Zitat So könnt ihr erstmal Trockenübungen machen - ist doch auch nicht schlecht, oder???
Für ein erfolgreiches Training sogar unerlässlich, man könnte es auch als Pflichtübung bezeichnen.
Liebe Grüsse Kerstin
------------------------------------------------- Der Gedanke "Wie belohne ich meinen Hund für richtiges Verhalten?" zeichnet die Qualität der Ausbildung aus, nicht der über Bestrafung. (Edgar Scherkl)
Zitat von FUCHSHat hier jemand Erfahrung mit jagdbegeisterten Junghunden?
Da kann ich nur ganz laut HIER rufen...
Jasper ist gut zwei Jahre alt, ein Husky-Pointer-irgendwas Mix und ein begeisterter Jäger. Du hast ja schon gute Tips zur Impulskontrolle bekommen. Mit Impulskontrollübungen, Humor, Schleppleine und Geduld sind wir gerade dabei einen Fuss in die Tür zu bekommen.
Ausgangspunkt war, das Jasper bei Wildsichtung, egal ob Hasen, Rehe, Vögel, Eichhörnchen, Katzen usw. total ausgeflippt ist. Er war regelrecht weggetreten, null ansprechbar, und da er an der Leine am Hetzen gehindert war, nur am bellen, fiepsen und mit Karacho immer und immer wieder in die Leine zu brettern. Bei knapp 30 Kilo Hund auch für uns eine Belastungsprobe.
An Anti-Jagd-Training war nicht zu denken, erstmal haben wir die Basics trocken und einzeln geübt. Einerseits Impulskontrolle mit Futter, Spielzeug und allen anderen möglichen Reizen. Zuerst im Haus, dann im Garten, dann in reizarmer Umgebung usw. Andererseits haben wir den Grundgehorsam geübt, vor allen Dingen Sitz und den Rückruf. Dabei haben wir darauf geachtet, dass Jasper einfach nur Spass bei diesen Übungen hatte, so dass sie nie langweilig werden. Variabel belohnt, auch mal ausser der Reihe super tolle Belohnungen verteilt, immer mal wieder eine eine Überraschung hervorgezaubert. So darf er eben auch mal ohne Impulskontrolle seinem Dummy hinterher oder ähnliche Dinge.
Zu Beginn hat Jasper auch kein Futter geschweige denn ein Spielzeug unterwegs toll gefunden - aber steter Stropfen hölt den Stein... Was uns ein ganzes Stück weitergebracht hat, war bzw. ist der Futterdummy. Am Anfang fand er ihn auch total blöd und langweilig, mittlerweile liebt er dieses Teil heiß und innig. Der Dummy ist mit Nassfutter befüllt, was Jasper sonst nieeeee bekommt. Mit dem Dummy haben wir dann angefangen die einzelnen Elemente zu verbinden. Als Beispiel: Jasper ist im Sitz, der Dummy fliegt durch die Luft, erst auf Freigabe darf er hinterher, dann haben wir angefangen Jasper auf dem Weg zum Dummy abzurufen, abzulegen, abzusetzten usw. Die Möglichkeiten sind fast grenzenlos! Und das wichtigste, wir haben immer gute Laune und Spass verbreitet. Beim Nicht-Jagen ist man so von der freiwilligen Mitarbeit des Hundes abhängig, da geht nix mit Druck oder ähnlichem. Zumindest ist es bei Jasper so.
Nachdem Jasper also prinzipiell in der Lage war, draussen bei geringer Ablenkung mit seiner Aufmerksamkeit bei uns zu bleiben, haben wir die Ablenkung etwas gesteigert und unsere Spiele in der Nähe von einem Gebüsch gemacht, dann in Gebieten mit Wild. Vor eins/zwei Monaten haben wir angefangen, bewusst Wiesen mit hoher Hasenpopulation aufzusuchen, also erstmal nicht direkt die Wiese, wo alle Hasen sitzen, sondern ein, zwei Felder weiter weg. Das ging im Winter halt ganz gut, da wir wussten, wo die Futterstellen waren, dann konnnte man das ungefähr abschätzen. Zeitgleich haben wir das Abrufen von Vögeln geübt - und bei Erfolg immer so richtig tolle und auch teilweise wilde Partys gefeiert, wo Nina und ich nur noch so mit Leckerlis, dem Dummy, einem Stöckchen oder irgendwas anderem rumgeschmissen haben, Jasper das Zeug erstmal hemmungslos hetzen durfte und wir ihn nach dem rumgetobe dann auch immer runtergefahren haben. Mit Entspannungswort, Futtertube lecken und ähnlichen ruhigen Aktivitäten. Den Ort des Geschehens, ob nun nach erfolgreichem Rückruf oder reingebrettere in die Schlepp haben wir nie aufgeregt verlassen. Die Aufregung sollte nicht hängen bleiben, sondern das entspannte miteinander. Und Jasper war jetzt für Ewigkeiten so gut wie immer an der Schlepp, damit uns ein erneuter Hetzerfolg nicht zurückwirft.
