Hallo! Nachdem ich alle Beiträge in diesem Thread gelesen hatte, habe ich noch mal zum ersten Beitrag geschaut, ob er am 1. April geschrieben worden ist! War er nicht. Also gehe ich davon aus, diese Calming Caps gibt es tatsächlich?! Und ich dachte, ich würde alle Hilfsmittel aus der Hundeausbildung schon kennen...! Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, ob und wie das wirken soll! Wenn die Arbeit damit wirklich ernst gemeint ist, wäre ich für weitere Berichte echt dankbar! Liebe Grüße Josi
Die Dinger gibt es a) wirklich und b) sind sie wirklich nicht schlecht. Mag sein, daß sie albern aussehen, aber seit wann spielt das eine Rolle, wenn es dem Hund letztlich hilft?
Ich kenne die calming cap durch ein Seminar der Verhaltenstherapeutin Ute Blaschke-Berthold. Es ging da speziell um aggressive Hunde, in diesem Fall Hunde, die aus Angst aggressives Verhalten zeigen.
Sie erzählte von den Caps, und alle waren zunächst sehr skeptisch. Nachdem sie berichtet hatte, wie und mit welchem Erfolg sie die Dinger einsetzt (dokumentiert durch sehr spannendes und zumindest für mich überzeugendes Filmmaterial), dachten fast alle darüber anders.
Ich fand zu Beginn auch, daß die Caps blöd aussehen. Dann erzählte sie, daß sie während ihrer Seminare immer wieder Hunde erlebt, deren Erregungsniveau so hoch ist, daß sie allein aus Überforderung aggressiv reagieren. Allein, weil sie mit der Unmenge der Umweltreize, die auf sie einströmen, nicht klarkommen, können sie nichts aufnehmen, sich auf nichts einlassen, erklärte sie. Und berichtete, wie diese Vierbeiner mit der Calming Cap schlicht einen Teil der überflutenden Reize ausblenden und sich so überhaupt ihrer Umgebung öffnen konnten.
Ich denke, wir kennen das alle (ich jedenfalls schon): Es reden von allen Seiten Leute auf uns ein, der Verkehr lärmt, überall dudeln Radios oder Fernseher, und dann kommt einer und macht uns blöd an. Was tun wir? Wir pöbeln zurück. Hätten nicht von allen Seiten Leute auf uns eingeredet, hätten wir den Rest ertragen und auf den einen gelassener reagieren können.
Ein Hund wie Jacky leidet furchtbar darunter, daß alles um ihn rum bedrohlich ist. Verena hatte bisher ungeheure Probleme damit, ihm beizubringen, daß a) und b) und c) und d) und e) eigentlich gar nichts Schlimmes sind. Wenn sie jetzt a) und b) und c) und d) ausblenden kann und an e) arbeiten kann, bis er weiß, aha, das ist wirklich keine Bedrohung, dann wäre sie einen riesigen Schritt weiter. Und wenn ihr und Jacky dabei eine Calming Cap helfen könnte, dann wäre mir persönlich völlig egal, ob das albern aussieht oder was andere darüber denken, der Erfolg ist das einzige, woran ich solche Hilfsmittel, die den Hund nicht quälen und ihm nicht wehtun (ich wage mal am Vorhandensein eines persönlichen Modebewußtseins beim Hund zu zweifeln ;-)), messen würde. Und ich denke: Wegwerfen kann sie das Dings immer noch, wenn es halt nichts bringt.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
@Verena: Nimmt du die Calming Cap noch? Wie sind jetzt deine Erfahrungen damit? Es scheint ja genau gerade auf Jacky zu passen.
@Barbara: Meinst du, dass ist auch was für Archy? Sein aggressives Verhalten ist ja nicht so richtig geklärt, ob Angstverhalten oder einfach Oberpöbler, der sich als Mega-Chef sieht.
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
Margit: Hast Du denn das Gefühl, daß sein Verhalten durch eine Überforderung an Umweltreizen zu erklären ist? Ich hatte bisher immer den Eindruck, daß er ein in sich eigentlich "starker" Hund ist, der miese Erfahrungen gemacht hat, aber mit seiner Umwelt sonst ganz gut klarkommt.
