Barbara? Wo würdest du denn Campino einordnen? Mein Gefühl sagt mir, dass er eher Richtung Pepe geht oder ist es doch schon eher wie bei Ola? Allerdings akzeptiert Campino ja auch nach einiger Zeit den Besuch nicht. Mit Hilfe des Clickers geht es ja, aber ohne wurde sein Verhalten ja immer eher schlimmer als besser im Laufe des Besuchs.
Eher in Richtung Ola, mit einer Tendenz zu territorialem Verhalten, das Ola meinem Dafürhalten nach so nicht zeigt. Vor allem ist Campino einerseits sehr ängstlich, glaubt aber andererseits, einen Job machen zu müssen. Dabei ist Campino eher offensiv aggressiv, Ola komplett defensiv, erst, wenn sie massivst bedrängt wird, geht sie nach vorne. Campinos Reizschwelle ist da deutlich niedriger, was ihn wiederum mit Pepe verbindet. Nur, daß der über sowas wie "einen Job machen" gar nicht nachdenkt, er ist einfach am Leben als solchem viel zu überfordert, das ist bei Campino längst nicht so ausgeprägt.
Im Grunde muß man sagen: Drei Hunde, drei Individuen, die man eigentlich nicht miteinander vergleichen kann und auch nicht sollte.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Danke Barbara! Ich weiß ja, dass jeder Hund sehr individuell ist und handelt. Aber als ich hier so gelesen hab, wollte ich Campino einfach ganz gern einordnen. Weil Frau T. schrieb, dass der eine Hund eigentlich gern gut Freund mit allen Menschen sein will und der andere eben nicht. Campino will, denke ich, auch gerne gut Freund mit allen sein. Aber die territorialen Aspekte kommen definitiv dazwischen. Wer will sich schon mit Eindringlingen anfreunden? Draußen ist er ja auch viel leichter zu händeln.
Tja, Merle mag fremde Menschen nur dann sofort, wenn ein Hund daneben sitzt oder es eine gewisse ist. Und obwohl sie unsicher ist, geht sie nach vorn. Den Zusammenhang musste ich auch erst begreifen. Ich mache solche Zusammenführungen eigentlich immer im Garten, auch bei Minusgraden, wenn irgendwie möglich. Merle kommt in die Küche und kann von dort aus sehen, wie ich den Besuch auf den Hof lasse.
Der Besuch setzt sich hin, bekommt Anweisungen (Hund nicht anschauen, nicht ansprechen und nicht anfassen) plus die Erklärung dazu. Ich finde es wichtig, dass der Besuch weiß, WARUM er sich so verhalten soll. Merle wird sofort ruhiger und deutlich entspannter, wenn sie schnüffelnd kennen lernen darf, ohne sich bedroht oder taxiert zu fühlen.
Und dabei fällt mir ein, auch Steffi (mit Pinchen) mochte sie sofort, obwohl kein weiterer Hund beim kennen lernen dabei war. Steffi hat uns vor ihrem Haus begrüßt und selbst mich verblüfft. Sie machte sich klein (ja noch kleiner) und hielt, den Blick abgewandt, Leckerlies hoch. Völlig ruhig und Merle hat sie sofort aktzeptiert.
Aber zurück, der Besuch sitzt und ich gehe zu Merle in die Küche. Nehme Clicker und Leckerlie, hab anfangs gewartet, bis sie ruhiger ist, jetzt geht sie schon erwartungsvoll wedelnd allein ins "sitz", auf Signal darf sie flitzen und ich mit hinterher.
Ohne Leine in ihrem Fall, an der Leine ist sie dann viel unsicherer und nervöser. Beim ersten Besucher, dem sie ein Spieli auf den Schoß legt, gibt es Party und es darf vorsichtig und kontrolliert gespielt werden (ausser bei meiner Mutter). Nur anfassen bleibt tabu. Sie ist bei Versuchen sofort ausgewichen und ich will, dass der Besuch stets was ganz tolles ist.
Besucher, welche mir erzählen wollen, ich müsse der Chef beim Hund sein, kommen bei mir nicht ins Haus, bzw nicht mit Merle in Kontakt. Für uns klappt das gut, aber ich denke auch, das dies abhängig vom jeweiligen Hund ist.
Naja, Silke, das Zentrale in Eurem Fall ist wirklich, daß DU der Chef bist. Und zwar: ein GUTER Chef. Also keiner, der sich als solcher aufspielt. Aber: Du zeigst Deinem Hund, daß DU regelst, AUCH den Besuch. Daher muß sie "den Job" nicht machen, zu regeln, zu hüten, zu kontrollieren, aufzupassen. Ich halte das übrigens bei jedem Besuchstraining für unabdingbar, daß nicht nur der Hund geregelt/gemanagt wird, sondern vor allem der Hund sieht, daß mensch auch den Besuch im Griff hat.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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Hundebesitzer mag Campino auch lieber als Nichthundebesitzer. Wenn der Hund dabei ist sowieso. Ohne Hund liegt es vermutlich auch einfach am hundegerechterem Verhalten der Menschen. Die andere Sorte Mensch, mit der Campino ganz gut klar kommt sind Menschen, die Hunde nicht so mögen und deshalb überhaupt kein Bedürfnis haben ihn anzufassen. Sie ignorieren den Hund und er ignoriert dann sie. Die meisten Frauen mag Campino sowieso. Aber wie gesagt, kommt immer wieder der territoriale Aspekt hinzu und dann mag Campino fast niemanden.
Schön, dass du mit Merle so einen guten Weg gefunden hast! Da sind wir leider noch nicht so ganz. Aber wir kriegen eben auch echt selten Besuch. Die Taktik von uns ist aber recht ähnlich.
Tja, nur wie Barbara gerade geschrieben hat, ein guter Chef sein, das muss ich wohl noch lernen. Das liegt mir einfach nicht, aber ich arbeite daran! Nach wie vor fällt es mir schwer andere Menschen komplett zu kontrollieren. Aber auch das ist schon besser geworden.
Zitat von MajkaTja, nur wie Barbara gerade geschrieben hat, ein guter Chef sein, das muss ich wohl noch lernen. Das liegt mir einfach nicht, ...
Das stimmt nicht ganz. Bei den Kindern BIST Du es. Und Campino ist auch nur ein großes Kind.
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Das musste ich mir in den 1 1/2 Jahren hier in der Wohngruppe aber auch schwer erarbeiten. In der ersten Zeit war es der Horror, weil die Kinder mir auf der Nase rumgetanzt sind und mir in Konfliktsituation auch mehrfach an den Kopf warfen, dass sie auf mich ja schonmal gar nicht hören würden. Heute habe ich ein wesentlich bestimmteres Auftreten und falte die Kinder auch schonmal ordentlich zusammen, wenn sie es zu weit treiben. Neue Kinder haben wesentlich mehr Respekt vor mir als die, die mich noch von damals kennen. Bei Campino kann ein kurzer Anranzer auch Wunder wirken. Aber eben nur, wenn er sich bewusst fehl verhält. Ich muss mich da einfach noch besser reinfinden, wann Strenge und wann Verständnis gefragt ist. Als ich hier ankam, oder eher kurz davor, war ich sehr streng und es ging komplett nach hinten los. Zur Zeit bin ich zu lasch, denke ich. In Sachen aggressives Verhalten machen wir große Fortschritte. Ansonsten hört er aber eher schlechter und überdreht immer öfter. Nun liegt es an mir den richtigen Mittelweg zu finden und es nicht einfach auf die Pubertät zu schieben.