Ich habe zum Benennen mal eine Frage. Ich belohne Corazón derzeit für Blickkontakt. Sie guckt mich an, Click und Leckerchen (so habe ich es gelernt). Ich habe hier schon oft gelesen, man soll es Benennen. Was ich bei Corazón nicht mache, daß ich versuche sie abzulenken, wenn Hunde in Sichtweite sind. Das geht bei Fräulein Adlerauge eh in die Hose, sie sieht seeeehr gut und das auf riesige Entfernungen (anders als Blindfisch Inka). Wenn ich Corazón jetzt den Hund anschaut, ich ihr sagen "Guck mal, da ist ein Hund" und ich clicke, was dann?? Wenn Fräulein Adlerauge nicht guckt, wohin mit dem Leckerchen? Wenn sie sich umdreht, würde ich es ihr geben. Und sonst? Oder habe ich grundlegend was mißverstanden??
ich habe es so gelernt: Bevor der Hund sieht was kommt, anzeigen: "Betty, da kommt ein Hund/Mensch/Fahrrad...". Sobald sie das Angezeigte sieht: C&B. Die Belohnung fliegt ihr vor die Nase, wenn sie sie sich nicht holt. Wenn sie gar nichts mehr annehmen kann, weiß ich, dass der Auslöser so stark ist, dass sie zusätzliche Unterstützung benötigt, z. B. Geschirrgriff, Entspannungssignal, viel mit ihr reden usw.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder sehe ich vor Ben, was normalerweise Aggression und/oder Angst auslösen würde. Dann lenke ich seine Aufmerksamkeit auf den Reiz, indem ich sage: "Schau, Hund" oder "Schau, Mensch" usw., in dem Moment, in dem er hinguckt, clickere ich. In der Regel wendet er dann den Kopf zu mir, weil er ja das Futter erwartet.
Genauso funktioniert die ganze Sache aber auch, wenn er den Reizauslöser schon gesehen hat. Dann zeige ich trotzdem hin, sage ebenso "schau, Hund" oder "schau, Mensch", nur daß das Clickern dann sofort erfolgt, da er ja bereits hinschaut und ich ihn ja so nicht mehr aufmerksam machen muß.
Ich halte die "Ablenkungstaktik" nicht für so gut, weil der Hund mit ihr nichts lernt, genauer, nicht lernt, den Reizauslöser eventuell auch positiv wahrnehmen zu können.
Dazu kommt, daß es nur allzu leicht passiert, daß die Konzentration meines vom Reiz abgewendeten Hundes auf mich nicht lange genug hält. Wenn der Reizauslöser sich von hinten nähert, nimmt mein Hund ihn irgendwann natürlich auch wahr, die Bedrohung aber ist schlimmer, weil die individuelle Distanz nicht gewahrt bleibt und der Reiz ohne Vorbereitung auftritt. Damit ist das typisch hundliche, abgestufte Abwehrverhalten nicht mehr möglich, der Hund muß von vorneherein zum letzten Mittel greifen, weil ein Meiden kaum noch möglich ist.