Wie reagiert er auf Dinge in seiner Umwelt, die er vorher nicht kannte? Wie reagiert er unter Streß, also wie äußert sich Streß bei ihm? Ich denke generell, auf einen Versuch käme es an, wenn es was bringt, dann sofort, und Ute Blaschke-Berthold erzählte damals, eine lange Gewöhnungsphase bzw. ein Auftrainieren sei bei den meisten Hunden nicht nötig gewesen, die Seminar-Hunde hätten das Ding sofort gut angenommen und wären einfach ruhiger gewesen.
Übrigens dazu eine Beitrag in eigener Sache: Ben ist insbesondere beim TA auch heute noch sehr aggressiv, einfach weil ihn ein Fremder zwangs-anfassen will/muß. Beim letzten TA-Besuch riet mir der TA, ich solle Ben das noch sehen könnende Auge mal zuhalten. Das tat ich, so war Ben fast blind (er sieht dann nur noch Schatten/Bewegungen auf dem linken, der TA stand aber rechts und Bens Kopf lag an meiner Brust, so daß er de fakto nichts mehr sah), und siehe da, er wurde tatsächlich spürbar ruhiger.
Viele Grüße Barbara mit Ritter Parcifal, Prince Maddox und Sir Lancelot sowie in ewiger Verbundenheit mit Malibub Athos, Seelenbub Ben, Spitzbub Ilias, Lausbub Seppl und 'dame de coeur' Lupa (G'lupa de la Noire Alliance)
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"Just a generation ago if you went near a dog when he was eating and the dog growled, somebody would say, 'Don't go near the dog when he's eating!, what are you crazy?' Now the dog gets euthanized. Back then, dogs were allowed to say, NO. Dogs are not allowed to say no anymore...They can't get freaked out, they can't be afraid, they can never signal 'I'd rather not.' We don't have any kind of nuance with regard to dogs expressing that they are uncomfortable, afraid, angry, or in pain, worried, or upset. If the dog is anything other than completely sunny and goofy every second, he goes from a nice dog to an 'AGGRESSIVE' dog." (Jean Donaldson)
Zitat von Elektrain Hund wie Jacky leidet furchtbar darunter, daß alles um ihn rum bedrohlich ist. Verena hatte bisher ungeheure Probleme damit, ihm beizubringen, daß a) und b) und c) und d) und e) eigentlich gar nichts Schlimmes sind. Wenn sie jetzt a) und b) und c) und d) ausblenden kann und an e) arbeiten kann, bis er weiß, aha, das ist wirklich keine Bedrohung, dann wäre sie einen riesigen Schritt weiter. Und wenn ihr und Jacky dabei eine Calming Cap helfen könnte, dann wäre mir persönlich völlig egal, ob das albern aussieht oder was andere darüber denken, der Erfolg ist das einzige, woran ich solche Hilfsmittel, die den Hund nicht quälen und ihm nicht wehtun (ich wage mal am Vorhandensein eines persönlichen Modebewußtseins beim Hund zu zweifeln ;-)), messen würde. Und ich denke: Wegwerfen kann sie das Dings immer noch, wenn es halt nichts bringt.
Genau richtig! Deshalb habe ich die Calming Cap auch bestellt! Allerdings soll sie ohne Klickern nur mit beruhigenden Worten auftrainiert werden. Im wahren Leben sieht es dann immer etwas anders aus, Jacky versucht sich das Ding immer abzustreifen, wie soll ich da mit beruhigenden Worten anfangen? Mit Leckerli habe ich beim Halti schon Wochen, Maulkorb Monate, gebracht, deshalb habe ich bisher das Käppi immer nur mal kurz übergestreift. Und,......natürlich steht das Wohl meines Hundes im Vordergrund und obwohl ich modebewusst bin ;-) setzte ich mich problemlos über die Kommentare anderer Menschen hinweg, bin ich bin schon beruflich mit auffälligen Menschen im Alltag unterwegs und bin einiges gewöhnt da komm es auf einen merkwürdig gewandeten Hund auch nicht mehr drauf an, nur, das ist nicht nur eine kleine Auffälligkeit! Ein Hund mit einer blauen Kappe über dem Kopf, das wird für Jacky zum Spiessrutenlaufen, weil mich jeder, wirklich jeder Mensch hier aus der Umgebung fragen wird was ich denn bloß mit dem Hund vorhabe, sieht nämlich etwas nach blauer Henkersmütze aus,...und ob das dann nicht zu einer Reizüberflutung führen wird? Ich benötige sie momentan auch nicht unbedingt weil wir Fortschritte machen. Meine Trainerin betrachtet die Kappe etwas skeptisch, ist aber nicht abgeneigt sich eines Besseren belehren zu lassen. Ich kann´s ja noch einmal (euch zuliebe) ausprobieren und berichten! Liebe Grüße von Verena
Zitat von ElektraMargit: Hast Du denn das Gefühl, daß sein Verhalten durch eine Überforderung an Umweltreizen zu erklären ist? Ich hatte bisher immer den Eindruck, daß er ein in sich eigentlich "starker" Hund ist, der miese Erfahrungen gemacht hat, aber mit seiner Umwelt sonst ganz gut klarkommt.
