Es ist an der Zeit mal etwas konkretes über Dulce zu schreiben. Ihr habt ja schon eine Menge mitbekommen... wie sie zu uns kam, die Überlegungen ob sie bleibt und vorallem wie sie so ist. Ich habe Dulce als sehr verängstigte, unsichere, ruhige Hündin kennen gelernt. Ein Strohhalm für mich war immer ihre Neugierde. Ich bin der Auffassung, dass wenn sie neugierig ist, wir schon alles in den Griff bekommen werden. Sie lebte lange in einer spanischen Tötungsstation, daher glaubte ich anfangs, sie würde nur einfach gar nichts kennen. Teilweise ist das bestimmt auch richtig. Autos und alles was so auf den Straßen ist, machte ihr anfangs große Angst. Einen großen Fortschritt diesbezüglich erreichten wir ganz einfach. Ich setzte mich ca. eine halbe Stunde zu ihr in den Kofferraum, wo wir gemeinsam unsere Hauptstrasse beobachteten. Diese Idee kam ganz zufällig, wir parkten auf dem Seitenstreifen, Frank brachte unsere beiden nach oben. Ich wartete mit ihr, da sie zu diesem Zeitpunkt noch aus Panik ständig aus dem Geschirr abhaute. Wir wollten sie lieber gemeinsam aus dem Auto holen. Dann gibt es noch unsere Brücke. Die liegt direkt auf dem Weg zu unserem Wald. Die Brücke ist eine richtige Hürde für ängstliche Hunde, da sich dort alles tummelt, was auf deutschen Strassen so vorkommt. Straßenbahn, Bus, LKW, unmengen Autos. Hinzu kommt dass auf dem Gehweg ständig Radfahrer, Jogger, Walker, Kinder, andere Hunde... sind. Dulce geht sehr gern in den Wald... also muss sie auch täglich mehrfach über eben diese Brücke. Sie meistert diese mittlerweile mit Bravour! Desensibilisierung pur, aber immer mit einem Erfolgserlebnis (toller Spaziergang Hinweg - Futter Rückweg) im Anschluss.
Leider hat sich das alles noch nicht auf fremde Strassen übertragen. Beim letzten Versuch war sie wieder ganz die Alte. Völlige Panik, nicht ansprechbar, Fluchtversuch. Wir bleiben dran. Aber ganz in Ruhe. Jetzt wo sie unsere Straßen gelassen hinnimmt werden wir in den nächsten Tagen nochmals in unbekanntem Gebiet probieren. Ich bin sicher, wir schaffen das!
Leider haben wir so einige Baustellen... mehr dazu aber später.
das klingt doch schon toll! Es ist ein mühsamer Weg, die Gelassenheit weiter auszubauen, aber ich bin sicher, irgendwann kippt die generelle Angst.
Mein Tipp: Führe ein Tagebuch, in dem Du Dulces Verhalten und auch Art und Umfang der Desensibilisierungsübungen einträgst. Das Zurückblättern hat nach einer Weile einen sehr mutmachenden Effekt.
Ich weiß jetzt nicht, welcher Deiner Hunde Dulce ist. Vielleicht lohnt sich der Kauf eines speziellen Windhundgeschirrs, das weiter hinten am Körper gechlossen wird und somit ausbruchsicher ist.
Ich habe mich für ein sog. ausbruchssichers Geschirr entschieden. Es sieht zwar aus wie eine Zwangsjacke, aber es hilft ungemein. Kannst Du Dir hier ansehen: http://www.aggressionshund-forum.de/t901...ist-hier-7.html bin durch Zufall darauf gestoßen, als ich ihr ein Windhundgeschirr machen lassen wollte. Die nette Dame verwies mich auf dieses, es ist noch ein Stück sicherer.
Das mit dem Tagebuch ist eine tolle Idee! Ich werde mal die Werdegänge meiner drei aufschreiben... einfach für schlechte Tage, oder meine Enkel
Hallo zusammen, @ Essener Rudel dran bleiben. Lass Dich nicht entmutigen von Rückschlägen. Klar ist es nicht einfach ,damit zu leben. Jedoch schätze ich Dich als tuffe Frau ein ( deshalb auch Steh - Auf Frau ) die so manche Lebenslagen gemeistert hat. Also, Kopf hoch und durch.....auch wenn es nur ein kleines Stück ist,das Du Deinem Zeil näher kommst....auch wenn der Hund nicht ganz perfekt wird,wie Du es Dir vorstellst.....Ich kann hier an dieser Stell nur Mut machen. .....deshalb auch Mut-mach-Forum..... wo gibts das denn heute schon.....für Hunde und auch für Menschen.
..in den ersten Tagen ,Wochen , Monaten mit meiner Dame habe ich immer Halsband und Geschirr angelegt.Ausbruchgefahr...pur. So schnell konntest Du nicht schauen wie diese Hunde sich aus dem Geschirr winden, schlangengleich, mit Bocksprüngen ,winden nach rechts und links sogar mit eingesprungenem Rittberger ..rücklings. Bis heute trägt sie Beides. Jedoch heute kann ich sie problemlos nur am Geschirr führen. Dein jetziges Geschirr halte ich für sehr zweckmäßig.
Ja super so! Es ist meist ein langer aber spannender Weg und wenn Du Deinen Hund desens. ist es eben noch nicht generalisiert. Das heisst; neuer Ort neuer Kontext, aber das weisst Du sicher selbst.