Ein weiteres Problem liegt darin, daß ich mit der "Abwende-Methode" auf Basis ebenjener Unwägbarkeiten im schlimmsten Fall auch noch einen Ungehorsam mit einbaue. Wenn mein Hund abgewendet auch noch im Signal ist, d.h. sich z.B. im Sitz oder Platz befindet, der überraschend und unvermittelt hinter im befindliche Reiz aber ein Verhalten seinerseits aus seiner Sicht nötig macht, bringe ich ihn mindestens in einen Konflikt, nur allzu oft aber auch nicht in die Lage, daß er mein Signal gar nicht weiter befolgen KANN. Was zur Folge hat, daß ich womöglich für etwas "strafe", das ich selbst quasi verursacht habe.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Sehr interessantes Thema. Eine Frage auch von mir dazu. Ich traue mir mal zu behaupten, Amy ist gut auf den Klicker konditioniert. Es funktioniert in fast allen Fällen, eben zu benennen, und in dem Moment, in dem sie hinschaut, zu klickern, und dann auch ihre entsprechende Reaktion darauf zu bekommen, nämlich dass sie eben auf den Klicker reagiert und sich die Belohnung dafür holt. Ist der Reiz aber zu groß, kann es vorkommen, dass sie einfach auf den Klick nicht, oder sehr verzögert reagiert. Ohne ihre Reaktion auf das Klick einfach Leckerli reinstopfen, ist doch dann auch nicht zielführend, bzw. sagt sie mir damit ohnehin, dass sie gerade nicht scharf darauf ist. Ich versuche dann im Notfall meine Stimme noch einzubringen, um doch noch ihre Aufmerksamkeit zu kriegen. Klappt dann meist auch, aber kann sie dann das Leckerli, das sie eigentlich auf den Klick für das Hinschauen zum "Feind" bekommen hätte sollen, noch mit dem hinschauen verbinden? Wie vorgehen???
mal aus meiner praktischen Erfahrung: Ich clicke bei Sicht eines Reizes und wenn Betty sich die Belohnung nicht selbst holt, werfe ich sie ihr hin. Wenn sie diese auch nicht nehmen kann, ist es für mich ein Zeichen dafür, dass ihre Erregung schon sehr hoch ist. Ich spreche dann ruhig mit ihr und versuche es mit einer clickersalve (hilft sehr oft) oder wenn das nicht greift folgen andere Maßnahmen wie Geschirrgriff (der vorher sehr intensiv aufgebaut wurde) in Verbindung mit Entspannungssignal oder in Verbindung mit C&B.
Der Geschirrgriff bewirkt bei Betty, dass sie sich gleich ein wenig entspannt und er wird durch den intensiven Aufbau nur noch dann belohnt, wenn sie mich ansieht, was sie also automatisch auch tut. Wenn nicht, dann ist bei ihr die Erregung bereits so hoch, dass sie demnächst lostöst. Also wird (wenn der Reiz recht nah ist) das Kauteil gezückt, damit sie ihre Erregung über das Kauen etwas abbauen kann.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Ich denke, es ist enorm wichtig, darauf hinzuweisen, daß das Zeigen und Benennen nicht erst beginnen darf, wenn der Reizauslöser bereits vor uns steht, sondern viel früher, nämlich dann, wenn wir ihn in der Ferne sehen. Da schon muß es heißen: "Oh, wie schön, guck mal, ein Hund." (oder eben Mensch oder Nordic Walker oder Radfahrer usw.)
Der Click und die Belohnung folgen natürlich wie gewohnt auch "auf dem Fuße", d.h. auch schon, lange bevor der Hund den Reizauslöser als furchtbar bedrohlich wahrgenommen und sich schon in sein altes Verhalten gesteigert hat.
Der Clicker hat ja bereits den Vorteil, das Unterbewußtsein des Hundes noch erreichen zu können, wenn Worte das schon nicht mehr können, Fakt bleibt aber, daß Angst und Aggression unterbewußte Gefühle sind, die so ziemlich alles andere "überlagern" können. Sprich: Ein Hund, der schon mächtig Angst hat oder aggressiv ist, kann nicht mehr lernen. Und entsprechend nützen auch der Click und die Belohnung in solchen Situationen nur noch wenig oder gar nichts mehr.
Wieviel Distanz der Hund zum Reizauslöser benötigt, ist dabei die zweite Variable. Das heißt: Frühes Zeigen und Benennen, oft genug wiederholt, kann dazu beitragen, die Individualdistanz zu minimieren, die der ängstliche oder aggressive Hund braucht, bevor er in das entsprechende Verhalten gehen muß.