Er kommt im Freien (die Betonung liegt auf: im Freien) mit neuen Dingen nicht besonders gut klar. Auf bekannten Wegen fühlt er sich, wenn nicht gerade vorher 50 Hunde Spuren hinterlassen haben, wohl.
In Antwort auf:
Wie reagiert er auf Dinge in seiner Umwelt, die er vorher nicht kannte? Wie reagiert er unter Streß, also wie äußert sich Streß bei ihm?
Es zeigen sich verschiedene Stufen der Reaktion bei ihm:
Stufe 1: Das kenne ich, da fühle ich mich wohl: Er geht voraus (meistens habe ich eine Schleppleine on 4.5 m am Gürtel befestigt), schaut sich gelegentlich nach mir um und hat zu 90 % die Nase am Boden.
Stufe 2: Das ist mir nicht so ganz geheuer, aber es ist noch nichts Aufregendes: Typisch kleines Nachbardorf, wenig Menschen, Tiere und Autos: Er geht fast die ganze Zeit bei Fuss und schaut nach mir immer wieder rückversichernd. Da bekommt er dann auch öfters ein Guetzelie. Verlassen wir das Dorf, geht er wieder weiter vor mir wie auf Stufe 1.
Stufe 3: Das sind neue Wege, neue Gerüche, neue Geräusche: Ich war heute mit ihm am Waldrand unterwegs ausserhalb der Nachbarkleinstadt mit kürzerer Leine. Dort sind mehr Autos unterwegs (wir waren aber nicht direkt neben der Stasse), da gibt es Glockengeläute, Menschen laufen in der Ferne vorbei. Wir waren also nicht mittendrin, sondern nur am Rand des Geschehens. Archy war vom ersten Moment an nervös. Zieht mehr an der Leine. (Ich bleibe dann immer stehen, er gibt dann meistens sofort nach und kommt im Bogen zu mir). Blickt gehetzter, hat weniger die Nase am Boden. Oder hat nur noch die Nase am Boden, weil vor ihm ein Hund hingepieselt hat. Ist schlechter ansprechbar und schaut nicht oft nach mir. Interessanterweise: auf einem Parallelweg ca. 60 m entfernt lief ein anderer Hund entgegen. Archy ist nicht in die Leine gesprungen, hat immer nur mal kurz geschaut, obwohl er so nervös war durch die neue Umgebung. Leider konnte ich nicht "schönfüttern", Archy hat vor Aufregung gar nichts nehmen mögen. Gegen Ende des Spaziergangs (ging max. 30 min) hat er dann doch leicht rotiert, also sich mehr in die Leine gehängt.
Stufe 4: Archy in der Stadt: Wir waren erst einmal mit ihm ein einer Stadt und sind mit ihm durch ein Wohngebiet gelaufen, in den ein bisschen mehr los war. Er war so nervös, dass er nicht mal pieseln konnte.
In Antwort auf:Übrigens dazu eine Beitrag in eigener Sache: Ben ist insbesondere beim TA auch heute noch sehr aggressiv, einfach weil ihn ein Fremder zwangs-anfassen will/muß. Beim letzten TA-Besuch riet mir der TA, ich solle Ben das noch sehen könnende Auge mal zuhalten. Das tat ich, so war Ben fast blind (er sieht dann nur noch Schatten/Bewegungen auf dem linken, der TA stand aber rechts und Bens Kopf lag an meiner Brust, so daß er de fakto nichts mehr sah), und siehe da, er wurde tatsächlich spürbar ruhiger.
Bei Vögeln bedeckt man ja auch die Augen zur Beruhigung, warum soll das dann nicht auch bei Hunden helfen.
