Ich hoffe ich bin hier richtig, wenn nicht wäre es nett, wenn man den Beitrag in die richtige Abteilung verschieben könnte.
Nachdem wir den Tag schön in der Sonne im Garten verbracht haben, habe ich jetzt endlich Zeit mein Problem mal etwas ausführlicher zu Schildern. Da wir ja momentan noch an zwei Baustellen arbeiten, splitte ich die Themen hier auch mal, sonst gibt es bestimmt ein zu großes Durcheinander.
Also, als der Dicke zu uns kam, war er ja schon fast ½ Jahr alt. Von seiner Vorgeschichte ist uns absolut nichts bekannt. Er war stürmisch, sehr temperamentvoll und energiegeladen. Aber, und das ist uns gleich beim ersten Gassigehen aufgefallen, auch extrem ängstlich. Alles draußen hat ihm Angst gemacht. Kinder waren eine der größten Gefahrenquellen für ihn, telefonierende Menschen oder das Müllauto. So könnte ich alle Alltagsgegebenheiten aufzählen. Kurz gesagt, er hatte vor allem Angst.
Das alles haben wir inzwischen beseitigt, er vertraut uns so weit, das das, was uns draußen begegnet, keinerlei Gefahr mehr darstellt. Selbst Kinder sind ihm inzwischen vollkommen egal.
Leider wurden wir in den fast 5 Jahren die wir ihn haben schon 4x von anderen Hunden richtig heftig angegriffen. Die letzte Attacke ist jetzt gute 10 Monate her und hat wieder alles aus der Bahn geworfen. Zwar kommt so langsam wieder Licht ans Ende des Tunnels, aber er war seitdem immer auf Hab-acht wenn wir unsere Wohnung verließen. Er suchte teilweise schon die Hunde draußen. Sobald er einen Hund sah, geriet er in Stress. Er hechelte, lies den anderen Hund nicht aus den Augen und wurde nervös.
Da dies ja nicht der erste Vorfall war, mussten wir jetzt einen neuen Trainingsweg suchen. Also haben wir angefangen Hundesichtungen zu belohnen. Egal wie weit weg diese waren, sobald der „Gegner“ erblickt wurde, gab es ein Superleckerli. War der Weg zu eng, wurde die Seite gewechselt, notfalls habe ich auch umgedreht. Beim Spazierengehen habe ich es mir angewöhnt das gesamte Umfeld im Blick zu haben. So erkenne ich entgegenkommende Hunde relativ früh. Der Weg, auch das aus dem Weg gehen, wird dann so gewählt als ob wir sowieso da lang wollten. Nicht das Hund merkt... oh da kommt wer also muss ich in Panik verfallen. Gott sei dank kennt mein Hund die Kommandos rechts und links und geradeaus, so das ich den Weg klar angeben kann.
Mit dieser Vorgehensweise sind wir inzwischen soweit, das wir an anderen Hunden vorbeikommen, solange der Weg breit genug. Direkte Begegnungen auf engen Bürgersteigen sind noch nicht möglich und somit vermeide ich diese Situationen. Alles was sich so auf ca. 10-15 m Distanz abspielt ist schon ok, solange er merkt das ich den Hund gesehen habe, wir den Bogen um den Hund laufen und nicht direkt darauf zu.
Das ganze dauert inzwischen schon wieder gute 10 Monate, aber ich merke wie sich mein Hund immer mehr entspannt beim Laufen. Sobald wir jetzt einen anderen Hund sehen, schaut er meistens nicht mehr auf den vermeintlichen Gegner, sondern blickt mich schon erwartungsvoll an. Es gibt immer wieder Situationen die für ihn kritisch sind, aber die wird es immer geben, und die wollen wir auch irgendwann ganz relaxt meistern.
Hunde, die ihn hinter einem Zaun anmachen interessieren ihn nicht, er weiß ja, da ist der Zaun, die kommen nicht ran. Auch wenn wir z.B vom Parkplatz ins Auslaufgebiet gehen, juckt es ihn nicht die Bohne anderen Hunden an der Leine zu begegnen.
Wir haben das Problem noch lange nicht gelöst, aber vielleicht hat ja der eine oder andere noch Möglichkeiten die wir ausprobieren können um ihm und uns Hundebegegnungen an der Leine angenehmer zu machen.