Heißt, am Beispiel einer Hundebegegnung: Du siehst den fremden Hund in 100 Meter Entfernung. Du lenkst Amys Aufmerksamkeit darauf und clickerst und fütterst. Mehr passiert nicht, Du umgehst den Hund, die 100 Meter nicht verringernd. Amy lernt: Hund in 100 Meter Entfernung ist kein Problem. Sie kann es lernen, weil die Bedrohung von Beginn an nicht so groß war, wie es ein Hund gewesen wäre, der 10 Meter an Euch hätte vorbeigehen wollen, ihre Angst das Lernen also noch nicht blockieren konnte.
Im folgenden benennst Du den fremden Hund zwar weiterhin auf 100 Meter Entfernung, verringerst aber den Abstand unter Clickern und Füttern auf 90 Meter, bevor Du das Ausweichmannöver machst, daß dafür sorgt, daß der "Feind" auch nicht näher als auf diese neue Distanz kommen kann. Sobald Du merkst, daß auch dieser Schritt gut machbar war, verringerst Du die Distanz weiter, bis Ihr locker an Hunden vorbeikommt, egal, wie nah sie kommen.
Das Trainingsergebnis wäre dann im Optimum: 1) Amy verbindet durch das dauernde Clickern und Belohnen die anderen Hunde an sich positiv. 2) Amy hat eine neue Individualdistanz gelernt, sie kann den Reizauslöser näher an sich ertragen, ohne Angst/Aggression zeigen zu müssen. 3) Amy hat gelernt, daß sie Dir vertrauen kann, daß Du sie sicher durch's Leben führst, ohne daß sie Angst und Aggression bzw. das entsprechende Flucht- oder Angriffsverhalten an den Tag legen müßte.
Um dort anzukommen, wären mehrere Faktoren zu beachten: 1) Frühes Agieren, das heißt, das Zeigen und Benennen anfangs schon auf große Entfernung zu machen. 2) Die Annäherung nicht zu schnell zu weit treiben, das heißt, die Distanz, die der Hund noch ertragen muß, so zu wählen, daß er nicht in ein Angst- oder Aggressionsverhalten gehen muß, nicht zu schnell verkürzen, sondern langsam und schrittweise. Dabei ist es wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse/Gegebenheiten beim einzelnen Hund zu achten, notfalls auch mal eine Verkürzung quasi zurückzunehmen, wenn der Streß für den Hund noch zu groß ist, um lernen zu können. 3) Eine Belohnungskette aufzubauen, d.h. nicht nur einmal clickern und belohnen, wenn der Reizauslöser auftaucht, sondern auch die schrittweise Annäherung zu beclickern und zu belohnen, notfalls im Sekundentakt. Aufhören erst, wenn der Reizauslöser vorbei ist, eventuell die Belohnung in ihrer Qualität zu variieren, sprich: auf 100 Meter gibt es Trockenfutter, auf 50 Meter auch noch, auf 30 Meter dann schon Wurststücke und auf dem Höhepunkt der Begegnung, dann, wenn der Reizauslöser auf gleicher Höhe ist, die Futtertube (die Belohnungen sind jetzt nur Beispiele, sie müssen sich an den Vorlieben des Hundes orientieren, das, was er am liebsten frißt, bekommt er, wenn der Reizauslöser am nächsten ist). Wichtig ist auch, die positiven Einflüsse einzustellen, sobald der Reizauslöser vorbei ist, der Hund soll ja lernen, solange das für ihn Bedrohliche da ist, gibt es was Tolles, sobald er weg ist nicht mehr, woraus irgendwann im Rahmen der operanden Konditionierung für den Hund folgt, das ehemals Bedrohliche positiv zu verbinden. 4) Daran zu denken, daß nicht nur Futter und/oder Spiel eine Belohnung sein können. Auch das Weggehen von einem Reiz oder das Weggehen des Reizes sind Lohn. Das heißt: Eine Pendelannäherung kann dem Hund sehr helfen, weil sie dieses vom Hund erwünschte Weggehen mit sich bringt und zwar mehrfach. Konkret: Du gehst mit Amy auf den Reiz zu, wenn Du merkst, daß sie nervös wird, clickerst Du und drehst um. Dieses Umdrehen ist in diesem Fall die Belohnung. Du gehst dann aber nicht wieder an den Startpunkt zurück, sondern drehst ein paar Meter, bevor Du ihn erreichen würdest, wieder um. Du gehst wieder auf den Reizauslöser zu, wenn Amy nervös wird, clickerst Du und gehst erneut von ihm weg. Und wieder gehst Du nicht ganz zurück, sondern bleibst etwas weiter vom Ausgangspunkt weg, gehst aber nach dem Umdrehen wieder etwas weiter auf den Reizauslöser zu bevor Du clickerst und durch ein neues Zurückgehen belohnst.
