigens: Mir spielt die Erinnerung an alte Ben-Tage auch manchmal noch einen Streich. Dann gehe ich allein in eine einsame Pampa und meide nicht nur Hunde-, sondern auch Menschenbegegnungen. ;-)
Zitat von stoppel Bei bekannten Hunden ist es für mich leichter. Da kann ich den Hund, den Besitzer und Richys Verhalten besser einschätzen. Bisher waren unangeleinte Hunde in fremdem Gelände überhaupt kein Problem für Richy. Wie würdet ihr damit umgehen?
Womit jetzt genau? Na, eigentlich egal, ich würde Dir, s.o., raten, auf Deinen Instinkt zu hören. Ich wette, dann bist Du gut beraten.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Gestern abend stehen 3 Halter mit ihren Hunden gegenüber dem Parkeingang. Wir müssen daran vorbei. Die Unterhaltung stockt als wir gesehen werden, schließlich kennt man uns schon. Und was macht Richy? Läuft ganz cool im 'Fuß' neben mir und ignoriert die ganze Gruppe.
Im Gegensatz zum Freilauf läuft Richy im Park sehr entspannt, sowohl an langer als auch an kurzer Leine.Bei Hundesichtungen bleibt er stehen (schließlich sieht er auch nicht gut), dann gehts weiter als wenn ihn der/die andere nichts anginge. So haben wir gestern zwei spielende Hunde in unmittelbarer Nachbarschaft beobachtet. Ich konnte mich nebenbei mit den Besitzerinnen unterhalten. Richy wollte nicht hin, nur neben mir beobachten. Das aber ohne erkennbare Aufregung, obwohl es bei den beiden schon etwas wild zur Sache ging.
Unser alter Parkeingang ist ihm aus unerfindlichen Gründen suspekt geworden. Hinein geht er gerne, beim Weg zurück möchte er aber nicht dort hinauf. Dabei fand er bisher nichts spannender als diesen Eingang zu kontrollieren. Wir gehen deshalb einen ziemlich langen Umweg.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
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Zitat von Sonora Kepri beachtete heute nicht mal ihren Freund der ersten Stunde, sie lies ihn eiskalt stehen
müssen wir uns jetzt daran gewöhnen für uns neue Ziele zu suchen?
Tja, bei Damen macht man doch gewöhnlich die Hormone für solche Stimmungs- und Meinungsänderungen verantwortlich.
Neue Ziele, wo? wohin? such, such ..... Bin im Moment leicht orientierunglos, was mein Hundetier angeht. Hatte mich gerade an den alten Stinkstiefel mit Besserungstendenz so gut gewöhnt.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
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Ich freu mich total für euch, dass ihr nach intensivem Training so einen beeindruckenden Status mit euren Hunden erzielt habt! Und ich gebs auch öffentlich zu: Ich bin ein bissl neidisch !
Zitat von stoppel Neue Ziele, wo? wohin? such, such ..... Bin im Moment leicht orientierunglos, was mein Hundetier angeht. Hatte mich gerade an den alten Stinkstiefel mit Besserungstendenz so gut gewöhnt.
...die Probleme hätte ich auch gern...
Viele Grüsse
Margit
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
Unser alter Parkeingang ist ihm aus unerfindlichen Gründen suspekt geworden. Hinein geht er gerne, beim Weg zurück möchte er aber nicht dort hinauf. Dabei fand er bisher nichts spannender als diesen Eingang zu kontrollieren. Wir gehen deshalb einen ziemlich langen Umweg.
Ähnliches Problem hatte vor Kurzem ein "Spanier". Wir haben es, unter Anderem, mit "Pendeln" gelöst.
Der Angstauslöser (welcher wissen wir nicht) "versteckte" sich auf dem Weg zur Wiese am Ortsausgang. Wir begannen damit, v o r der Stelle, an der die Nase normalerweise stoppte, Futter zu werfen. War das Futter verzehrt wurde kehrt gemacht und ein neuer Anlauf folgte. Nach einigen Wiederholungen traute sich der Kleine schon etwas weiter.
Darauf folgte ein anderer Versuch. Ich hielt den Hund an der Leine und bat die Besitzerin einige Meter vorzulaufen, um dort unauffällig Futter fallen zu lassen und neugierig mit einem "was liegt denn hier feines" begleitet, auf den Boden zu starren. Der Schisser lief hin. Danach ging es ab nach Hause.
Die nächsten Tage wiederholten die Beiden das Ganze mit Hilfe einer Nachbarin. Und - er läuft wieder
Ist doch einen Versuch wert - oder?
Liebe Grüsse Kerstin A
Liebe Grüsse Kerstin
------------------------------------------------- Der Gedanke "Wie belohne ich meinen Hund für richtiges Verhalten?" zeichnet die Qualität der Ausbildung aus, nicht der über Bestrafung. (Edgar Scherkl)
Ganz so dramatisch ist es nicht. Richy geht mit mir dort hoch, aber er will dann möglichst schnell nach Hause und verschwendet keine Sekunde mit Markieren oder Schnüffeln oder darauf achten, wer sich von welcher Seite nähert. Das hat er vorher (wenn ich ihn ließ!) ausgiebig gemacht. Am liebsten wäre er dort als Parkwächter stehen geblieben.