Ach ja, direkter Kontakt an der Leine zu anderen Hunden ist, bis auf zwei Ausnahmen, absolut tabu. Da sorge ich auch dafür das die anderen Hundebesitzer ihre Hunde zurückhalten.
Bei ihm ist es in den Situationen kein Machogehabe, denn im Freilauf geht er wirklich allen Auseinandersetzungen aus dem Weg. Das ist das Ergebnis von den Hundeattacken und er steht auf dem Standpunkt lieber der andere als ich.
Sorry ist doch etwas länger geworden, und sollte ich irgendetwas vergessen habe, antworte ich schnellst möglichst.
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Zitat Sobald wir jetzt einen anderen Hund sehen, schaut er meistens nicht mehr auf den vermeintlichen Gegner, sondern blickt mich schon erwartungsvoll an. Es gibt immer wieder Situationen die für ihn kritisch sind, aber die wird es immer geben, und die wollen wir auch irgendwann ganz relaxt meistern.
Das hört sich doch schon sehr gut an, er orientiert sich an dir und du gibst ihm was er braucht, Abstand. Spielt er denn auch gern? Hat er Trieb? Liebt er "Beute"? Auch das könntest du als Alternativverhalten aufbauen. Bei "Feindsichtung" darf fröhlich zerrgelnd mit Spieli und Frauchen weggerannt werden. Natürlich muß auch hier zunächst der Wohlfühlabstand stimmen.
Merle ist auch eher unsicher, geht aber auch frontal nach vorn nach dem Motto: "Angriff ist die beste Verteidigung". Seit sie gelernt hat ihr "Spieli" unterwegs oft zu tragen, kann sie besser mit dem Stress umgehen und ist etwas entspannter. Wäre das was für euch?
Spielen ist leider nicht unbedingt sein Ding. Nasenarbeit macht er gerne aber in der Situation nicht gerade einsetzbar. Ich bin ja schon froh, das er inzwischen die Frisbeescheibe mag. Apportieren ist sonst so gar nicht seine Welt. Das Spiel mit der Reizangel hingegen liebt er. Dafür ist er richtig verfressen und wenn das Superleckerli in Aussicht ist, ist das schon was. Alles andere Spielzeug wird von ihm nur geschreddert. Das ist mit seinem Spielzeug die liebste Beschäftigung.
Wie hast du Merle beigebracht ihr Spielzeug zu tragen?
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Zitat von nicodamius im Beitrag #3Spielen ist leider nicht unbedingt sein Ding. Nasenarbeit macht er gerne aber in der Situation nicht gerade einsetzbar.
Doch. :)
Üb mal "Such Lecker" mit ihm. Also in totaaal langweiliger, ruhiger Situation aufbauen, dass daraufhin ein Leckerchen ungefähr dort, wo Du hinzeigst, im Gras gefunden werden kann.
Hm, dazu solltest du auch wissen, dass sie am Anfang ein Spielzeugjunkie war. Sie war völlig drauf fixiert, gab aber nix aus sondern rannte damit weg oder schredderte es . Bälle waren besonders schlimm. Sie drehte dabei völlig hoch, war nicht mehr ansprechbar und es brauchte ewig, ehe sie danach zur Ruhe kam.
Also gab es erstmal einen Entzug und Beschäftigung nur über Nasenarbeit. Später gab es zur Belohnung Zerrgelspielzeug, aber nur kurz und an der Leine mit Unterordnung. Zwischendurch auch mal einen Dummy, aber da merkte ich schnell, dass sie lieber zerrgelte, was ich nutzte.
Es hat länger gedauert, ehe sie es getragen hat. Speziell trainiert habe ich das nicht, jedenfalls nicht bewußt. Wir haben einen Quietschkong, den sie heiß und innig liebt (alles was quietscht), den hatte ich irgendwann fast immer und überall mit dabei und bot ihn ihr einfach an. Das fand sie toll, aber wenn wir nicht damit spielten, ließ sie ihn liegen.
Irgendwann nahm sie ihn das erste Mal mit und ich lobte sie überschwenglich und belegte es gleich mit dem Signal: "Nimms mit", wartete, bis sie es ins Maul nahm. Und ab da nahm sie ihren Kong immer häufiger in die Schnut und trägt ihn nun sehr gern mit sich rum. Wird sie unsicher, kann ich das Teil seitlich greifen, sie hält es fest und so rennen wir gemeinsam fröhlich weg.