Zentral ist: Der Hund, der nicht mehr auf den Clicker reagiert, signalisiert damit, daß er gerade so sehr in seinen Angst- oder Aggressionsgefühlen feststeckt, daß er nicht mehr in der Lage ist, zu lernen.
Einzige Lösung: Im Training neu ansetzen und auf große Distanz mit dem Zeigen und Benennen beginnen und Begegnungen, die sich noch nicht so lösen lassen, managen. Was z.B. heißen kann, auf dem Fuß umzudrehen, den Hund notfalls auf den Arm zu nehmen oder an der Leine ein Stück zu ziehen, bis er wieder selbst laufen kann. Es ist hier unabdingbar, dafür zu sorgen, daß der Hund mit seinem alten Verhalten keinen Erfolg hat und der Mensch die Situation für ihn fühlbar kontrolliert.
Daher ist es übrigens auch, wenn irgendwie möglich, wichtig, eine Hundebegegnung nicht zu beenden, bevor der aggressive oder ängstliche Hund sein Verhalten nicht eingestellt hat. Das ist zwar nicht immer möglich, aber oft nehmen wir Menschen den Hunden den Lerneffekt dadurch, daß wir bei aggressivem Verhalten einfach nur schnell durch die Sache durch wollen. Dabei übersehen wir, daß genau dieses Weitergehen während der Hund noch aggressiv ist, für ihn Erfolg und Belohnung ist. Er weiß halt nicht, daß dieses Weitergehen und damit das Verschwinden des Reizauslösers nicht seinem Verhalten geschuldet ist.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Dankeschön, wie immer super erklärt. Die gestrige Frage habe ich auch aus aktuellem Anlaß gestellt. Ich schildere mal kurz die Situation. Wir waren im Wald unterwegs, auf einem Weg. Eine Frau kommt abseits vom Weg seitlich auf uns zu. Sie war wohl für Amy schwer zu erkennen, da sie aus Dunklen (der Wald ist recht dicht und dementsprechend finster) kam, einen langen schwarzen Mantel anhatte, und einen Hut trug. Ich sagte "schau, eine Frau", Amy guckte, ich klickerte, ich denke mal in dem Moment konnte sie nicht recht einorden, was da auf sie zukam, weil relativ dunkel, und die Gestalt immer wieder hinter den Bäumen verschwand. Sie reagierte nicht auf den Klick, bzw. erst sehr spät, sie gaffte zu dieser Person hin. Als sie dann erkennen konnte, was sich da auf uns zubewegt, holte sie sich ihr Leckerli ab, sehr verspätet halt. Die Dame ging an uns vorbei, kein Problem. Bitte nochmal für die ganz Doofen, ich brauche immer Beispiele um auch wirklich zu verstehen, worum es geht. Hätte ich in diesem Moment, wo Amy fixierte sie also zum Umdrehen auffordern sollen, um die Distanz zu vergrößern?
ich bin ja nun nicht die Fachfrau, kann also nur von unserem Vorgehen berichten:
Wenn ich Betty zur Umkehr bewegen kann oder dazu bewegen kann noch etwas mehr Abstand aufzusuchen, dann mache ich das. Bei Betty ist es aber in der Regel so, dass ich sie wegziehen müsste und das machen wir nicht. Entweder sie geht freiwillig mit (notfalls- wenn es sehr wichtig wäre, dass der Abstand größer wird wegen Gefahr - halte ich auch etwas sehr Gutes unter die Nase und hole sie damit raus) oder ich arbeite an Ort und Stelle mit ihr.