Bei Vogel- und Hasensichtung gabs erst ein Sitz und danach ein Umdrehen, da in so einer Situation der Rückruf noch nicht funzte, als Jasper anfing, sich nach dem Sitz schon zu uns zu orientieren, gabs erst ein Sitz, dann den Rückruf und mittlerweile kommt gleich der Rückruf. Wir sind echt in mini-Schritten vor gegangen und seit kurzem läßt Jasper sich auch von wegflitzenden Hasen abrufen - noch nicht wirklich sicher, aber es wird.
Puh, ist echt ewig geworden, vielleicht kannst du dir ja das ein oder andere herausfischen...
-------------------------------------------------------------------- Liebe Grüße, Esther mit Jasper
"Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Ernesto Che Guevara
Dem kann man nur noch wenig hinzufügen. Was uns noch geholfen hat, war ganz am Anfang das clickern des Vorstehens, das dadurch länger und intensiver wurde. Einfach damit man etwas mehr Reaktionszeit bekommt.
Neben dem Üben mit dem Futterbeutel ist auch die Reizangel sehr brauchbar. Außerdem ein schnelles Sitz in allen erdenklichen Lebenslagen.
Ich hab nochmal ein Video, das die anderen schon kennen, bei myvideo eingestellt, wo Teile des Trainings auf einem normalen Spaziergang zu sehen sind (die Weihnachtsmütze gehört nicht dazu ). Du kannst sehen, wie sie immer auf das Feld schielt, wo das Wild an manchen Tagen auftaucht und wo es lecker danach riecht. Ist sie nicht so aufgeregt, schnüffelt sie auch ganz normal am Wegesrand usw. Aber da laufen wir in der Sequenz Impulskontrolle 3 gerade auf das Feld zu, wo sie am aller- allerliebsten jagen gehen würde. Ließe ich sie drüber rasen, könnte sie da sicher den einen oder anderen Hasen auftun: [edit: Link in der Videorubrik, da sie nicht öffentlich ist Impulskontrolle]
Das, was du da siehst, ist der Stand nach 2 Jahren intensiven Trainings. Vögel schaffen wir inzwischen ganz gut, Rehe gehen, wenn ich sie rechtzeitig sehe, aber bei Hasen würde ich immer noch nicht meine Hand ins Feuer legen, dass sie sitzen bleibt, bis die Leine dran ist. Deshalb auch jetzt noch sehr oft mit der Schleppleine, weil wir hier einfach mitten im Wildgebiet wohnen (die Rehe kommen bis an den Gartenzaun).
Was wir auch teilweise gemacht haben, war Wild gezielt angucken gehen (da gibts hier einen Thread über Reh-TV), aber das ist nichts für den Anfang und man muss damit auch aufpassen, damit man nicht das Gegenteil erreicht.
Ein weiterer Aspekt ist, dass ich bei Kira echt ziemlich pienzig auf den Radius achte. Ein Hund, der auf 5m zuverlässig ins Sitz geht, macht das nicht automatisch auch auf 20m- und man müsste 15m weiter laufen, bis die Leine dran wäre. Also muss sie in meinem direkten Einflussbereich bleiben. Das klappt immer besser, aber auch noch nicht immer.
Wildes Herumtoben leisten wir uns nur an der Schleppleine, denn beim Toben ist die Selbstbeherrschung gelockert und aus dem Toben heraus einem Hasen hinterher schießen macht großen Spaß.