Such kennt er und kann es umsetzen. Machen wir oft im Garten und im Wald, im Wald aber nur mit Futterdummy. Denn er hat absolutes Verbot irgendetwas vom Boden außerhalb der Wohnung/Garten aufzunehmen. Auch sein Fressen muß er sich oft erarbeiten indem er es im Garten suchen muß.
Ich habe nur Angst, bei uns in unmittelbarer Wohngegend irgendetwas auf dem Boden aus zu legen. Leider gibt es hier mehr was er nicht suchen sollte als das was er suchen soll.
Wir kommen gerade von unserer letzten Runde. Irgendwie war heute Hundetreff. Aber, er hat total klasse reagiert. Jeden Richtungswechsel sofort mitgmacht und bei Hundesichtung unverzüglich auf mein Super reagiert und nur noch mich angeschaut. Da es heute einige Hunde waren, schläft er mit gesättigtem Leckerli-Bauch bestimmt ganz gut
Aber auch da war wieder eine Situation wo ich mir an den Kopf fasse. Eine Dame mit irgendetwas kleinem. Wir gehen extra schon außenrum, und sehen sie leider an der nächsten Treppe wieder. Wir unten, sie oben. Der Hund bleibt stehen und fixiert extrem an langer, gespannter Flexileine. Von ihr kam nur der Kommentar: Aber meine Süße du brauchst doch keine Angst zu haben. So etwas erschwert einem das Training ungemein.
@guste1970 ein Quitschi haben wir auch. Den legt er aber nur hin und drückt ganz vorsichtig mit der Nase bis er endlich quitscht.
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Zitat ein Quitschi haben wir auch. Den legt er aber nur hin und drückt ganz vorsichtig mit der Nase bis er endlich quitscht
Dann ist es ihm wohl eher unheimlich. Aber ob er nun wirklich keinen Beutetrieb hat, läßt sich so über das Forum nicht beurteilen, vielleicht findet sich ja doch noch was.... Aber Katharina hat recht, auch Nasenarbeit geht gut für unterwegs.
Allerdings scheint dein Dicker dir recht gut zu folgen, mit rechts, links, das ist schon super, wenn ich das mal so formulieren darf. Ich habe da trotz vorherigem Hund mit Merle im Urschleim angefangen.
Sorry das ich erst jetzt antworte, aber bei dem Wetter sind wir immer im Garten und kommen erst Abends wieder nach Hause.
zu den Fragen.
Unheimlich ist das Quitschie nicht, er liebt es abgöttisch. Und zwar am allerliebsten wenn wir fernsehen. Er schläft sogar damit. Er ist damit nur unsäglich vorsichtig. Das ist das einzigste Spielzeug welches er mit Ehrfurcht behandelt. Als das erste kaputt ging, lag er eine ganze Stunde davor und hat immer und immer wieder mit der Nase gegen gestupst. Als nichts mehr passierte war er total depriemiert. Seitdem habe ich immer einige in Reserve versteckt.
Mit dem folgen klappt es eigentlich wirklich ganz gut. Sämtliche gängigen Befehle kennt er und setzt sie zu 95 % sofort um ( es gibt auch Ausnahmen, vorallem wenn Wasser in der Nähe ist). Das ist nicht das Problem. Wenn ich aber Sekunden zu spät reagiere haben wir die Suppe, aber halt nur zu Hause und an der Leine. Gott sei Dank kann ich ihn in der jeweiligen Situation auch schon ganz gut einschätzen, so das ich weiß ob es Ärger geben könnte oder nicht. Trotzden hängen dann 40 KG knurrend in der Leine.
Clickern tue ich nicht. Wir hatten es mal angefangen, aber irgendwie komme ich damit nicht so klar. Wir haben unser Top Wort und das kommt genau so schnell wie der Klick und dann weiß er Bescheid.
Von Futterhand habe ich noch nichts gehört, was ist das?
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Nicodamius-Silke: Das hört sich doch alles schon sehr gut an. Ich wollte, bei uns wären Hundebegnungen möglich!
Liebe Grüße Andy mit Ina
Wenn ich die ganzen Geschichten hier lese, komme ich mir mit meinem Problemchen so klein vor
Aber für mich ist es ein "Riesenproblem", ständig immer und überall (zumindestens bei den heimatlichen Gassirunden) damit rechnen zu müssen das irgendetwas vorfällt, auch wenn zig Begegnungen glatt liefen. Ich weiß, das auch viel unser Verhalten dazu beiträgt. Aus diesem Grunde geht mein Mann auch schon nicht mehr mit ihm alleine raus. Er hat einfach zu viel Respekt, da es ihn einmal auch ganz ordentlich erwischt hat. Und das merkt der Hund sofort.