Wenn ich ihm die Wahl lasse, geht er lieber an diesem Ausgang vorbei, obwohl er gerne nach Hause möchte. Auf dem weiteren Weg findet sich nichts, was ihn länger interessiert.
Zu gerne wüsste ich, was sich da für ihn geändert hat.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
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Richy hat eine beinahe gleichbleibende Mimik, die Rute ist normalerweise immer aufgewickelt, eine Bürste habe ich noch nie beobachtet, so dass man seine Befindlichkeit weitgehend an der Körperhaltung und der Bewegung erkennt. Deshalb machte es auf mich oft den Eindruck, dass er sofort von 0 auf 100 hochgeht.
Bisher habe ich sein 'Fixieren' bei Hundesichtungen (steife nach vorn gerichtete Körperhaltung, bewegungslos) als erstes Anzeichen des Nach-vorne-gehens möglichst früh abgebrochen, indem ich seine Aufmerksamkeit auf mich gelenkt habe, Hund benannt, wieder Blick zu mir etc.
Heute war er im Park an der langen Leine und schnüffelte etwa 8m vor mir als er auf etwa 20m Entfernung einen Hund näher kommen sah. Da Richy sich aber z. Zt. meist zu mir flüchtet, kam keine Reaktion meinerseits als er 'einfror'. Richy blieb in dieser Stellung, Schleppe locker, während der andere Hund (ein junger Rüde, im Park!) in etwa 3m Distanz vorüber marschierte. Kein Grummeln, keine Bewegung. Danach kam er ganz entspannt zu mir.
Mir stellt sich nun die Frage, ob ich das 'Fixieren' bisher überhaupt richtig beurteilt habe. Mir scheint es nun mehr ein notwendiges 'Orientieren'zu sein. D.h. dann wäre es eher nicht Teil eines Verhaltensmusters, sondern würde der Reizidentifikation dienen.
Dieses Stehenbleiben und Fixieren macht er nämlich auch bei Menschen, die sich in irgendeiner Weise auffällig bewegen und verhalten. Darauf reagiert er aber nie mit Aggression, er macht lediglich einen kleinen oder größeren Bogen um die Leute (während er normalerweise Zweibeiner überhaupt nicht beachtet und stur der Nase nach seines Weges geht!).
Dieses 'den Hund machen lassen und beobachten' ist wohl bei uns überfällig?!
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
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Auch auf die Gefahr hin, dass euch diese Berichte schon zur Nase heraus hängen, möchte ich noch ein kurzes Resümee ziehen.
Seit dem Beißvorfall vor 4 Wochen präsentiert sich Richy, wie so richtig geschrieben wurde, als 'runderneuert'. Es scheint so, als ob das bis dahin vorhandene 'Aggressionskorsett', wie die es bei Sir Ben so treffend nannte, gesprengt worden wäre.
Seitdem ist Richy viiiiiel ruhiger und auf mich bezogen. Leine und Spaziergänge im Park geben ihm Sicherheit, er braucht deutlich weniger oft zu markieren, zu scharren oder Duftmarken zu kontrollieren. Andere Hunde beobachtet er ohne größere Erregung und geht ihnen aus dem Weg, wenn sie sich nähern. Ein kontrolliertes Näherkommen mit Halter wird meist toleriert und läuft völlig unspektakulär ab.
Außerdem zeigt er zunehmend mehr Variationen im Verhalten, abgestufte Reaktionen, die ich zum ersten Mal an ihm beobachten kann. So zeigt er anderen Hunden sehr deutlich, dass eine langsame Annäherung samt Beschnüffeln für ihn o.k. ist, er aber danach wieder ungestört seines Weges ziehen möchte. Bleibt der andere hartnäckig und fordert gar zum Spiel auf, ertönt erst leises Grummeln, dann werden die Lefzen hochgezogen und dem anderen gezeigt, dann folgt ein Knurren und sollte der Hund nun noch immer nicht ihm den nötigen Abstand lassen, dann schnappt er in die Luft. Das alles zieht sich über einige Minuten hin, also keine Reaktion von 0 auf 100. Dabei regt er sich auch nicht übermäßig auf.
Dank der vielen Berichte und Diskussionen hier im Forum erkenne ich nun auch das, was für Außenstehende allzu schnell als Aggressionsbereitschaft tituliert wird, aber normales hundliches Verhalten darstellt. Und kann gelassen zusehen und beobachten. Da ich Richys Verhalten auch nicht mehr so oft unterbreche, kann er widerum leichter folgen.
Vielleicht hätte ich ohne den 'Unfall' dieses neue Verhalten nie an ihm kennenlernen dürfen.
LG Iris mit Brummbär Richy und Springmaus Querida _______________________________________________
"Happiness is not a station you arrive at, but a manner of travelling." (M.L. Runbeck)
Möööönsch Iris, das liest sich soooo klasse . Ich kann gar nicht genug davon kriegen!
Irgendwie finde ich es aber schon hammerhart, das es für Richy heilsam war, so schwer angegriffen worden zu sein... Nach dem ersten Bericht damals hatte ich eher die Befürchtung, er könnte in ein altes Muster zurückfallen!
Sollten jetzt all die, die mit einer Tosetöhle ausgestattet sind, mal solch eine Aktion hinter sich bringen? Ich glaube, dass würde die pädagogische Hundewelt auf den Kopf stellen !
Viele Grüsse
Margit
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
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