In deinem Fall hätte ich es mit einer Clickersalve versucht und die Belohnung reizvoller gestaltet, also ein paar super tolle Leckerlies gezückt. Dann noch in ruhiger Tonlage erzählen, dass da ein Mensch kommt, der einfach ein bisschen ungewöhnlich aussieht und einen Hut auf hat usw.
Aber Barbara hat da sicherlich wieder ganz tolle Erklärungen auf Lager
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle
Zitat von Wegwarte Aber Barbara hat da sicherlich wieder ganz tolle Erklärungen auf Lager
Aaargh, wer hat mir hier den Ruf ruiniert? ;-)))))))
Aaaaaaaalso: Für mich gäbe es mehrere Ansätze, gewählt je nach Hund und je nach Tagesform von Hund und Mensch.
Ansatz 1: Ich gehe mit dem Plan in den dunklen Wald, daß wenn jemand plötzlich auftaucht, ich ganz ruhig sage, "da, schau, Mensch" und dann klickere, einmal oder auch mehrmals, das käme darauf an, ob und wie der Hund sich auf das Clickergeräusch zu mir orientiert. Daß der Hund sich erst nach einer Verzögerung zu Dir orientiert, ist KEIN Problem, das ist GUT. Es heißt nämlich, daß der Hund etwas von Dir mitbekommen hat und den Konflikt, in dem er steckt (vorwärts oder rückwärts, kläffen oder nicht usw.), entschieden hat und zwar zu Deinen Gunsten. Gib Leckerchen und sei mega-stolz, die 3-Sekunden-Regel gilt hier insofern nicht, als daß der Hund zwischen Verhalten (sehen des Menschen) und Click (eigentliche Bestätigung, primärer Verstärker) keine Verzögerung erlebt hat, diese gab es erst zwischen dem primären Verstärker (Click) und dem sekundären (Futter). Da der Hund sich dazwischen aber mit genau dem Verhalten, das er jetzt WEGEN des Konfliks aus Sehen und Fluchtimpuls (oder eben Attackierimpuls) und der Bestätigung (das, was da kommt, ist gut) quasi gedanklich beschäftigt ist, macht die zeitliche Verzögerung nicht aus, der Hund wählt bzw. verursacht sie ja selbst. Dieser Ansatz ist eigentlich der beste, wenn es um den Lernerfolg geht. Denn der Hund muß eine Entscheidung treffen, und jedes Säugetier lernt dann am besten, wenn es das tun kann, selbst herausfinden, was richtig ist und was nicht.
Ansatz 2: Der einzige Haken von Ansatz 1 besteht eigentlich in genau diesem Vorteil, den ich habe, wenn der Hund zu meinen Gunsten entscheidet. Denn der Konflikt kann leicht auch zu einem anderen Ergebnis führen, was bedeuten würde, er macht ein Erfahrung mehr in punkto "altes Muster". Wenn ich mir als Mensch also nicht sehr sicher bin, daß der Hund zu meinen Gunsten bzw. zu denen des "Neuen" entscheiden wird, sollte ich ein Meideverhalten einbauen. Das heißt, ich sehe den Menschen, sage ganz schnell "schau, Mensch" und mache dann schon die leichte Bewegung weg, im Bogen um den Menschen rum, nicht weg vom Menschen, schließlich wollen wir meiden und Streß vermeiden, aber nicht flüchten.