Zitat von GreyloveHallo zusammen, @ Essener Rudel auch wenn der Hund nicht ganz perfekt wird,wie Du es Dir vorstellst.....
wenn ich ehrlich bin stelle ich sie mir gar nicht vor. Da sagst Du was... ich weiß noch gar nicht wo ich hin will mit ihr. Sie soll ihre Angst verlieren, der Rest kommt wohl ganz von allein. Ach ja, sie soll bitte aufhören alles Eßbare zu klauen, was irgendwo rumliegt... z.B. Paolos Abendbrot
Im Ernst, sie kam ja als Pflegi und da habe ich mir bisher noch nie Gedanken drüber gemacht. Agility ist wohl was für sie... sie kletter über alles und hat offensichtlich Spass daran, aber damit lassen wir uns erstmal ganz, ganz viel Zeit.
Was mich an ihren Ausbruchskünsten so sprachlos macht ist, dass sie in Bruchteilen von Sekunden, ohne großen Aufwand aus dem Geschirr kam... hab ich noch nie erlebt. Wie von Zauberhand.
naja, man muss einfach alles nur für sich zu nutzen wissen Ich schicke die Hunde jetzt täglich in Paolos Zimmer... sie holen sämtliche Joghurt-Becher, Apfelreste etc. heraus. Da muss ich mir gar keine Sorgen mehr machen und wir werden die Pubertät gut überstehen. Ein Streitpunkt weniger
Hallo alle zusammen, @ Essener Rudel diese Verfressenheit ist ein gutes Mittel zum trainieren.Habe ich mir auch immer zu Nutze gemacht. Das Verhalten ist auch ,denke ich für einen Südländer nicht untypisch. ....und auch Windis haben diesen Charkterzug...
ihre Verfressenheit endet leider an der Schwelle der Angst. Aber wir arbeiten dran... selber Backen, Futtertube... jetzt habe Pansen bestellt... aber ganz tief in mir weiß ich, dass sie sich erst die Zeit zum Fressen nimmt, wenn unser Vertrauen mindestens 98% erreicht hat. Das wird noch etwas dauern.... sie ist halt kein Labbi
Aber es wird immer etwas besser, von Tag zu Tag. Es ist langwierig, aufwändig... aber ich vertraue auf die Zeit! In einem Jahr sieht die Welt ganz anders aus!
Was mich an ihrer Angst so bedrückt ist einfach, dass ihr so verdammt viel dadurch entgeht! Sie kann so ausgelassen sein... jedes kleine Spiel bringt uns unserem Ziel wieder näher!
Zitat von Veradas klingt doch schon toll! Es ist ein mühsamer Weg, die Gelassenheit weiter auszubauen, aber ich bin sicher, irgendwann kippt die generelle Angst.
Ich bin ja an solchen Punkten immer sehr vorsichtig: Klar, die Angst, wenn es wirklich Angst ist, sollte mensch gemeinsam mit hund "angehen". Aber: Ich glaube nicht, daß Dulce wirklich Angst hat. Ich glaube, sie ist unsicher und muß (unter Führung eines sicheren Menschen) "einfach" vieles kennenlernen, um aus dem Impuls wegrennen zu wollen (was ich in ihrem Fall eben "nur" als extendiertes Meiden sehen würde) in einen bleiben zu können, münden zu lassen.
Ein Impuls, sich rausnehmen zu wollen, kippen zu wollen - das würde ich allerdings für das falsche Ziel halten. Wenn man überlegt, daß man beim wirklich aggressiven Hund, der dies aus Angst ist, ein wichtiges Trainingsziel bereits erreicht hat, wenn man zurück zur Angst kommen kann, weil die dann nämlich deutlich besser (und ungefährlicher) therapierbar ist, gerade weil diese Hunde eben noch flüchten/meiden wollen, sollte man doch immer noch mal genau hingucken, was man da "kippen" will, denke ich. Zumal viel Aggressionsverhalten eben genau daraus entsteht, daß Menschen Hunden ebenjenes Meidenwollen "abgewöhnen" oder es eben (u.a. durch das Vorbeizerren von Hunden an angsteinflößenden Reizen an Leinen) durch Zwang verhindern, statt es sich für ein Training zunutze zu machen.
In Antwort auf: Mein Tipp: Führe ein Tagebuch, in dem Du Dulces Verhalten und auch Art und Umfang der Desensibilisierungsübungen einträgst. Das Zurückblättern hat nach einer Weile einen sehr mutmachenden Effekt.
Die Idee mit dem Tagebuch ist wirklich sehr gut. Wenn ich heute auf die HP gucke und sehe, was in den letzten Monaten mit Ben alles passiert ist, schüttele ich immer noch oft ungläubig den Kopf, sehe aber auch wieder viel realistischer, was er alles schon erreicht hat, wenn ich mich gerade über eine -kicher- normal hundliche "Macke" ärgere. :-)
Ich guckte kürzlich alte Mails durch - meine Kommunikation mit der Frau von der Tierhilfe, die vor Bens Ankunft und in den ersten Wochen danach stattfand. Unglaublich, was damals so gesagt wurde, was ich wahrnahm (genauer, falsch sah ;-)) und wie sich daraus Dinge entwickelten. Hat sich echt gelohnt. :-)
Zitat von EssenerRudel Das mit dem Tagebuch ist eine tolle Idee! Ich werde mal die Werdegänge meiner drei aufschreiben... einfach für schlechte Tage, oder meine Enkel
Heh. Nicht für Enkel oder schlechte Tage (wer ist das, kenn ich die?) - hier und für uns. Bitte. :-)
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)