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
In Antwort auf:Stufe 2: Das ist mir nicht so ganz geheuer, aber es ist noch nichts Aufregendes: Typisch kleines Nachbardorf, wenig Menschen, Tiere und Autos: Er geht fast die ganze Zeit bei Fuss und schaut nach mir immer wieder rückversichernd. Da bekommt er dann auch öfters ein Guetzelie. Verlassen wir das Dorf, geht er wieder weiter vor mir wie auf Stufe 1.
Ausnutzen! Er bietet von sich aus Verhalten an (hier: Fuß-Gehen), freudig mit Markerwort belegen. Einfacher gehts nicht.
Wie setze ich das Markerwort am besten? (Ich weiss, wieder mal eine wenig intelligente Frage, aber ich nutz das jetzt schamlos aus ).
Bei Benji sagte ich beim Guetzelie geben immer: disi site (diese seite). Es hat geklappt, ich weiss aber gar nicht, ob das so richtig war und Archy das so richtig verknüpfen kann.
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
Hallo Margit, das hört sich tatsächlich nach ähnlichen Problemen an. Der Unterschied ist nur das Du gute Möglichkeiten hast ihn langsam an die Umwelt zu gewöhnen. Deshalb wirst Du eine Calming Cap garnicht unbedingt benötigen, ....wenn sie das verspricht was man mir erzählt ;-) Das Archy von sich aus "Fuß" anbietet ist klasse, schaue doch ob Du ihn immer wieder einmal an die Reize heranführen kannst das wird ihn insgesamt sicherer machen. Ich habe das definitiv nicht hinbekommen weil Jacky leider hier sofort Angst bekam wenn er vor die Haustür tritt, ich musste deshalb das Training ändern und er muss sich jetzt total meiner Person orientieren und durch seine Ängste durch. Ich finde das sehr schade, ganz einfach weil Du mit der anderen Methode wesentlich grundsätzlicher an den Ängsten arbeiten kannst. Das ist zwar langwierig aber tiefgehender. Auf dem Land habe ich da wesentlich bessere Möglichkeiten, ein alter Bauer hält an,.. zum Schnack, ein Wagen fährt vorbei im Tempo 30 und das auch alle paar Stunden einmal, die Dorfhunde benehmen sich auch alle recht eigenwillig, da fällt Jacky nicht ins Gewicht. Ich merke wie gut das desensibilisieren dort möglich wäre, obwohl er auch dort Angst hat auf die Straße zu gehen aber wesentlich abgemilderter weil nicht zu viele Außenreize da sind. Leider ist dann der Kontrast zur Großstadt sehr groß, insgesamt wird es aber minimal besser. Du hast super Bedingungen, deshalb bin ich sicher das Du das mit Archy hinbekommst dann wird er auch nicht mehr auf alles Vierbeinige losstürzen müssen. Liebe Grüße von Verena
Genau, Verena, so sehe ich das auch. Nicht zuletzt dank meinem netten Hundesitter, der da voll mitspielt habe ich so gute Gelegenheit Archy langsam an alles ranzuführen und trotzdem gelegentlich mit der Family was zu unternehmen.
Mein Mann zieht auch auf seine Weise mit. Er sucht nur Ausflüge und Ferien, die Archy-verträglich sind.
Viele Grüsse
Margit
LG Margit mit Archy __________________________________________________________________________________
Es gibt keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen. (Fridtjof Nansen)
In Antwort auf: Wie setze ich das Markerwort am besten? (Ich weiss, wieder mal eine wenig intelligente Frage, aber ich nutz das jetzt schamlos aus ).
Bei Benji sagte ich beim Guetzelie geben immer: disi site (diese seite). Es hat geklappt, ich weiss aber gar nicht, ob das so richtig war und Archy das so richtig verknüpfen kann.
Genau so
Er bietet sein Verhalten an, du belegst es genau in diesem Moment mit einem Wort. Sollte er verknüpfen können.
Hallo Margit, habe noch was vergesssen, Ja, ich klickere Jacky auch, aber leider nicht so effektiv wie ich es mir wünsche, da ich Probleme mit meinen Händen habe. Habe zusätzlich ein "Superwort" (Supi) auftrainiert, damit funktioniert es ebenfalls sehr gut und ich bin etwas flexibler. In kritischen Situationen bin ich mit dem Klicker zu langsam (so merkwürdig sich das anhört ;-) L.G. Verena