Ansatz 3: Bei sehr ängstlichen Hunden und besonders im Wald (war auch für Ben noch eine Weile schwierig, als er an anderen Orten längst viel weiter war) würde ich erst ein Meideverhalten einleiten, d.h. bevor der Hund den Menschen sieht, gehe ich schon per Click (im schlimmsten Fall dafür, daß der Hund gerade da ist und nett guckt) und Leckerchen ein Stück weg. Erst dann, in sicherer Entfernung, drehe ich mich um und sage "Schau, Mensch", belohne das und in Folge meine oder des Menschen Annäherung, wobei ich darauf achte, die Belastung für den Hund nicht zu groß werden zu lassen, sprich ich gehe nicht sehr weit auf den Menschen zu oder lasse den nicht zu nahe kommen, sondern belohne meinen tapferen Hund an dem Punkt, an dem er sonst vielleicht ins alte Verhalten kippen würde, damit, daß wir, wenn er es soweit, wie er konnte, schon ausgehalten hat, damit, daß wir gemeinsam weg vom Reiz gehen. So zeige ich dem Hund: Ich sehe Dich, ich nehme Dich wahr, ich gehe auf Deine Bedürfnisse ein. Dieses Gefühl ist weit wichtiger, als schnell viele Trainingserfolge zu haben, die nur allzu leicht nicht wirklich tragfähig sind, weil nicht an das angemessen, was der einzelne Hund braucht und kann.
Ute B.-B. sagt nicht umsonst immer: Solange der Hund viel zu erregt ist, um zu lernen, kann ich nur klassisch konditionieren: Mensch -> Click -> Futter. Wenn das nicht möglich ist, weil Mensch zu nah, muß ich managen, das heißt hier: Den Kontakt vermeiden, bis ich gezielt unter größer werdender Ablenkung um mit mehreren Menschen "trocken" geübt habe.
Für mich das das Credo aller Hundeausbildung: Einerseits auf das eingehen, was der Vierbeiner gerade im Moment zu leisten in der Lage ist und andererseits nicht vor allem wegzulaufen, sondern daran zu arbeiten. Was wir dabei immer feststellen werden, ist wie großartige Anlagen unsere Hunde dann zeigen können, wenn wir mit ihnen und nicht über sie hinweg arbeiten.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
In Antwort auf:Aaargh, wer hat mir hier den Ruf ruiniert? ;-)))))))
Du gerade wieder selber!!
In Antwort auf:Ich halte die "Ablenkungstaktik" nicht für so gut, weil der Hund mit ihr nichts lernt, genauer, nicht lernt, den Reizauslöser eventuell auch positiv wahrnehmen zu können.
Das hatte die erste Trainerin versucht. Corazón hat es aber doch irgendwie immer geschafft zu gucken, sie hat die Augen echt bis zum Anschlag verdreht, da nutzte auch kein Halti was. Und sie hat sich dadurch nur noch viel mehr hineingesteigert.
Hab's vorhin ausprobiert Fräulein Adlerauge hatte die Hunde wieder vor mir erspäht. Aber gut, ich habe dann gesagt "Guck mal, ein Hund!" und Click. Corazón hat ich ziemlich erstaunt angeschaut. Insgesamt war sie aufmerksamer als wenn ich nur die freiwilligen Blickkontakte geclickt habe. Ich habe auch das erste mal was kaubares eingesetzt. Corazón hat zu Weihnachten Hundespaghetti geschenkt bekommen (das ist getrockneter Schweinedarm), auf dem hat sie dann herumgenagt (das andere Ende hatte ich), die Hunde (Doppelpack) waren fast Luft! Nur hat sie dann auf meinen Fingern gekaut *aua!!!*
@Steffi: Super! Das klingt richtig gut. Bei Betty sage ich alles vorher an und es tut ihr total gut. Auch wenn ich ihr die Augensalbe eingebe. "Betty, Kopf" und schon streckt sie den Kopf hin und lässt sich die Salbe geben. Früher musste sie immer gleich schlecken und den Kopf wegdrehen, jetzt weiß sie was ich mache und hat kein Problem damit. Gleiches auch beim Pfötchen abtrocknen, streicheln usw. Das ist sicherlich nicht bei jedem Vierbeiner nötig, aber für Betty ist es gold wert.
Viele Grüße von Anja ....die mit dem Fiasko-Fränzle