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Hast du schon von dem Geschirrgriff gehört? Langsam Schritt für Schritt aufgebaut hilft es manchmal Ausraster abzubrechen wenn der Hund nicht meiden will. Futterhand meint ne Hand vonn Futter vor die Schnüss halten wenn der Reiz eigentlich zu nah ist. Dann lässt sich evtl. doch Distanz aufbauen.
Es grüßt Maresa mit König Kovu und Strahlebub Jacky im Herzen
Das mit der Futterhand habe ich mir so in etwa gedacht. Ist die Situation aus dem Ruder gelaufen, nützt auch das leckerste in der Hand nichts mehr, dann ist Ende. Dann sieht und hört er nichts mehr. Das ist aber nur in sehr seltenen Fällen, z.b bei seinem Erzfeind so, dazu aber später mehr.
Den Begriff Geschirrgriff habe ich hier das erste mal gelesen, werde mich mal intensiver damit beschäftigen um zu sehen ob das was für uns wäre. Seit längerer Zeit läuft er ja nur noch mit Halsband, da ich im Geschirr nicht die geringste Chance habe.
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Die Kombination Geschirr und Halsband halte ich für eine gute Sache. Zum Einen kannst Du ihn wirklich am Geschirr greifen, da hat man ihn viel besser im Griff als mit einer Leine - wenn es positiv aufgebaut wird, verleiht es dem Hund Sicherheit und kann ihn beruhigen. Und trotzdem hast Du zur Sicherheit noch das Halsband. Ich hab seit Neuestem für Lumpi eine verstellbare 3-Meter-Leine, die ich mit je einem Karabiner am Halsband und am Geschirr einknipse. Ich führe ihn also am Geschirr, habe aber das Halsband als "Rückfalllösung".
Clicker kannst Du Dir ja nochmal überlegen. Wenn Hunde gesprochenes Wort hören, nehmen sie an Informationsgehalt nicht nur die Bedeutung des Wortes auf. Sie interpretieren auch die Tonlage, unsere Stimmung, Aufregung etc. und reagieren darauf. Das dauert länger und kann eben auch bewirken, dass sie durch unsere Aufregung eben nicgt ruhig reagieren können. Der Clicker klingt immer gleich und neutral. Ich habe Beides, Clicker und unser Superwort. Am Clicker kann man sich prima "festhalten", Clicker automatisiert sich auch bei einem selber. Das Wort benutze ich, wenn ich den Clicker mal nicht rechtzeitig erwische, eher aber noch, wenn ich sicher bin, dass ich es ruhig und entspannt aussprechen kann.
Viele liebe Grüße Frau T.mit Lumpi,Mo undNils __________________________________________________________________________
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin
ich habe gerade mal alles durchgesucht was ich finden konnte zu dem Geschirrgriff.
Das habe ich mir gerade eben zu meinem nächsten Ziel gesetzt. Mal sehen, vielleicht gibt es dafür ja sogar ein neues hübsches Geschirr.
Halsband und Geschirr kombiniert ist meistens auch mit der doppelten Leine verbunden. Eine oben eine unten. Vielleicht setze ich das Clickertraining dann ja doch noch fort. Larry hat ganz schnell begriffen um was es da ging, aber ich bin damit überfordert, ich bin mit dem Mund schneller als mit der Hand.
LG aus Berlin Silke und die Mimose Larry, sowie Jule hinter der Regenbogenbrücke
Bei uns war der Aufbau des Geschirrgriffs ein Durchbruch. Vorher hatten wir das Gefühl Minas Toben hilflos ausgesetzt zu sein (und man kann Begegnungen nun mal nicht immer weiträumig umgehen). Der Geschirrgriff gab auch uns viel Sicherheit sie zumindest kurz unterbrechen zu können, um dann zu ihr durchdringen zu können.
Wir haben zusätzlich zum Clicker noch ein gesprochenes Markersignal (genauso aufgebaut wie der Clicker). Aber in extremem Situationen dringt der Clicker besser zu Mina durch.
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Liebe Grüße von Karina und der Minamaus
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. [Søren Kierkegaard]